Fritz von UHDE 1848-1911 Sein Leben und seine Kunst

Des Meisters Gemälde in 285 Abbildungen
Autor: Herausgeber: Hans Rosenhagen 1858-1943 deutscher Kunsthistoriker, Erscheinungsjahr: 1908

Exemplar in der Bibliothek ansehen/leihen
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Fritz von Uhde, Maler, Grafiker, Offizier, Künstler, Doppelleben, Kunst,
Es mag den Anschein eines Wagnisses haben, einen unter „die Modernen“ zählenden, noch am Leben befindlichen Künstler der Öffentlichkeit in dieser Sammlung als einen „Klassiker“ und damit als ebenbürtigen Genossen der größten Meister aller Zeiten vorzustellen. An Gründen dafür, dass es unmöglich sei, die Bedeutung eines der Gegenwart noch angehörenden Künstlers jenseits der zeitlichen Befangenheit klar zu erkennen und richtig einzuschätzen, ist allerdings kein Mangel. Aber haben diese Gründe wirklich für alle Fälle Gültigkeit? Ist es so ganz ausgeschlossen, den Wert von künstlerischen Leistungen, die unter den Augen des lebenden Geschlechts entstanden sind, mit Zuverlässigkeit zu bestimmen? Welch ein beschämendes Zeugnis für den Kulturzustand von heute würde darin liegen, müsste man diese Frage mit „Ja“ beantworten. Die zeitliche Befangenheit ist nie so groß, dass man nicht bis zu einem gewissen Grade unterscheiden könnte, ob ein Künstler die Bedeutung in seiner Zeit verschiedenen zufälligen, gerade ihm günstigen Umständen verdankt, oder ob jene auf Eigenschaften beruht, die ihn über diese Zeit, als einen starken Künder ihres Wesens, hinausheben. Und man unterscheidet nicht nur man fühlt auch, ob ein Künstler Angelerntes und Zurechtgemachtes oder ob er Selbstempfundenes und sich selbst ohne Hinterhalt und Nebenabsichten gibt. Mit einem Wort: Die Erkenntnis von Echt und Unecht in der Kunst ist, unabhängig von Sympathien und Antipathien, unabhängig vom Geschmack der Zeit und von den Wandlungen der Mode, bei den gutwilligen Verständigen immer vorhanden, und es ist nur nötig, sie zu reinigen, zu stärken und zu befestigen, um zu einer richtigen Schätzung der Künstler und ihrer Werke zu gelangen. Bis zu einem gewissen Grade wird solche in der Gegenwart zudem durch zwei Umstände gefördert: durch das hastende Tempo des modernen Lebens, das so schnell Distanzen zu einzelnen Erscheinungen und zu ganzen Perioden schafft; sodann durch die Möglichkeit des Vergleichens mit der gesamten zeitgenössischen Kunstproduktion in den Ausstellungen.

*******************************************************
Einem Künstler wie Fritz von Uhde, mit dessen Leistungen die öffentliche Meinung sich seit mehr als einem Vierteljahrhundert beschäftigt, steht man unter solchen Verhältnissen so frei von zeitlicher Befangenheit gegenüber, dass man sich wohl getrauen darf, die Bedeutung seines Daseins sub specie aeterni zu betrachten und einzuschätzen. Aus dem Für und Wider, mit dem seine Schöpfungen einst aufgenommen wurden, hat sich im Laufe der Jahre immer klarer die Erkenntnis entwickelt, dass er eine der eigenartigsten Erscheinungen der Gegenwart ist, und dass eine stattliche Zahl seiner Leistungen in ihrer Art, als Werke der Malerei wie als Persönlichkeitsäußerungen, Höhepunkte im künstlerischen Schaffen der Zeit vorstellen. Von der Einsicht aber, dass Uhde Vorbildliches geleistet, dass er in einem wesentlichen Teil seines Lebenswerkes unerreicht dasteht, bis zu seiner Anerkennung als „Klassiker“, also als eines, der in seiner Weise Mustergültiges geschaffen hat, ist in der Tat nur noch ein Schritt.

Uhdes sechzigster Geburtstag steht nahe bevor. Eine bessere Gelegenheit, die Mitwelt mit dem gesamten Werke des Künstlers bekannt zu machen und ihr diesen im vollen Umfange seiner Bedeutung als Individualität, als gestaltende Kraft und als Maler nahezubringen, konnte nicht leicht gefunden werden. Einen Künstler wie Uhde aber von Grund auf kennen lernen, heißt nicht nur zu einer verständnisvollen Würdigung seines Wertes gelangen, sondern auch ihn verehren und lieben lernen. In der Erweiterung des Kreises derer, die in ihm einen großen deutschen Meister bewundern, empfängt der Künstler sicherlich die ihm wertvollste Huldigung. In diesem Sinne wird das Uhdewerk allen Freunden der deutschen Kunst dargebracht.

Es dürfte mit Befriedigung aufgenommen werden, dass in dem vorliegenden Bande der „Klassiker der Kunst“ der Versuch gemacht worden ist, eine Veröffentlichung in dieser Sammlung auch mit einigen mehrfarbigen Wiedergaben von Bildern auszustatten. Der Verlag verstand sich gern zu dieser Neuerung, weil hier zum ersten Male die bei den Werken alter Meister ausgeschlossene Möglichkeit vorlag, die Wiedergaben im steten Vergleich mit den Originalen vor diesen im Atelier des Chemigraphen zu vollenden.

Um das Zustandekommen dieser Veröffentlichung haben sich außer dem Künstler selbst die Besitzer jener seiner Werke, die bisher noch nicht publiziert waren und daher jetzt erst reproduziert werden mussten, die größten Verdienste erworben. Ihnen sei hiermit für ihr Entgegenkommen der herzlichste Dank ausgesprochen. Ganz besonders verpflichtet aber fühlt sich der Herausgeber Herrn Adolf Bothe, dem Vertreter des Verlages, der sich der Beschaffung des Materials und der Grundlagen für die historische Darstellung mit nicht hoch genug anzuerkennender Hingabe und Sorgfalt gewidmet hat.

Berlin, Ende März 1908.
Hans Rosenhagen

Uhde 000 Des Meisters Gemälde

Uhde 000 Des Meisters Gemälde

Uhde 000 Selbstbildnis Fritz von Uhdes 1898

Uhde 000 Selbstbildnis Fritz von Uhdes 1898

Uhde VS 001 Blick auf Schloss Wolkenburg, die Geburtsstätte Uhdes

Uhde VS 001 Blick auf Schloss Wolkenburg, die Geburtsstätte Uhdes

Uhde VS 002 Studie - Plätterin

Uhde VS 002 Studie - Plätterin

Uhde VS 003 Kohle-Studie

Uhde VS 003 Kohle-Studie

Uhde VS 004 Bernhard von Uhde, der Vater des Künstlers

Uhde VS 004 Bernhard von Uhde, der Vater des Künstlers

Uhde VS 005 Fritz von Uhde, Ende der 1870 Jahre. Nach einer Aufnahme aus dem Atelier Franz Werner

Uhde VS 005 Fritz von Uhde, Ende der 1870 Jahre. Nach einer Aufnahme aus dem Atelier Franz Werner