Erbschaft in Paris – Fieberepidemie in Chile – Ärztekongress in Rostock
Deutsche Klinik. Zeitung für Beobachtungen aus deutschen Kliniken und Krankenhäusern.
Autor: Göschen, Alexander Dr. (1813-1875) deutscher Arzt und Publizist, Erscheinungsjahr: 1868
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Erbschaft, Fieberepidemie, Ärztekongress, Rostock, Doberan, Heiligendamm, Kuranlagen, Badekur
Im Band XX aus 1868 fanden sich unter der Rubrik „Notizen“ 3 Beiträge, die wir nachfolgend unserer geschätzten Leserschaft zum Besten geben möchten.
Paris. So erfährt der Leser von einer Erbschaft, in Höhe von 25.000 Fr. zu Gunsten der Académie de Médecine in Paris, von einem gewissen Herrn d’ Ourches. Die zweckbestimmten Mittel sollen für die „Entdeckung eines einfachen, sicheren, praktischen, auch für den ungebildeten Laien zugängigen Verfahrens zur zweifellosen Feststellung des eingetretenen Todes, ... mit Hinzuziehung der Electrizität, des Galvanismus oder eines anderen Mittels, das nur von Sachverständigen angewendet werden kann.“ Verwendung finden. Wir hoffen für den Erblasser, dass sein Tod in jedem Fall zweifelsfrei eingetreten war.
Berlin. Da Preußen vermutlich keine vergleichbaren lokalen Ereignisse zu vermelden hatte, steuerte man eine Schreckensnachricht aus dem Ausland bei: „In Chile ist eine Fieberepidemie ausgebrochen, welche in Callao nördlich bis Lima furchtbare Opfer fordert (beiläufig 100 Todte täglich), und zwar meistens aus den besser situierten Klassen der Bevölkerung. Die Natur der Krankheit ist noch nicht erkannt und die therapeutischen Versuche gegen sie deshalb nichtig. Im Jahre 1854 hat sich in ähnlicher Weise eine derartige Epidemie dort gezeigt.“
Unsere Recherchen haben ergeben, dass nicht nur Banker, Börsianer und Spekulanten unter den Betroffenen zu finden waren. Es muss sich somit zweifelsfrei um eine medizinische Indikation gehandelt haben.
Rostock, 5. Juni. Für zwei Tage war Rostock das Zentrum der medizinischen Welt Norddeutschlands. Man hatte einen Grund sich zu treffen, man tauschte sich aus, erkundete die Umgebung und kam sich dabei auch persönlich näher. So war es, so ist es, so wird es immer sein. Kongress-Tourismus.
„Heute und gestern ist hier der baltische ärztliche Verein versammelt, dessen Gebiet Pommern, Mecklenburg und Schleswig-Holstein umfasst. Die erste Versammlung fand vor 5 Jahren ebenfalls in Rostock statt, die folgenden waren in Greifswald, Kiel, Schwerin und Stralsund.
Auch diese Versammlung erfreute sich zahlreicher Besucher, deren Mehrzahl natürlich der Nachbarschaft des Versammlungsortes angehörte. Doch waren auch die entfernteren Orte, namentlich die beiden Universitäten vertreten.
Gestern fand die wissenschaftliche Hauptversammlung statt, in welcher eine Reihe von Vorträgen nebst der dadurch hervorgerufenen Diskussion vielfache Belehrung und Anregung bot.
Die Hauptredner waren Med.-Rat Mettenheimer aus Schwerin über „diphtheritische Lähmungen,“ Geh. Med.-Rat Prof. Bardeleben aus Greifswald „eine neue Operationsweise der Hasenscharte,“ Ober-Med.-Rat. Flemming aus Schwerin „Auflöslichkeit einiger Eisenpräparate,“ Prof. Hueter in Rostock „Hüftgelenkentzündung,“ Dr. Dornblüth von dort über „Erkennung und Behandlung der Rückgratverkrümmungen,“ Prof. v. Zehender von dort über „einen optimetrischen Apparat,“ Dr. Classen ebendort über „eine Form der Netzhautentzündung,“ Prof. der Chemie Schultze über „Trinkwasser und dessen Untersuchung, beziehentlich Verbesserung.“
Der wissenschaftlichen Versammlung schloss sich ein Festmahl und eine Abendvereinigung an.
Heute Vormittag wurden die hiesigen medizinischen Anstalten und Sammlungen besucht, der Nachmittag ist einem Ausfluge nach Doberan und dem heiligen Damm zur Besichtigung der dortigen Stahl- und Seebadeanstalten und des pneumatischen Kabinetts gewidmet.
Heute Morgen schloss sich auch Prof. Virchow den Versammelten an, von seinen zahlreichen Schülern und Verehrern mit großem Jubel begrüßt.“
Berlin. Da Preußen vermutlich keine vergleichbaren lokalen Ereignisse zu vermelden hatte, steuerte man eine Schreckensnachricht aus dem Ausland bei: „In Chile ist eine Fieberepidemie ausgebrochen, welche in Callao nördlich bis Lima furchtbare Opfer fordert (beiläufig 100 Todte täglich), und zwar meistens aus den besser situierten Klassen der Bevölkerung. Die Natur der Krankheit ist noch nicht erkannt und die therapeutischen Versuche gegen sie deshalb nichtig. Im Jahre 1854 hat sich in ähnlicher Weise eine derartige Epidemie dort gezeigt.“
Unsere Recherchen haben ergeben, dass nicht nur Banker, Börsianer und Spekulanten unter den Betroffenen zu finden waren. Es muss sich somit zweifelsfrei um eine medizinische Indikation gehandelt haben.
Rostock, 5. Juni. Für zwei Tage war Rostock das Zentrum der medizinischen Welt Norddeutschlands. Man hatte einen Grund sich zu treffen, man tauschte sich aus, erkundete die Umgebung und kam sich dabei auch persönlich näher. So war es, so ist es, so wird es immer sein. Kongress-Tourismus.
„Heute und gestern ist hier der baltische ärztliche Verein versammelt, dessen Gebiet Pommern, Mecklenburg und Schleswig-Holstein umfasst. Die erste Versammlung fand vor 5 Jahren ebenfalls in Rostock statt, die folgenden waren in Greifswald, Kiel, Schwerin und Stralsund.
Auch diese Versammlung erfreute sich zahlreicher Besucher, deren Mehrzahl natürlich der Nachbarschaft des Versammlungsortes angehörte. Doch waren auch die entfernteren Orte, namentlich die beiden Universitäten vertreten.
Gestern fand die wissenschaftliche Hauptversammlung statt, in welcher eine Reihe von Vorträgen nebst der dadurch hervorgerufenen Diskussion vielfache Belehrung und Anregung bot.
Die Hauptredner waren Med.-Rat Mettenheimer aus Schwerin über „diphtheritische Lähmungen,“ Geh. Med.-Rat Prof. Bardeleben aus Greifswald „eine neue Operationsweise der Hasenscharte,“ Ober-Med.-Rat. Flemming aus Schwerin „Auflöslichkeit einiger Eisenpräparate,“ Prof. Hueter in Rostock „Hüftgelenkentzündung,“ Dr. Dornblüth von dort über „Erkennung und Behandlung der Rückgratverkrümmungen,“ Prof. v. Zehender von dort über „einen optimetrischen Apparat,“ Dr. Classen ebendort über „eine Form der Netzhautentzündung,“ Prof. der Chemie Schultze über „Trinkwasser und dessen Untersuchung, beziehentlich Verbesserung.“
Der wissenschaftlichen Versammlung schloss sich ein Festmahl und eine Abendvereinigung an.
Heute Vormittag wurden die hiesigen medizinischen Anstalten und Sammlungen besucht, der Nachmittag ist einem Ausfluge nach Doberan und dem heiligen Damm zur Besichtigung der dortigen Stahl- und Seebadeanstalten und des pneumatischen Kabinetts gewidmet.
Heute Morgen schloss sich auch Prof. Virchow den Versammelten an, von seinen zahlreichen Schülern und Verehrern mit großem Jubel begrüßt.“
Berlin Unter den Linden
Pariser Boulevard
Die Kathedrale von Santiago de Chile