Weimar, Erfurt, Gotha. - Der Krigsplan der Preußen. - Frankfurt, Würzburg, Bamberg. - Rückmarsch nach Blankenhain. - Der Kriegsrath der Preußischen Feldherrn. - Kriegserklärung gegen Frankreich. - Beginn der großen Tragödie. - Bareuth, Hof, Coburg. - Graf Tauenzien, Fürst Hohenlohe, Prinz Ludwig Ferdinand. - Die Marschälle Angerau und Lannes. - Der Tod des Prinzen.

Der Theil des Preußischen Heers, bei welchem das Regiment ** stand, rückte durch das Weimarsche und über Erfurt, am 7ten und 8ten Oktober, bis nahe an Gotha vor. Der Kriegsplan unserer Befehlshaber mar nicht bekannt, aber man sagte, die Armee werde in drei Heerhaufen gegen Frankgurt, Würzburg und Bamberg vordringen. Welcher es auch sein mochte, alles war voll Muth und stolzer Hoffnung; denn es gieng ja vorwärts, und so lange der Kriegsmann vorwärts schreitet, schwebte ihm auch das Bild der ihn erwartenden Ge-fahren noch so drohend entgegen, immer wird er getrost und muthig seinen Weg verfolgen.

Doch schon am 9ten litt unsere Hoffnung, wenigstens die meinige, einen heftigen Stoß, als ganz unerwartet die Armee Befehl zum Rückmarsch erhielt; als wir auf eben dem Wege, welchen wir gekommen waren, wieder zurück bis Erfurt gingen, und uns dann seitwärts nach der Grafschaft Blankenhain wandten. Jeder, dem das Geheimniß dieser Bewegung nicht bekannt war, staunte und war wie aus den Wolken gefallen. Erst vor wenigen Tagen ward in Erfurt ein großer Kriegsrath gehalten, dem alle vornehme Preußische Feldherrn beiwohnten; darauf rückte die Armee vor, und jetzt schon wandte sie plözlich wieder um. Was sollte man daraus schließen? denn diese entgegengesetzte Bewegung noch vor der Eröffnung des kriegerischen Drama’s, sie mochte eine Veranlagung haben welche sie wollte, gab wenigstens einen überzeugenden Beweis davon ab, daß unsere Anführer sich in ihren Vorausseztzungen geirrt, daß sie die feindlichen Maneuvers nicht richtig berechnet hatten, und daß der Feind ihnen zuvor gekommen war. Von diesem Augenblick an erfüllten mich bange Besorgnisse, und eine schwarze Ahndung verfolgte mich gleich einem feindseligen Dämon.


Sonderbar traf es sich dabey, daß gerade an diesem Tage, aus dem Hauptquartier zu Erfurt ein Manifest, welches die Kriegserklärung gegen Frankreich und die Gründe und Veranlassungen Preußens zu diesem Kriege entwickelt, und eine Proklamation an die Armeen worin diese zur Tapferkeit ermahnt ward, - ergingen. Beide Schriften aber kamen der Armee kaum zu Gesicht; selbst die Existenz der Proklamation haben wahrscheinlich nur wenige Individuen gewußt, ob sie gleich ausschließend für die Kriegsleute geschrieben war, denn es ward nichts gethan, nichts, um sie zur Kenntniß der lezteren zu bringen. Der Vorhang war aufgerollt, und die große Tragödie hob an.

Die Französische Armee war von Bareuth und Schweinfurt aus, gegen Hof und Coburg vorgedrungen, und hatte durch diese Bewegung die äusserste Spitze des linken Flügels des preußischen Heers, welche der Graf Tauenzien mit seinem kleinen Corps bildete, tournirt,und den letzteren zum Rückzuge von seinein bisherrigen Posten bey Hof, wo er das dortige Ma-gazin deckte, gezwungen. Um diesen Rückzug zu erleichtern, sandte Fürst Hohenlohe, dessen Corps den linken Flügel des gesammten Preußischen Heeres ausmachte, den Prinzen Ludwig Ferdinand mit der aus 6.000 Mann, größtentheils Sachsen bestehenden Avantgarde seines Corps, nach Saalfeld. Hier stieß der Prinz, am 10. October, auf die Kollonnen der Marschälle Angereau und Lannes und erfocht anfangs einige Vortheile. Aber die feindliche Macht wuchs nach und nach bis auf 30.000 Streiter an, und der Ausgang des Kampfs war, daß das ganze Corps des Prinzen vernichtet oder zersprenget ward, die Artillerie verloren ging, und der Prinz selbst auf dem Schlachtfelde fiel. Wir, auf dem Marsch nach der Grafschaft Blankenhain begriffen, hörten den entfernten Kanonendonner, ohne den Schauplatz und die Veranlassung der Kanonade zu wissen. Erst in der nächsten Nacht erfuhr ich den tragischen Vorfall. Die Umstände von dem Tode des Prinzen wurden verschieden angegeben. Nach einigen Erzählungen ward er mitten in der Saale, beim Rückzuge durch diesen Fluß, erschossen, nach andern, erstach ihm ein Französischer Husarenunterofficier im Saalgrunde.