Friesen, Heinrich Friedrich Graf v.(1681-1755) poln.-sächsischer Minister u. General. Biographie

Allgemeine Deutsche Biographie Bd 8 (1878)
Autor: Flathe, Heinrich Theodor (1827-1900) Historiker und Schriftsteller, Erscheinungsjahr: 1878
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Friesen: Heinrich Friedrich Graf v. F., Sohn des Julius Heinrich Graf v. Friesen, († 1706) kaiserlicher Feldmarschall im spanischen Erbfolgekrieg, geb. am 26. August 1681 in Holland, nahm nach größeren Reisen in Frankreich und England russische Kriegsdienste; in denen v. Friesen sich bei Pultawa und am Pruth auszeichnete. Um 1712 trat v. Friesen als Oberst über ein Regiment Infanterie in sächsische Dienste, wurde 1713 Kammerherr und 1715 im pommerschen Feldzuge Generalmajor; bei der Bekämpfung der polnischen Insurrection im Jahr 1716 verfuhr er mit so übermäßiger Strenge, daß der Unwille der Polen den König nötigte, ihn abzuberufen. Da er überdies sich mit dem Feldmarschall v. Flemming entzweite, so vertauschte er auf eine Reihe von Jahren den Kriegsdienst mit dem Hofdienst, wurde 1719 Oberfalknermeister und 1727 mit dem Charakter als Kabinettsminister, legte aber, nachdem er bereits 1731 General der Infanterie geworden war, 1734 bei seiner Ernennung zum Gouverneur von Dresden jene Charge nieder und erhielt 1738 nach Sulkowsky’s Sturz das Kommando über die Leibgarde zu Fuß. Als ein vielseitig gebildeter Mann und gestützt auf seine Familienverbindungen, namentlich auf seine Verheiratung mit der Gräfin Auguste Constanze von Cosel, einer natürlichen Tochter Augusts des Starken (seit 1725, †1728), welche ihm die Herrschaft Königsbrück zubrachte, war er eine einflussreiche Persönlichkeit in den Dresdener Hofkreisen. Er starb auf einer seiner Gesundheit wegen unternommenen Reise nach Montpellier zu Cette am 8. Dezember 1719. – Sein Sohn, August Heinrich v. Friesen, kam durch den Grafen Moritz von Sachsen nach Frankreich und starb als französischer Maréchal de camp zu Chambord am 29. März 1755. – Karl v. Friesen, Bruder des Geheimratsdirektors Heinrich v. Friesen, † 1686 als kursächsischer Oberkonsistorialpräsident. – Dessen Sohn, Otto Heinrich v. Friesen, geb. am 19. August 1654, war 1683–87 kursächsischer Reichstagsgesandter in Regensburg, dann Geheimerrat und seit 1695 Kanzler, legte 1715 dieses Amt nieder und † am 20. August 1717.