Allgemeine Statistik

Frankfurt a. M., Kreisstadt im Regierungsbezirk Wiesbaden der preußischen Provinz Hessen-Nassau, ist Sitz eines Divisions- und zweier Brigade Kommandos, einer Oberpostdirektion, eines Oberlandes- und eines Landgerichts, einer Reichsbankhauptstelle und einer königlichen Eisenbahndirektion.

Die Stadt liegt auf beiden Ufern des Maines. Der linksmainische Stadtteil führt den Namen Sachsenhausen; er war niemals Vorstadt, wie man ihn häufig genannt liest, sondern immer in die Festungswerke eingeschlossen und von Vollbürgern bewohnt.


Der „Pfarrturm“ (Turm des Domes zu St. Bartholomäus) hat eine nördliche Breite von 50° 6' 40,36" und eine östliche Länge von Ferro von 26° 20' 57,95". Der Nullpunkt des Mainpegels an der alten Brücke liegt 91,163 m über dem Nullpunkt des Amsterdamer Pegels (Spiegel der Nordsee). Der Flächenraum der Gemarkung Frankfurt-Sachsenhausen beträgt zusammen 7.435 ha einschließlich der Wasserfläche des Mainstromes auf seinem Laufe durch die Gemarkung, welche 110 ha beträgt. Der Stadtwald nimmt 3.480 ha ein.

Die Bevölkerung der Stadt Frankfurt betrug 1812: 40.485, 1837: 54.037, 1852: 62.562, 1867: 75.918, 1871: 91.040, 1875: 103.136. Die ortsanwesende Bevölkerung der Stadt einschließlich des 1876 einverleibten Ortes Bornheim betrug 1880: 136.831, sie setzt sich zusammen aus einer Zivilbevölkerung von 135.025 und einer Militärbevölkerung von 1806. Von dieser Bevölkerung waren 64594 = 47,2% männlichen, 72 237 = 52,8% weiblichen Geschlechts. Davon wohnten 118.115 = 86,3% auf der rechten, 18.716 = 13,7% auf der linken Mainseite. Dem Religionsbekenntnis nach waren darunter 83.806 Protestanten = 61,3%, 37.778 Katholiken = 27,6%, 13.856 Israeliten = 10,1%, andere Bekenntnisse und ohne Angabe 1.391 = 1%

Frankfurt hat also nach Berlin (54.000 Israeliten = 5%), Breslau (17 600 Isr. = 6%) und Hamburg (16.000 Isr. = 3 ½ %) die größte Judengemeinde im Deutschen Reich, steht aber in der Prozentzahl den genannten Städten weit voraus und gleicht in dieser Beziehung den Städten Posen, Gnesen, Beuthen und Fürth. Die Bewohnerzahl von Frankfurt wird auf 141.200 am 1. Januar 1883, auf 145.000 am I. Januar 1884 und auf 148.000 am 1. Januar 1885 berechnet. Die übrigen Orte des Kreises zählen: Oberrad 5.149, Niederrad 4.152 (beide auf dem linken Mainufer), Hausen 1.114, Niederursel 928 und Bonames 752 Einwohner.

Die städtische Schuld betrug am 31. Dezember 1872: 2.114.228; am 31. Dezember 1876: 13.437.556; am 31. März 1880: 30.344.746; am 31. März 1884: 34.764.260 Mark.

Im Jahre 1875 betrug nach offiziellen Angaben (Statist. Beschreibung des Regier.-Bezirk Wiesbaden 3. Heft S. 93. Wiesbaden 1877) der Ertrag der direkten Steuern im Regierungsbezirk Wiesbaden 8.784.114 Mark, davon kamen auf den Stadtkreis Frankfurt 3.480.780 Mark, auf den Kopf in Frankfurt 28 Mark, im Regierungsbezirk Wiesbaden 13 Mark. Das Budget von Frankfurt ist für 1885 — 86 in Einnahme und Ausgabe mit 8.650.000 Mark bilanziert.

Was die meteorologischen Verhältnisse betrifft, so ist die mittlere Temperatur von Frankfurt 9,9° C., die Windrichtung ist eine vorwaltend südwestliche (57%), die Menge der Niederschläge beträgt im Durchschnitt 636 mm im Jahr.

Die Wasserversorgung der Stadt geschieht wesentlich durch eine Quellwasserleitung aus Vogelsberg und Spessart, welche 1873 in Betrieb gesetzt wurde. Eben jetzt ist man mit einer Ergänzung desselben aus der Abwässerung des Stadtwaldes am linken Mainufer beschäftigt.

Das 1867 im April begonnene Kanalsystem (Schwemmkanäle mit Klärbecken auf der linken Mainseite unterhalb der Stadt) ist in Sachsenhausen und der unteren Altstadt noch nicht vollendet.

Die oben erwähnten sanitätlichen Einrichtungen, verbunden mit der günstigen Lage der Stadt und dem verhältnismäßigen Wohlstand, machen Frankfurt zu der gesündesten Großstadt des Deutschen Reiches.

Außerdem bietet Frankfurt durch seine Wasser- und Land Verbindungen willkommene Gelegenheit zu Ausflügen in den Taunus mit den Hauptpunkten Königstein, Kronberg, Eppstein, Soden, Falkenstein und Homburg, ins Rheingau, in den Odenwald, an den Obermain, ins Nahethal und an die Lahn.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Frankfurt am Main