Die günstigste Kapitalbeschaffung geschieht durch Staatspapiere

Bedarf ein Land in einer für Unternehmungen aller Art günstigen Periode mehr Kapitalien, als während dieser Periode Kapitalien erspart oder erworben worden sind, so müssen fremde Kapitalien aus den benachbarten Marktgebieten gegen Verzinsung herbeigezogen werden, und die Aufgabe der Börse jedes Marktgebietes ist, diese auf die wohlfeilste Weise beizuschaffen. Sind in einem Marktgebiete die Naturkräfte und die Gewerbtätigkeit vorhanden, so wird der Inländer die hohen Zinse von industriellen Unternehmungen selbst verdienen und es ist volkswirtschaftlich gerechtfertigt, die erforderlichen Kapitalien zu den niedrigsten Zinsen aus dem Auslande zu beziehen, wozu bei den europäischen Staaten die Staatspapiere im ausgedehntesten Maße Gelegenheit bieten. Um aber den Staatspapieren den ausgedehntesten Markt zu sichern, muss dafür gesorgt werden, dass sie auf den Börsen gekauft und verkauft werden und zu diesem Zweck nach ihrem Kurse notiert werden. Dieser wird auch bei vollständigem Vertrauen in die Einhaltung der Zahlungsversprechungen wechseln, so wie der Zinsfuß fällt oder steigt, oder auf einem Marktgebiet Überfluss oder Mangel an Kapitalien sich zeigt.

Man hat die Staatspapiere desshalb als Deckung für Banknoten ungeeignet erklärt, weil ihr Kurs sich ändert, es ist aber bei allen Kapitalien die Rente, welche den Wert bestimmt, und diese ist bei Staatspapieren gesichert, so lange die Staatsverwaltung selbst gesichert ist, mit ihrer Auflösung ist aber auch jeder andere Besitz in Frage gestellt. Wenn Kriege den Kurs der Staatspapiere drücken, weil neue Anleihen in der Regel erfordert werden, so sind sie dagegen dadurch nicht wertlos, vielmehr hat jeder Staat während eines Kriegs die Aufgabe, seinen Kredit zu erhalten, was nur durch richtige Bezahlung der Zinse geschehen kann, aber auch seine Wirksamkeit nicht verfehlt, wie der Kurs der russischen Obligationen in England und der englischen Obligationen in Russland während des letzten Kriegs überzeugend dartut.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Geld und Kapital