Charles James Fox

Charles James Fox war kaum 20 Jahre, als ihm sein Vater, Lord Holland, einen Sitz im Unterhaus kaufte, und erst 21 Jahre, als er als jüngerer Lord der Admiralität neben Lord North in der Regierung saß. Als Politiker und Lebemann hat er eine große Rolle in seiner Zeit gespielt, mit Ausnahme weniger Monate immer in der Opposition, lange sogar fast allein, denn 1794 befand er sich mit seinen Anhängern so stark in der Minderheit, dass Boshafte behaupteten, die ganze Partei habe in einer Mietkutsche Platz.

Mit Burke Hand in Hand bekämpfte er die Unterdrückung der Kolonien, und es war bei dieser Gelegenheit, dass er dem Unterhaus zuerst seine Begabung offenbarte. „Indem Fox den Kompass dieser Frage vor uns aufstellte,“ schreibt Gibbon an Holroyd, „entdeckte er Möglichkeiten einer regulären Debatte, welche seine Freunde nicht gehofft, seine Feinde nicht gefürchtet hatten.“ Wie Burke bedeutete er von diesem Tage an eine Macht im Unterhause und würde wohl imstande gewesen sein, auch die faktische Gewalt in seine Hände zu bringen und mit Erfolg auszuüben, wäre nicht sein Lebenswandel so anstößig gewesen, dass das Misstrauen gegen die Redlichkeit seiner Absichten immer rege blieb. Fox war der berüchtigtste Spieler seiner Zeit, der im Alter von 25 Jahren bereits 140.000 Pfund Sterling Spielschulden kontrahiert hatte und das Riesenvermögen, das sein Vater im Staatsdienst erworben hatte, verschwendete.


Zwanzig Jahre später war er in seinen Vermögensumständen so zurückgekommen, dass seine Freunde, die er schamlos zu schröpfen wusste, ein Kapital von 70.000 Pfund Sterling zusammenbrachten, dessen Zinsen ihm zum Lebensunterhalt angewiesen waren. Er gefiel sich darin, nicht nur als Trinker und Spieler einen höchst zweifelhaften Ruhm zu erringen, er setzte selbst den äußeren Schein beiseite. „Fox,“ schreibt Horace Walpole, „wohnte in St. James Street und hielt, sobald er aufgestanden war, was sehr spät der Fall zu sein pflegte, ein Lever, bei dem seine ganze Gefolgschaft erschien, auch all die Spieler aus Brooks Club, die sämtlich seine Schüler waren. Der schwarzborstige Kerl, die behaarte Brust weit offen und selten genug gewaschen, war in einen schmutzigen leinenen Schlafrock gehüllt, das buschige Haar ungekämmt. In diesem zynischen Aufzug diktierte er mit dem guten Humor eines Lebemannes seine politischen Schriftstücke, und in dieser Schule empfing der Thronerbe seinen Unterricht im Regieren.“

Dass der jugendliche Prinz von Wales sich gerade Fox intim angeschlossen hatte, machte die Persönlichkeit desselben dem König ganz besonders unsympathisch, der seinem Sohne eine andere Gesellschaft und andere Grundsätze gewünscht hätte. Die öffentliche Meinung entfremdete sich Fox, als er 1783 mit Lord North, den er bis dahin auf das heftigste angegriffen hatte, angegriffen, nicht nur als Minister, sondern auch als Mensch, einen Bund schloss, der „auf gegenseitigen guten Willen und Vertrauen“ gegründet sein sollte. Was so viele andere Parlamentarier bis dahin ungestraft getan hatten, nämlich in der Opposition das Gegenteil von dem zu fordern, was sie tun, sobald sie in die Regierung eingetreten sind, wurde ihm verdacht, er gehörte dem Ministerium nur wenige Monate an, als er auch schon demissionieren musste. Mehr als Burke hatte er dazu beigetragen, dass die Whigs sich nach 1770 in eine liberale Partei umwandelten, denn ganz unähnlich seinem viel politischer denkenden Freunde hielt er an seinen liberalen Grundsätzen unter allen Umständen fest. Die französische Revolution fand in ihm einen aufrichtigen Bewunderer, erklärte er doch am 9. Februar 1790, dass er die Weigerung der französischen Soldaten, auf das Volk zu schießen, gar nicht hoch genug preisen könne, und dass diese Haltung sogar seine Abneigung gegen die stehenden Heere überwunden habe. Er verteidigte die Revolution auch dann noch, als sie auf dem Wege vom Irrtum zum Verbrechen konsequent fortschritt, und überwarf sich deswegen sogar mit seinem Freunde Burke.

Unähnlich diesem hatte er von jeher die Reform des Parlaments lebhaft befürwortet und zumal auf die Abschaffung der rotten boroughs und der Käuflichkeit der Sitze gedrungen. Er war liberal im besten Sinne des Wortes, denn er hat auch für die religiöse Toleranz gesprochen, die in England noch sehr weit von ihrer Verwirklichung war, den Sklavenhandel verurteilt und sich entschlossen auf die Seite freier Anschauungen und freier Betätigung auch dann gestellt, als er sich von allen verlassen sah. Während Pitt seine Kriege gegen die französische Republik führte und daheim für alle Andersdenkenden Gefängnis oder Deportation bereit hielt, wagte es Fox, dem allmächtigen Minister fast allein gegenüber zutreten. „Nur Freiheit ist Ordnung, nur Freiheit ist Kraft,“ erklärte er und verteidigte das Recht der Nation, sich der Freiheit des Gedankens und der Rede zu bedienen, gegen den Menschen der Gewalt, den diese selbe Nation, die von Freiheit gar nichts wissen wollte, auf ihren Schultern zum Erfolge trug. Fox hasste wie Burke Unrecht und Tyrannei, auch dann, wenn sein eigenes Vaterland Nutzen von ihnen zog.

Die Rücksichtslosigkeit, mit der er seine Ansichten vertrat, auch dann vertrat, wenn das ganze Land der entgegengesetzten Meinung war, hat ihn zu Zeiten höchst unpopulär gemacht, in den letzten Jahren des 18. Jahrhunderts war er geradezu als Feind des Vaterlandes verschrien. 1797 zog er sich aus dem Unterhaus zurück. Als Redner besaß Fox nach dem Urteil von Horace Walpole „eine große Leichtigkeit des Ausdrucks, seine Rede floss schnell dahin, aber sie besaß nichts von der Mannigfaltigkeit der Sprache noch von der Methode Burkes. Seine Argumente aber waren weit schärfer.“ Nach dem Frieden von Amiens, in der kurzen Periode, während der England mit dem revolutionären Frankreich im Waffenstillstand lebte, besuchte er Paris, wo er von dem damaligen ersten Consul Bonaparte sehr ausgezeichnet wurde. Der am 23. Januar 1806 erfolgende Tod Pitts berief ihn in das Kabinett, aber er sollte seinen großen Gegner nur ein halbes Jahr überleben. Fox starb am 13. September 1806 in Chiswick als Gast des Herzogs von Devonshire.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches England im 18. Jahrhundert
031. Charles James Fox. Schabkunst von John Jones nach dem Bilde von Reynolds. 1792

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