Spinnrad, Backwerk, Reuter, Pfeffernüsse, Haspel, Julfest, Honigkuchen, Festverschenkungsbrote, Semmelteig.
Dagegen darf das heilige Fest durch keine Arbeit entweihet werden, weshalb während der ganzen 12 Tage alle gewöhnlichen häuslichen Arbeiten ruhen, namentlich wird kein Stall ausgemistet, kein Zeug gewaschen oder getrocknet, kein Spinnrad und keine Haspel gerührt. Der wilde Jäger oder Fru Woden würden die Verachtung dieses Gebrauches an den Ungläubigen bitter rächen, namentlich das Vieh verderben, oder mindestens den Flachs beschmutzen 1). Auch eigenthümliches Backwerk erinnert noch an das heidnische Julfest und seine Opfer, nämlich außer den überall bekannten Pfeffernüssen und Honigkuchen auch allerlei Figuren aus gewöhnlichem Semmelteige, namentlich Reuter, Schweine und Hasen, welche vom gemeinen Manne ohne weitere Unterscheidung Has’-Puppen genannt werden. Vielleicht ist auch auf dies Fest zu beziehen, was Mantzel von einem in Rostock gebräuchlichen „großen Festverschenkungsbrote“ erzählt, welches „ên Wulff“ genannt werden 2). Dagegen dürfen in dieser Zeit keine Erbsen gegessen werden.
Aehnliche Vorschriften galten auch und gelten theilweise noch immer für die Heilighaltung des dem Wodan geweiheten und seinen Namen tragenden Wochentag. Bekanntlich hieß der Mittwoch früher Wodanstag. An diesem Tage aber und ganz besonders an dem Aschermittwoch in den Fasten darf man nach dem Glauben unserer Landleute sich eben so wenig mit der Flachsarbeit beschäftigen, als in den Zwölften, weder spinnen und haspeln, noch weben, weil der Wode sonst durch das Gespinnst fährt, oder es beschmutzt, noch den Leinsamen säen, weil sonst, wie der alte Franck a. a. O. hinzufügt, Wodans Pferd den Flachs zertreten würde, was ich auf die dem jungen Flachse, welcher nach der Bauerregel 100 Tage nach Weihnacht gesäet werden soll, oft verderblichen Nachtfröste beziehe, welche gewöhnlich strichweise, wie die kalten Nebelwolken über das Feld ziehen, die Saat verderben. Diese besondere Aussicht, welche dem Wodan und seiner Gemahlin über den Flachsbau und die Weberei zugeschrieben wird, scheint übrigens einfach dadurch erklärt, daß hierin die Hauptarbeit, ja fast die einzige Beschäftigung des Landvolks während der langen Winterabende besteht. Auffallender Weise sollen dagegen die Erbsen, das verbotene Gericht während der Zwölften, nach anderen überhaupt alle Kornarten, grade am Mittwoch oder Sonnabend gesäet werden, damit die Sperlinge sie nicht stehlen. Man hätte vermuthen sollen, daß sie aus diesem Grunde grade umgekehrt nicht am Mittwoch gesäet werden dürften.
Außer Zusammenhang mit den heidnischen Festtagen steht die von Mussäus a. a. O. mitgetheilte Sage, in welcher der Wode als Feind der Zwerge erscheint, mit welchen er fortwährend im Kampfe stehe und die er fast schon vertilgt habe; grade sowie der thüringische wilde Jäger den Moosleuten nachstellt, einer Art Waldgeister, welche nach Grimm (S. 520) den Uebergang zu den Zwergen bilden. Auch nach der Lauenburger Sage verfolgt er die Zwerge (Müllenhoff, S. 372 ff. und S. 575). - Auffallend ist ferner die Rolle, welche ihm die Sage in der Gegend von Güstrow zutheilt, indem sie ihn als Grenzwächter bestellt. So hat man ihn z. B. öfters auf der Scheide zwischen Ganschow und Gerdshagen und eben so zwischen Zehlendorf und Weitendorf auf und ab wandern gesehen, mit dem Rufe: „Hier geit de Scheer! Hier geit de Scheer!“ Hoffte man von Wodan, dem Gotte des Krieges, vorzugsweise den Schutz der Grenze gegen feindlichen Ueberfal? Und sind etwa die im Leben allzustrengen Herren Amtmänner, welche nach jüngeren Sagen häufig zur Strafe nach ihrem Tode denselben Posten bekleiden, wirklich nur Stellvertreter des Gottes, wie Hackelbernd und andere die wilde Jagd führende Förster und Jagdliebhaber? - Wenn Wodan in dieser letzten Sage ausnahmsweise zu Fuß erscheint, so finden wir dagegen an vielen anderen Orten den Teufel selbst auf seinem Schimmel, z. B. am Teufelsbach bei Friedrichsruh zwischen Parchim und Crivitz. Auch ein aufgezäumter Schimmel ohne Reuter läßt sich hie und da an solchen Teufelsorten sehen, immer aber dem Begegnenden Böses verkündend. - Auch Fru Woden fährt nicht immer unstät durch die Lüfte. Bei Rühn hat sie z. B. als weiße Frau, deren Identität mit Holde u. s. w. Grimm nachweis’t, in einem hohlen Baume Wohnung genommen, von wo aus sie den Vorübergehenden in dunklen Nächten oft erscheint, doch habe ich nicht eigentlich erforschen können, zu welchem Zwecke.
Auch in den glänzenden Sternbildern am nächtlichen Himmel fanden unsere heidnischen Vorfahren vielfache Spuren ihrer Götter, zumal Othins und der Seinen. Der hellere lichtweiße Gürtel, welcher sich über den ganzen Himmel zieht und unter dem Namen Milchstraße bekannt ist, hieß nach Grimm’s Vermuthung in Deutschland früher die Irmanstraza, d. h. die allgemeine Weltstraße, und war zugleich die Straße des Himmelskönigs, die Wodansstraße, weshalb er auch in dem Ortsnamen Wodenswegh eine Anspielung auf diesen Himmelsweg zu finden glaubt (Gr., S. 105 u. 212). Auch im Amte Stargard giebt es ein Wodensweghe, jetzt Godenswege genannt, wornach das schon im 13. Jahrhundert vorkommende, jetzt erloschene Rittergeschlecht der von Wodensweghe den Namen führte. Indeß ist der Ortsname ohne Zweifel erst von den einwandernden Deutschen aus dem Magdeburgischen, wo derselbe gleichfalls vorkommt, in das Land Stargard eingeführt. - Zu dieser Straße gehört ferner der Wagen des Gottes, wie das Sternbild des großen Bären bekanntlich genannt wird und welcher in den Niederlanden früher Wönswaghen, im Angelsächsischen aber Wönsthisl hieß, d. h. Wodanswagen und Wodansdeichsel, denn Wön ist Verkürzung aus Wodan, da auch der Mittwoch im Niederländischen Wönsdag hieß. Sonst hieß er auch der Karlswagen, und nach christlicher Sage sollen Elias, Christus und andere Heilige aus ihm gen Himmel gefahren sein. Andere an verschiedenen Orten wiederkehrende Sagen bezeichnen nun zugleich den kleinen, über der Deichsel stehenden Stern als den Fuhrmann, welcher den Wagen zur Strafe, nach andern zum Lohne, für alle Ewigkeit lenken muß. In Holstein heißt dieser Fuhrmann Hans Dümkt, anderswo Dümcke, und in Meklenburg soll er, wie Grimm aus Adelung anführt, Duming genannt werden (Gr., S. 419 u. 704, 2te Aufl., S. 688 und Müllenhoff, S. 360). Diese Angabe kann ich soweit bestätigen, als in Meklenburg wirklich ein Stern den Namen Dümling (Däumling), d. h. Zwerg, führt. Mein Gewährsmann, ein Bauer aus der Gegend von Parchim, verstand aber darunter nicht jenen Fuhrmann des Wodanswagens, sondern den damals gerade hell leuchtenden Abend- und wahrscheinlich auch den Morgenstern und wußte nichts zur Erklärung des Namens anzugeben. Sollte wirklich auch dieser Stern denselben Namen geführt und irgend eine verlorne Sage das Verhältniß desselben etwa als Diener der auf- und untergehenden Sonne erklärt haben? - Neben dem Wagen Othins sah man im Norden auch die Spindel der Frigg, welche die christliche Sage bald der Maria beilegte, bald in den Stab des heiligen Jacob verwandelte, wovon aber jetzt keine Erinnerung übrig geblieben zu sein scheint.
1) In der Gegend von Güstrow spinnt und haspelt man jedoch grade in dieser Zeit stillschweigend Garn, welches dann zauberkräftig ist. Kranke, welche durch eine solche Lage Garn hindurch kriechen, werden gesund.
2) Bützowsche Ruhestunden, Thl. 21, S. 22. Sonstige eigenthümliche Festgerichte dieser Zeit sind mir nicht bekannt.
Aehnliche Vorschriften galten auch und gelten theilweise noch immer für die Heilighaltung des dem Wodan geweiheten und seinen Namen tragenden Wochentag. Bekanntlich hieß der Mittwoch früher Wodanstag. An diesem Tage aber und ganz besonders an dem Aschermittwoch in den Fasten darf man nach dem Glauben unserer Landleute sich eben so wenig mit der Flachsarbeit beschäftigen, als in den Zwölften, weder spinnen und haspeln, noch weben, weil der Wode sonst durch das Gespinnst fährt, oder es beschmutzt, noch den Leinsamen säen, weil sonst, wie der alte Franck a. a. O. hinzufügt, Wodans Pferd den Flachs zertreten würde, was ich auf die dem jungen Flachse, welcher nach der Bauerregel 100 Tage nach Weihnacht gesäet werden soll, oft verderblichen Nachtfröste beziehe, welche gewöhnlich strichweise, wie die kalten Nebelwolken über das Feld ziehen, die Saat verderben. Diese besondere Aussicht, welche dem Wodan und seiner Gemahlin über den Flachsbau und die Weberei zugeschrieben wird, scheint übrigens einfach dadurch erklärt, daß hierin die Hauptarbeit, ja fast die einzige Beschäftigung des Landvolks während der langen Winterabende besteht. Auffallender Weise sollen dagegen die Erbsen, das verbotene Gericht während der Zwölften, nach anderen überhaupt alle Kornarten, grade am Mittwoch oder Sonnabend gesäet werden, damit die Sperlinge sie nicht stehlen. Man hätte vermuthen sollen, daß sie aus diesem Grunde grade umgekehrt nicht am Mittwoch gesäet werden dürften.
Außer Zusammenhang mit den heidnischen Festtagen steht die von Mussäus a. a. O. mitgetheilte Sage, in welcher der Wode als Feind der Zwerge erscheint, mit welchen er fortwährend im Kampfe stehe und die er fast schon vertilgt habe; grade sowie der thüringische wilde Jäger den Moosleuten nachstellt, einer Art Waldgeister, welche nach Grimm (S. 520) den Uebergang zu den Zwergen bilden. Auch nach der Lauenburger Sage verfolgt er die Zwerge (Müllenhoff, S. 372 ff. und S. 575). - Auffallend ist ferner die Rolle, welche ihm die Sage in der Gegend von Güstrow zutheilt, indem sie ihn als Grenzwächter bestellt. So hat man ihn z. B. öfters auf der Scheide zwischen Ganschow und Gerdshagen und eben so zwischen Zehlendorf und Weitendorf auf und ab wandern gesehen, mit dem Rufe: „Hier geit de Scheer! Hier geit de Scheer!“ Hoffte man von Wodan, dem Gotte des Krieges, vorzugsweise den Schutz der Grenze gegen feindlichen Ueberfal? Und sind etwa die im Leben allzustrengen Herren Amtmänner, welche nach jüngeren Sagen häufig zur Strafe nach ihrem Tode denselben Posten bekleiden, wirklich nur Stellvertreter des Gottes, wie Hackelbernd und andere die wilde Jagd führende Förster und Jagdliebhaber? - Wenn Wodan in dieser letzten Sage ausnahmsweise zu Fuß erscheint, so finden wir dagegen an vielen anderen Orten den Teufel selbst auf seinem Schimmel, z. B. am Teufelsbach bei Friedrichsruh zwischen Parchim und Crivitz. Auch ein aufgezäumter Schimmel ohne Reuter läßt sich hie und da an solchen Teufelsorten sehen, immer aber dem Begegnenden Böses verkündend. - Auch Fru Woden fährt nicht immer unstät durch die Lüfte. Bei Rühn hat sie z. B. als weiße Frau, deren Identität mit Holde u. s. w. Grimm nachweis’t, in einem hohlen Baume Wohnung genommen, von wo aus sie den Vorübergehenden in dunklen Nächten oft erscheint, doch habe ich nicht eigentlich erforschen können, zu welchem Zwecke.
Auch in den glänzenden Sternbildern am nächtlichen Himmel fanden unsere heidnischen Vorfahren vielfache Spuren ihrer Götter, zumal Othins und der Seinen. Der hellere lichtweiße Gürtel, welcher sich über den ganzen Himmel zieht und unter dem Namen Milchstraße bekannt ist, hieß nach Grimm’s Vermuthung in Deutschland früher die Irmanstraza, d. h. die allgemeine Weltstraße, und war zugleich die Straße des Himmelskönigs, die Wodansstraße, weshalb er auch in dem Ortsnamen Wodenswegh eine Anspielung auf diesen Himmelsweg zu finden glaubt (Gr., S. 105 u. 212). Auch im Amte Stargard giebt es ein Wodensweghe, jetzt Godenswege genannt, wornach das schon im 13. Jahrhundert vorkommende, jetzt erloschene Rittergeschlecht der von Wodensweghe den Namen führte. Indeß ist der Ortsname ohne Zweifel erst von den einwandernden Deutschen aus dem Magdeburgischen, wo derselbe gleichfalls vorkommt, in das Land Stargard eingeführt. - Zu dieser Straße gehört ferner der Wagen des Gottes, wie das Sternbild des großen Bären bekanntlich genannt wird und welcher in den Niederlanden früher Wönswaghen, im Angelsächsischen aber Wönsthisl hieß, d. h. Wodanswagen und Wodansdeichsel, denn Wön ist Verkürzung aus Wodan, da auch der Mittwoch im Niederländischen Wönsdag hieß. Sonst hieß er auch der Karlswagen, und nach christlicher Sage sollen Elias, Christus und andere Heilige aus ihm gen Himmel gefahren sein. Andere an verschiedenen Orten wiederkehrende Sagen bezeichnen nun zugleich den kleinen, über der Deichsel stehenden Stern als den Fuhrmann, welcher den Wagen zur Strafe, nach andern zum Lohne, für alle Ewigkeit lenken muß. In Holstein heißt dieser Fuhrmann Hans Dümkt, anderswo Dümcke, und in Meklenburg soll er, wie Grimm aus Adelung anführt, Duming genannt werden (Gr., S. 419 u. 704, 2te Aufl., S. 688 und Müllenhoff, S. 360). Diese Angabe kann ich soweit bestätigen, als in Meklenburg wirklich ein Stern den Namen Dümling (Däumling), d. h. Zwerg, führt. Mein Gewährsmann, ein Bauer aus der Gegend von Parchim, verstand aber darunter nicht jenen Fuhrmann des Wodanswagens, sondern den damals gerade hell leuchtenden Abend- und wahrscheinlich auch den Morgenstern und wußte nichts zur Erklärung des Namens anzugeben. Sollte wirklich auch dieser Stern denselben Namen geführt und irgend eine verlorne Sage das Verhältniß desselben etwa als Diener der auf- und untergehenden Sonne erklärt haben? - Neben dem Wagen Othins sah man im Norden auch die Spindel der Frigg, welche die christliche Sage bald der Maria beilegte, bald in den Stab des heiligen Jacob verwandelte, wovon aber jetzt keine Erinnerung übrig geblieben zu sein scheint.
1) In der Gegend von Güstrow spinnt und haspelt man jedoch grade in dieser Zeit stillschweigend Garn, welches dann zauberkräftig ist. Kranke, welche durch eine solche Lage Garn hindurch kriechen, werden gesund.
2) Bützowsche Ruhestunden, Thl. 21, S. 22. Sonstige eigenthümliche Festgerichte dieser Zeit sind mir nicht bekannt.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Erinnerungen an die nordische Mythologie in den Volkssagen und Aberglauben Mecklenburgs.