Der erste Schlag ein Mißgeschick. - Der Verlust bei Saalfeld. - Der 11. Oktober 1813. - Weimar, Umpferstädt, Ober-Weimar. - Preußens Feldherren Rüchel und Blücher. - Gera, Schlaiz, Koburg, Jena, Auerstädt, Eisenach. - Herzog von Weimar. - Eine Königin im Felde.- Kurfürstin Dorothee. - Die Generallieutenants Prinz von Oranien, Graf Wartensleben, Graf Schmettau. - Schlechte Versorgungslage bei den Preußen. -

So war also der erste Schlag in dem kaum begonnenen Kriege höchst unglücklich für uns ausgefallen! Ein Mißgeschick vielleicht von den wichtigsten Folgen! denn wie mächtig wirkt nicht der Eindruck von dem Ausgange der ersten Unternehmungen auf die Truppen; wie oft ist er entscheidend für den ganzen nachfolgenden Feldzug! das Barometer meiner Hoffnungen sank immer tiefer. Uebrigens scheint es äußerst problematisch, daß jene 6.000 Streiter bei Saalfeld aufgeopfert wurden, während der Fürst Hohenlohe ohnweit davon mit 40.000 Mann einen ruhigen Zuschauer abgab. Doch wie viel militärische Probleme, wie viel Inconsequenzen, wie viel Sonderbarkeiten jeder Art hat nicht dieser kurze Krieg aufgestellt!

Allgemein bedauert ward der Tob des liebenswürdigen Prinzen, der bey allen seinen kleinen Schwächen doch gewiß einer der talentvollsten Officiere des Preußischen Heeres, einer der humansten und kenntnißreichsten teutschen Fürstensöhne, und eine Zierde unsers Königs-geschlechts war. Man unterließ zwar nicht ihm den Vorwurf zu machen, daß er den Verlust bei Saalfeld, durch seine unbesonnene Hitze, veranlaßt habe; aber ist es nicht der gewöhnliche Fall, daß die Ueberlebenden ihrer eigenen Sünden Schuld, in den Grüften der Todten zu vergraben suchen? -


Den 11ten Oktober bezog die Königliche Armee in der Gegend von Weimar, Umpferstädt und Ober-Weimar ein Lager. Die Stellung der Preußischen Heeresmacht war jetzt ganz verschieden von der, welche sie anfangs hatte. Vor dem 9ten stand der rechte Flügel unter Rüchel und Blücher bey Eisenach und Mühlhausen, das Zentrum unter dem Könige zwischen Erfurt und Gotha herab, und der linke unter Hohenlohe bey Gera. Das Vordringen der feindlichen Kolonnen über Schlaiz und Koburg, wodurch der linke Flügel und der Rüken des Preußischen Heers bedrohet wurden, veranlaßte unsere Feldherren ihre Macht enger zusammen zu ziehen. Rüchel ging über Gotha gegen Weimar zurück, Hohenlohe zog sich nach Jena hin, und das Zentrum unter dem Könige ward zwischen Weimar und Auerstädt aufgestellt. Der Herzog von Weimar blieb mit 10.000 Mann bey Eisenach zurück.

Was für Gründe unsere Befehlshaber hatten die eben erwähnte Stellung zu wählen, ist mir nicht bekannt; aber ob es zweckmäig war, das rechte Ufer der Saale zu verlassen, und 2 Tage auf den linken Ufer unthätig zu verlieren, welche von unsern unternehmenden Feinden, denen jetzt ganz Sachsen und der Weg nach der Hauptstadt der Preußischen Monarchie offen standen, aufs thätigste zur Verfolgung ihrer Plane benutzt wurden? - Diese Frage mag einst vor dem Richterstuhle der militärischen Kritik entschieden werden. -

Aber ich wende mein Auge auf die Umgebungen Weimars. Alle Anhöhen und Niederungen um diese Stadt, so weit das Auge reicht, sind mit Zelten bedeckt. Ein anderer Theil der Truppen kantonirt in den umliegenden Dörfern, und die Leibwache hat Weimar besetzt, wo der Aufenthalt des Königs und der Königin ist. Diese Gegenwart der Königin mit einem Gefolge von Damen und andern zu ihrer Bedienung gehörigen Personen beim Heere, sie ist vilen anstößig; vielleicht nur deshalb, weil noch nie eine Königin von Preussen mit ins Feld zog. Doch was verzeiht man nicht einer schönen und liebenswürdigen Frau? auch ist die Sache nicht ohne Beispiel in der brandenburgischen Kriegsgeschichte; denn die Kurfürstin Dorothee, Gattin des großen Kurfürsten, begleitete ihren Gemahl auch auf seinem glorreichen Zuge nach Preußen.

Das Preußische Heer ist jetzt nach Art des Französischen in Divisionen vertheilt, deren jede aus leichter und schwerer Reiterei, aus leichtem und Linien - Fußvolk und Artillerie besteht, einen Generallieutenant zum Befehlshaber, auch einen besondern General-Staab und ein eignes Kommissariat hat; so daß jede ein besonderes kleines Armeekorps bildet. Die Hauptarmee des Königs, unter dem Befehl der Feldmarschälle Herzog von Braunschweig und Möllendorf, besteht aus drei dergleichen Divisionen, jede zu 10.000 Mann, außer den Reserven; und bei den übrigen Korps findet eine gleiche Vertheilung statt. Die Divisionen der Hauptarmee befehligen die Generallieutenants Prinz von Oranien, Graf Wartensleben und Graf Schmettau. Das Regiment ** gehört zu der des Zentrums unter Wartensleben.