Ein Traum, dessen Erfüllung zu wünschen wäre

Vor einigen Wochen, als ich meinen Sohn auf der Akademie [Universität] zu Rostock besucht, die dortigen Unterrichtsanstalten in Augenschein genommen, auch meinen Kopf von der Ausbildung meines Sohnes voll hatte, träumte mir, die Akademie [Universität] Rostock erreiche einen großen Flor, es versammelten sich dort viele Studierende und alle Wissenschaften würden in ihrer ganzen Ausdehnung gelehrt. Es fehlte aber an Platz für die Bibliothek, das Museum, das Kunstkabinett, die Modellsammlung etc., da erbaute man ein großes, prachtvolles und zweckmäßig eingerichtetes Gebäude mit zwei Flügeln. Es erstreckte sich quer über den ganzen Blücherplatz, und standen die Flügel auf dem Klosterhofe und in der Kröpeliner Straße. Ich staunte dies Gebäude an und fragte einen Professor, wie viel es gekostet haben möge? er erwiderte 60.000 Rthlr. Hierüber erschrak ich und erwachte. — Bald schlummerte ich wieder ein, ward im Traum mehrere hundert Jahre zurück in die Zeiten versetzt, worin der Katholizismus in Mecklenburg herrschend war. Ich trat in ein Zimmer und fand die vornehmsten Geistlichen um einen Tisch sitzen, auf welchem der Riss zu einem Prachtgebäude lag. Ich näherte mich bescheiden und fragte, zu welchem Gebäude der Riss entworfen sei? der Bischof antwortete: wir wollen eine Kirche bauen und sie der Mutter Gottes weihen. Ich fragte: wie hoch beläuft sich der Anschlag? er erwiderte: auf einige Tonnen Goldes — wir denken sie durch milde Beiträge zu erheben. Ich schüttelte den Kopf — er fügte hinzu: kommen sie nach einigen Jahren wieder, so werden sie Gelegenheit haben, ihren Glauben an die Bereitwilligkeit ihrer Mitbürger zur Unterstützung edler Zwecke zu stärken. Ich verließ das Haus und es stieg vor meinen Augen die St. Marienkirche von der Erde empor.

Beim Erwachen traten beide Träume mir lebhaft wieder vor Augen. War es möglich, in älteren Zeiten so große Summen zu der Erbauung einer Kirche zu sammeln, so sollte es ja wohl auch jetzt möglich sein, für Künste und Wissenschaften, die uns, unsere Kinder und Nachkommen belehren und bilden, freiwillige Beiträge zu erhalten. Man versuche nur den Weg der Subskription: es finden sich ohne Zweifel in den beiden Großherzogtümern 500 Personen, von denen jede 10 Rthlr. beiträgt. Und da gewiss mehrere weit ansehnlichere Beiträge geben werden, so wird man keiner 5.000 Personen bedürfen. Man versuche dies, bevor man das zu kleine, zu schwach und unsymmetrisch gebaute Akademie-Gebäude durch Anbau noch mehr entstellt und an dunkle und versteckte Zimmer Kosten verwendet. Sollen die Künste und Wissenschaften gehörig gelehrt werden, so müssen Bücher, Modelle, Naturalien, Kunstwerke, Instrumente etc. gehörig geordnet sein, und darf nichts fehlen, wie es leider jetzt unter andern mit dem Laboratorium, der Sternwarte etc. der Fall ist. Dazu gehört aber Platz, dies sieht jeder ein, und wenn er auch nicht studiert hat. Wer seine Kinder zur Akademie [Universität] schickt, der verliert den Beitrag nicht, den er der Vervollkommnung dieses öffentlichen Instituts widmet, allein er verliert sein Geld, wenn seine Kinder nicht gehörig unterrichtet werden können. — Würde das Gebäude von der Größe gebaut, wie ich es im Traum sah, so möchten noch wohl mehrere Zimmer andern Dikasterien, ja selbst der Ritter- und Landschaft, zu ihrem Gebrauche abgetreten werden können.
Ein Landmann.