Beschneidung

Der ungemein alte Gebrauch der Beschneidung, besteht noch in dem größten Teil Asiens. Bei den Hebräern musste sie acht Tage nach der Geburt geschehen. In der Türkei nimmt man sie nicht vor dem siebenten oder achten Jahr vor, und oft wartet man bis ins elfte und zwölfte. In den Maldivischen Inseln beschneidet man die Kinder im siebenten Jahre, und badet sie während sechs bis sieben Stunden vor der Verrichtung im Meere, damit ihre Haut zarter und weicher wird. Die Israeliten bedienten sich eines steinern Messers, die Mahomedaner aber eines eisernen, oder eines Scheermessers.

Man glaubt, die Türken und viele andere Völker, bei denen die Beschneidung in Gebrauch ist, würden eine gar zu lange Vorhaut bekommen, wenn man sie nicht abschnitte.


Reisebeschreiber versichern, sie hätten in den Mesopotamischen und Arabischen Wüsten längst des Tigers und Euphrats viele kleine Arabische Knaben gesehen, deren Vorhaut so lang gewesen, dass sie glaubten, ohne die Beschneidung würden diese Völker zur Zeugung untüchtig sein.

Die Beschneidung der Mädchen ist eine andere Art von Beschneidung. Sie wird in einigen Ländern von Arabien und Persien gleichfalls beobachtet. Aber diese Völker beschneiden die Mädchen erst, wenn sie das Alter der Mannbarkeit überschritten haben, weil zuvor nichts Überflüssiges bei ihnen ist. In andern Gegenden geschieht das Wachstum der Wasserlefzen an dem weiblichen Geburtsteile schneller, und ist bei gewissen Völkern, als am Flusse Banim, so allgemein, dass sie die Mädchen alle, sowohl als die Knaben, acht oder vierzehn Tage nach der Geburt beschneiden. Diese Beschneidung der Mädchens ist auch in Afrika sehr alt, denn Herodot erwähnt sie als eine Gewohnheit der Äthiopier.

Der Hauptnutzen, welchen die Beschneidung in denen heißen Ländern hat, ist unstreitig die Reinlichkeit und Vorbeugung mancherlei krankhaften Zufälle an den Geburtsteilen. Diesen Nutzen bestimmt Philo, wenn er sagt: „Die Beschneidung beugt einer sehr schmerzhaften und schwer zu heilenden Krankheit vor, die man vermutlich von dem brennenden Schmerz Carbunkel nennt, und der die Unbeschnitten, mehr unterworfen sind. Der zweite Nutzen ist die Reinlichkeit.“ Diese Stelle des Philo bekommt noch mehr Licht, wenn man dasjenige dazu nimmt, was Niebuhr über diesen Gegenstand schreibt. Er sagt: „die Beschneidung ist denen, welche sich in heißen Ländern nicht fleißig waschen, gewiss sehr nützlich. So versicherte mich der Arzt der Engländer zu Halep, dass sich in den heißem Ländern mehrere Feuchtigkeiten unter der Eichel sammeln, und einer meiner Freunde in Indien hatte eine Art von Beulen unter der Eichel bekommen, welches nicht so leicht zu befürchten gewesen sein würde, wenn er beschnitten gewesen wäre.“ So weit Niebuhr.

Philo glaubt, dass sie noch einen Nutzen habe, indem sie zur Fruchtbarkeit des Beischlafes beitrage. Allein dass die beschnittenen Völker die zahlreichsten und fruchtbarsten sind, ist wenigstens aus der Geschichte nicht erweislich — noch jetzt sind die Länder der beschnittenen Muselmänner gegen unser unbeschnittenes Deutschland Einöden, ob sie gleich weder durch den Krieg, noch durch die Auswanderung so viel verlieren.

Man hat geglaubt, die Beschneidung habe einen moralischen Nutzen, indem sie die Selbstbefleckung verhüte. Allein dass die Beschneidung gegen dieses Laster nicht sichere, erhellt daher, weil einige größere Arten von Affen der Onanie bis zur Raserei ergeben sind, ohnerachtet sie von Natur beschnitten sind — weil man in jüdischen Büchern so viel von eigentlichen Manustuprationen liest, woraus erhellet, dass sie also auch bei Beschnittenen möglich und nicht schmerzhaft sein müsse. Dieses wird noch mehr bestätigt durch das Zeugnis des berühmten Herrn D. Herz, an Herrn D. Vogel, wo dieser schreibt: „Das Bloßliegen der Rute und deren Reibung an der Kleidung ließe sogar einen stärkern und öfteren Reiz, so wie die vorsetzliche Reibung, da sie unmittelbar geschieht, eine leichtere Bewerkstelligung erwarten — Auch habe er leider! jüdische Kranke genug gehabt, die durch dieses Jugendlaster ihren Körper siech gemacht, und unheilbare Krämpfe und männliches Unvermögen auf ihre ganze Lebenszeit sich zugezogen.“ So weit Herz.