Einfluss der verzinslichen Wertpapiere auf den Wechselkurs

Jedem Geschäftsmann ist bekannt, dass die Barsendungen nach dem Wechselkurs sich richten und dass der Wechselkurs von dem Warenverkauf abhängt. Bei dem gegenwärtigen Börsenverkehr sind aber die Sicherheitspapiere Waren, welche von Börse zu Börse in den größten Summen übertragen werden, so dass auf den Wechselkurs häufig die den Sicherheitspapieren entsprechenden Kapitalien einen größeren Einfluss ausüben, als die übrigen Waren. Es muss zwischen Geld und Ware streng unterschieden werden, und das Kapital ist Ware, wenn es nicht in Geld umgesetzt ist. Das in Geld umgesetzte Kapital hört auf Ware zu sein, weil es weder Gewinn noch Verlust erfahren kann. Nach diesen einfachen Gesetzen richtet sich der Wechselkurs, das Geld mag in Papier oder in Metall bestehen, wie die von Tooke aufgeführten zahlreichen Beispiele über günstige Wechselkurse bei kleinen Barvorräten und die Kursbewegungen der Wiener Börse hinreichend beweisen. In England sind die Noten der Bank von England gesetzliches Zahlungsmittel oder Geld und es besteht Zwangskurs wie in Österreich. Der wesentliche Unterschied besteht nur darin, dass in England die Noten mit dem Metallgeld gleichen Wert haben, was von dem Wechselkurs herrührt, welcher sich von dem Goldpari nicht weiter entfernt, als bei vollständiger Metallwährung, während in Österreich der Wechselkurs um so viel von pari differiert, als das Agio von Silber und Gold beträgt, wodurch die Metalle zur Ware werden und nur die Banknoten als gesetzliches Zahlungsmittel oder Geld zirkulieren. Der von den Papiermännern aufgestellte Grundsatz, dass der Verkehr nicht mehr Banknoten aufnehme, als erfordert werden, ist vollkommen richtig, indem kein Geschäftsmann mehr unverzinsliche Kapitalien behält, als durchaus nöthig sind, diese Kapitalien mögen in Metall oder in Banknoten oder Staatspapiergeld bestehen, es ist aber für die Barzahlungen der Wechselkurs gegenüber von den auswärtigen Börsen entscheidend und ein Passivum in der Handelsbilanz kann nur mit Waren oder Metall oder verzinslichen Wertpapieren ausgeglichen werden, nicht aber mit Banknoten, deren Deckung auf Wechselbriefen beruht, weil diese mit der Verfallzeit aufhören, Werthpapiere zu repräsentieren, und Tür die Banknoten die Grundlage fehlt, wenn sie nicht durch neue Wechselbriefe ersetzt werden. Die besten Wechselbriefe sind nur Zahlungsversprechungen und müssen zur Verfallzeit mit Geld oder Waren gedeckt werden, wie Promessen auf Aktienunternehmungen, deren Einzahlung auf den Verfalltermin erfolgen muss. Es müssen bereits erworbene Kapitalien vorhanden sein, um die Deckung anzuschaffen, mag diese nun in Waren oder in verzinslichen Wertpapieren bestehen. Es ist eine gefährliche, wiewohl weit verbreitete Täuschung, als ob durch den Kredit Kapitalien geschaffen werden können, und der persönliche Kredit, welchen die industriellen Autoritäten bei Ausstellung von Wechseln und von Promessen gegenüber von dem Publikum in Anspruch nehmen, führt auf die gefährlichsten Katastrophen, da ein Falliment leicht zehn andere hervorruft, wie die Beispiele der neusten Zeit beweisen. Die mit reichen Kapitalien ausgestatteten Geldmänner, deren Wechsel unbedingtes Vertrauen genießen und auch verdienen, wenn sie Deckung in verkäuflichen Waren und Wertpapieren besitzen, sind die eifrigsten Anhänger der Peelsakte, wie sich in den letzten Jahren nicht nur im Parlament, sondern auch bei verschiedenen Meetings gegen dieselbe gezeigt hat. Wie in so vielen Dingen hat der praktische Sinn der Engländer die Geldtheorie der Papiermänner überflügelt, und wir wollen versuchen, die Gründe der in den größeren Handelsstaaten von Zeit zu Zeit eintretenden Geldkrisen aufzufinden.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geld und Kapital