Von der Wichtigkeit des Forstwesens, besonders in gegenwärtigen Zeiten

Wenn man den gegenwärtigen Zustand der Waldungen in Erwägung ziehet, und denselben mit einem patriotischen Auge betrachtet; so wird die Seele eines für Menschenwohl und Menschenglück fühlbaren Mannes mit trauriger Besorgnis erfüllt. Und leider! sie ist nicht unbegründet, diese Besorgnis, wenn man sieht, wie die seit mehreren Menschenalter mit der größten Mühe und Sorgfalt gepflegten Waldungen durch den Krieg mit einem male vernichtet sind; sie ist nicht ungegründet, wenn man sieht, dass die Holz - Konsumtion täglich steigt, hingegen die Produktion abnimmt, und die Holzpreise immer drückender werden; sie ist nicht ungegründet, diese Besorgnis, wenn man sehen muss, dass es bei allem diesem, doch noch viele, selbst unter solchen Manche gibt, denen die Sorge für die Wälder anvertrauet ist, welche mehr auf Vermehrung der Felder, und auf Ausrottung der Waldungen, als auf deren Anpflanzung bedacht sind, — welche, von Eigennutz und Unwissenheit geleitet, die Fortpflanzung der Waldungen, mit unerhörter Pflichtvergessenheit, bloß allein der Natur überlassen und glauben, der Holzwuchs bedürfe keiner künstlichen Hilfe. Holzmangel ist die unmittelbare Folge von diesem Leichtsinn; mit den Waldungen ist auch der Flor eines Staates dahin; bedenkt man den Einfluss der Waldungen und deren Hauptgegenstand, das Holz, auf jeden einzelnen Menschen, auf Handwerker, auf Fabriken und Manufakturen; — bedenkt man das grenzenlose Elend, in welches nicht allein wir, sondern auch unsere Nachkommen durch den Holz-Mangel gestürzt werden; so ist wohl die Wichtigkeit des Forstwesens keinem Zweifel mehr unterworfen, und in der Brust eines ächten Patrioten wird der gerechte Wunsch aufsteigen: dass man doch ernste Anstalten zur Ausübung der vorhandenen Forstgrundsätze treffen, und Männer anstellen möchte, welche ihrem Posten zur Ehre und dem Staate zum Nutzen sind.

Wie, notwendig und wichtig die schnelle Ausführung dieses patriotischen Wunsches sei, das beweisen vorzüglich jene Gegenden, welche schon empfunden haben, wie drückend der Mangel an Holz sei, jene Gegenden, die es erfahren haben, dass Holznot und Hungersnot gleich bedeutende Begriffe seien *). Wie unermesslich ist der Schaden, welchen insbesondere unsere rheinpfälzische Waldungen durch den Krieg erlitten haben! und er wird uns erst dann recht fühlbar werden, dieser Schaden, wenn die Zeit herbeikommen wird, wo wir auf die Fällung dieser, nun ruinierten Waldungen so sichere Rechnung gemacht haben; welche Aussichten! Indessen läuft das immer steigende Holzbedürfnis stets fort, man schränkt sich in der Hauptsache nicht ein, sondern haut täglich Holz, das ein Menschenalter zu seinem Wachstum nötig hatte, und verschwendet es in einem Tage. Alle Aufmunterungen zur Ersparung des Holzes, und überhaupt zur Einschränkung der Holz-Konsumtion, waren bisher umsonst; Niemand will glauben, dass der Holzmangel in seiner ganzen furchtbaren Größe wirklich eintreten könne; selbst in manchen Staaten unterhält man mehr holzfressende Schmelzereien, Glas - und Ziegelhütten, als dem Lande nötig und den Waldungen angemessen sind; zwar wird dadurch, so wie durch den Holzhandel, der Staat mit ausländischem Gelds bereichert, und das zur Verarbeitung der Produkte verbrannte Holz wird vielfach bezahlt; das sind nun freilich vortreffliche Finanzoperationen, wenn nur auch die Mutter Natur mit einem Teile des gewonnenen Geldes bestochen werden könnte, damit das Holz auch dreimal geschwinder wüchse. Bei einer solchen Wirtschaft kommt gewiss noch eine Zeit, wo man die Macht und den Reichtum eines Staates, nicht mehr nach der Menge der Einwohner, nach Fabriken und Manufakturen und dem Handel, sondern einzig nach der Menge schöner Waldungen beurteilen wird.


*) Man sehe Medicus im 6ten Stück seiner Zeitschrift, S. 538.

Ungeachtet beinahe in ganz Deutschland allgemeine Klage über Holzmangel geführt wird; so geht man dennoch an den meisten Orten blindlings zu Werke, haut Holz, und befriediget eben das Bedürfnis, ohne sich dabei die wichtige Frage aufzuwerfen: Geschah dadurch dem Walde weder zu viel, noch zu wenig? dass letzteres aber nie geschieht, dafür bürgt der einbrechende Holzmangel; an den wenigsten Orten verfährt man nach Grundsätzen, welche dem Gegenstande angemessen sind; man sieht alle Tage jene Menge von holzfressenden Gewohnheiten, man spricht und schreibt dagegen, und sie bestehen noch; man macht Verordnungen und gibt Gesetze, aber sie bleiben ohne Wirkung. Wie darf man große nützliche Anstalten zur Verbesserung des so höchstnötigen Forstwesens erwarten, wenn es nur bei kleinen Verbesserungen an Tatkraft fehlt? wie ist zu hoffen, jenem grenzenlosen Jammer zu entgehen, wenn nicht allgemein darauf gehalten wird, die Waldungen zu schonen, die überflüssige holzfressende Anstalten abzuschaffen, und alle zum Nachteil der Wildungen vorhandene Gerechtigkeiten und Gewohnheiten abzustellen; wie ist zu hoffen, sage ich den allgemeinen Holzmangel abzuwenden, wenn bei dem Anbaue von Akazien eben so wenig, wie bei unsern bestehenden Waldungen nach Grundsätzen gehandelt, und eben so unwirtschaftlich damit zu Werke gegangen wird? Auch das größte Vermögen, wenn gleich die Interessen fortlaufen, geht zu Ende, wenn nicht damit gewirtschaftet wird; und so ist es ja mit allen Dingen in der Welt, nur der gute Hauswirt erhält sein Scherflein bis auf seine Nachkommen.

Ohne gute Forst-Ökonomie wird der Anbau von Akazien eben so wenig vor Holzmangel schützen, als den Verschwender ein vorgeschossenes Kapital vor dem Gant schützt. Das Übel ist nur verschoben, aber nicht gehoben. Nur Hinwegräumung aller, dem Holzwuchs im Wege stehender Gewohnheiten — Anstellung geschickter und ihrem wichtigen Fache gewachsener Männer — strenge Aufsicht — gute Gesetze und Verordnungen, welche man aber durch Nichtbestrafung des Übertreters nicht kraftlos machen muss — möglichste Einschränkung der Holz-Konsumtion — und nun Anpflanzung schnell wachsender Holzarten, das sind die längst bekannten, aber nie ausgeführten Mittel dem Holzmangel zu steuern, und allgemeines Elend abzuwenden. Sie werden nie ausgeführt werden, diese Mittel, wenn nicht von oben herunter gewirkt wird. Nur Verwendung für diese wichtige Angelegenheit, von Seiten der Regenten selbst, kann hier die erforderliche Wirkung tun; nur diese allein kann allgemeinen Eifer und Tätigkeit verbreiten, und Gesetze und Verordnungen in ihrer vollen Kraft erhalten, so wie im Gegenteile, ohne sie, alle Anstalten und Bemühungen umsonst sind.

Schon empfindet ein großer Teil der Menschheit die drückende Folgen einer schlechten Forstwirtschaft. Schon fehlt es mancher Gegend an dem benötigten Holze, und der arme Stadtbewohner und Handwerksmann lässt seine Kinder hungern, um sie vor Frost zu schütze.

Ihr Großen der Erde! gehet hin und höret die Klagen dieser nach Holz seufzenden Menschenklasse; sehet, wie ängstlich viele Haushaltungen den kommenden Winter erwarten, wie sich mancher Hausvater quälen und alle Kreuzer zusammenscharren muss, um nur Eine Klafter Holz kaufen zu können! und lasst euch dadurch die Wichtigkeit des Forstwesens in gegenwärtigen Zeiten tief in Eure Seele graben; lasst Euch dadurch bewegen, jetzt zu wirken, weil es noch Zeit ist; ja, verwendet Euch mit allem Nachdrucke für diese wichtige Sache der Menschheit! befördert sie auf alle Weise; setzt Belohnungen und Preist aus, und belebet Eifer und Tätigkeit; seid selbst tätig, und es wird alles tätig sein! wir werden dadurch jenem allgemeinen Unglück, dem Holzmangel, der sowohl Euch als dem Untertanen fühlbar ist, entgehen; die ganze Menschheit wird Euch danken, und die späten Nachkommen Eure Asche segnen!


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Forst - Rügen
Das Fällen einer Douglasie in Nord Amerika

Das Fällen einer Douglasie in Nord Amerika

Douglasie 151 Fuß Länge, 20 cbm Brettware

Douglasie 151 Fuß Länge, 20 cbm Brettware

Holzsammler in deutschen Wäldern

Holzsammler in deutschen Wäldern

alle Kapitel sehen