Bemerkungen über die Landes-Akademie, veranlasst durch den Traum

Freimütiges Abendblatt. Achter Jahrgang. Schwerin, den 3ten Februar 1826.

Der Einsender des Traums in No. 368 d. Bl. mag mit offenen oder geschlossenen Augen geträumt haben, er berührt Gegenstände die für das ganze Land von der größten Wichtigkeit sind. Jeder Mecklenburger, der sich den Studien widmet, ist angewiesen die Landes-Akademie [Universität] zu besuchen; es ist daher einem jeden Mecklenburger, der Kinder, Verwandte oder Freunde zur Akademie [Universität] sendet, sehr daran gelegen, dass die jungen Leute einen zweckmäßigen und möglichst vollständigen Unterricht erhalten mögen. Die Anstellung geschickter Lehrer ist zu diesem Zweck nicht genügend, es müssen auch die nötigen Hilfsmittel des Unterrichts vorhanden sein. Hieran scheint es der Akademie [Universität] vorzüglich zu fehlen. Die Bibliothek ist zahlreich an Büchern, allein es fehlen in vielen Fächern die neuen Werke, der Fond zur Vermehrung der Bibliothek ist nicht groß genug, dabei fehlt es an Platz — man findet drei Bücher hinter einander gestellt — eine solche Bibliothek ist nicht benutzbar. Die Sammlung von physikalischen und mathematischen Instrumenten ist eben so unvollständig als die von chemischen und chirurgischen Werkzeugen. Beim Mangel derselben kann der geschickteste Lehrer das nicht lehren und zeigen, was er vortragen sollte. Die Modellsammlung ist auch von keiner Bedeutung. Für die bildenden Künste, Malerei, Bildhauerkunst etc. ist fast nichts vorhanden. Vollständiger ist das Naturalien-Kabinett. Das Laboratorium, die Sternwarte, das Auditorium und Zimmer zu Vorlesungen fehlen gänzlich. Die Reitbahn ist gut besetzt, der botanische Garten ist zu unvollständig und nicht geräumig genug, auch sollte in einem Lande, worin Landwirtschaft die Basis des Wohlstandes ist, ein vorzüglich guter und vollständiger ökonomisch-botanischer Garten vorhanden sein. Bei diesen Mängeln ist es nicht möglich, dass die Akademie [Universität] dem Lande das sein könne, was es zu wünschen so große Ursache und so großes Interesse hat. Dazu kommt, dass das Patronat geteilt ist, eine Leitung des Ganzen aus einem Punkt aber ungleich wirksamer sein, würde, als von einer geteilten Direktion.


Da die Bildung der Jünglinge von so großer Wichtigkeit ist, so kann der Wunsch nur gerecht gefunden werden, dass das ganze Land sich der Bildungsschule seiner Kinder annehmen und mit voller Kraft zur Aufhelfung und Vervollkommnung der Lehranstalt tätig wirken und helfen wolle. Es steht im Lande ein herrlicher Baum, er ist in wenig Jahren unter der Hand der Edlen die ihn pflanzten, pflegten und schützten zu einer solchen Größe emporgewachsen, dass seine Zweige das ganze Land beschatten. Er stehet jetzt in voller Blüte, bald wird er reife Früchte tragen. Unter dem Schatten dieses Baumes sollten die Musen ihre Zuflucht suchen, ihre Klaglieder ertönen lassen und sich durch die Früchte desselben erfrischen und stärken. Der Baum heißt: der patriotische Verein. Welcher Gegenstand kann für diesen patriotischen Verein wichtiger sein, als die Aufhelfung und Beförderung der Lehranstalten? Es hat sich vieles in neuern Zeiten anders gestaltet als es vormals war. Der ehemals empirisch Arbeitende sehnt sich jetzt nach wissenschaftlichem Unterricht. Der Landmann, welcher bei den gewohnten praktischen Arbeiten beharret, stehet gegen den zurück, der wissenschaftlich gebildet ist. Die Landwirtschaft ist zu einer Wissenschaft erhoben worden, sie bedarf des Unterrichts, und eben so wollen die Forsten wissenschaftlich behandelt sein. — Künste, Gewerbe, Handel und Schifffahrt sehnen sich nach Unterricht. Darum zerreiße die Hochschule den Schleier, worin bisher die vier Fakultäten zunftmäßig eingehüllt waren, und reiche die Früchte der Weisheit allen Staatsbürgern, die sie bedürfen, so wird die Akademie [Universität] einen hohen Flor erreichen, und man von allen Seiten zu ihrer Unterstützung beitragen.

Es gibt noch so manche Schätze der Literatur und Kunst, deren Zufluss der Akademie [Universität] wichtig sein würde. Zuvor aber bedarf sie eines angemessenen Platzes, um sie aufnehmen und ordnen zu können. Es ist daher die Erbauung eines hinlänglich geräumigen akademischen Gebäudes eine wünschenswerte und nötige Sache. Man wende sich mit Zutrauen an die Direktion des patriotischen Vereins, so wird sie es gewiss veranstalten, dass der Patriotismus für diese gute Sache im ganzen Lande rege werde. Sollte die Ritter- und Landschaft sich entschließen, ihre Bibliothek mit der akademischen zu vereinigen, so würden beide Bibliotheken an Vollständigkeit gewinnen. Es liegen auch noch in mehreren Kirchen Büchersammlungen, die niemand benutzt, — manches seltene Wert mag sich darunter finden. Die Modellsammlung würde der patriotische Verein gern mit seinen Modellen vermehren, und durch Hinzufügung der vorzüglichsten Meisterstücke der Handwerker würde diese Sammlung bald sehr ansehnlich werden. Es wird auch an Geschenke für das Naturalien-Kabinett, das bereits durch die Gnade des Landesherrn so ansehnlich vermehrt ist, ferner nicht fehlen. Kurz, es kann die Akademie [Universität] in einen noch nie erreichten Flor kommen, wenn der Geist des Patriotismus vorzüglich diejenigen, welche die Sache zunächst angeht, beseelt. Eine Metallplatte erhalte der Nachwelt die Namen der Beförderer der Wissenschaften.