Saurin, Jaques (1677-1730)

Jaques Saurin, geb. den 6. Januar 1677 zu Nimes, dem Geburtsorte des am 10. Februar 1880 gestorbenen französischen Senators Adolph Crémieux, war ein berühmter protestantischer Kanzelredner, der als Refugié außerhalb Frankreichs im Haag bis Ende 1730 predigte. Das mitgeteilte Fragment, die Wohltätigkeit der Juden betreffend, ist einer Rede über Almosen entnommen, in welcher er die mosaische Gesetzgebung über Wohltun und Opfergaben darstellte, und von der erzählt wird, dass sie einen so mächtigen Eindruck auf die christlichen Zuhörer machte, dass sie fast alles was sie bei sich hatten, selbst Schmucksachen, die sie trugen, für die Linderung der Armut spendeten.

Die These, dass die Juden sehr barmherzig sind und die Armen durch reichliche Spenden unterstützen, wird auch heute selbst von Teutonen nicht bestritten. Allein die jüdische Wohltätigkeit den Christen als Muster vorzuführen und ihnen zuzurufen, es sei gut, dass sie von den Juden nicht näher gekannt werden, blieb einem freimütigen christlichen Prediger Frankreichs vorbehalten.


Übrigens blieben ihm die Aussprüche des Talmud über Almosen unbekannt. Wäre dies nicht der Fall gewesen, so hätte er auf seine christlichen Zuhörer noch tiefer einwirken können. Es genügt z. B. bloß den einen talmudischen Ausspruch anzuführen: „Wer sich nicht seiner Mitgeschöpfe erbarmt, der stammt nicht von Abraham ab, ist kein Jude." Werktätige Menschenliebe ist daher das Kennzeichen eines Juden.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Franzosen über Juden