Änderung der Verfassung

Das Ansehen der Krone, die tiefgewurzelte Autorität der erblichen Monarchie, der der Bürgerkrieg so schwere Schläge versetzt hatte, waren immerhin noch nicht so erschüttert, dass Herrscher von Verstand und Einsicht sie nicht hätten wiederherstellen können, um so mehr als das Volk willig und bereit war, ihnen zu folgen.

Diese Herrscher aber hätten eben keine Stuarts sein dürfen. Statt Frieden und Versöhnung hatten sie Ungerechtigkeit und Verfolgung gebracht und immer frische Keime des Hasses und der Zwietracht gesät. Die Revolution machte endlich einem Königtum ein Ende, das seine Aufgabe so gründlich missverstand. Von Grund auf änderte sie das Gebäude der staatlichen Verfassung, in dem die persönliche Einwirkung des Trägers der Krone, die sich je länger je mehr nicht nur als störend, sondern als völlig unverträglich mit dem Wohle der Nation erwiesen hatte, auf ein Mindestmaß beschränkt wurde.


Die glückliche und siegreiche Revolution brachte im Gegensatz zu dem Absolutismus, dem auch das eingeschränkte Königtum stets von neuem zustrebte, das Recht auf den Widerstand zur Geltung. Sie verkündete als das höchste Prinzip bürgerlicher Freiheit, dass die Rechte des Volkes unantastbar und unverletzlich seien, und dass der Herrscher, der sich an ihnen zu vergreifen sucht, seine Prärogative verwirkt habe. Die Vertreibung der Dynastie bildete den augenfälligen Beweis für die Entscheidung, die sie getroffen hatte.

Das Schwergewicht der politischen Macht wird anders verteilt. Aus der monarchischen Spitze, die es zu großen Schwankungen ausgesetzt hatte, wird es in die Tiefe verlegt, in das Parlament, wo es sich von selbst in schwebendem Gleichgewicht hält. Die Macht der Krone tritt vor der Macht des Volkes zurück. Das Parlament, das das Volk verkörpert oder doch vorgibt, es zu verkörpern, hört auf eine lediglich kritisierende Rolle zu spielen; aus einem missbilligenden Zuschauer, dessen Ansicht bis dahin nur von oft sekundärer Bedeutung gewesen war, wird es zur höchsten Instanz des Volkswillens.

Das Königtum, dessen Vertreter als der von Gott Erwählte und Gesalbte bis dahin von einer Ehrfurcht umgeben war, die ihre Wurzeln tief in das religiöse Gefühl senkte, wird unter einem ganz andern Gesichtswinkel betrachtet. Die Anschauung, dass das Volk für den Herrscher da sei, verliert ihre Kraft, von nun an ist der Herrscher für das Volk da und ihm verantwortlich. Durch diese grundstürzende Änderung der Ansichten ist die englische Revolution von 1688 zu der Bedeutung gelangt, die sie als den Wendepunkt zweier Epochen erscheinen lässt. Sie hat nicht nur in England eine neue Ära eingeleitet, sie hat durch das, was sie beseitigte und durch das, was sie einführte, weit über die Insel hinausgewirkt, auf der sie vor sich ging.
Dieses Kapitel ist Teil des Buches England im 18. Jahrhundert
002. Schloss Sarresden bei Chipping Norton, Oxfordshire. Aus: Mervyn Macartney. English houses in the 17. and 18. cent. London 1908

002. Schloss Sarresden bei Chipping Norton, Oxfordshire. Aus: Mervyn Macartney. English houses in the 17. and 18. cent. London 1908

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