Förster und Forstbediente

Da das Holz eine so wichtige und unentbehrliche Sache für ein Land ist, so muss die Wahl derjenigen Männer, welche für die Anpflanzung des Holzes zu sorgen haben, keine gleichgültige, sondern um so mehr eine wichtige Sache sein, da die Erfüllung oder Vernachlässigung der Pflichten eines Försters auf mehrere Menschenalter Einfluss hat. Unersetzlich, und nach Jahrhunderten noch fühlbar, ist der Schaden, welchen ein pflichtvergessener Förster dem Staate zufügen kann; — wenn gewissenlose Richter ihre Pflichten vergessen, und dadurch ganze Familien an den Bettelstab bringen; so ist dieses wieder gut zu machen und zu ersetzen; hingegen ist der Schaden, den ein pflichtvergessener Förster anrichtet, nicht nur einzelnen Familien, sondern ganzen Städten und Dorfern, ja öfters dem ganzen Lande fühlbar und unersetzlich; Ein gewissenloser Förster ist in der Tat der größte Verbrecher im Staate, und die Folgen seiner Handlungen sind für das Ganze eben so nachteilig, als ein wahrer und echter Forstmann dem gemeinen Besten nützlich ist.

Der wahre Förster gehört mit unter die nützlichste Klasse der Staatsdiener, und ich kann mir die vollkommene Erfüllung seiner Pflichten nicht denken, ohne ihm zugleich einen moralisch guten Charakter beizulegen. Ein Förster erlebt selten die Freude, die Früchte seiner Arbeit groß zu sehen; er pflanzt nur für künftige Menschen, und erst seine Asche empfängt den Dank für seine Mühe. Der echte Förster begeht so manche nützliche Handlungen in seinem Walde, die ihm von seinen Oberen weder geboten, noch nachgesehen und belobt werden können. Was treibt Ihn aber zur stillen Verrichtung solcher nützlichen Werke an? Ehrgeiz, Stolz und Gewinnsucht, können die Triebfedern nicht sein, denn er handelt ja nicht vor den Augen der Welt, und es weiß außer ihm Niemand, dass er heute einigen hundert Bäumen, welche ohne seine Hilfe zu Grunde gegangen waren, aufgeholfen und ihr gutes Wachstum befördert hat. Der echte Forster seufzt, wenn seine Oberen auf großen Wildstand dringen; ihm liegt das Wohl einer ganzen Gegend mehr am Herzen als jenen, welche nur den Namen nach Förster sind. Gewiss, ich gestehe es ungern, dass nur Menschenliebe und Moralität einen Förster zu seiner Arbeit ermuntern kann. Möchte es doch ungegründet sein; dann würden unsere Waldungen blühen!


Bei einer solchen Betrachtung glaube ich, dass man, bei der Auswahl der Forstvorsteher, nicht nur auf Kenntnisse allein, sondern aus doppelter Rücksicht auch auf einen moralisch guten Charakter zu sehen hat. Ein Förster hat mehr, als irgend ein Diener, Gelegenheit, seinen Herrn zu übervorteilen, ohne dass man ihm hinter seine unerlaubte Handlungen kommen kann; er hat Macht, großen Schaden oder Nutzen zu stiften, und sein Charakter bestimmt das eine oder das andere. Er muss aber auch gemeiniglich mit Leuten ohne alle Bildung umgehen, die öfters, aus Mangel des Unterrichts, nicht die Fähigkeit besitzen, das Böse vom Guten zu unterscheiden; durch rohes und brutales Betragen wird er nicht mit dieser Menschenklasse auskommen; er muss sie belehren und vorzüglich durch seine Beispiele zum Guten ermuntern, so wie er sich überhaupt die Liebe und Achtung des gemeinen Mannes sowohl, als seiner Untergebenen, durch ein gutes Betragen zu erwerben suchen muss. Leider! sind die heutigen Förster selten so beschaffen, und es ist kein Stand so sehr in der Achtung gesunken, wie dieser. Die Ursache liegt, meines Erachtens, bloß darin, weil dieser Stand gewöhnlich mit Subjekten besetzt wird, die ihn durch sittenloses Betragen überhaupt, durch übermäßiges Trinken, durch Fluchen u. s. w. heruntersetzen, und sich dadurch der schuldigen Achtung selbst berauben.

Auffallend ist es, dass ein so wichtiges Fach, wie das Forstwesen, ohne alle Auswahl mit Subjekten besetzt wird, deren Verdienste gemeiniglich nur darin bestehen, dass sie gute Schützen und hirschgerechte Jäger sind. — Zwar haben sich schon mehrere Länder überzeugt, dass zwischen einem Forstmanne und Jäger ein Unterschied, wie zwischen Holz und Wildpret sei, und haben die rühmlichsten Anstalten zur Bildung guter Förster, und dadurch zum Flore des Forstwesens gemacht. Preußen, Sachsen, Bayern, Württemberg u. e. a. sind hierin Muster guter Beispiele, und die tägliche Erfahrung zeigt den großen Gewinn, welchen der Regent sowohl als der Untertan durch diese preiswürdige Anstalten erhält. Noch aber sind nicht alle Länder, selbst durch jene Beispiele nicht, von dem auffallenden Nutzen solcher Forst - Subjekten - Verbesserung überzeugt, oder wollen nicht überzeugt sein. — Staaten, welche mit ihrer Gelehrsamkeit prangen, und sich auf ihre hohe Schulen und andere Staats-Anstalten gewaltig viel einbilden, sind im Forstwesen noch so weit zurück, dass sie durch erneuerte Edikte nur dem Adel allein, ein ausschließliches Recht auf die hohen Forstbedienungen geben, und dadurch (nach der Erfahrung zu urteilen) den Ruin der Waldungen vollends bezwecken.

Wahr ist es, man hat Männer von Adel, welche ihr ganzes Leben hindurch sich mit Verbesserung des Forstwesens beschäftigen, und sie haben den größten Anteil an der Vervollkommnung der Forstwissenschaft, besonders in Anpflanzung nordamerikanischer Holzarten. Herr von Burgsdorf, von Zanthier, von Wangenheim, von Brocke u. a. m. sind die Zierde deutscher Forstmänner, und ihre großen Verdienste um das deutsche Forstwesen sind zu bekannt, als dass ich nötig hätte, sie hier anzuführen. Der Adelstand hat, so wie jeder andere, verdienstvolle und verehrungswürdige Männer aufzuweisen, und auch unsere hiesige Gegend prangt mit Adeligen, welche einen großen heil ihrer Revenuen zu allerlei nützlichen Versuchen, besonders zu Anpflanzung fremder Holzarten verwenden, und nur ihr größtes Vergnügen darin suchen, Menschenwohl zu befördern.

Dass sie aber selten sind, diese von Adel, das zeigt die tägliche Erfahrung. Begleiten sie hohe Forststellen; so finden sie seilen Vergnügen an nützlicher Arbeit; gewöhnlich ist die Jagd ihre Passion, welche noch dadurch schädlicher wird, dass diese großen Jagdliebhaber — (weil von ihnen, wo nicht ganz doch zum Teile eine untere Dienstbesetzung abhängt) nur auf gute Jäger Rücksicht nehmen, und oft in drei Minuten aus einem solchen, einen Förster machen; und so hat zwar der Mann ein Amt, aber das Amt keinen Mann. Die Holzpflanzung wird nur als eine Nebensache gegeben, und den unteren Forstbedienten allein überlassen. Mancher von diesen hätte Freude am Forstwesen, und würde öfters Gutes stiften; allein sein Wille ist dem Willen seines mächtigen Obern untergeordnet, und das gute Werk unterbleibt. Nur da, wo ein Förster den Bauernstand drückende, und die Wälder verderbende Vorschläge zur Verbesserung der Wildbahn macht, da hat er alle mögliche Unterstützung und Mithilfe zu erwarten. Ist aber ein guter Förster ein schlechter Jäger, so fällt er bei seinen hohen Vorgesetzten nicht selten in Ungnade, und wird oft als unbrauchbar von seinem Brote gebracht, das er nur als Förster, aber nicht als Jäger verdienen konnte. Leider! sind die Beispiele nicht selten, wo das allgemeine Beste unter der Jagd-Passion der hohen adeligen Forstbedienten leiden — und der Nutzen eines ganzen Landes, dem Vergnügen einzelner Personen nachstehen musste.

Gleichwie alle Monopolien dem Staate schädlich sind; so ist auch insbesondere das Monopolium mit den höheren Forststellen, vom größten Nachteil; das Genie wird unterdrückt und der verdienstvolle Mann strebt vergebens empor zu kommen. Kein Wunder also, wenn' Eifer und Tätigkeit da erlöschen, wo Trägheit und Fleiß gleiche Belohnung haben.

Fähigkeit allein muss bei Dienstbesetzungen in Betrachtung gezogen werden; dieses ist man dem gemeinen Wohle schuldig *). Die Fähigkeit aber ist nicht nur bei hohen Ständen von Adel zu Hause, sondern sie ist bei allen Menschenklassen zu finden; die fähigsten dem Staate zu Dienern zu geben, ist heilige Pflicht. Vorzüglich gilt dieses von den Forst-Bedienungen, die einen so wichtigen Einfluss auf die gegenwärtige und zukünftige Menschheit haben; den Förstern wird der größte Schatz der Staaten anvertraut, also ist es billig hierzu auch solche Subjekte zu wählen, von deren gewissenhaften Verwaltung man überzeugt sein kann.

*) Nach einer kaiserlich - königlichen Forstordnung vom Jahre 1786 darf keine Jäger- oder Försterstelle, ohne vorhergegangene genaue Prüfung des Subjekts, vergeben werden. Ja, sogar denen, bereits schon in Diensten stehenden Forstbedienten, die nicht genügsame Forstkenntnisse besitzen, ist eine Zeit non drei Jahren anberaumt worden, während welcher sie sich die nötigen Kenntnisse erwerben, sodann einer öffentlichen Prüfung unterziehen, und im Falle sie untauglich sind, kassiert werden sollen.

Eine gleiche Beschaffenheit hat es mit den Adjunktionen. Die meisten Forstbedienungen haben entweder Adjunktos, oder sind gar — so wie der Adel — in der Familie erblich. Wenn je eine Sache dem Staate vom großen Nachteile war; so ist es diese. Verwandtschaft und Protektion entscheiden, wem dieser oder jener Teil des öffentlichen Wohls anvertraut werden soll. Unmündige Kinder werden adjungiert, und erhalten die Versicherung zu einem Brod, das sie nie verdienen lernen. Der unwissende Sohn erbt den Dienst seines Vaters, weil dieser Verdienste hatte; und so wird öfters das Glück Eines Menschen auf das Unglück tausend anderer gegründet. Unschätzbar ist der Schaden, welcher auf diese Art dem Forstwesen schon zugefügt wurde. Es gibt gewisse Gegenden, die nicht härter hatten bestraft werden können , als sie dadurch bestraft wurden, dass ihre Waldungen durch solche adjungierte Förster verwaltet wurden; die blühendsten Wälder sind ein Opfer der Unwissenheit und Trägheit geworden; ein Menschenalter ist nicht zureichend, diesen Schaden wieder gut zu machen und die gerechten Klagen derer zu stillen, welche schwer darunter leiden.

Der Billigkeit ist es zwar angemessen, dass ein Fürst nach dem Tode eines verdienstvollen Dieners für die hinterlassene Familie sorgt, nur muss die Versorgung nicht zum Nachteil des Landes gereichen, wie dieses besonders durch Forstbedienungen geschieht. Nur dann, wenn der hinterlassene Sohn sich zu einem nützlichen Staatsmitgliede gebildet hat, und seine, zu dem künftigen Amte nötige Fähigkeit unparteiisch geprüft worden ist; nur dann ist es billig und gerecht, der Familie ein Brod zu lassen, das ehedem der Vater so würdig verdient hat, und nun der Sohn verdienen wird. Adjunklionen unmündiger Kinder aber, sind nicht allein wegen ihrer Ungerechtigkeit, sondern hauptsachlich deswegen zu verwerfen, weil sich solche Subjekte nie fleißig zu ihrem Amte qualifizieren werden; sie haben ihr Brod gewiss, für was sollen sie sich Mühe geben, es so würdig zu verdienen, als es hundert andere verdient hätten?

Nirgends ist, meines Erachtens, eine sorgfältige Dienstbesetzung mit tüchtigen Subjekten nötiger, als bei dem Forstwesen. Der Grund davon liegt in den Folgen, die sich auf mehrere Menschenalter erstrecken. Und dennoch wird nirgends weniger auf fähige Subjekte gesehen, als bei den Forstbedienungen. Man sieht gleichsam, wie bei dem Militärstande, nur auf starke Fäuste, und nicht auf Kopf und Herz. Jeder, wenn er auch kaum lesen und schreiben kann, wird für fähig gehalten, ein Forstmann zu sein. Der Fürst, der Prinz, der Minister und der Kavalier, lohnen gemeiniglich die treuen Dienste ihrer Bedienten oder Jäger mit Forststellen. Ein zügelloser Sohn, der sich nicht unter die häusliche Ordnung und die väterliche Gesetze schmiegen will, wählt eine freiere Lebensart, und will Soldat oder Jäger sein; der kluge Vater rät zu letzterem; der unwissende Sohn kommt in die Lehre, hütet da sechs bis acht Jahre den Wald, lernt die Fährten und Wechsel des Wildprets kennen, lernt schießen und Gewehrputzen, und wird endlich — mit einem Lehrbriefe versehen — selbst Förster. Dieses ist die Biographie der meisten Förster von ihren Lehrjahren an, bis zur Förster-Epoche. Kein Wunder also, wenn das Forstwesen in Verfall, kommt, und von allen Seiten über Holzmangel geklagt wird. Solche Förster können um möglich das leisten, was sie notwendiger Weise leisten sollen. Erst im grauen Alter findet man Grundsätze bei ihnen, welche sie sich durch tausend gemachte Fehler gesammelt haben, und wozu sie durch systematischen Unterricht auf einmal gekommen wären. Würden diese Förster ihren Lehrlingen nur noch jene Grundsätze beibringen, und sie ordentlicher Weise mit ihren Erfahrungen bekannt machen; so ließe sich noch etwas Gutes erwarten, und der Staat hätte jene teuere Grundsätze nur einmal bezahlen dürfen; allein dieses geschieht nie; kein belehrendes Wort kommt aus ihrem Munde; ich selbst habe diesen Eigensinn, Trägheit oder Stolz erfahren. Gleichwie ein Handwerkslehrjunge seine Profession bloß durch Absehen erlernen muss; also müssen die Lehrlinge der Förster, das Forstwesen auf Unkosten des Staates erlernen. Diesen liest der Förster nie einen Bericht über die vorkommende Gegenstände vor; keine Holz- und Forstrechnungen werden ihnen vorgezeigt, und der Förster nimmt bei diesen Geschäften eine so wichtige Miene an, dass es der Lehrling für eine Frechheit halt, ihn über etwas zu befragen.

Hat ein Forstlehrling nicht besonderes Genie, bildet er sich nicht selbst, und sucht er sich nicht durch Lesung guter Bücher (wozu wegen beständigem Laufen selten Zeit ist) Kenntnisse zu erwerben; so ist er, ungeachtet der vollendeten Lehrzeit, nichts mehr und nichts weniger als — ein Waldschütz. Wo und bei wem hätte er aber auch mehr lernen sollen? Jene naturhistorische und so notwendige mathematische Kenntnisse eines Försters, sind den Prinzipalen gewöhnlich selbst unbekannte Dinge.

So sind die Försterschulen beschaffen; und so werden die Männer gebildet, welchen ein so wichtiger Teil des öffentlichen Wohls und das Glück der Nachkommenschaft anvertraut wird. Möchten doch diejenigen, in deren Gewalt es steht, nützliche Änderungen zu treffen, diese kurze Rüge beherzigen, und jene rühmlichst bekannte Anstalten, wahre Forstmänner zu bilden, zum Muster nehmen!


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Forst - Rügen
Einödbauer — Holzfäller.

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Holzknechte am Triftbach.

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Der Holzknecht.

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Holzstauung in der Klamm.

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Jäger.

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Holztransport im Winter.

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