Geburt, Hochzeit und Tod

Beiträge zur vergleichenden Volkskunde
Autor: Samter, Ernst Dr. (1868-1926) deutsch-jüdischer Philologe und Religionswissenschaftler, Erscheinungsjahr: 1911
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Geburt, Hochzeit, Tod, Volkskunde, Volksglauben, Volksdenken, Bräuche, Geburtsbrauch, Hochzeitsbrauch, Totenbrauch, Totenriten, Entbindung, Dämonen, Geister
Inhaltsverzeichnis
    Vorwort
  1. Das Niederlegen des Kindes
  2. Erschwerung der Entbindung durch Dämonen
  3. Abwehrriten bei Geburt, Hochzeit und Tod
  4. Geistervertreibung durch Lärmen. Abschütteln der Geister
  5. Fackel und Kerze
  6. Feuer und Wasser als Hindernis für die Geister
  7. Kleidertausch
  8. Die falsche Braut. — Namensänderung
  9. Nacktheit
  10. Das Lösen der Knoten und Haare
  11. Das Verbot des Schlafes. Das Verhängen der Spiegel
  12. Die Türschwelle
  13. Das Verbot des Umsehens
  14. Das Salz
  15. Das Aufhalten des Hochzeitszuges
  16. Opfer bei Geburt und Hochzeit
  17. Blut- und Haaropfer. — Rote Farbe
  18. Schuhopfer
  19. Spuren von Seelenkult bei Geburt und Hochzeit
Vorwort.

Der Name „vergleichende Volkskunde“ als Bezeichnung einer Wissenschaft ist noch nicht allgemein durchgedrungen. Aber mit Recht hat Albrecht Dieterich gemahnt, dass wir den Mut haben sollen, von vergleichender Volkskunde zu reden, wenn wir wissen, dass die Elemente des Volksglaubens und Volksdenkens nur in genau derselben Weise zu untersuchen sind wie die Elemente der Sprache. Die Sprachforschung hat ihre großen Erfolge als vergleichende Wissenschaft errungen, ihr notwendiges Gegenstück zur Erforschung von Glaube und Brauch ist die vergleichende Volkskunde. Zur Lösung der großen Aufgaben, die diese Wissenschaft stellt, soll das vorliegende Buch einen kleinen Beitrag liefern. Geburts-, Hochzeits- und Totenbräuche bilden den Gegenstand meiner Untersuchungen. Ursprünglich war es meine Absicht, die Totenriten in weiterem Umfange zu behandeln, allein um der Einheitlichkeit des Buches willen schien es mir doch zweckmäßiger, hier nur diejenigen Totenbräuche aufzunehmen, die zur Erläuterung von Hochzeits- und Geburtsriten dienen, alle anderen aber einem eigenen Buche vorzubehalten, das ich später zu veröffentlichen hoffe.

Wesentliche Förderung verdanken meine Studien dem Kgl. Preußischen Unterrichtsministerium. Durch die von diesem gewährte Unterstützung wurde es mir möglich, für die Zeit von Ostern 1908 bis Ostern 1909 eine Herabsetzung meiner Unterrichtstätigkeit auf die Hälfte der wöchentlichen Stundenzahl zu erlangen und so Zeit zu umfangreicherer wissenschaftlicher Arbeit zu gewinnen. Auch an dieser Stelle spreche ich dafür meinen herzlichsten Dank aus.

In dem Wintersemester, dessen Beginn bevorsteht, sind gerade 20 Jahre vergangen, seit ich Hermann Diels’ Kolleg über griechische Religion hörte. In diesem Kolleg erfuhr ich zum ersten Male etwas von der Bedeutung der Volkskunde für das Verständnis der antiken Religion und empfing damit die Anregung, die für mein wissenschaftliches Arbeiten bestimmend geworden ist. In dankbarer Erinnerung an jenes Semester vor 20 Jahren widme ich heute meinem verehrten Lehrer dieses Buch aus dem Gebiete der vergleichenden Volkskunde.

Berlin, den 2. Oktober 1910.

Dr. Ernst Samter

Tafel I. Marmorgruppe aus Sparta

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Tafel II. 1-3 Hochzeitszug. Rotfigurige Vase im Athener Nationalmuseum

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Tafel III. Perseus und Andromeda. Terrakottarelief im Berliner Museum

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Auf dem Weg zur Taufe

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