Die Söhne und Enkel Albrechts II. Albrecht III. König in Schweden (1379 - 1412)

Ihm folgten seine Söhne Heinrich III. und Magnus I. Ersterer, schon bei seines Vaters Lebzeiten als trefflicher Seemann berühmt, erwarb durch unerbittliche Strenge gegen die beutelustigen Raubritter den ehrenden Beinamen: ,,der Henker“, starb aber schon 1383 mit Hinterlassung eines Sohnes, des vorhin gedachten dänischen Titelkönigs Albrecht IV., der aber auch schon 1388, als sich ihm nach dem 1387 erfolgten Tode Oluffs neue Aussichten eröffnet hatten, seinem Vater in die Ewigkeit folgte. Auch Magnus starb schon 1385.

König Albrecht hatte bereits, seit dem Tode seiner Brüder, tätigen Anteil an der Regierung Mecklenburgs genommen, jetzt fiel ihm die Vormundschaft über den unmündigen Johann V., Magnus I. Sohne, zu. Er kam persönlich nach Mecklenburg, züchtigte die Überhand nehmenden Raubritter durch Zerstörung ihrer Vesten (Schorssow, Gömlow, Preensberg, Prüzen, Raden), besuchte einen Hansetag zu Lübeck, hielt ein Turnier in Wismar, und richtete mit den Nachbarfürsten und der dänischen Margarethe einen Landfrieden auf.


Leider ward aber sein Verhältnis zu dieser Königin, der Semiramis des Nordens, wie man sie genannt, bald gespannter als je. Ihre Aufreizungen des missvergnügten schwedischen Adels, dessen Abneigung sich Albrecht durch Domainenreduktionen, welche die Finanznot erheischte, und durch Bevorzugung seiner Landsleute zugezogen, so wie Albrechts unaufgegebene Ansprüche an die dänische Krone — denn er achtete die seines Neffen als auf sich vererbt — entflammten den verborgenen Zunder des gegenseitigen Hasses endlich zur offenen Kriegserklärung. In der Ebene von Falkjöping in Westgothland trafen beider Heere auf einander am 24sten Febr. 1389; eine der blutigsten Schlachten in der schwedischen Kriegsgeschichte wurde geschlagen. Sie ging für Albrecht, der zu kühn vordrang, verloren; ihn selbst führte sein Unstern mit seinem Sohne Erich und seinen stargardischen Vettern Ulrich und Rudolf (Bischofe zu Skara) und den Grafen von Holstein und Ruppin in die Gewalt seiner erbittertsten Feindin; der Kerker von Lindholm in Schonen nahm ihn auf; der größte Teil des Reichs fiel in die Hände der Dänen.

Vergeblich waren alle Unterhandlungen zu seiner Befreiung; ohne Erfolg blieben die großen 1390 und 1391 vom Herzog Johann zu Stargard, der nunmehr die vormundschaftliche Regierung in Schwerin führte, mit treuer Unterstützung des ganzen Landes und der Hansestädte, deren Freundschaft für Albrecht unerschütterlich war, veranstalteten Rüstungen. Albrechts Fesseln blieben ungelöset, Schweden unerobert; nur Stockholm, wo eine starke mecklenburgische Besatzung lag, einige Festungen und Gottland leisteten den Siegern erfolgreichen Widerstand.

Nun traten, das belagerte Stockholm mit Lebensmitteln zu versorgen, kühne Seefahrer in die Schranken, beutelustige Kaperkapitäne, von ihrer vorwändlichen Bestimmung, Vitalier, geheißen. Bald beherrschten diese Flibustier des Nordens die Meere, und fügten durch verwegene und glückliche Handstreiche dem dänischen und norwegischen Handel die empfindlichsten Verluste zu; Rostock und Wismar öffneten ihnen ihre Häfen, und bereicherten sich dadurch. Aber mit dem Glücke wuchs der Übermut und die Zügellosigkeit der Vitalier; bald achteten sie keine Flagge mehr, plünderten Feind und Freund ohne Unterschied, so dass die Hansa endlich die ernstlichsten Drohungen gegen die sie beschützenden Städte anwenden musste, sollte wieder Sicherheit herrschen in des Meeres spurlosen Pfaden. Inzwischen beschleunigten diese Kapereien mehr denn alles Andre den Abschluss des Friedens, der 1393 zu Lindholm unterzeichnet ward. Albrecht erhielt durch denselben samt seinem Sohne Erich, gegen Bürgschaft der Hansa und des preußischen Hochmeistertums, seine Freiheit auf 3 Jahre, nach deren Verlauf er sich entweder wieder zur Haft stellen, oder 60.000 Lüb. Mark Silb. zahlen, oder aber Stockholm übergeben sollte.

König Albrecht kehrte nun nach 6jähriger Gefangenschaft nach Mecklenburg zurück, und nahm seinen Sitz zu Gadebusch. Noch vor Ablauf der drei Jahre starb 1397 zu Wisby sein einziger Sohn Erich. Damit verlor der schwedische Thron seine größten Reize für ihn; er entsagte daher 1398, unter Vorbehalt des königlichen Titels, dieser Krone (welche Margarethe durch die berühmte Calmarsche Union mit den beiden andern nordischen Reichen verband) und verkaufte Gottland und Wisby an den deutschen Orden.

Fortan mit seinem 1395 volljährig gewordenen Brudersohn Johann V. auf Mecklenburg beschränkt, fand König Albrecht dennoch in diesem engern Wirkungskreise reichlich Gelegenheit, seine landesherrliche Tätigkeit auszuüben. Die mehrjährige Abwesenheit der Regenten, die lange Dauer des Kriegszustandes hatten Unordnung und Willkür begünstigt, das wilde Treiben der Vitalienbrüder Keime der Gesetzlosigkeit und Ungebundenheit in die Seestädte gesät, deren Früchte sich bald in unruhigen Volksbewegungen zeigten. Mit Mäßigung und Weisheit wusste jedoch Albrecht durch kräftige Maßregeln den Geist der Anarchie zu beschwören. Dass aber, durch die von Lübeck durch den Delvenowkanal eröffnete Schifffahrt auf der Stecknitz, Wismar des bisher so einträglichen Handels mit Lüneburger Salz nach dem Norden meist beraubt wurde, konnte er nicht hindern. Er starb, 17 Jahre nach seiner Thronentsagung, zu Gadebusch, 1412, mit Hinterlassung eines in einer zweiten Ehe gezeugten Sohnes, Albrecht V.