Friedrich Franz II. Großherzog von Mecklenburg-Schwerin.

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 6. 1871
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Mecklenburg-Schwerin, Großherzog Friedrich Franz II., Offizier, Frankreich,
Dem Beispiele des heldenhaften greisen Kaisers Wilhelm und seines tapferen Sohnes und Neffen, sich
in dem gegenwärtigen Kriege selbst an die Spitze ihrer Untertanen zu stellen, ist auch der Großherzog
von Mecklenburg-Schwerin, Friedrich Franz II., ebenfalls ein Neffe unseres Kaisers, gefolgt. Großherzog Friedrich Franz gilt für einen tüchtigen Soldaten und hat schon 1866 als Bundesgenosse seines Oheims die zweite preußische Reserve-Armee, bei welcher auch seine eigenen Truppen standen, durch Sachsen nach Bayern geführt, und überhaupt die militärische Organisation
seines Heeres der preußischen so viel wie möglich anbequemt. So wurde ihm im gegenwärtigen Kriege zuerst das Kommando der deutschen Küsten-Armee zugedacht, später aber ward er zum Kommandeur der Reserve-Armee (des 13. Armeecorps) in Lothringen ernannt und rückte mit seinen Mecklenburgern und Hanseaten in Frankreich ein, wo er eine Reihe von glänzenden Waffentaten vollbracht hat.

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Hierher zählen zunächst die Einnahme von Toul am 24. September und die von Soissons am 16. Oktober. Aus der Vorpostenstellung vor Paris ward der Großherzog dann Mitte Novembers, als die neugebildete Loire-Armee unter Aurelles de Paladine am 10. November den General v. d. Tann aus Orleans verdrängt hatte und gegen Paris Vordringen wollte, dem General v. d. Tann zu Hilfe geschickt, und übernahm nun den Oberbefehl des aus seiner eigenen Reserve-Armee, der 17. preußischen Infanterie-Division, dem I. bayrischen Armeecorps, der 22. Division (v. Wittich) und den Kavallerie-Divisionen Prinz Albrecht und Graf Stolberg gebildeten Loire-Heeres. Nachdem er der bereits nordwärts abgeschwenkten französischen Loire-Armee in Eilmärschen gefolgt war und die Möglichkeit benommen hatte, sich mit der französischen Nordarmee zu vereinigen und gegen Paris vorzudringen, schlug der Großherzog den Feind am 17. und 18. November bei Dreux und Chateauneuf und warf ihn nach Westen zurück, vollzog dann seine eigene Verbindung mit der von Metz gekommenen Armee des Feldmarschalls Prinzen Friedrich Karl und nahm nun mit dieser den tätigsten Anteil an den ruhmreichen Kämpfen vor Orleans vom 1. bis 4. Dezember, gewann namentlich am 2. die wichtige Schlacht bei Bazoches-les-Hautes und drängte den Feind von Chateaudun auf Orleans zurück und aus diesem hinaus, so dass er am Morgen des 5. selbst in Orleans einzog, nachdem sein Heeresteil allein in diesen Kämpfen über 30 Kanonen erbeutet und 5.000 Gefangene gemacht hatte. Bei dem Vormarsch gegen Tours hatte der Großherzog vom 7. bis 11. Dezember noch harte Kämpfe bei Meung und Beaugeney gegen die Loire-Armee zu bestehen, drang aber unter fortwährenden Gefechten im Verein mit dem 10. Armeecorps (welches das sehr geschwächte I. bayrische Armeecorps abgelöst hatte) siegreich gegen Le Mans vor und half die Loire-Armee lahm legen. In der zweiten Januarwoche wurden die Kämpfe gegen die französische Loire-Armee bei Vendome wieder ausgenommen, und vom 6. bis zum 12. fanden täglich Gefechte statt, bei deren einem, bei St. Coraillere, der Großherzog wieder einen schönen Sieg erfocht und auch an dem großen Siege vom 13. und 14. Januar, bei Le Mans, welcher zu gänzlicher Zersprengung der Chanzy'schen Armee führte, tätigst mitwirkte.

Die Leistungen des Großherzogs und seiner Armee in diesem beschwerlichen Winterfeldzuge können gar nicht genug anerkannt werden, denn sie legten das glänzendste Zeugnis für die Tapferkeit, Ausdauer und Mannszucht der Truppen, wie für die ausgezeichnete Führung und das ermutigende Beispiel von Seiten der obersten Offiziere ab.

Großherzog Friedrich Franz ist am 28. Februar 1823 geboren, im Blochmann'schen Institut in Dresden erzogen worden und hat dann in Bonn studiert. Am 7. Marz 1842 berief der Tod seines erlauchten Vaters den 19jährigen Jüngling auf den Thron. Die Bewegungsjahre von 1848—49 brachten dem wohlwollenden einfachen Regenten auch trübe Stunden. Friedrich Franz II. hat aus drei Ehen fünf
Kinder, nämlich den Erbprinzen Paul Friedrich, geboren 19. September 1852, welcher gegenwärtig ebenfalls im Felde steht, die Herzogin Marie, den Herzog Johann Albrecht und die Herzoginnen Anna und Elisabeth Alexandrine.

Friedrich Franz II. Großherzog von Mecklenburg-Schwerin

Friedrich Franz II. Großherzog von Mecklenburg-Schwerin