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Auch verschiedene Insecten gehörten zu Thor’s Thieren. Namentlich der große gehörnte Hirschkäfer (Lucanus cervus), auch Donnerkäfer, Donnerguge, Donnerpuppe, Feuerkäfer, Feuerschröter, Feuerträger, Börner, Eichkäfer und Eichochse genannt. Man glaubt, daß er mitunter eine Kohle zwischen den Hörnern trage, sein Geweih als Zahnstocher gebraucht, schützt gleich dem Donnersplitter vor Zahnschmerz. Wer ihn entführt, dem schlägt der Blitz ins Haus. - Der Marienkäfer (Coccinella) heißt bei uns auch Sonnenkäfer, Sonnenpferd, Gottespferdchen und Johanniskäfer. Ihn zu tödten, bringt Unglück; unsere Kinder setzen ihn auf die Hand und bitten ihn auszufliegen und gut Wetter zu holen (Herr Gotts Pierdken fleg ut, unn bring mi godes Weder mit!). - Ob auch Schmetterlinge, namentlich die Tagfalter, die Bienen, die Ameisen, die Spinnen u. a. hieher zu ziehen sind, bin ich zweifelhaft. Von den ersteren, bei uns Sünnenvagel oder Bottervagel genannt, weiß ich sonst nichts beizubringen als den bekannten Kindergesang, wodurch das Thier eingeladen wird, sich zu setzen. Ein Bienenschwarm bedeutet Gäste, nach andern Feuer, wenn er sich an ein Haus setzt 1). Gegenstände, welche bei sympathetischen Kuren gebraucht sind, vergräbt man in einen „Emken- oder Mirenhupen“, d. h. Ameisenhaufen. Vgl. auch Gr., Aberglaube Nr. 88 und 98. Eine kleine Spinnenart bringt Glück (Glücksspinne). Spinnengewebe legt man auf Wunden, um das Blut zu stillen, auch hilft dasselbe gegen das Fieber; Spinnengewebe in der Küche deutet auf Verliebtheit der Köchin. Der Mettensommer (Mädchensommer), d. h. das im Frühling und Herbst über’s Feld ziehende Spinngewebe, anderswo Mariengarn und in Schweden Zwergsnetz (dwärgsnät) genannt, hatte jedenfalls eine mythische, wenn auch jetzt nicht mehr zu erkennende Bedeutung (Gr., S. 454).
Zahlreich sind wieder die auf den Thorscultus bezüglichen Pflanzen. Vor allem war die heilige Eiche bei allen heidnischen Völkern Thor’s Baum. Die christlichen Missionaire erwähnen wiederholt der heiligen Donnereiche (robur Jovis), der das Volk göttliche Verehrung zollte (Gr., S. 44 und 45). Noch jetzt glaubt das Volk, daß die Nähe einer Eiche gegen Blitz sichere, und schreibt derselben außerordentliche Heilkraft zu. Kinder läßt man durch den Spalt einer alten Eiche kriechen, damit sie Gedeihen (Däg) haben mögen, und Lahme und Sieche hoffen davon Heilung ihrer Leiden. Noch vor einigen Jahren wanderten Tausende gläubiger Kranken aus allen Gegenden des Landes zu einer solchen heiligen Eiche in der Nähe von Grevesmühlen, bis der Eigenthümer sie fällen ließ, und andere, wenn auch minder berühmte Bäume der Art gab es viele im Lande, z. B. bei dem Dorfe Rom bei Parchim, welche Thor selbst vor einigen Jahren zerschmettert hat. - Von der Linde ist mir nichts Bemerkenswerthes bekannt, obwohl man es fast erwarten sollte; eben so wenig von andern Bäumen. Dagegen ist die mythische Bedeutung des Dornstrauchs schon oben hervorgehoben. Hier ist noch anzuführen, daß die erste Blüthe des Schwarzdorns ein Fiebermittel ist. Nach Grimm’s Untersuchung pflanzte man auf die Grabhügel der Todten einen Dornstrauch oder wilde Rose. Die Rose findet man bekanntlich noch jetzt sehr gewöhnlich auf Gräbern, aber sie ist nicht bloß Todesblume, sondern zugeich Blume der Liebe. Das Rosenöl ward früher äußerlich gegen Augenentzündung, Zahnschmerzen, Ohrenschmerzen, und innerlich gegen Fieber und Flüsse angewendet. Der durch einen Insectenstich erzeugte moosartige Auswuchs an den wilden Rosen heißt Schlafsdorn. Er soll gegen Zauberei schützen, namentlich legt man ihn Kindern in die Wiege, welche verrufen sind, daß sie nicht schlafen können. Man darf aber nicht über Wasser gehen, wenn man ihn pflückt. - Ueberhaupt scheinen alle stachlichen und brennenden Gewächse von Thor zu kommen; man verglich diese Eigenschaft ohne Zweifel der Wirkung des Feuers, und der Stachel der Pflanze schien überdies dem Horn der Thiere zu entsprechen. Hieher gehört namentlich die große Brennnessel (urtica dioica), bei uns Dunner - oder Hirre-Nettel genannt (von hyr-Feuer, daher Hyrrekin, der Name einer Riesin, was nach Gr. igne fumata bedeutet). Von dieser Nessel glaubte man nach Franck (A. u. N. M. I, S. 59), daß sie dem Donner widerstehe, weshalb man sie zum frischen Biere legte, damit es sich nicht breche 2). Junge Nesseln gehörten zu dem Grünen-Donnerstags-Kohl. Hühner peitscht man mit Nessel, um sie zum Brüten zu bringen; warum man aber jungem Federvieh die Füße damit peitscht, weiß ich nicht, denn der mir angegebene Grund, daß man es an den Nesselbrand gewöhnen wolle, ist zu einfältig, als daß man nicht einen andern voraussetzen dürfte. Vergleiche auch oben über den Zusammenhang des Nesselfiebers mit den Hühnern. - Außer den eigentlichen Getreidearten mit den stachlichten Aehren, welche nothwendig dem Gotte des Ackerbaues gehörten, sind hier unter den eßbaren Pflanzen auch die Schotenfrüchte, Erbsen und Bohnen, zu nennen. Früher hielt man die Erbse für ein Mittel gegen Zahnschmerz, indem man den kranken Zahn damit berührte und sie dann in fließendes Wasser warf. Eben so vertrieb man die Warzen. Sie durften in den Zwölften nicht genossen werden, sind aber das eigentliche Donnerstags-Gericht. Die mythische Bedeutung der von einem Pockennarbigen gebräuchlichen Redensart, der Teufel habe Erbsen oder Bohnen in seinem Gesichte gedroschen, verstehe ich nicht, wenn eine darin liegt. - Hieran schließen sich endlich noch eine ganze Reihe von Pflanzen, welche ihre Verwandtschaft mit dem Gotte oder den ihm heiligen Thieren schon durch ihren Namen verrathen, aber dieselbe größtentheils auch durch besondere Eigenschaften bewähren. Dahin gehören vor allen, außer der besprochenen Donnernessel, folgende Donnerkräuter: Donnerbart (Sempervivum tectorium), auch französisch Joubarb (barba Jovis), der Hauslauch, den man bei uns überall auf Stalldächern sieht, weil er dem Vieh Gedeihen bringt und dasselbe gegen Krankheiten schützt. Nach Andern schützt er aber auch das Haus gegen den Blitz (Gr., S. 125). Die saftigen Blätter sind Heilmittel gegen Brandwunden.
1) Andere abergläubische Meinungen in Bezug auf die Bienenzucht finden sich in der N. Monats-Schrift von und für Meklenburg 1793, St. 3, S. 83.
2) Dieser Sitte liegt aber auch zugleich eine Erinnerung an Thor als Trinkgott zu Grunde. Mit seinem Hammer ward der Kelch (Trinkhorn) geweihet, und er selbst wird als der stärkste Trinker dargestellt, der Ströme leert und ein Mal fast das Meer ausgetrunken hätte (Wirkung der Sommerhitze). Ueberdies war ja das Gedeihen des Korns, woraus das Hauptgetränk des Nordens gebrauet ward, seine Gabe. Eben so stand der Hopfenbau unter seiner Obhut, weshalb derselbe am Donnerstage ruhen mußte.
Zahlreich sind wieder die auf den Thorscultus bezüglichen Pflanzen. Vor allem war die heilige Eiche bei allen heidnischen Völkern Thor’s Baum. Die christlichen Missionaire erwähnen wiederholt der heiligen Donnereiche (robur Jovis), der das Volk göttliche Verehrung zollte (Gr., S. 44 und 45). Noch jetzt glaubt das Volk, daß die Nähe einer Eiche gegen Blitz sichere, und schreibt derselben außerordentliche Heilkraft zu. Kinder läßt man durch den Spalt einer alten Eiche kriechen, damit sie Gedeihen (Däg) haben mögen, und Lahme und Sieche hoffen davon Heilung ihrer Leiden. Noch vor einigen Jahren wanderten Tausende gläubiger Kranken aus allen Gegenden des Landes zu einer solchen heiligen Eiche in der Nähe von Grevesmühlen, bis der Eigenthümer sie fällen ließ, und andere, wenn auch minder berühmte Bäume der Art gab es viele im Lande, z. B. bei dem Dorfe Rom bei Parchim, welche Thor selbst vor einigen Jahren zerschmettert hat. - Von der Linde ist mir nichts Bemerkenswerthes bekannt, obwohl man es fast erwarten sollte; eben so wenig von andern Bäumen. Dagegen ist die mythische Bedeutung des Dornstrauchs schon oben hervorgehoben. Hier ist noch anzuführen, daß die erste Blüthe des Schwarzdorns ein Fiebermittel ist. Nach Grimm’s Untersuchung pflanzte man auf die Grabhügel der Todten einen Dornstrauch oder wilde Rose. Die Rose findet man bekanntlich noch jetzt sehr gewöhnlich auf Gräbern, aber sie ist nicht bloß Todesblume, sondern zugeich Blume der Liebe. Das Rosenöl ward früher äußerlich gegen Augenentzündung, Zahnschmerzen, Ohrenschmerzen, und innerlich gegen Fieber und Flüsse angewendet. Der durch einen Insectenstich erzeugte moosartige Auswuchs an den wilden Rosen heißt Schlafsdorn. Er soll gegen Zauberei schützen, namentlich legt man ihn Kindern in die Wiege, welche verrufen sind, daß sie nicht schlafen können. Man darf aber nicht über Wasser gehen, wenn man ihn pflückt. - Ueberhaupt scheinen alle stachlichen und brennenden Gewächse von Thor zu kommen; man verglich diese Eigenschaft ohne Zweifel der Wirkung des Feuers, und der Stachel der Pflanze schien überdies dem Horn der Thiere zu entsprechen. Hieher gehört namentlich die große Brennnessel (urtica dioica), bei uns Dunner - oder Hirre-Nettel genannt (von hyr-Feuer, daher Hyrrekin, der Name einer Riesin, was nach Gr. igne fumata bedeutet). Von dieser Nessel glaubte man nach Franck (A. u. N. M. I, S. 59), daß sie dem Donner widerstehe, weshalb man sie zum frischen Biere legte, damit es sich nicht breche 2). Junge Nesseln gehörten zu dem Grünen-Donnerstags-Kohl. Hühner peitscht man mit Nessel, um sie zum Brüten zu bringen; warum man aber jungem Federvieh die Füße damit peitscht, weiß ich nicht, denn der mir angegebene Grund, daß man es an den Nesselbrand gewöhnen wolle, ist zu einfältig, als daß man nicht einen andern voraussetzen dürfte. Vergleiche auch oben über den Zusammenhang des Nesselfiebers mit den Hühnern. - Außer den eigentlichen Getreidearten mit den stachlichten Aehren, welche nothwendig dem Gotte des Ackerbaues gehörten, sind hier unter den eßbaren Pflanzen auch die Schotenfrüchte, Erbsen und Bohnen, zu nennen. Früher hielt man die Erbse für ein Mittel gegen Zahnschmerz, indem man den kranken Zahn damit berührte und sie dann in fließendes Wasser warf. Eben so vertrieb man die Warzen. Sie durften in den Zwölften nicht genossen werden, sind aber das eigentliche Donnerstags-Gericht. Die mythische Bedeutung der von einem Pockennarbigen gebräuchlichen Redensart, der Teufel habe Erbsen oder Bohnen in seinem Gesichte gedroschen, verstehe ich nicht, wenn eine darin liegt. - Hieran schließen sich endlich noch eine ganze Reihe von Pflanzen, welche ihre Verwandtschaft mit dem Gotte oder den ihm heiligen Thieren schon durch ihren Namen verrathen, aber dieselbe größtentheils auch durch besondere Eigenschaften bewähren. Dahin gehören vor allen, außer der besprochenen Donnernessel, folgende Donnerkräuter: Donnerbart (Sempervivum tectorium), auch französisch Joubarb (barba Jovis), der Hauslauch, den man bei uns überall auf Stalldächern sieht, weil er dem Vieh Gedeihen bringt und dasselbe gegen Krankheiten schützt. Nach Andern schützt er aber auch das Haus gegen den Blitz (Gr., S. 125). Die saftigen Blätter sind Heilmittel gegen Brandwunden.
1) Andere abergläubische Meinungen in Bezug auf die Bienenzucht finden sich in der N. Monats-Schrift von und für Meklenburg 1793, St. 3, S. 83.
2) Dieser Sitte liegt aber auch zugleich eine Erinnerung an Thor als Trinkgott zu Grunde. Mit seinem Hammer ward der Kelch (Trinkhorn) geweihet, und er selbst wird als der stärkste Trinker dargestellt, der Ströme leert und ein Mal fast das Meer ausgetrunken hätte (Wirkung der Sommerhitze). Ueberdies war ja das Gedeihen des Korns, woraus das Hauptgetränk des Nordens gebrauet ward, seine Gabe. Eben so stand der Hopfenbau unter seiner Obhut, weshalb derselbe am Donnerstage ruhen mußte.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Erinnerungen an die nordische Mythologie in den Volkssagen und Aberglauben Mecklenburgs.