Schluss

Wann der Regent sowohl als der Untertan von der Wichtigkeit des Forstwesens überzeugt ist; wann geschickte Förster angestellt werden; wann jene Waldmissbräuche getilgt sind; wann Holzsparsamkeit und gute Wirtschaft überhaupt überall anempfohlen und befolgt wird; dann werden diese Verbesserungen so viel wirken, als wenn man einige tausend Morgen mit schnell wachsenden Holzarten angepflanzt hätte. Ist es aber mit den Waldungen eines Landes schon so weit gekommen, dass bei allen diesen Verbesserungen und Einschränkungen, das Holzbedürfnis doch nicht befriediget werden kann, dann bleibt freilich kein anderes Mittel übrig, als die Anpflanzung schnell wachsender Hölzer, und keine Kosten dürfen hiezu gespart werden; man hüte sich aber dieses letzte Mittel zu ergreifen, bevor jene Mittel versucht und voran geschickt sind. — Wenn es wahr ist, dass das Glück und die Macht eines Staates in der größten Bevölkerung besteht; dann ergibt sich ja von selbst, dass viele Waldungen derselben im Wege sind, und die Anlegung neuer Waldungen darf nicht so platterdings jedem holzarmen Staate angeraten werden. Am allerwenigsten aber können diejenigen Staaten dieses Mittel mit Nutzen ergreifen, welchen das Verhältnis ihrer Felder zu den Waldungen unbekannt ist, welche die wahre Holz-Konsumtion des Landes und den jährlichen Ertrag der Wälder nicht wissen, kurz diejenigen, welche bisher das Forstwesen gleichsam nur blindlings getrieben haben, können unmöglich neue Waldungen mit Vorteil anlegen, wenn nicht zuvor jenes Verhältnis genau gefunden, der Ertrag, so wie die Ausgabe, berechnet und das Defizit bekannt ist. — Wie kann sich ein Mann, der sich in zerrütteten Vermögensumständen befindet, arrangieren, wenn er von seiner ganzen Lage nicht die genaueste Kenntnis hat? Er will zur Tilgung seiner Schulden ein Kapital aufnehmen, und weiß seine Debitmasse und sein noch inne habendes Vermögen nicht; das Kapital, welches er lehnt, wird für seinen Zustand entweder zu groß oder zu klein sein; im ersten Falle muss er mehr Interessen zahlen, als nötig gewesen wäre, im zweiten Falle aber, ist ihm nicht geholfen. Eben so ist es mit der Anlegung neuer Waldungen, welche in neuern Zeiten mit so vielen Nachdruck überall anempfohlen wird. Es ist keine ungegründete Besorgnis, wenn man befürchtet, dass hierin zu viel geschehen — manche Nahrungsquelle verstopft — und der Bevölkerung zu nahe getreten werden könnte. Und wie leicht ist dieses da geschehen, wo das wahre Holzbedürfnis eines Landes und der jährliche Ertrag der Waldungen unbekannt — wo kein Forst-Etat, keine Waldvermessung, kurz, wo keine echte Forstwissenschaft vorhanden ist? Und gibt es nicht viele solche Länder? gehören wir nicht auch dazu? Die Anlegung neuer Waldungen setzt jederzeit ein wohl eingerichtetes Forstwesen und eine kluge Polizei und Staatswirtschaft zum voraus. Durch letztere werden die Wälder mit den übrigen Grundstücken ins Verhältnis gesetzt, und allen Missbräuchen und Holzverschwendungen gesteuert; sie wird stets ein wachsames Auge auf den zweckmäßigsten Gebrauch des Holzes haben; die täglich zunehmende Sägmühlen/ Glas- und andere Hütten verhindern, und die holzfressende und dennoch oft wenig nutzenbringende Teer- und Pechsiedereien einschränken, und den auswärtigen Holzhandel, so wie die zu entbehrende Schmelzwerke einstellen, welche gemeiniglich ihr Dasein Zeiten zu verdanken haben, wo noch Holz und Waldungen im Überflusse vorhanden waren. Diejenige Konsumtion, welche jetzt, nach diesen staatswirtschaftlichen Einrichtungen, jährlich gemacht wird, ist das wahre Holzbedürfnis des Landes, zu dessen Befriedigung alle Anstalten und Bemühungen, abzielen müssen. Die Kenntnis dieser jährlichen Konsumtion erfordert viele Aufmerksamkeit, und wird aus den Holzberichten, Rechnungen, Lagerbüchern, aus dem Verzeichnisse des wirklichen Holzbedürfnisses eines jeden Einwohners im Lande erlangt, womit sodann der jährliche Ertrag der Waldungen zu vergleichen ist. Würde sich bei dieser Vergleichung, zeigen, dass das Bedürfnis den Ertrag übersteigt; so müssen alle Flüsse, Bäche, Wege und sonstige holzleeren Plätze mit Weiden und andern schnell wachsenden Holzarten angepflanzt, und dasjenige in der Quantität ersetzt werden, was gemangelt hat. Wäre aber auch dieses zur Befriedigung des Holzbedürfnisses noch nicht hinreichend; so wird eine, durch das noch abgehende Bedürfnis, bestimmte Morgen-Anzahl mit Holz angepflanzt, wozu immer diejenigen Stücke gewählt werden, welche ohnehin für den Bauersmann nicht sehr nutzenbringend sind. Und so wird ein Staat neue Waldungen anlegen, ohne in der Ungewissheit zu sein, ob zu Viel, oder zu Wenig geschehen sei; er darf sich den gehofften Nutzen gewiss versprechen, und darf nicht befürchten, Nahrungsquellen verstopft und dadurch die Bevölkerung gehindert zu haben.

Möchte man doch stets alle bisher angeführte Umstände in Betrachtung ziehen, wenn neue Waldungen angelegt werden sollen, und immer nach Grundsätzen handeln, die aus der Natur der Sache genommen sind, wodurch nur allein der nützliche Erfolg gesichert wird. Ich bin fest überzeugt, dass in unserer Rheinpfalz sowohl, als auch in einigen andern Ländern, die Ursache der Holzteuerung und des Holzmangels nicht in dem Missverhältnis der Wälder zu den Feldern, sondern einzig und allein in einer schlechten Wirtschaft zu suchen ist, folglich auch durch bessere Wirtschaft und zweckmäßige Einschränkungen gehoben werden kann. Würde ich aber auch Unrecht haben; so können jetzt erst, nach diesen Verbesserungen, neue Wälder mit Nutzen angelegt werden, so wie sie im Gegenteile, ohne diese Verbesserungen, weiter nichts, als ein Werkzeug mehr zum Missbrauche sind.


Ich nehme hier Gelegenheit, noch etwas über die Jägerpursche der Förster zu sagen. Ohne mich auf deren Bildung als künftige Forstmänner einzulassen, worüber schon so viel, aber leider! vergebens geschrieben wurde, bemerke ich nur folgendes: Es ist bekannt, dass die Jägerpursche, trotz ihrer vielen Strapazen, denen sie Tag und Nacht ausgesetzt sind, keinen Lohn oder Salarium von ihren Prinzipalen erhalten, sondern lediglich von ihrem Verdienste, welcher im Fanggelde von den Holzdieben besteht, leben müssen. Ihr Verdienst hängt also von einem Ungefähr ab, und ist — wenn auch alle Tage Holzfrevler ertappt würden — nicht hinlänglich, die Ausgaben für Schuhe, Strümpfe und übrige Kleidung [welches Hauptartikel für einen Jägerpurschen sind] damit zu bestreite. Hat einer auch eigenes Vermögen, so ist er kein Thor, dieses in dem Dienste seines Herrn zuzusetzen, welches ihm auch kein Billigdenkender zumuten kann. Was ist aber natürlicher, als dass sich die Jägerpursche unerlaubte Hilfsquellen eröffnen, und sich auf Kosten des Staats kleiden und nähren? Es ist hier der Ort nicht, alle die Handlungen aufzudecken, welche diese Leute zu begehen gezwungen sind; genug, wenn es bekannt ist, dass Unterschleife, zum größten Schaden der Waldungen, getrieben werden, und sich die Jägerpursche auf diese Art selbst zu salariren wissen. Billig und nützlich wäre es, diesen notwendigen Forstgehilfen etwas von der Forstkasse auszuwerfen, damit sie in den Stand gesetzt werden, ihre Pflichten als rechtschaffene Diener zu erfüllen. Das nämliche gilt auch von denen sehr gering besoldeten Förstern und Jägern; der Staat besolde diese Leute so, dass sie leben und ihre Familie ernähren können, dann kann die Erfüllung ihrer Pflichten mit Recht gefordert, die Vernachlässigung und Pflichtvergessenheit aber nachdrücklich bestraft werden.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Forst - Rügen