Anmerkungen A1. bis A280.

1 ... Purcardus autem, dux Suevorum, Sueviam quasi tyrannice regens. Ekkehardi IV. casus S. Galli cap. 3 bei Pertz Monumenta Germaniae historica II. 104. hic cum esset bellator intolerabilis. Witukind lib. I, c. 27.

2 ... cum jam esset decrepitus. Ekkeh. casus S. Galli cap. 10.


3 Hadawiga, Henrici ducis filia, Suevorum post Purchardum virum dux vidua, cum Duellio habitaret, femina admodum quidem pulchra, nimiae severitatis cum esset suis, longe lateque terris errat terribilis. Ekkeh. casus S. Galli cap. 10 bei Pertz II, 122.

4 camisia clizana, pallium canum vel sapphirinum. Das Kostüm der Vornehmen war mannigfacher Veränderung durch die Mode unterworfen. Zu Karl des Großen Zeiten trug man an den Füßen Schuhe, um die Beine hohe, kamaschenartig zugeschnürte Binden, ein hemdartig linnenes Unterkleid und ein wollenes Oberkleid oder einen langen, von den Schultern bis zu den Absätzen reichenden Mantel, der durch Ausschnitt an den Seiten den Armen freie Bewegung ließ. Der lange Mantel wurde aber bald gegen einen kürzeren vertauscht, der sich indes auch nicht als zweckmäßig bewährte. Vergl. des monachus San Gallensis gesta Karoli M. lib. I, c. 34 bei Pertz Mon. II, 747. Den Miniaturbildern sanktgallischer Handschriften, z.B. des psalterium aureum, ist mannigfacher Aufschluß über gleichzeitige Trachten zu entnehmen.

5 Wehrgeld – nach mittelalterlichem Strafrecht, wonach fast alle Vergehen und Verbrechen mit Geld zu sühnen waren, ist ein dem Verletzten zu persönlicher Genugtuung, Buße (Wette, fredum), ein zur Sühne des gestörten Friedens dem Volk, später dem Landesherrn zu entrichtendes Strafgeld. Die alten Volksrechte verzeichnen auch bei allen Gattungen von Tieren sorgfältig deren Wehrgeld, das im Fall von Tötung oder Beschädigung der Eigentümer zu erheben hatte. Wenn übrigens der Schaden mehr durch Zufall zugefügt wurde, lag kein Friedbruch vor, und es würde Herrn Spazzo sehr schwer gefallen sein, die Verurteilung des für seinen Wolfshund verantwortlichen Herrn von Fridingen zu einer Buße durchzusetzen.

6 Brautwerbungen zwischen dem byzantinischen Hofe und den deutschen Großen kamen in dieser Zeit wiederholt und wechselseitig vor. Oft wurden deutsche Bischöfe in solcher Mission nach Konstantinopel gesendet, z.B. Bernward von Würzburg für Kaiser Otto III., Werner von Straßburg für den Sohn Kaiser Konrads II. In einer Notiz des sanktgallischen liber benedictionum wird es sehr getadelt, daß die vornehme Männerwelt sich mit Hintansetzung der deutschen Töchter Frauen aus Italien und Griechenland holte. Die Vorliebe der deutschen Herren für byzantinische Damen begreift sich aber nach den Schilderungen derer, die Augenzeugen des neuen Tones und der liebenswürdigen Geselligkeit waren, welche durch Otto II. griechische Gemahlin Theophano an dem deutschen Kaiserhof eingeführt wurden. Sogar der ernsthafte Scholastiker Gerbert, nachmals Papst Sylvester II., sah sich veranlaßt, dem Zauber byzantinischer Frauensitte seine Anerkennung auszusprechen. „Da mir diese gemütlichen Gesichter“, sagt er, „diese sokratischen Unterhaltungen entgegenkamen, vergaß ich allen Kummer und mich schmerzte nicht mehr der Gedanke meiner Auswanderung.“

7 Einheimische Vögel, künstlich abgerichtet, nahmen in den Salons jener Tage die Stelle ein, die heute den Papageien zukommt. Im Fragment VIII des lateinischen Gedichts Ruodlieb wird sehr idyllisch erzählt von solch wundersam zahmen Staren, die es verstehen, ihr Futter selbst zu verlangen, und gelehrt sind:

„Nostratim fari ›Pater‹ et ›noster‹ recitare
Usque ›qui es in coelis‹ lis, lis, lis triplicatis.“

S. Grimm und Schmeller, Latein. Gedichte des X. u. XI. Jahrhunderts, p. 174 u. 212.

8 Haec quondam parvula, Constantino Graeco regi cum esset desponsata, per eunuchos eius ad hoc missos literis graecis adprime est erudita, sed cum imaginem virginis pictor eunuchus domino mittendam uti simillime depingeret, sollicite eam inspiceret, ipsa nuptias exosa os divaricabat et oculos, sicque Graeco pervicaciter repudiato, literis post latinis studentem Purchart illam dux multipliciter dotatam duxit usw. Ekkeh. casus S. Galli c. 10 bei Pertz Monum. II, 123.

9 ... seu serpentes capitatae, oscula quae sibi dant. Ruodlieb, fragm. III, 335. –

10 Rorschach wird oftmals erwähnt als Durchgangspunkt für die nach Italien Reisenden. Das Gotteshaus Sankt Gallen übte „von des Reichs wegen“ die Vogtei darüber. S. Öffnung zu Rorschach v. 1469 bei Grimm, Weistümer I, 233. Diplome sächsischer Kaiser bestätigen den Äbten von Sankt Gallen das Markt-, Münz- und Zollrecht daselbst. S. Ildefons v. Arx, Geschichte des Kantons Sankt Gallen I, 221.

11 ... et clamativo illum cantu salutant: Heil herro! Heil liebo! et caetera. Ekkeh. casus S. Galli bei Pertz Mon. II, 87.

12 silvarum avidus. Vita S. Galli.

13 de natione Scotorum, quibus consuetudo peregrinandi jam paene in naturam conversa. Walafrid Strabo in der vita S. Galli lib. II. cap. 47 bei Pertz Monum. II, 30.

14 „Ascopam i.e. flasconem similis utri de coriis facta, sicut solent Scottones habere.“ Glosse einer sanktgall. Handschrift des neunten Jahrhunderts bei Hattemer, Denkmale des Mittelalters. Sankt Gallens altdeutsche Sprachschätze. Bd. I, 237.

15 Und jetzt allerdings, rückblickend auf das wenige Gute, was die Nachwelt der Sorge wohlmeinender Vorfahren zu verdanken hat, mag man einstimmen in das Lob, das Herder s.Z. in seinem leider etwas hölzernen Poem „Die Fremdlinge“ jenen frommen Wandersmännern erteilt:

„Die scotice mit altem Bardenfleiß
Die Bücher schrieben und bewahreten.“

16 Regula S. Benedicti cap. 48. – Accepit solitus fratres postt prandia somnus. Annales. S. Gallenses majores bei Pertz Monum. I, 81.

17 ... in conclavi vase quodam argenteo mire figurato ad aquam inferendam utebatur. Ekkeh. IV. casus S. Galli cap. 1 bei Pertz Mon II, 88.

18 Recalvaster est, qui in anteriori parte capitis duo calvitia habet medietate inter illa habente pilos, ut est Craloh abbas et Wikram. Glosse einer sanktgallischen Handschrift zum Buch Leviticus bei Hattemer, Denkmale etc. I, 240.

19 ... more hirundinis.

20 erat senatus reipublicae nostrae tunc quidem sanctissimus. Ekkeh. IV. casus S. Galli, c. 1 bei Pertz Mon. II, 80.

21 enimvero hi tres, quamvis votis essent unicordes, natura tamen, ut fit, erant dissimiles. S. die rührende Schilderung der drei engverbundenen klösterlichen Freunde in Ekkeh. IV. casus S. Galli cap. 3. Pertz Monum. II, 94 u. ff., wo auch der böse Sindolt, ihr Widersacher, des Näheren gezeichnet ist. Ratpert ist auch der Verfasser des Lobgesangs auf den heiligen Gallus in deutscher Sprache, von dessen Bedeutsamkeit die lateinische Übertragung Zeugnis gibt, die wir noch besitzen. Hattemer, Denkmale etc. I, 337. Das von Tutilo als Deckelplatten für eine Evangelienhandschrift geschnitzte Diptychon wird in der sanktgallischen Stiftsbibliothek aufbewahrt. Man bevorzugte bei kirchlichem Schmuck das Elfenbein, da der Elefant nach einem Ausdruck Notker Labeos in seiner Psalmenübersetzung für ein „keusches Vieh“ (chiûsche fiêo) galt. Hattemer, Denkmale etc. II, 159.

22 „Den ganzen Kreis des Wissens am Schluß des 9ten Jahrhunderts vergegenwärtigt uns das in Sankt Gallen aus der Schule Isos hervorgegangene, gemeiniglich nach dem Abtbischof Salomo III. von Konstanz genannte enzyklopädische Wörterbuch (glossae Salomonis) in lateinischer Sprache.“ Es gibt zwar manches aus dem Schatze der alten Lexikographen, namentlich aus Isidorus, wörtlich wieder, enthält aber doch auch viele Eigentümlichkeiten zur Erläuterung damaliger Weltansichten und Verhältnisse und führt dabei die Mangelhaftigkeit der damaligen Kenntnisse und Begriffsbestimmungen vor Augen. Stälin, Wirtemberg. Geschichte, Bd. I, p. 405. Die von Sindolt erwähnte Glosse lautet: Rabulum = thincman. qui semper vult ad unam quamque rem disputare. Sicut Ratolt facit. Es war nicht ungewöhnlich, daß die von ihrer Ordensregel so vielfach zum Schweigen veranlaßten Mönche einem verhaltenen Groll durch Einträge in die Handschriften und Bücher Luft machten. So ist auf dem letzten Blatt des Codex 176 ein großes Geschirr abgebildet, daneben mehrere gröbliche Hexameter wider den Klostergeistlichen Grimoald geschrieben sind, z.B.:

„Grimoald, fällt es dir bei, aus diesem Kruge zu schöpfen,
Möge sein Inhalt sofort sich in Säure des Essigs verwandeln
Und ein unendlicher Husten samt brennendem Durst dir beschert sein!“

Vergl. Hattemer, Denkmale I, 412. Die Schmähverse des Schotten Dubduin sind mitgeteilt bei Ildefons v. Arx, Berichtigungen und Zusätze zur Geschichte des Kantons Sankt Gallen, p. 20, not. d.

23 Über Sintram, den fleißigen Schreibekünstler, vergl. Ekkeh. IV. casus S. Galli c. I, bei Pertz Monum. II, 89.

24 Eine ganz ähnliche Kur mit Umschlag einer frisch abgezogenen Wolfshaut und Einreibung des Gehirns eines indischen Fisches schlägt in dem seltsamen lateinischen Gedicht Ecbasis captivi v. 495 u. ff. der Fuchs dem kranken König Löwen zur Stillung des Fiebers vor. S. Grimm und Schmeller, Latein. Gedichte des X. Jahrh., p. 259.

25 mulieres ille et mala arborum naturali sibi quodam odio adeo execratus est, ut, ubi in itinere utrumvis inveniret, mansionem facere nollet. Ekkeh. IV. casus S. Galli c. 4 bei Pertz Mon. II, 104.

26 S.J.v. Arx, Berichtigungen und Zusätze etc., p. 26.

27 S. vita Wiboradae, auctore Hartmanno in den acta Sanctorum. Mai. tom. I, p. 288.

28 Et quoniam hic locum aptum puto de Ekkehardo... rem arduam aggredior; quoniam cum tales viri aut nulli aut nunc rarissimi sint, discredi mihi vereor. Erat hic facie adeo decorus, ut inspicientes, sicut Josephus de Moyse scribit, gratia sui detineret. Statura procerus, forti assimilas, equaliter grossus, oculis fulgurosus; ut quidam ad Augustum ait: Quia fulmen oculorum tuorum ferre non possum. Sapientia et eloquentia, maxime autem consiliis, nemini id temporis postponendus. In aetate florida gloriae, ut talis facturae vir, humilitate proximior, sed postea non ita; quia disciplina, cum qua nihil unquam participii superbia habuit, in ipso erat spectaculo digna. Doctor prosper et asper. Nam cum apud S. Gallum ambas scolas suas teneret, nemo praeter exiles pusiones quicquam alteri nisi latine ausus est proloqui etc. Ekkeh. IV casus S. Galli c. 10 bei Pertz Monum. II, 122.

29 ... saepe juniori Dominus revelat, quod melius est! Regula S. Benedicti c. 3.

30 ... melius claudicare reges quam regna.

31 Nemini unquam, ait, Benedicti cuculla decentius insederat! Ekkeh. casus S. Galli c. 10.

32 Sankt Gallen war wegen der genauen Beobachtung klösterlicher Ordnung und dem tugendhaften Lebenswandel seiner Glieder besonders gerühmt. Daher galt es für eine große Ehre, in die Zahl der Verbrüderten – fratres conscripti – aufgenommen zu werden, zumal da man so das Verdienst frommer Übungen erwarb, ohne sie doch wirklich mitzumachen. Manche ließen sich deswegen vieles kosten. Das Verzeichnis der fratres conscripti ist noch vorhanden. Es stehen darin Kaiser, Könige von Deutschland, England, Frankreich, Prinzessinnen, Bischöfe und Grafen. Ildef. v. Arx, Geschichte des Kantons Sankt Gallen I, 181.

33 Vidi egomet comites aliosque potentes, loci quoque milites, festis diebus crucem nobiscum sequendo, juvenes et senes quosdam ad cingulum barbatos monachicis indutos roccis nobiscum, quaqua ivimus, ingredi. Ekkeh. IV. casus S. Galli c. 16.

34 ... wil er zu nacht aber da buliben, so soll ieklich schuppose, die in den hof hoeret, geben ein hun usw. Grimm, Weistümer I, 1.

35 ... canem seucem, quem „leitihund“ vocant ... seucem, qui in ligamine vestigium tenet, quem „spurihunt“ dicunt ... Canem, quem „bibarhunt“ vocant, qui sub terra venatur. Lex Baiuvarior. tit. 19 de canibus. S. auch Lex Alamannor. tit. 83 de canibus.

36 „Der heber gât in ñlîtun
er trégit sper in ñsîtun
sîn báld éllin
ne lâzet in uéllin.
Imo sint fûoze
fûodermâze,
imo sint búrste
ébenhô fórste.
únde zéne sîne
zvvélifélnîge.“

Dies ehrwürdig alte Volkslied, das anscheinend entweder aus des Romeias Jagdgeschichte entstand, oder von ihm seiner Jagdgeschichte zugrunde gelegt ward, ist der Nachwelt erhalten durch die sanktgallische (vielleicht Notkersche) Abhandlung über die Rhetorik, allwo es als geeignetes Beispiel hyperbolischer Redeweise (nam plus dicitur, sed minus intelligitur) aufgeführt wird. Vergl. Hattemer, Denkmale etc., Bd. III, p. 577.

37 S. Vita S. Galli bei Pertz Monum. II, 9.

38 Regula S. Benedicti, cap. 1.

39 In rauhen Zeiten sucht der Mensch seinem Gott auch in rauher Form zu dienen. Das Klausnertum sagte damals weltabgewandten Gemütern zu, und Beispiele von solchen, die über zwanzig und dreißig Jahre lang solch eine freiwillig auferlegte Einzelhaft trugen, beweisen, daß das physische Leben durch einen starken, vom Glauben, etwas Verdienstliches zu tun, beseelten Willen lang gefristet werden kann. In der Handschrift der sanktgallischen annales maiores ist ein Abbild des Priester Hartker enthalten, eine unterwürfige, krummgebeugte, demütig kasteite Gestalt in faltigem Mönchsgewand mit großer Tonsur und der Überschrift: Hartkerus reclusus. S. Pertz Monum. I, 72. Diesem ist im liber benedictionum folgender Nachruf gewidmet:

„Wer hat ein härteres Los als Hartker, der Klausner, getragen,
Der in beengender Haft sich dreißig der Jahre kasteite?
Immerdar stand er gebückt, so niedrig war die Bedachung,
Kissen des Kopfs war ein Stein. Auf diesem schlief und entschlief er,
Und in Kreuzesgestalt die mageren Arme entbreitend
Wandt’ er zum Himmel den Blick und befahl dem Herrn seine Seele.“

S.J.v. Arx, Geschichte etc. I, 232.

Ein namhafter Reclausus früherer Zeit war der heilige Fintan († 827), der das Kloster Rheinau unweit Schaffhausen gestiftet. Ganze Nächte hindurch hörte man ihn in seiner Zelle laut beten und in den fremden Lauten seiner irischen Heimatsprache die Versuchung des bösen Feindes beschwören. S. vita S. Findani confessoris. p. 57. Über die Zeremonien beim Akt der Einschließung vgl. Martène de antiqu. ecclesiae ritib. II, 177.

40 Wiborad ist ein altdeutscher Name und bedeutet „Nat der Weiber“. – Zwei Mönche des Klosters Sankt Gallen, Hartmann und Hepidan, haben die Lebensgeschichte dieser durch ihren tragischen Ausgang bedeutend gewordenen Klausnerin verfaßt. Sie sind in die acta Sanctor. der Bollandisten (Monat Mai, Bd. I, 284 u. ff.) aufgenommen. S. auch Pertz Monum. VI. 452.

41 ... magistra praedurata ...

42 Lucas IX. 62.

43 ... Castitatis, inquit, fili mi, tibi cingulum per hoc lineum meum a Deo accipe, Continentiaeque cingulum per hoc lineum meum a Deo accipe, continentiaeque strophio ab hac deinceps die per Wiboradam tuam te praecinctum memento. Cave autem, ne ullis abhinc colloquiis vanis mulierculis miscearis. Et si, ut facillime fit, aliquo carnis igne incensus fueris, loco in quo fueris, mutato, „Deus in adiutorium meum intende. Domine ad adiuvandum me festina“ mox cantaveris. Sin autem sic pacem aliquo alio lapsu tuo vetante non habueris, titionem sive candelam ardentem quasi aliud aliquid agas querens, digitum vel leviter adure, eodemque versu dicto securus eris. Ekkeh. IV. casus S. Galli cap. 3. Pertz Mon. II, 107.

44 ... „et accepit angelus folia lauri et scripsit in eis verba orationis et dedit ea Pachumio dicens: manduca ea, et erunt amara in ore tuo sicut fel, ventremque tuum implebunt obsecrationibus sapientiae, dabitur tibi forma orationis sanae doctrinae. Et accipiens Pachumius manducavit et factum est os ejus amarum, porro venter ejus dulcedine impletus est, et magnificavit Dominum valde.“ Vita Pachumii Sti. abbatis in der Handschrift 310 der Karlsruher Hofbibliothek.

45 de cilicio etiam, quo ipsa utebatur, cuius hodie asperitatem pro reliquiis id habentes horrescimus... Ekkeh. IV. casus S. Galli c. 3. Pertz Mon. II, 107.

46 proferensque mala de silva acidissima, inhianti et de manibus ejus rapienti reliquerat. At illa vix unum dimidium ore et oculis contractis vorans, caetera projiciens: „Austera es, inquit, austera sunt et mala tua.“ Et cum esset literata: „Si omnia, inquit, mala factor talia creasset, nunquam Eva malum gustasset!“ „Bene, ait illa, Evam memorasti; enimvero quomodo et tu sic deliciarum avida erat, ideo in escula unius mali peccaverat.“ Ekkeh. IV. casus S. Galli c. 10. Pertz Mon. II, 119.

47 Der Erzengel Michael war dem Mittelalter Gegenstand mannigfachen Aberglaubens. Man glaubte, daß er die Wache am Throne Gott Vaters halte, ja sogar, daß er Montags vor ihm die Messe zelebriere. Bischof Rather von Verona eifert in seiner Predigt de quadragesima heftig gegen diese rohen sinnlichen Vorstellungen: vgl. Vogel, Ratherius v. Verona und das 10. Jahrhundert, Bd. I, 293.

48 Hroswitha von Gandersheim hat die Geschichte von der Thais und dem Anachoreten der Wüste in ihrer naiven lateinischen Komödie Paphnucius behandelt. S. Magnin, théâtre de Hrotswitha, Paris 1845, p. 280 u. ff.

49 „Quid mihi et inanibus hujus seculi vanitatibus? Audio in coelis signa sonitusque campanarum ac dulcisonam angelicae modulationis harmoniam: illuc ire desidero, his interesse delector.“ Vita Wiboradae auctore Hartmanno c. 2.

50 Frau Wendelgards Sehnsucht nach dem gefangenen Ehgemahl ward in anmutiger Weise gestillt. Sie ging aus ihrer Klause jedes Jahr einmal nach Buchhorn, um des Grafen Ulrich Angedenken mit einer feierlichen Jahrzeit zu ehren. Wie sie einst nach derselben mit eigener Hand den Armen Almosen austeilte, stand einer unter den Bettlern, zerrissen und entstellt, dem schenkte sie ein Kleid. Er aber ließ ihre Hand nimmer aus der seinen, zog sie zu sich und küßte sie vor allem Volk, strich sein Haar zurück und sprach: Erkenne deinen Gemahl. Da Frau Wendelgard, unwillig über solchen Gewaltstreich eines Fremden, sich abwenden und ihn den Dienern zur Züchtigung überweisen wollte, wies er ihr eine alte Narbe, und wie aus langem Schlaf erwachend fuhr sie auf: „O mein Gebieter, du aller Menschen mir der teuerste, sei gegrüßt, du mein Herr, sei gegrüßt, du immer süßer!“ und lag weinend in seinen Armen. Ekkeh. IV. casus S. Galli c. 10, Pertz Mon. II, 120.

51 ... pelle ejus simulatae sanctitatis detracta ... Hepidan, vita Wiboradae cap. II.

52 ... quia nondum in se mortificaverit phylargyriam, quae est omnium radix malorum usw. Die Anklagen, wegen deren sich Wiborad einst vor dem Bischof in Konstanz zu verantworten hatte, sind ausführlich nachzulesen in Hepidan, vita Wibor. II. 11.

53 ... grave pondus auri Veronensis, Geschenk des Bischof Petrus. Die Klostergeschichte ist reich an Aufzeichnungen der durch Fürsorge der Äbte oder die Huld fremder Gönner erworbenen Kostbarkeiten. S. Ekkeh. IV. casus S. Galli cap. I. Pertz, Monum. II, 81.

54 ... magnum calicem ex electri miro opere. Casuum S. Galli contin. II, c. 7, bei Pertz II, 157. An den Heilkräften des Bernsteins wurde nicht gezweifelt. Quod vero medeatur multis vitalium incommodis, medentium docuit disciplina. Sanktgall. Handschrift des X. Jahrhunderts bei Hattemer, Denkmale usw. I, 414.

55 Spichiarium novum solis feris et beluis, avibusque domesticis et domesticatis juxta fratrum condi fecit et ipsum jam fieri jussit magnificum. Ekkeh. IV. casus S. Galli cap. 16.

56 Simia nare brevi, nate murcaque cauda,
Voceque milvina, cute crisa catta marina,
In quibus ambabus nil cernitur utilitatis.
Ruodlieb fragm. III, 131 u. ff.

57 Diese Fabel von der Murmeltiere abenteuerlichem Fuhrwesen, die sich das Mittelalter mit großer Behaglichkeit erzählte und die z.B. noch Sebastian Münster in seine Cosmographey aufnahm (p. 498), hat ihren Ursprung in Plinius historia naturalis.

58 ... Ein vogil heizit Caradrius, in dem buoche deuteronomio, da ist gescriben, daz man in ezzen nescule. Dannan zellet physiologus unt chût daz er aller wiz si. Ein mist, der von ime vert, der ist ze den tunchelen ougen vile gûet. Mit disem vogile mach man bechennen, ob der sieche mann irsterben oder genesen scol. Ob er sterben scol, so cheret sich der caradrius von ime. Ob er ave genesen scol, so cheret sich der vogel zuo deme manne unt tuot sinen snabel uber des mannes munt unt nimit des mannes unchraft an sich; sa fert er ûf zuo der sunnen unte liuterit sich dâ: so ist der mann genesen. Physiologus, ein Weistum von Tieren und von Vögeln, mitgeteilt von Wackernagel, Altdeutsches Lesebuch I, p. 166. Es ist nicht bekannt, was für naturgeschichtliche Tatsachen zu dieser tiefsinnig schönen Sage vom Caradrius Veranlassung gaben. In Sankt Gallen wurde sie von verschiedenen verschieden erfaßt, denn während sich unter den Tiernamen, die dem Wörterbuch des heiligen Gallus vorausgesetzt sind (s. Hattemer, Denkmale etc. I, 9. 10), die bedeutsame Glosse findet: Cha-ra-drion: et ipsam non habemus, sed tamen dicitur et ipsam volare per medias noctes in sublimitate coeli, begnügten sich spätere Handschriften damit, das Wort caradrius geradezu mit lericha, Lerche, zu übersetzen, was auf ein Verschwinden der früher bekannten Sage zu deuten scheint. S. Hattemer, Denkmale etc. I, 287. 313 u.a.

59 ... longum est dicere, quibus jocunditatibus dies exegerit et noctes, maxime in processione infantum, quibus poma in medio ecclesiae pavimento antesterni jubens, cum nec unum parvissimorum movere nec ad ea adtendere vidisset, miratus est disciplinam. Ekkeh. IV. casus S. Galli c. I, Pertz Mon. II, 84.

60 Homo animal capax disciplinae Hroswitha v. Gandersheim.

61 Notker Labeo hat den Erwartungen, die der Abt auf ihn setzte, entsprochen. Er erwarb sich den Ruhm des gelehrtesten Mannes seiner Zeit. Er war, wie aus seinen Schriften erhellet, ein Gottesgelehrter, ein Musikant, ein Dichter, ein Astronom, ein Mathematiker; in der Bibel, in den Kirchenschriftstellern, Vätern und Klassikern wohl bewandert, der deutschen, lateinischen und griechischen Sprache mächtig. J.v. Arx, Geschichte von St. Gallen I, 277. Seine noch vorhandenen deutschen Werke bilden den zweiten und dritten Band von Hattemers Denkmalen des Mittelalters. Es sind insbesondere die Auslegungen der Psalmen, des Aristoteles, des Boethius, des Marcianus Capella und ein Aufsatz über Tonkunst. Notker, der Großlefzigte, starb in hohem Greisenalter an der Pest. Vor seinem Tode legte er eine öffentliche Beichte ab, in der er u.a. seine Reue darüber aussprach, daß er einst in klösterlichem Habit einen Wolf erschlagen.

62 Die Stelle ist aus Aristoteles’ Kategorien, cap. 36. Notkers Übersetzung s. bei Hattemer III, 401.

63 Erat utique jus illorum, sicut adhuc hodie quidem est, quoniam exleges quidem sunt, ut hospites intrantes capiant, captos, usque dum se redimant, teneant. Ekkeh. IV. casus S. Galli I. Pertz Mon. II, 91.

64 ... „enimvero si vixero“, ait, „me redimam et talem indolem remunerabo.“ Collectisque quantotius ante januam scolarum fratrum primis, statuit pueris illis et eorum perpetuo posteris pro testamento singulis annis ludi sui tribus ab imperio statutis diebus in esidem scolarum aedibus carnibus vesci et de abbatis curte singulos tribus donari aescis cottidie et potibus. Quod cum ipse quidem annuatim praesens solvi juberet, postea ita solutum est usque ad Ungrorum, de quibus loco suo dicturi sumus, invasiones. Ekkeh. IV. casus S. Galli c.I.

65 Fehler wider die Ordensregel zogen die Strafe der Geißelung nach sich, der sich die Klostergeistlichen willig unterwarfen, wiewohl es eine knechtische Züchtigung war und ein Freier, mit dieser Strafe belegt, nach den alten Volksrechten seine Freiheit verlor. Der Schuldige ward an eine Säule gebunden und nach Ausziehung der Oberkleider gegeißelt. Eine noch erhaltene Geißelkammer, ähnlich der hier beschriebenen, findet sich im württembergischen Kloster Maulbronn. In den Klosterschulen bediente man sich der Rute. Daß die Bußwerkzeuge von denen, die darunter zu leiden hatten, in gutmütigem Humor mit eigenen Namen versehen wurden, beweist des Bischof Salomo Wörterbuch, wo die anguilla (Schlange oder Aal) von der scutica (Riemenpeitsche) unterschieden wird.

66 Tacitus German., cap. 8.

67 Pectines eburnei ... In Kämmen trieb das Mittelalter Luxus. Bekannt ist der silbergefaßte steinverzierte Kamm der Longobardenkönigin Theodolinde im Domschatz zu Monza und der von Heinrich II. herrührende Elfenbeinkamm in Bamberg. Die Sitte, die gewöhnlichsten und gleichgültigsten Verrichtungen des täglichen Lebens mit einem Gebet einzuleiten, veranlaßte, daß man auch für Schneiden und Kämmen des Haupthaars, Zustutzen des Barts usw. Gebetsformeln aufstellte. Die Handschrift 395 der sanktgall. Bibliothek enthält deren eine Reihe, und da sich dieselbe mit einer benedictio ad omnia, quae volueris schließt, darf man sich billig nicht mehr wundern, auch die benedictio ad barbam comendam, ad capillos tondendos usw. vorzufinden.

68 Regula S. Benedicti cap. 38: de hebdomadario lectore.

69 Für diejenigen verehrten Leserinnen, die mit dem Althochdeutsch noch weniger vertraut sind als der Verfasser dieser Anmerkungen, und die sich vielleicht dafür interessieren, wie dieser Psalm damals wirklich in Ekkehards Mund und Sprechweise geklungen habe, sei hiemit die wenig Jahrzehnte spätere Verdeutschung Notkers als Probe mitgeteilt: Psalmus XLIV. Kuôt wort irópfezta mîn herza. mîniu werch sago ih démo chúninge. mîn wort ist also stâte also diu scrift des spuôtigo scríbenten. Scône pist du fóre allen mênniscon. knada ist kebreîtet in dînen lefsen. fone diû ségenôta dih Got in ñêwa. Cúrte dîn swert umbe dîn dîeh: filo gewáltigo. mit dînemo ménniscinen bilde unde mit dînero gótelîchun scôni. Sih an únsih. unde frámspuotigo chum hára fone hímele unde rîcheso hiêr in dînero ecclesia. umbe warheît unde námenti unde reht. Unde leîtet dih wúnderlicho dîn zésewa. díne strâla sind wasse, hárto mahtige. Under dih sturzent die líute, in demo herzen des chuninges fiendo. din stuôl Got, unde dîn riche weret iêmer. Kerta gerihtennis ist dînes rîches kerta usw. S. Hattemer, Denkmale etc. II, 156 u. ff.

70 Dieses Musessen war in Sankt Gallen so gewöhnlich, daß Kero das Wort cibi (Speisen) nicht besser als mit Mus, und das Wort coenare (speisen) nicht anders als mit Abendmusen zu übersetzen wußte. J.v. Arx, Gesch. I, 178.

71 Regula S. Benedicti, cap. 39: de mensura cibi.

72 Ilanch praecellat alemannicus et mala pellat. S. Hattemer, Denkmale etc. III, 599. (In der vorzugsweise als liber benedictionum bezeichneten Handschrift 393 ist eine so reiche Speisekarte von Fischen aufgezählt , daß man sie mit dem Gefühl vollkommener Befriedigung in betreff des Zustands der Klosterküche an den Fasttagen aus der Hand legt. Möchte sie durch vollständige Ausgabe größeren gastronomisch-philologischen Kreisen nicht länger vorenthalten bleiben!)

73 Sueton, im Leben des Augustus c. 77. Übrigens trank der Kaiser selbst an jenem traurigen Tag nicht mehr als einen sextarius (etwa 1 Schoppen).

74 Regula S. Benedicti, c. 40: de mensura potus.

75 Ob der Abt recht gehabt, die deutsche Sprache, so wie sie damals gesprochen ward, also anzufechten, möge dahingestellt sein. Sie hat sich seither von Grund aus umgestaltet, die Mehrzahl der kernigen kräftigen, einem steten Verkehr mit der Natur entnommenen Worte, sowie die vollen tonreichen Formen sind verschwunden und haben einer kühleren gefirnißten und abgeschliffenen Redeweise Platz gemacht. Uns aber, wenn wir des alten Notker ungefüg großartige deutsche Schriften lesen, weht es jedesmal daraus an wie ein Hauch würziger Bergluft und echter ehrwürdiger Poesie, die von keinem Spatzengezwitscher und von keinem Rabengekrächze durchschnarrt ist.

76 Vita S. Benedicti abbatis a Gregorio Magno romano Pontifice conscripta, c. 2: de tentatione carnis superata.

77 ... de voluntate ipsius ipsa cum eo pridie secreta condixerat. Ekkeh. IV. casus S. Galli, c. 10.

78 Tutilos Räubergeschichte s. Ekkeh. IV. casus S. Galli, c. 3, bei Pertz Monum. II, 98.

79 Über die damaligen Musikinstrumente und den Zustand sanktgallischer Musik gibt Notker Labeos Aufsatz – s. Hattemer, Denkmale etc. III, 586 u. ff. – wichtigen Aufschluß. Die hier gegebene Beschreibung der Instrumente ist auf die bildlichen Darstellungen in Notkers Psalmenbuch (Handschrift 21 der sanktgall. Bibliothek) gestützt. Das eine Blatt der beiden Federzeichnungen, die den Eingang des Buches schmücken, stellt den König David vor, auf dem Throne sitzend und mit einem Plektron die siebensaitige Leier spielend. In den vier Ecken stehen vier Männer mit Violine, Zither, Hackbrett und Harfe. Bei der Ängstlichkeit, mit welcher diese übrigens fein gefühlten Gestalten ausgeführt sind, ist anzunehmen, daß der Künstler nichts erfunden, sondern sich an Vorhandenes gehalten hat.

80 ... quae autem Tutilo dictaverat, singularis et agnoscibilis melodiae sunt, quia per psalterium seu per rohtam, qua potentior ipse erat, neumata (i.e. vocum modulationes) inventa dulciora sunt. Ekkeh. IV. S. Galli, c. 3.

81 Quid vero dies illa consumpserit, Dominus solus novit...

82 Cigneo canore dulcior sonus.

83 Alpina siquidem corpora vocum suarum tonitruis altisone perstrepentia susceptae modulationis dulcedinem proprie non resultant. Quia bibuli gutturis barbara feritas, dum inflexionibus et repercussionibus mitem nititur edere cantilenam, naturali quodam fragore quasi plaustra per gradus confuse sonantia rigidas voces iactat. Ein sanktgallischer Musikfreund, der dies italische Kunsturteil später doch zu lesen bekam, schrieb an den Rand: vide jactantiam romaniscam in teutones et gallos! d.h.: „Siehe da wieder ein Stück romanischer Unverschämtheit gegen die Deutschen und Franzosen!“ S. Hattemer, Denkmale etc. I, 420.

84 Mit Geschenk, Kuß und Scheidetrank nehmen nach mittetalterlicher Sitte Gastfreunde voneinander Abschied. Diese Förmlichkeiten wurden streng eingehalten. Bischof Salomo von Konstanz schenkte den zum Gastmahl geladenen Kammerboten kostbare Glasgefäße, und wiewohl sie, Groll im Herzen tragend, die Gläser zu Boden fallen lassen, daß sie zerbrechen, küssen sie einand noch und trinken des Abschieds Minne. Amoreque, ut moris est, osculato et epoto laetabundi discedunt. Ekkeh. IV. casus S. Galli c. I, bei Pertz Mon. II, 84. S. auch Ruodlieb fragm. III, v. 221. Eine anmutige Schilderung solcher Courtoisie gibt des Nibelungenlieds siebenundzwanzigstes Abenteuer, da König Gunther mit seinen Mannen sich beim Markgrafen von Bechelaren beurlaubt. Auch die Frauen verschmähten nicht, sich mit minniglichem Kusse von ihren Gästen zu scheiden.

85 Ein solches Schaustück ist ausführlich beschrieben im Ruodlieb fr. III, v. 309 u. ff.

86 Einträge dieser Art auf dem Titelblatt, wie sie jetzt noch die Kinder herkömmlicherweise in ihre Schulbücher zu machen pflegen, kommen in damaligen Handschriften häufig vor.

87 Dieses Psalmenbuch, der s.g. liber Sancti Galli aureus, ist jetzt noch ein Kleinod der sanktgallischen Bibliothek. Die in frischen Farben glänzenden Miniaturen sind in manchen Motiven noch vom nachwirkenden Geist der Antike erfüllt, gewandt, mit Verständnis von Gestalt und Faltenwurf und einer gewissen unbefangenen künstlerischen Sicherheit hingezeichnet und leicht koloriert. Die mit reichen Arabesken gezierten Initialen und das die Bilder umrahmende architektonische Beiwerk gewähren mannigfache Einsicht in die baulichen Formen jener Zeit, deren monumentale Reste so selten geworden. – Auch Anfänge der Wandmalerei zum Schmuck der kirchlichen Gebäude kommen schon vor. Ein Abt Immo ließ in vielen an den Wänden der Münsterkirche angebrachten Gemälden die Lebensgeschichte des heiligen Gallus darstellen; von einem spätern Abt Manegold wird berichtet, daß er ein Bild de materia genealogiae Christi und außerdem ein letztes Gericht in muro bonis coloribus herstellen ließ. S. casuum S. Galli II. continuatio, c. 8, Pertz Monum. II, 161. Ild. v. Arx, Geschichte des Kantons St. Gallen I, 237. Die Wandmalereien des Kloster Reichenau sind besungen von Burkhard bei Pertz, Monum. VI, 629.

88 Vocabularius Sancti Galli, dem Sprachforscher wichtig durch den Schatz althochdeutscher Wörter, noch erhalten und vielfach abgedruckt, z.B. bei Hattemer, Denkmale etc. I. 11–14.

89 Auch dieses wertvolle Denkmal aus der Zeit Kaiser Ludwig des Frommen wird noch von der sanktgallischen Bibliothek bewahrt. Vgl. Keller, Der Bauriß des Klosters Sankt Gallen.

90 ... Thieto caminatam quandam „veterum seniorum angulum“ vocatam introiit. Ekkeh. IV. casus S. Galli cap. 6, Pertz Mon. II, 112. Vgl. auch II. 135.

91 Die Geschichten vom Bischof Salomo und seinem Hader mit den Kammerboten sind nachgerade ein weniges abgedroschen und abgesungen. Den offenbar mannigfach zur Sage gewordenen Tatbestand erzählt Ekkeh. IV. casus S. Galli cap. 1; zu einer Reihe Balladen zusammengeschmiedet hat ihn ein Sänger der schwäbischen Schule etc.A2

92 Digneris, domine, et hos benedicere fustes ... Benedictio ad capsellas et baculos ad iter agentes in der Handschrift 395.

93 Ermenrici coenobitae augiensis tentamen etc. bei Pertz, Mon. II, 32. Auch der Verfasser der größeren sanktgallischen Annalen nennt die Reichenau einen hortus deliciarum. S. Pertz, Mon. I, 79.

94 Der Gegenstand religiöser Verehrung, der den Fischer von Ermatingen in Strafe brachte, scheint das Idol von Erz gewesen zu sein, das man für einen hercules alemannicus hielt und das nach Gallus Oeheims Bericht noch im XV. Jahrhundert auf dem Grab des Egino stand. Es stach dem vornehmen Altertumsforscher Kaiser Max I. so in die Augen, daß er es, wie s.Z. den Neptunus vom Stadttor zu Ettlingen (Bader, Das bad. Land und Volk I, 329), kurzerhand entführte und in Innsbruck aufstellen ließ. Nach einer Notiz in G. Schwabs Bodensee II, 293 befand es sich ums Jahr 1764 in der kurpfälzischen Altertümerkammer.

95 Benedictio vini novi. Handschrift 395.

96 ... erant autem dies vindemiae, quibus fratres ad obedientias (i.e. labores in agro) dimissi sunt per vineas. Ekkeh. casus S. Galli c. 3, Pertz Mon. II, 97.

97 Regula S. Benedicti cap. 31: de cellerario monasterii qualis sit.

98 S. die Edda übersetzt von Simrock, p. 14.

99 ... at illa de camera egressa salutans compatrem, hospitem illum dormire putans, optulit viro mustum, quo ille impigre hausto vaseque reddito mammam foeminae titillat assentientis. Ekkeh. IV. casus S. Galli c. 3.

100 ... hospes vero viso facinore exilit, illum scelestum inclamitans, comis apprehensum in terram dejicit, flagelloque, quo ad eqquum usus est, adhuc in manu habito acriter hominem cecidit adjiciens: „hoc, inquit, tibi Sanctus Gallus, S. Albani Frater, dedit!“ Ekkeh. IV. casus S. Galli cap. 3, Pertz Mon. II, 97.

101 Dura viris et dura fide, durissima gleba! Notker.

102 Protospathar: Befehlshaber der Leibwache. S. Gibbon, Geschichte des röm. Weltreichs, c. 53.

103 ... aegre exspectatus.

104 ... Fortunate, ait, qui tam pulchram discipulam docere habes grammaticam! Ad quod ille, quasi caro assensu subridens, talia in aurem adversario reddit amico: Siccut et tu, Sancte Domini, Kotelindam monialem pulchram discipulam caram docuisti quidem dialecticam. Dictoque citius, cum ille nescio quid resibilare vellet, ab eo divertens, equo ascenso indignanter abivit. Ekkeh. IV, casus S. Galli c. 10, Pertz II, 124.

105 Die Ausübung des Weidwerks war eigentlich wider die geistliche Disziplin. Eine Augsburger Synode von 952 (Pertz, Monum. IV. 27) verbietet den Bischöfen und der Geistlichkeit überhaupt das Würfelspiel, die Jagdbelustigungen und das Hunde- und Habichthalten zu diesem Behufe bei Strafe der Absetzung.

106 Sticmata: pictura in corpore, quales Scotti pingunt. Glosse einer sanktgall. Handschrift bei Hattemer, Denkmale etc. I, 227 u. 233. Die Sitte des Bemalens der Augenlider und des Tätowierens der Arme scheint den Scoten und Iren damals gefallen zu haben. Die also eingeätzten Bilder mögen von roher, schier unverständlicher Häßlichkeit gewesen sein, wie dies aus den noch vorhandenen Miniaturen irischer Herkunft in den Handschriften geschlossen werden darf. Dieselben sind durch fremdartigen und – wenn das Wort noch erlaubt ist – keltisch unschönen Ausdruck sowie durch gänzlich barbarische Art der Darstellung sehr unvorteilhaft von den gleichaltrigen, von germanischer Hand gefertigten, verschieden. Der Christus am Kreuze mit seinem hufeisenförmigen arabeskenartigen Bart und verzwicktem Munde und die als Tiergestalten gezeichneten Evangelisten haben etwas Fetischartiges.
107 Das Silbergeld bestand lang in einem Bleche, das so dünn wie Laub und nur auf einer Seite grob und tief gepräget war (nummi bracteati). J.v. Arx, Geschichten etc. I, 451.

108 „Sie wollen lieber Jäger als Lehrer, lieber kühn als mild, lieber verschlagen als herzenseinfältig heißen ... Sie spielen Kreisel und meiden darum auch das Würfelspiel nicht. Sie gehen fleißig mit dem Spielbrett anstatt mit der Schrift, mit der Wurfscheibe anstatt mit dem Buche um. Sie wissen besser, was dich ein Fehlwurf kostet, als was die Heilswahrheit fordert, verbietet oder verheißt, besser was der Glückswurf bringt, als was sie Gott zu danken schuldig sind ... Sie lassen sich silberne Schalen, Kannen von großer Kostbarkeit, Krüge (crateres), ja Trinkhörner (conchas) von bedeutendem Gewicht und einer jedem Zeitalter verhaßten Größe machen. Sie bemalen ihre Weinkrüge und Schleifkannen, während die nahe Basilica von Ruß erfüllt ist.“ Vogel, Ratherius von Verona und das zehnte Jahrhundert I, p. 44.

109 Moengals Latein ist etwas verwildert. Wenn indes selbst Bischöfe in der Hofsprache sich klassischer Wendungen wie: sic omnes perriparii possunt bubus agricolantibus vetrenere (So kann jeder Bauer am Pfluge seinen Ochsen was vordröhnen) bedienten und Geschichtschreiber dies in ihren Text aufnahmen (Monachus San. Gall. gesta Karoli I, 19 bei Pertz, Mon. II. 739), so darf dem Latein eines Leutpriesters einiges zugut gehalten werden.

110 ... Moengal, postes a nostris Marcellus diminutive a Marco avunculo sic nominatus, hic erat in divinis et humanis eruditissimus etc .... Siehe die ganze Geschichte seines Besuchs und Verbleibens im Kloster bei Ekkeh. casus S. Galli cap. 1. Pertz II, 78.

111 ... in campanarium S. Galli per gradus ad hoc quidem nobis paratos ascendere incipit, uti oculis, quia gressu non licuit, montes camposque circumspiciens, vel sic animo suo vago satisfaceret. Ekkeh. casus S. Galli c. 3. Pertz, Mon. II, 99.

112 Den Haken hatte sie. Kam vor kurzem ein schriftgelehrter Sohn der grünen Erin in die Bücherei des heiligen Gall, sich seines frommen Vorfahren Werk genau zu besehen und abzuschreiben. Da reichten sie ihm den in schwarzen Samt gebundenen Kodex des Priscianus und er hub die Arbeit an; bald aber tönte ein verhaltenes Lachen zu den Bücherbewahrern im großen Saal, und wie sie herüberkamen, verdeutschte ihnen der Rektor von Dublin die irischen Glossen zum Latein, wie folgt:

Gottlob es wird schon dunkel!

Heiliger Patrik von Armagh, erlöse mich von der Schreiberei!
O daß mir ein Glas alten Weines zur Seite stünde usw.
Das war Moengals Übersetzungswerk!

113 Der Wachtelruf scheint den Ohren mittelalterlicher Weidmänner etwas anders geklungen zu haben als heutzutag, denn das Wort quakkara, womit der Mönch von Sankt Gallen („... quakaras etiam et alia volatilia“ gesta Karoli I, bei Pertz II, 739) anstatt des klassischen coturnix die Wachtel selbst bezeichnet, soll offenbar den Eindruck des Wachtelschlags wiedergeben. Dieser brave Schriftsteller, in welchem die Nachwelt einen Mitbegründer des Jägerlateins zu verehren hat, mag übrigens den Wachteln und „dem andern Geflügel“ auf eigenen Weidmannszügen ebenso oft nachgezogen sein als irgendein Autor späterer Tage. In Glossen sanktgallischer Handschriften wird indes die Wachtel auch quasquila und quatala benannt. S. Hattemer, Denkmale etc. I, 246 u.a.

114 Nicht ohne Grund. Herr Luitfried drang damals mit gezücktem Schwert unter Schmähreden auf den Bischof ein; nachdem ihn seine Oheime zurückgehalten und Rates gepflogen, was mit dem Gefangenen beginnen, stimmte er dafür, ihm entweder die Augen auszustechen oder die rechte Hand abzuhauen. Auf dem Weg zur Thietpoldsburg zwang man den Kirchenfürsten, etlichen herbeigelaufenen Schweinehirten die Füße zu küssen usw.

115 ... paratur citissime lavacrum, ut pulvere et lassitudinis tergeretur sudore. Ekk. IV. casus S. Galli c. 1. Pertz Mon. II, 86.

116 Commoditas talentum valet! (alter geistlicher Spruch).

117 ... Duellium die condicto cum aegre exspectatus veniret, ultra quam ipse vellet susceptum in conclave suo proximum, suum ut ipsa ait, manu duxit magistrum. Ibi nocte et die cum familiari aliqua intrare solebat ad legendum pedissequa, foribus tamen semper apertis, ut, si quis etiam ausus quid esset, nihil quod diceret, sinistrum haberet. Illic quoque crebro ambos ministri et milites, principes etiam terrae, lectioni aut consiliis invenerunt agentes. Ekkeh. casus S. Galli c. 10, bei Pertz Mon. II, 123.

118 S. Grimm, Deutsche Rechtsaltertümer, 1. Aufl., p. 339.

119 S. Grimm, Deutsche Mythologie, 3. Ausg., p. 695.

120 ... „vasque magnum, quod vulgo cupam vocant, quod viginti et sex modios amplius minusve capiebat, cerevisia plenum in medio habebant positum.“ Vita S. Columbani.

121 Ausonius Idyll. 7.

122 Das alemannisch-schwäbische Heidentum beruhte auf einem einfachen Kultus der Natur. „Sie verehren Bäume, Wasserströme, Hügel und Bergschluchten. Pferden, Rindern und vielen andern Tieren schneiden sie das Haupt vom Rumpf und bringen sie diesen als Schlachtopfer dar“, so schreibt der Grieche Agathias im sechsten Jahrhundert von den Alemannen im Gegensatz zu den christlichen Franken. „Betet keine Götzen an, weder an Felsen noch an Bäumen, weder an abgelegenen Orten noch an Quellen, auch nicht auf Kreuzwegen bringet eure Anbetung und eure Gelübde dar“, predigt der heilige Pirminius, Stifter der Reichenau, zwei Jahrhunderte später. Wer da weiß, mit welcher Zähigkeit der Bauer in seiner Sitte die Überlieferung altersgrauer Vergangenheit bewahrt, und wie noch manche seiner heutigen Bräuche an die Opfer des Heidentums gemahnen, den wird es nicht befremden, im zehnten Jahrhundert noch auf nächtliche biertrinkende Konventikel zu stoßen, die sich von denen zu des heiligen Columban Zeiten wenig oder gar nicht unterscheiden. Ob übrigens eine in ähnlichen Formen, wie die hier beschriebenen, sich bewegende Sitte des gemeinschaftlichen Trinkens auf den deutschen Hochschulen, die unter dem Namen „einen Salamander reiben“ bekannt, aber von niemanden erklärt ist, nicht auch einen Anklang an altheidnische Trankopfer enthalte, bleibe dahingestellt, wiewohl die Wissenschaft darüber einig ist, daß „durch die religiöse Bedeutung des Trinkens ein überraschender Zusammenhang in mehrere andere Gebräuche kommt“.

123 Die Steinbrüche am sog. Schienemer Berg, wie die im benachbarten Öningen sind später berühmt geworden durch ihre Petrefakten, insbesondere durch die seltenen Überreste von Vögeln. Bekanntlich ward dort auch das Gebein eines riesenmäßigen Salamanders aufgegraben, in welchem der gelehrte Naturforscher Scheuchzer (1726) einen fossilen Menschen erkannte, bis daß Cuvier die wahre Organisation dieses „Zeugen der Sündflut“ nachwies. Vgl. Burmeister, Geschichte der Schöpfung, 5. Aufl., p. 518.

124 Vita Sancti Galli lib. I, bei Pertz, Monum. II, 7.

125 Die Herzogin teilt hier dieselben Grundsätze zweckmäßiger Bekehrungspolitik, die der Papst Gregor der Große seinerzeit in einem Schreiben an den Abt Mellitus und den Erzbischof Augustinus von England ausgesprochen. „Saget dem Augustinus“, heißt es dort, „zu welcher Überzeugung ich nach langer Betrachtung über die Bekehrung der Engländer gekommen bin: daß man nämlich die Götzenkirchen bei jenem Volk ja nicht zerstören, sondern nur die Götzenbilder darin vernichten, das Gebäude mit Weihwasser besprengen, Altäre bauen und Reliquien hineinlegen soll. Denn sind jene Kirchen gut gebaut, so muß man sie vom Götzendienst zur wahren Gottesverehrung umschaffen, damit das Volk, wenn es seine Kirchen nicht zerstören sieht, von Herzen seinen Irrglauben ablege, den wahren Gott erkenne und um so lieber an den Stätten, wo es gewöhnt war, sich versammle. Und weil die Leute bei ihren Götzenopfern viele Ochsen zu schlachten pflegen, so muß auch diese Sitte ihnen zu irgendeiner christlichen Feierlichkeit umgewandelt werden. Sie sollen sich also am Tag der Kirchweihe oder am Gedächtnistag der heiligen Martyrer, deren Reliquien in ihren Kirchen niedergelegt werden, aus Baumzweigen Hütten um die ehemaligen Götzenkirchen machen, den Festtag durch religiöse Gastmähler feiern, nicht mehr dem Teufel Tiere opfern, sondern sie zum Lobe Gottes zur Speise schlachten, dadurch dem Geber aller Dinge für ihre Sättigung zu danken, damit sie, indem ihnen einige äußerliche Freuden bleiben, um so geneigter zu den innerlichen Freuden werden. Denn rohen Gemütern auf einmal alles abzuschneiden, ist ohne Zweifel unmöglich, und weil auch derjenige, so auf die höchste Stufe steigen will, durch Tritt und Schritt, nicht aber durch Sprünge in die Höhe kommt.“ S. Mone, Geschichte des Heidentums etc. II, 105.

126 Das Aufnageln von Pferdeschädeln war uralte Gewohnheit deutscher Völker. Schon die römischen Legionen, die Caecina in die Einsamkeit des Teutoburger Waldes führte, um den Gefallenen der Varusschlacht die letzte Ehre zu erweisen, erschraken, da von den Stämmen der Eichen die angenagelten Häupter geopferter Römerpferde auf das bleichende Gebein gefallener Krieger und die Schlachtaltäre herabnickten. Tacitus Annal. I. 61.

127 Den merkwürdigen Gebrauch, daß durch Werfung der „Chrene Chruda“ auf den nächsten zahlungsfähigen Verwandten dieser in das durch Blutschuld verwirkte Wehrgeld des zahlungsunfähigen Täters eintreten mußte, beschreibt die lex Salica (ed. Merkel), cap. 58. Der Name Chrene Chruda ist noch nicht hinlänglich erklärt. Man hat es mit „grünes Kraut“ oder nach Grimm, Rechtsaltertümer, p. 116, mit „reines Kraut“ zu übersetzen gesucht, indem die Räumung eines Landes oder die Übertragung eines Grundstückes auf einen andern zu eigen oder zu Pfand durch Übergabe einer mit Gras bewachsenen Erdscholle, eines Stückes Wasen symbolisch angedeutet wurde. Aber nach der lex Salica war das, was geworfen wurde, die aus den vier Ecken der Stube, wo doch kein Kraut wächst, zusammengeraffte Erde. S. Walter, Deutsche Rechtsgeschichte, § 443. Da übrigens dieser Gebrauch nur bei den Salfranken urkundlich nachweisbar ist und auch dort schon frühe aufgehoben war (lex Salica, nov. 262, 263, 264), so bleibt es ziemlich unklar, wie derselbe hier als ein im zehnten Jahrhundert in Alemannien geltender aufgeführt werden kann.

128 Dem „bösen Auge“ der Hexen wurden viel üble Wirkungen zugetraut; es kann Säuglinge schwindsüchtig machen, Kleider in Stücke reißen, Schlangen töten, Wölfe schrecken, Straußeneier ausbrüten, Aussatz erwecken etc. Als Schutz gegen solche „faszinierende“ Blicke pflegte man auch die Pfote des blinden Maulwurfs zu tragen. S. Grimm, Deutsche Mythologie, p. 1053.

129 ... si quis mulierem „stria“ clamaverit et non potuerit adprobare usw. lex Salic, c. 64.

130 „Dîn got, der ist ein junger tôr,
ich will glouben an den alten.“
St. Oswald.

131 Folchardi codex aureus (Handschrift der sanktgallischen Bibliothek, p. 75).

132 „Eine Geschichte der deutschen Kuchen und Semmeln ließe sich nicht ohne unerwartete Aufschlüsse zusammenstellen.“ Grimm, Deutsche Mythologie, 3. Ausg., p. 56.

133 Bist du nicht auch schon, verehrte Leserin, in stiller Einsamkeit der Nacht kartenschlagend oder bleigießend oder loswerfend damit beschäftigt gewesen, den künftigen Freier zu ergründen? All diese Mittel zur Erratung kommender Dinge sind Reste grauen Heidentums. – Auch des Kämmerer Spazzo Turmgang scheint Ähnliches bezweckt zu haben. Es war nicht ungewöhnlich, daß man sich in der Neujahrsnacht auf das Hausdach setzte, schwertumgürtet, um die Zukunft zu erforschen. S. Grimm, Mythol., p. 1070.

134 ... Sacratos noctis venerabilis hymnos.

135 Über die in jenem Zeitalter hervorragenden alemannischen Grafen und Herrengeschlechter s. Stälin, Geschichte von Wirtemberg I, 544 u. ff.

136 Nova stella apparuit insolitae magnitudinis, aspectu fulgurans et oculos verberans non sine terrore. Annales S. Gellenses majores bei Pertz, Mon. I, 8.

137 S. Berthold, Der Heerwurm, gebildet aus Larven der Thomas-Trauermücke, Göttingen 1854.

138 Der fromme Wahnglaube vom Hereinbrechen des Jüngsten Tages und vom bevorstehenden Ende der Welt war in karolingischer und späterer Zeit ein sehr häufiger. Viele Vornehme und Geringere sahen sich dadurch behufs der Sicherung ihres Seelenheils zu Schenkungen an die Kirche veranlaßt. Mundi terminum appropinquantem ruinis crebrescentibus jam certa signa manifestant beginnt z.B. ein in Mones Anzeiger 1838, p. 433 mitgeteilter Schenkungsbrief.

139 Seit Ausgang des neunten Jahrhunderts bis in die zweite Hälfte des zehnten gehörten die Einfälle der Ungarn in den deutschen Gauen zu den gewöhnlichen Landplagen; Nord und Süd wurden von ihnen heimgesucht. Die gleichzeitigen Geschichtschreiber nennen sie bald Avaren oder Agarener, bald Ungarn (wobei der Name in abenteuerlicher Etymologie vom Hunger abgeleitet wird, der sie aus den Steppen Pannoniens vorwärts trieb ... innunmerabilis eorum crevit exercitus et a fame, quam patiebantur, Hungri vocati sunt. Epistola Remigii, bei Màrtene, collect. I. 234), noch öfter aber Hunnen, wiewohl die Abstammung derselben von dem Hunnenkönig Attila keineswegs zu den erwiesenen Tatsachen gehört. Letztere altertümliche Bezeichnung ist in unserer Erzählung beibehalten.

Umständlichere Schilderung dieses fremden Reitervolkes gibt schon Regino in seinem Chronicon. ad. ann. 889 (Pertz, Mon. I, 600). Das Bild, das er von den grausamen, alles zerstörenden, nie aus dem Sattel kommenden, von erschlagener Feinde Herzen sich nährenden Scheusalen entwirft, macht einen schauerlichen Eindruck und würde noch mehr zum Mitleid mit den von ihnen Heimgesuchten stimmen, wenn es nicht meist aus der Historie des Justinus lib. 41. c. 2 u. 3 wörtlich abgeschrieben wäre, der die Skythen in dieser Weise charakterisiert. Die mehrfachen Verheerungen der alemannischen Lande sind erwähnt in den alaman. Annalen bei Pertz, Mon. I, 54, der einst von den Kammerboten und dem Argengaugraf Ulrich wider sie erfochtene Sieg am Inn in den Annales S. Gallenses major. bei Pertz, Mon. I, 77.

140 S.G. Schwab, Der Bodensee nebst dem Rheintale. Teil II, p. 119.

141 Diese Worte Ekkehards enthalten einen Anklang an das den Sanktgaller Mönchen wohlbekannte alemannische Landrecht, scheinen jedoch auf einer gewissen Verwechslung zu beruhen. In tit. 99 no 22 (ed. Lindenbrog) findet sich nämlich folgende Bestimmung:

„Wenn ein fremder Hund einen Mann getötet hat, soll dessen Eigentümer den Hinterbliebenen das halbe Wehrgeld auszahlen. Verlangt die Familie des Getöteten das ganze Wehrgeld, so muß ihr dies zwar gewährt werden, aber nur unter der Bedingung, daß alle Zugänge des Hauses bis auf einen abgeschlossen werden, daß sie allezeit durch dies eine Tor ein- und ausgehen, und daß über dieser Schwelle der fremde Hund in einer Höhe von neun Fuß aufgehängt werde und aufgehängt bleibe, bis daß er ganz verfault und seine Knochen stückweis herabfallen. Würden die Bewohner des Hauses den toten Hund wegzuschaffen oder durch eine andere Türe einzugehen versuchen, so sollen sie auch des bereits empfangenen halben Wehrgelds verlustig gehen und jeden weiteren Anspruch verlieren.“ Dieser aus hohem Altertum stammenden Verfügung liegt das Motiv zugrund, den Verwandten, die den vom Eigentümer des Tieres nicht verschuldeten Todesfall allzu geldgierig auszubeuten suchen, eine gewisse Schmach anzuhängen und sie dadurch abzuhalten, die äußerste, nach dem damaligen Strafgesetz allerdings formell zustehende Entschädigung zu beanspruchen. Ähnliches kennt das altnordische Recht. S. Grimm, Rechtsaltertümer, p. 665.

142 Die Heilkunde unserer Tage wendet diese und ähnliche Mittel nicht mehr an. Sie beruhten zum Teil auf der Ansicht, daß die Krankheiten dem Einfluß der Dämonen zuzuschreiben. Vieles übrigens, was in jener Zeit offiziell verordnet wurde, findet sich im Kreis der s.g. sympathetischen Mittel noch vor, die in ununterbrochener Überlieferung von den Bauersmännern, Schäfern und Schmieden, die heutzutag noch trotzig daran glauben, bis in fernes Heidentum hinauf reichen. Daß eine ähnliche Kur, wie die zuletzt erwähnte, von gutem Erfolg begleitet war, meldet der fränkische Geschichtschreiber Gregor von Tours in seiner Schrift über die Wunder des heiligen Martinus aus eigener Erfahrung. „Im zweiten Monat nach seiner Ordination als Bischof erkrankte er an der Ruhr so heftig, daß man an seinem Leben verzweifelte. Da alle Arzneien fruchtlos geblieben waren, ließ er sich Staub vom Grabe des Heiligen bringen, nahm ihn in einem Trank um die dritte Tagesstunde und wurde davon auf der Stelle so geheilt, daß er um die sechste zur Mahlzeit ging.“ Löbell, Gregor von Tours und seine Zeit, p. 277.

Manches Interessante in betreff ehemaliger Heilkunde würde wohl ein sachverständiger Arzt in dem tractatus insignis medicinalis der sanktgallischen Handschrift 105 vorfinden.

143 ... nihil fame improbrius et sacrius!

144 Wenigstens zählt noch G. Schwab in seinem Werk über den Bodensee unter den „Merkwürdigkeiten von Sipplingen“ sub Nr. 3 auf: „der Sipplinger Wein als der schlechteste am Bodensee“. Neuerdings indes soll der dortige Rebensaft um ein bedeutendes besser geworden sein als sein Ruf.

145 S. Einhardi vita Karoli Magni c 13, bei Pertz, Mon. I, p. 449.

146 S. Gibbon, Geschichte des römischen Weltreichs, c. 35.

147 „Scitis“ inquit, „o fideles mei, quid tantopere ploraverim?“ „Non hoc“, ait, „timeo, quod isti nugae et nihili mihi aliquid nocere praevaleant; sed nimirum contristor, quod me vivente ausi sunt litus istud attingere, et maximo dolore torqueor, quia praevideo, quanta mala posteris meis et eorum sunt facturi subjectis.“ Monachi S. Gallens. gesta Karoli II, 14 bei Pertz, Mon. II, 757.

148 Diese Auffassung der vielbesprochenen und folgenschweren Krönung Karl des Großen in Rom am Weihnachtsfest 800 zum Kaiser und Schirmherrn der römischen Kirche entspricht der Ansicht, die die Zeitgenossen von der Sache hatten. Der Papst, der dadurch das lästige Schutz- und Aufsichtsrecht seiner byzantinischen Oberherrn loswerden wollte, hatte seinen bestimmten Plan, wenn er auch die Tragweite und Folgen des Ereignisses nicht im Auge hatte. Seitens des fränkischen Herrschers aber war die Annahme dieser Kaiserwürde ein Akt der Usurpation den legitimeren Byzantinern gegenüber, und es ist wohl zu erklären, warum die Berichterstatter erzählen, er würde an jenem Tage keinen Fuß über die Schwelle der Peterskirche gesetzt haben, wenn er des Papstes Absichten hätte erraten können, s. den Monachus San Gallensis und Einhardi vita Karoli M., cap. 16 und 28.

149 S. Hincmar von Rheims Annalen ad ann. 862 bei Pertz, Mon. I. 458.

150 S. Hermann des Lahmen von Reichenau Chronik ad. ann. 888 bei Pertz. Mon. V, 109.

151 ... vel, ut perturbatores reipublicae dignum est pati, usque ad cinerem concremati et in omnem ventum dispersi cum nominibus vel potius ignominia et memoria sua condemnetur in secula! Erchanberti breviarium ad ann. 880 bei Pertz, Mon. II, 330.

152 Die Gestalt des Alten in der Heidenhöhle möchte historisch etwas anzuzweifeln sein. Alle Merkmale deuten auf Karl den Dicken, aber der war eigentlich längst gestorben, bevor die erste Stunde des zehnten Jahrhunderts schlug. Indes, was die Geschichte trennt, fügt die Sage wieder zusammen, und wie sie einst dem ostgotischen Dietrich von Bern im Nibelungenlied eine Stellung verschaffte, auf die er seinen historischen Präzedentien nach gar keine nachzuweisenden Ansprüche hat, so gefällt es ihr, den letzten Träger des karolingischen Weltreichs an einen stillen Ort zu entrücken und ihm eine Gerechtigkeit angedeihen zu lassen, die ihm die Mitlebenden versagten.

Eines Gerüchtes, daß der alte Kaiser nicht gestorben, sondern von seinen Feinden stranguliert worden sei, erwähnt der Mönch von Vaast in seinen Jahrbüchern bei Pertz, Mon. II, 203. Das Volk aber, das von ihm ein ganz ander Bild im Herzen trug, als der Haß der Parteien, die ihn mit entstellten Zügen der Nachwelt geschildert, und das in dem hereingebrochenen Jammer der nächsten Jahrzehnte keinen Grund fand, seine Absetzung als den Anbruch besserer Zeiten zu begrüßen, hielt in Alemannien an dem Glauben fest, daß er gar nicht gestorben sei und noch, wie früher und später manch ein anderer Held, in irgendeiner Höhle verborgen sitze, um zu rechter Stunde wieder herauszutreten und die Zügel seines Reiches zu Handen zu nehmen. Mehrere Aufstände in Alemannien gegen den durch Karl des Dicken Sturz emporgekommenen Kaiser gaben Zeugnis von dem Anteil, den man für seinen abgesetzten Vorfahr hegte.

Auch die neuere Geschichtschreibung beginnt, die wahren Gründe der Absetzung und das seither dem dicken Kaiser zugefügte Unrecht einzusehen, und es wird zugegeben, daß die Machinationen des hohen Klerus, der damals mit der Einführung des pseudo-isidorischen Kirchenrechts in Deutschland beschäftigt war und einen seinen herrschsüchtigen Bestrebungen willfährigen Kaiser bedurfte, „guten Teils“ an jener Absetzung schuld gewesen. S. Gfrörer, Geschichte der ost- und westfränkischen Karolinger II, 293.

153 „Fortis juventus, virtus audax bellica,
Vestra per muros audiantur carmina,
Et sit in armis alterna vigilia,
Ne fraus hostilis haec invadat moenia.
Resultat echo comes: Eja, vigila!
Per muros eja dicat echo vigila!“

Gefahr lehrt Verse machen! Der Gesang der Nachtwachen von Modena, dessen ganzen Text Muratori antiqu. Ital. III, 709 mitteilt, wetteifert an Wärme und rhythmischem Schwung mit den Kriegsliedern aller Zeiten. – Einen Bittgesang an den heiligen Geminianus um Schutz und Schirm wider die Hunnen in gleichem Metrum s. bei Muratori antiqu. Ital. I, 22.

154 Mit Aufrichtung der Fahne wurde das Volk aufgeboten und versammelt. Nach nordischem Brauch wurde im Fall feindlichen Einbruchs schnell ein Pfeil herumgeschickt, das Volk zu entbieten, herör, der Heerpfeil. S. Grimm, Rechtsaltertümer 161, 162.

155 Walafrid Strabo, Abt der Reichenau, ein gefeierter Dichter der karolingischen Epoche. Manche seiner lateinischen Poesien sind von einem zarten Hauch durchweht, der an die Elegiker des Altertums erinnert. Es finden sich darunter eine Beschreibung seines Klostergartens sowie eine Elegie an seine Freundin (ad amicam), und hierauf scheint sich Simon Bardos Äußerung zu beziehen. Der Anfang der letzteren ist allerdings sehr weich:

Wenn mildschimmernden Scheins der Mond den Äther durchleuchtet,
Dann durch die wehende Nacht, o Freundin, schaue zum Himmel,
Eingedenk, wie von dort die reine Leuchte herabglänzt
Und mit demselbigen Strahl uns beide freundlich umschlinget,
Die wir leiblich zwar fern, doch geistig in Liebe uns nah sind.
Darf auch nimmer mein Auge in dem der Geliebten sich spiegeln,
Bleibt uns der Mond doch als Pfand von still glückseligem Ehmals etc.

Des mehreren von ihm ist nachzulesen bei: Canisius, Lect. ant. ed Basnage, pars II, 183 u. ff.

156 Das griechische Feuer, eine Mischung von Naphtha, Schwefel und Pech, durch Wasser nicht zu löschen, leistete seine Dienste schon bei der Belagerung Konstantinopels im Jahr 716 wider die Sarazenen und rettete im Jahr 941 die Hauptstadt vor einer russischen Flotte, die unter Igor, Ruriks Sohn, die schon damals gangbare Prophezeiung zu verwirklichen drohte, daß die Russen „in den letzten Tagen Herren von Konstantinopel werden würden“. Seine Verwendung wurde zu einer förmlichen Artilleriekunst ausgebildet und von den griechischen Kaisern als ein wichtiges Staatsgeheimnis bewahrt. Die französischen Kreuzfahrer, die der heilige Ludwig in Orient führte, beschreiben mit aufrichtigem Entsetzen den Anblick der zerstörenden Geschosse. S. Joinville. Histoire de St. Louis, Paris 1668. p. 39.

157 ... ipse velut Domini gigans lorica indutus, cucullam superinduens et stolam, ipsos eadem facere jubet: „Contra diabolum, ait, fratres mei, quam hactenus animis in Deo confisi pugnaverimus, ut nunc manibus ostendere valeamus, ab ipso petamus.“ Ekkeh IV. casus S. Galli, c. 3. Pertz II, 104.

158 Jornandes de rebus geticis, c. 24.

159 ... tollensque manu sua de pallio suo filum projecit in terram et dixit: „Ecce in testimonium perfectae remissionis filum de pallio meo projicio in terram, ut cunctis pateat, quod pristina deinceps annulletur inimicitia.“ Vita S. Sturmi, c. 18 bei Pertz, Mon. II, 374.

160 Der erwähnte Smaragd befindet sich noch im Kirchenschatz der Pfarrkirche Mittelzell auf Reichenau. Er hat das Schicksal der berühmten Smaragdschüssel von Genua geteilt, die als sacro catino für das unschätzbare Palladium der Stadt galt und in den Napoleonischen Kriegen als solches nach Paris abgeführt ward, allwo die Untersuchungskommission des französischen Instituts (1809) sie für einen gefärbten Glasfluß erkannte; – ein Mangel an Romantik, der die Zurückgabe des Beutestücks an die Genuesen „wesentlich erleichterte“. Es war sehr zweckmäßig, ein solches Schau- und Prachtstück im Kirchenschatz zu haben, um im Fall der Not ein namhaftes Anlehen darauf aufnehmen zu können.

161 Erat tunc inter nostrates frater quidam simplicissimus et fatuus, cujus dicta et facta saepe ridebantur, nomine Heribaldus... Ekkeh casus S. Galli, cap. 3.

162 ... „enimvero, ait ille, fugiat, qui velit; ego quidem, quia corium meum ad calceos camerarius hoc anno non dedit, nusquam fugiam!“ Ekkeh. 1. c.

163 Fabricantur spicula, piltris loricae fiunt, fundibula plectuntur, tabulis compactis et wannis scuta simulantur, sparrones et fustes acute focis praedurantur. Ekkeh. 1. c.

164 Aeneis VII, 631 u. ff.

165 ... equitans vir dei, vita Liutger. bei pertz, Mon. I, 412.

166 Ausführlich und sich gegenseitig ergänzend beschrieben bei Ekkeh IV. casus S. Galli, cap. 3 und den Biographen der heiligen Wiborad (s. Note 40) namentlich, bei Hepidan. vita Wiboradae, cap. VI, 24 (acta sanctor. Mai. I, 305).

167 ... „locum enim, quem contra versutias antiqui hostis pugnatura elegi, Deo juvante, spiritu redeunte ad eum qui dedit illum, etiam corpore tegam!“ Hepidan 1. c., p. 304.

168 ... quasi canem audierat mussitantem... et intellexit temptatorem: „Esne tu, inquit, iterum ibi? Quam bene tibi miser contigit nunc mussitanti et grunnienti post gloriosas voces illas, quas in coelis habueras?“ Ekkeh. IV. casus S. Galli, cap. 3. bei Pertz, Mon. II, 98.

169 Regula S. Benedicti, cap. 53: de hospitibus suscipiendis.

170 ... Augustaque diu obsessa precibus Uodalrici episcopi, sanctissimi quidem inter omnes tunc temporis viri, repulsi... Ekkeh. casus S. Galli, cap. 3.

171 S. Grimm, Deutsche Mythologie, p. 269.

172 Schon unter Karl dem Großen bestand lebhafter Handelsverkehr mit Slaven und Awaren (Capitulare von 803 bei Pertz, Mon. III. 133) und die nordischen Teile des Reichs verschafften sich die Produkte des Südens. Ermoldus Nigellus († 836) in seinen weinerlichen Gedichten nennt friesische Kaufleute als Ankäufer des elsassischen Weines, den sie auf dem Rhein fortführten. Auch am mittleren Neckar waren dieselben wohlbekannt. S. Stälin, Wirtemberg. Geschichte I, 402.

173 ... In einer Kirchen war ein Abgott, Triglaff geheißen, und neben dem hingen viel Waffen und Harnisch, so sie im Kriege erworben und dem Abgotte geschenket hatten, und güldene und silberne Becher, damit sie pflagen zu wicken und daraus zu weissagen und zukhünfftige Dinck erfharen und daraus die Edelen pflagen zu hohen Festen zu trinken; auch große Urochßenhörner in silber gefaßt und Trommeten zum Kriege, schwerter und dolche und ander köstlich Zeug und Geräte, das hübsch und kunstreich von Arbeit und zu der Götzen geschmuck bescheret war ... Und der Götze Triglaff war von Golde und hatte drei Köpfe, davon er auch so genennet ist worden, denn triglafi auf wendisch heißen drei köpfe, damit sie haben bedeuten wollen, daß er ein Gott were über himmel, erde und helle. Den nahm Sant Otto mit sich wegk, und schickte ihn dem Papst Honorio zu einem triumpff und zu einer Anzeigung der Pommern Bekehrung. Thomas Kantzow, Pomerania oder Ursprunck, Altheit und Geschicht der Völcker und Lande Pommern, Cassuben, Wenden, Stettin, Rhügen (ed. Kosegarten), p. 107.

174 ... fatuitatis monstrum ubi sentiunt, omnes illi risibiles parcunt. Ekkeh. casus S. Gall., c. 3.

175 ... nam cum quidam illorum ascia vibrata unum retinaculorum succideret, Heribaldus inter eos jam domestice versatus „Sine inquit, vir bone, quid vis vero, ut nos, postquam abieritis, bibamus?“ Ekkeh. 1. cit.

176 S. Ekkehards Erzählung bei Pertz, Mon. II, 104.

177 Postquam vero mero incaluerant, horridissime diis suis omnes vociferabant ... 1. c. Das Lied mag sich auf Attilas Abenteuer mit der Prinzessin Honoria, Schwester des Kaiser Valentinian, beziehen, die aus Rache dafür, daß sie wegen unstandesgemäßer Neigung zu ihrem Kämmerer Eugenius ins Kloster gesteckt worden, den Barbarenmonarchen durch Übersendung eines Ringes anflehte, sie als seine Verlobte und Gattin heimzuführen. S. Gibbon, Geschichte des röm. Weltreichs, cap. 35.

178 ... et effusa laetitia saltant coram principibus. Ekkeh. IV, 1. cit.

179 Cambutta, scottica vox, baculum significans. Nach dem Tode des heiligen Columban wurde dem heiligen Gallus dessen Cambutta als Andenken überbracht. S. vita Sancti Galli bei Pertz, Mon. II, 14, und J.v. Arx, Anmerkung. Man irrt wohl schwerlich, wenn man sich eine solche Cambutta weniger elegant denn keulenartig denkt, da schon vom gewöhnlichen Spazierstock der Zeitgenossen Karl des Großen eine wahrhaft schreckbare Beschreibung überliefert ist ... baculus de arbore malo, nodis paribus admirabilis, rigidus et terribilis! Monachus San Gallensis I, 34 bei Pertz, Mon. II, 747.

180 ... ubicunque autem hae reliquiae fuerint, illic pax et augmentum et lenitas aëris semper erit. Annales San Gallens. major bei Pertz, Mon. I, 71.

181 Offenbarung Johannis 20, 7. Allgemein hielt man den Gog und Magog der Schrift in den Ungarn verkörpert und sah in ihnen die Vorläufer des Weltendes; die Frage wurde ernsthafter theologischer Prüfung unterzogen. S. Gibbon, Geschichte des röm. Weltreichs, cap. 55 II.

182 Die Ehre des ersten Angriffs im deutschen Reichsheer galt für ein von alters her den Schwaben zustehendes Vorrecht. Nach dem Schwabenspiegel verleiht Karl der Große: swa man umbe des riches not striten solte, da sulen die swabe vor allen sprachen striten. Landrecht, § 32. – Eine Reihe anderer Stellen aus Geschichtschreibern und Dichtern desselben Inhalts s. bei Stälin, Wirtemberg. Geschichte I, 393.

183 Waffen, Feindio! der alte clamor ad arma, Alarm, Waffenschrei. S. Grimm, Rechtsaltertümer, p. 876. Gleiche Sprachbildung – Verstärkung des Substantivs durch einen angehängten Ausruf – liegt den Hilferufen Mordio, Feurio! usw. zugrund.

184 „Ich selbst“, sprach Attila vor Beginn der Schlacht in den Katalaunischen Feldern zu seinen Kriegern, „werde den ersten Wurfspieß schleudern, und der Elende, der sich weigert, das Beispiel seines Fürsten nachzuahmen, ist unvermeidlichem Tode verfallen!“ S. Gibbon, a.a.O., cap. 35 (7).

185 Noch im sechzehnten Jahrhundert bewahrten die deutschen Landsknechte die Sitte, sich rücklings Erde übers Haupt zu streuen, ehe sie ins Wogen des Treffens rückten. So der tapfere Georg von Frundsberg vor der Schlacht von Pavia.

186 Wir können uns nicht enthalten, den einfach großartigen Text des Notkerischen Liedes media vita mitzuteilen, so wie ihn J.v. Arx seinen Geschichten des Kantons St. Gallen I, p. 95 einverleibt hat.

„Media vita in morte sumus, quem quaerimus adjutorem, nisi te domine, qui pro peccatis nostris juste irasceris.

V. In te speraverunt patres nostri, speraverunt et liberasti eos.
R. Sancte deus.
V. Ad te clamaverunt patres nostri, clamaverunt et non sunt confusi.
R. Sancte fortis.
V. Ne despicias nos in tempore senectutis, cum defecerit virtus nostra, ne derelinquas nos.
R. Sancte et misericors salvator, amarae morti ne tradas nos.“

Es fand so großen Anklang im Gemüt frommer Streiter, daß eine Synode zu Köln sich gemüßigt sah anzuordnen, niemand solle ohne seines Bischofs Erlaubnis gegen irgendeinen Menschen das media vita singen. In das evangelische Kirchenlied ging es über durch Luthers Übersetzung: „Mitten wir im Leben sind von dem Tod umfangen etc.

187 ... haud mora, bellum incipitur atque ex Christianorum parte sancta mirabilisque vox „kyrie“, ex eorum turpis et diabolica „hui, hui!“ frequenter auditur. Luitprand von Cremona de reb. imp. et regum lib. II, cap. 9.

188 Folchardi codex aureus (Bibliothek zu St. Gallen), p. 39.

189 S. Bernhard Bader, Volkssagen aus dem Lande Baden, p. 34.

190 Den merkwürdigen Landhag, mit dem die Ungarn zu Karl des Großen Zeit ihre Grenzen gesperrt hatten, beschreibt nach Erzählung eines Augenzeugen der Mönch von St. Gallen, gesta Karoli lib. VI, cap. I bei Pertz, Mon. II, 748.

191 ... iam mitius agendum inter Teutones!

192 Nam et villani quidam preadocti ollas, prunas in proximo monte paratas habentes, tumultu audito faces accensas levabant, et ut discretionem sociorum et hostium nossent, quasi perlustrium fecerunt. Die anschauliche Darstellung dieses Überfalls des ungarischen Lagers im Fricktal durch Irminger, den Alten, mit seinen sechs Söhnen und ihrer Mannschaft gibt Ekkeh IV, casus S. Galli, cap. 3. bei Pertz, Mon. II, 110. Im Schein der rings auf den Bergen flammenden Feuerzeichen stürmten ihre drei Heerhaufen in den sorglosen Feind. Wer nicht in keckem Schwimmen über den Rhein setzte, wurde erschlagen; die Beutestücke der Schlacht weihte Irminger dem Münster des heiligen Fridolin zu Säckingen. Eine auf dem rechten Rheinufer gelagerte ungerische Schar zog sich auf die Nachricht dieser Niederlage ins Elsaß hinüber.

193 „Mir wird so kühl im Harnisch“, sprach der Fiedelmann,
„Drum glaub’ ich, daß der Morgen ziehet schon heran,
Ich spür’ es an der Kühle, es wird wohl balde Tag ...“

Nibelungenlied, Avent. 31.

194 ... Es ist ein grausam ding zu sehen. Dieser fall heißt zu unsern Zeiten am Lauffen. Es wirt das Wasser so es oben herab fallt, zu eim gantzen schaum, es steubt über sich gleich wie weisser rauch. Do mag kein Schiff herab kommen, anderst es zerfiel zu stucken. Es mögen auch keine Fisch die Höhe dieses Felsen übersteigen, wann sie schon so lange krumme zeen hätten, wie das Mörthier Rosmarus oder Mors genannt.

Sebastian Münster. Cosmographey. 1574. S. 551

195 Sahspach, Hadewigae beneficii villa. S. Ekkeh. IV, casus S. Galli, c. 10. bei Pertz, Mon. II, 135.

196 Verfluchungen gegen etwaige Widersacher gehörten bei allen auf Vergabungen, Eigentumsübertragungen, Stiftungen etc. bezüglichen Urkunden zum Kanzleistil. Man war in den verschiedenen Formen von erfindungsreicher Mannigfaltigkeit. „Es fühle der Leib in den Jahren ihres Lebens den Vorschmack der unendlichen Höllenpein, wie Heliodor, welchen die Engel gestäupt, wie Antiochus, welchen die Würmer gefressen“, heißt es z.B. im Stiftungsbrief des Klosters Peterlingen. „Wer mit böswilligem Gemüt diese Schrift liest“, wird anderswo gewünscht, „möge zur Stelle erblinden!“ S. Joh. v. Müller, Geschichte der Schweiz I, 253. Eine Zeit, die sich so umfangreich aufs Segnen verstand, mußte notwendig auch im Fluchen Erkleckliches leisten.

197 ... et multi illorum comprehensi sunt cum rege eorum nomine Pulszi et suspensi sunt in patibulis. Annales S. Galenses major. ad. ann. 955 bei Pertz, Mon. I, 79.

198 Qui dubitans minime, huic illam nubere posse.

Ruodlieb fr. XVI, v. 15.

199 Mich macht ein kleines Hälmchen froh,
Es sagt, mir solle Gnade kommen;
Ich maß dasselbe kleine Stroh,
Wie ich’s bei Kindern wahrgenommen.
Nun höret all und merkt, ob sie es tu’:
Sie tut, tut’s nicht, sie tut, tut’s nicht, sie tut!
Wie oft ich maß, stets war das Ende gut.

Herr Walter von der Vogelweide (übersetzt bei Simrock, Altdeutsches Lesebuch 1854, p. 208).

200 ... corda hominum quos capiunt particulatim dividentes veluti pro remedio devorant. Regino Chronicon ad ann 889 bei Pertz, Mon. I, 600.

201 ... Der ist sâlic der dri behûttet sîne gewate daz er nihet naccetne gange usw. Predigt, mitgeteilt von J.v. Arx aus einem Pergamentblatt des XI. Jahrhunderts und verbessert herausgegeben bei Hattemer, Denkmale etc. I, 326.

202 S. Grimm, Rechtsaltertümer, p. 723, s.v. Dachabdeckung.

203 Ungar baptizatus uxorem duxit, filios genuit. Ekkeh IV, casus S. Galli, c. 3.

204 Rüdiger Manesses Sammlung I, 87.

205 S. Grimm, Rechtsaltertümer, p. 726, s.v. Prellen.

206 S. lex Ripuariorum, cap. 57. Der auf solche Weise Freigelassene hieß homo denariatus.

207 S. Ekkeh IV, casus S. Galli, cap. 10 bei Pertz, Mon. II, 135.

208 Wiewohl wir nicht hoffen, daß einer der Leser sich versucht fühle, Gunzos pomphaftes Werk nachzuschlagen, sei doch der Ort angegeben, wo es zu finden. Es steht in der gelehrten Benediktiner Martène et Durand collectio veterum scriptor. et monumentor, Tom. I, 294 als Epistola Gunzonis ad Augienses fratres; – ein geschichtlicher Beweis, daß auch vor Ehren-Götze und allen, die heutigentages auf den Pfaden gelehrter Injurie selbstgefällig lächelnd einherschreiten, tapfere Männer gelebt haben. Ähnliche Leistungen hat wohl Baronius im Auge gehabt, da er das zehnte Jahrhundert ein „bleiernes“ nannte. Ein sachkundiges Urteil charakterisiert den Stil einiger Zeit- und Gesinnungsgenossen von Gunzo als ein Latein, „dessen Grundfarbe durch die gehäuften klassischen Floskeln und Schnörkel nicht verdeckt wird und in welchem sie nur fremde Gedanken zu wiederholen wissen, wenn es ihnen überhaupt um Gedanken zu tun ist.“ S. Vogel, Ratherinus von Verona I, 161.

209 Regula S. Benedicti, cap. 43: de his qui ad mensam tarde occurunt.

210 Schon die Lebensbeschreibung des heiligen Gallus (lib. II. cap. 34 bei Pertz, Mon. II. 29) erwähnt die Sitte, daß unvorsätzliche Mörder mit schweren Ketten, die oft aus dem eigenen Mordschwert geschmiedet wurden, oder mit eisernen Ringen um den Leib oder die Arme belastet, Wallfahrten tun mußten. S. auch Uhlands schönes Gedicht „Der Waller“.

211 Lex Burgundionum tit. XVIII, 1.

212 S. Vita S. Liobae bei Mabillon Acta Benedict. saec. 3, pars 2, 229 (ed. Venet. 1734).

213 ... plerosque autem vidimus et audivimus tanta dementia obrutos, tanta stultitia alienatos, ut credant et dicant, quandam esse regionem, quae dicatur Magonia, ex qua naves veniant in nubibus, in quibus fruges, quae grandinibus decidunt et tempestatibus pereunt, vehantur in eandem regionem, ipsis videlicet nautis aëreis dantibus pretia tempestariis et accipientibus frumenta vel ceteras fruges. Agobard. contra insulsam vulgi opinionem de grandine et tonitruis I, 146 (ed Baluze).

214 Durch alle Völker geht der Glaube, daß im gebundenen feierlich gefaßten Wort eine zauberische Kraft verborgen ruhe, die zu Segen und Fluch gedeihlich verwendet werden möge. Von dem rätselhaften römisch-sabinischen Zauber gegen Verrenkung, den schon der alte Cato (de re rustica 160) anführt, von den nordischen Runen, von den echten ehrwürdigen Merseburger Heilsprüchen bis auf das unverständliche Kauderwelsch, mit dem heutigestags, wenn just kein Arzt oder anzeigedrohender Ortsdiener in der Nähe ist, der ländliche Viehdoktor den suchtkranken Haushund oder das räudige Schaf beschwört: überall derselbe Grundgedanke von der Macht rhythmisch gebundener Rede. Man traute eben ehedem der Poesie Größeres und Praktischeres zu als jetzt. – Vieles an den Formeln ist sinnlos geworden, namentlich die geheimnisvollen Worte am Beginn und Ausgang. Sie haben einst, ihre Bedeutung gehabt; imposanter wurden sie, wie manches andere, wohl von der Zeit an, wo man sie nicht mehr verstand. Wie feierlich klingt das „daries, dardaries, astaries, Disunapiter!“ mit dem Catos Verrenkungsspruch sich einleitet, wie rätselvoll das „alau, tahalaui, fugau!“ in dem lateinischen Spruch, der die verirrten Klosterschweine segnend zurückbeschwören soll! (Sanktgallische Handschrift 111 bei Hattemer, Denkmale etc. I, 410) S. überhaupt Grimm, Mythologie, cap. 38.

215 Lex Alamannorum tit. 45, de rixis, quae saepe fieri solent in populo.

216 „Dem Schröter, den es mit Donner und Feuer in Bezug setzt, mag das deutsche Volk besondere Ehre angetan haben.“ Grimm, Mythologie (3. Ausg.), p. 657. S. auch p. 167 über die Bedeutung dieses und anderer Käfer.

217 Über die Einrichtung der Sendgerichte vgl. J.v. Arx, Geschichten des Kantons St. Gallen I, 257.

218 Maiores locorum de quibus scriptum est, „quia servi, si non timent, tument“, scuta et arma polita gestare incoeperant; tubas alio quam ceteri villani clanctu inflare didicerant, canes primo ad lepores, postremo etiam non ad lupos sed ad ursos et ad tuscos, ut quidam ait, minandos aluerant apros. Ekkeh IV, casus S. Galli, cap. 3. bei Pertz, Monum. II, 103.

219 Per Hadewigae, ait, vitam! sic enim iurare solebat... Ekkeh IV, casus S. Galli, c. 10.

220 ich hoere ein sueze stimme
in mînem huobet singen
die hoere ich gerne klingen ...
Der Weinschwelg, v. 268 u. ff.

221 Elpentrötsch, tölpentrötsch, trilpentrisch, hilpentritsch usw., ein linkischer einfältiger Mensch, dem die Elbe (Elfen) etwas angetan haben. S. Grimm, Mythol., 412.

222 Der Kuckuck ist bekannt als der Orakelverkünder im frühlingsgrünen Walde. Viel merkwürdige Traditionen über ihn s. bei 25 Grimm, Mythologie, 640 u. ff. Eine sehr alte Sage erzählt, er sei ein verwünschter Bäcker oder Müllerknecht, der armen Leuten von ihrem Teig gestohlen, und trage darum fahles, mehlbestaubtes Gefieder.

223 S. das Ausführliche über die abergläubischen Vorstellungen bei Verfinsterung des Mondes, die nach Tacitus Annal. I, 28 schon die Gemüter der aufrührerischen pannonischen Legionen beunruhigten, bei Grimm a.a.O., p. 668. – Es ist ein bemerkenswerter Zug der germanischen Vorzeit, daß sie sogar dem Mond in seinen vermeinten Nöten durch Geschrei abzuhelfen bestrebt war.

224 dô huob er ûf unde tranc
ein hundert slundigen trunc;
er sprach „daz machet mich junc“.
Der Weinschwelg, v. 197.

225 ... Salutem et profectum in doctrina! Brief Meister Ruodperts von St. Gallen beiWackernagel, Altdeutsches Lesebuch, p. 138.

226 ... si fugae, inquit, copiam haberem, iuvenum optimi, profecto fugerem, nunc antem in vestris quia velim nolim sum manibus, mitius mecum quidem vos condecet agere. S. die ganze Schilderung von Rudimanns nächtlichem Einschleichen und Ertappung bei Ekkeh. IV, casus S. Galli, c. 10. Pertz, Mon. II, 124.

227 Die damaligen Studien erstreckten sich auch auf die Sternkunde. In der sanktgallischen Handschrift Nr. 18, p. 43 findet sich das Bild eines Mönches, der durch ein Fernrohr nach den Gestirnen schaut. Notker Labeo beschreibt ausführlich einen im Kloster aufgestellten Himmelsglobus. Die astronomischen Schriften der Alten, z.B. Aratus, kannte und las man. Vgl. J.v. Arx, Geschichten etc. I, 265.

228 ... Antipodes nulla ratione credenti sunt, quia nec solitidas patitur, nec centrum terrae, sed neque hoc ulla historiae cognitione firmatum, sed hoc poetae quasi ratiocinando conjectant. Wörterbuch des Bischofs Salomo.

229 Diese berühmte Disputation beschreibt ausführlich der fränkische Mönch Richer im dritten Buch seiner Geschichten, Kap. 65. Der Kaiser gab Befehl, das gelehrte Turnier einzustellen, denn „der Tag war darüber beinah zu Ende gegangen und die Zuhörer von den vielen und langen Reden ermüdet“.

230 Die klösterliche Disziplin war bemüht, mit den mannigfachsten Akten des gewöhnlichen Lebens ein Gebet oder einen Hymnus zu verbinden. Die sanktgallische Handschrift 134 enthält eine Sammlung solcher Hymnen, z.B. Hymne beim ersten Hahnenruf (ad gallicinium), beim Fasten, vor und nach dem Imbiß, beim Anzünden der Nachtlampen usw. Vgl. Hattemer, Denkmale etc. I, 273 u. ff.

231 ... Altera dein die... magistrum lectura adiit. Et cum sedisset, ad quid puer ille venerit, ipso astante inter cetera quaesivit. Propter Grecismum, ille ait... domina mi! ut ab ore vestro aliquid raperet, alias sciolum vobis illum attuli. Puer autem ipse pulcher aspectu, metro cum esset paratissimus, sic intulit: Esse velim Graecus usw. Ekkeh. IV, casus S. Galli, c. 10 bei Pertz, Mon. II, 125.

232 Grimm, Deutsche Rechtsaltertümer, p. 702, s.v. Scheren.

233 S. Thegani vita Hludowici imp. I, 19 bei Pertz, Mon. II, 594.

234 ... spillüten und allen den, die gut für ere nement und die sich ze aigen geben hant, den gibt man ains mannes schaten von der sunnen etc. Landrecht des Schwabenspiegels.

235 ... dabei ein schönes Gärtelein,
Darumb gehet ein seiden Faden.
Laurins kleiner Rosengarten.

236 „Was soll ich aber von ihren abenteuerlichen Schuhen sagen? Denn in dieser Hinsicht sind die Mönche so unvernünftig, daß ihnen der Nutzen einer Fußbekleidung großenteils entgeht. Sie lassen sich nämlich ihre Schuhe so eng machen, daß sie darin fast wie in den Stock geschlossen, am Gehen gehindert sind. Auch setzen sie denselben vorne Schnäbel, an beiden Seiten aber Ohren an und tragen große Sorge, daß sie sich genau dem Fuße anschließen; halten auch ihre Diener dazu an, daß sie mit besonderer Kunst den Schuhen einen spiegelhellen Glanz verleihen.“ Dritte Ereiferung des Primas auf der Synode zu Mont Notre-Dame bei Richer III, 39.

237 Hildebrandslied, v. 70 u. ff. – Noch Prätorius († 1680) in seiner Weltbeschreibung erwähnt „närrische Gaukelerszelte, wo der alte Hildebrand und solche Possen mit Docken gespielt werden, Puppenkomödien genannt“.

238 Dieser fabelhafte Ahnherr aller Grobschmiede war seit alters her der deutschen Volksüberlieferung eine entschieden beliebte Gestalt. Bis ins vorige Jahrhundert trug ein Haus in Würzburg nach ihm den Namen „zum großen Schmied Wieland“. Das alte deutsche Gedicht, welches ihn zum Helden erkor, ist uns nicht mehr erhalten, die nordische Sage aber hat ihm die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt. S. Wilkina-Sage, Kap. 19–30, bei von der Hagen, Altdeutsche und altnordische Heldensagen I, 56 und ff.

239 S. Steub, Zur rhätischen Ethnologie, p. 103, s.v. Gossensaß und Drei Sommer in Tirol, p. 504.

240 Welandus ab aliquibus Sanctus dictus... Acta Sanctorum. Mart. tom. I, 364.

241 S. Maßmann, Gedichte des XVI. Jahrhunderts, Band II. Das Heldengedicht, wie es hier teilweise nacherzählt ist, hat die Bearbeitung, in der es vorliegt, erst im zwölften Jahrhundert erhalten; der Inhalt aber ist entschieden alt und weist auf frühere Sagen zurück, die füglich zu Praxedis’ Zeit ihren Weg an griechischen Kaiserhof gefunden haben mochten.

242 Marmoreum sibi sarcophagum longe ante obitum jussit praeparari ob incerti temporis momentum, quem duabus quotidie vicibus diversis alimentorum aliarumve rerum impensis summotenus implevit et victu carentibus hilariter distribuit. Vita S. Rimberti, c. 14 bei Pertz, Mon. II, 771.

243 ... moribus tamen illa suis severis et efferis sepe virum exasperans domi interdum quam secum mansisse multo malle fecerat. Ekkeh. IV, casus S. Galli, c. 10 bei Pertz, Mon. II, 123.

244 S. Ekkeh. IV, casus S. Galli, c. 3. bei Pertz, Monum. II, 108.

245 Ekkehard verflicht hier sich und seinen Namen mit dem, was die Sage vom getreuen Eckhart erzählt. S. Grimm, Deutsche Heldensage, 141. 190, und Deutsche Mythologie, p. 887.

246 „In unserer alten Sprache wird die festlichste Jahreszeit, wo die Sonne ihren Gipfel erlangt hat und nun wieder herabsinken muß, Sunnenwende (solstitium) genannt.“ Grimm, Deutsche Mythologie, p. 583. Sie trifft mit dem St. Johannistag (24. Juni) zusammen; die altherkömmlichen Oster- und Maifeuer wurden durch den Einfluß der Kirche auf diesen Tag verlegt. Man sprang durch die Flammen und trieb das Vieh durch zu vermeintlicher Abwehr von Krankheit und Mißgeschick.

247 Das Bestreben einiger Mönche, durch festes Schnüren des faltigen Gewandes eine elegante Taille zu gewinnen, veranlaßte auf der Synode zu Mont Notre-Dame (972) eine zornsprühende Ereiferung des Primas. S. Richers Geschichte III, 37.

248 Sirach 27, 6.

249 Die Kirche der quattro coronati in Rom mit ihren alten Mosaikfußböden und Malereien aus dem 12. Jahrhundert ist bekannt.

250 Ein Trunk Wassers war Zeichen der Entsagung. Grimm, Rechtsaltertümer, 190. Wer einmal in der letzten Stunde seines römischen Aufenthaltes zur rauschenden fontani Trevi geleitet wurde, um bei Sang und Trank den Scheidetrunk zu trinken, kennt diese Symbolik.

251 Vgl. Zellweger, Geschichte Appenzells. – Es ist eine interessante Aufgabe, die alemannische Sprache Appenzells, die auch so, wie sie heutzutage gesprochen wird, noch mannigfache Anklänge an das Althochdeutsch aus Notkers Labeos Zeiten enthält, in ihren reichen dialektischen Formen und Wendungen zu verfolgen. Gründliche Anleitung hiezu gibt Titus Tobler, Appenzellischer Sprachschatz, Zürich 1837.

252 Jeremias IX, 1.

253 ... ecce elongavi fugiens et mansi in solitudine et exspectabam eum, qui me salvum faceret. Vita St. Galli bei Pertz, Monum. II, 8.

254 S. Physiologus, ein Weistum von Tieren und Vögeln; von des aran geslâhte, bei Wackernagel, Altdeutsches Lesebuch I, 165.

255 ... quantum sub sua cuculla potuit portare ...

256 „Es war etwa seit dem 8. Jahrhundert in Deutschland und Frankreich das Verlangen heimisch geworden, die Kirchen mit irdischen Überresten von Heiligen so reichlich als möglich und um jeden Preis zu versorgen. Dieses Verlangen hatte im zehnten Jahrhundert einen neuen Aufschwung genommen und erreichte seine höchste Glut in dem sächsischen Königshause. Otto der Große wußte keine größeren Schätze zu sammeln als Reliquien und brachte besonders für sein geliebtes Magdeburg einen großen Vorrat zusammen ... Da sich Kirchen und Gemeinden nur selten freiwillig zugunsten anderer ihrer Reliquien entäußerten, so scheute man sich nicht vor dem Mittel des Zwangs und Raubes, und als das Vaterland der Heiligen, Italien, wo damals die Reliquien wenig geachtet wurden, sich den Deutschen wieder auftat, da gehörte es zu den schönsten Aussichten der letzteren, nun im reichen Maße, und zwar um Geld oder durch List oder auch mit Gewalt ihr Verlangen erfüllen zu können. Dieser Sehnsucht scheint auch der heilige Metro zum Opfer gefallen zu sein. ... Daß man aber, wenn man sich nicht eines ganzen Heiligenkörpers bemächtigen konnte, auch damit zufrieden war, daß man ein möglichst großes Stück hinwegbrachte, das hat Verona noch einmal erfahren müssen“ usw. Vogel, Ratherius von Verona und das zehnte Jahrhundert I, 255 ff.

257 ... sô der tágostérno in scônero fárewo skînet. Worte der Notkerischen Paraphrase des Marcianus Capella.

258 „Den 4. November 1853 mittag 11 Uhr ist der Eremit Anton Fäßler verunglückt und ist totgefallen auf Pommen im Sail. Requiescat in pace.“ Eintrag im Fremdenbuch des Wildkirchlein.

259 ... in visitatione lactis.

Dantur de Coldaribus in Seealpe XXX. casei, meliores alpinis caseis (Rotulus censuum sec. 13 in der sanktgallischen Handschrift 456). de Alpe Gamor tres partes lacticinii, quae per duos dies a Vaccis ibidem compacte fuerint, Portarie nomine. – Citatio Abbatis cellana bei J.v. Arx, Geschichten etc. I, 314. S. auch Grimm, Weistümer I, 191, „die Rechte von Appenzell“.

260 Nec sua rura colo, nec sua jura volo!

261 „Tosen“: an der Volksversammlung murmelnd rauschen. Wenn ein Vorschlag der Landesgemeinde sehr mißfällt, so toset’s gewöhnlich. Tobler, Appenz. Sprachschatz, p. 148.

262 ... dic illi nunc de me corde fideli
Tantundem liebes, veniat quantum modo luobes,
Et volucrum wunna quot sint, tot dic sibi minna,
Graminis et florum quantum sit, dic et honorum.

Ruodlieb fr. XVI, 11–15.

263 ... sélbum dia érda, dár si únbûhafte ist, hábent erfúllet tero lánglîbon mâniginâ in-wálden, íoh in ñfórsten, ioh in-lóhen, in ñsêwen, in ñáhôn, in ñbrúnnôn. Notkers Paraphrase des Marcianus Capella lib. II, cap. 34, bei Hattemer Denkmale etc. III, 356.

264 S. Grimm, Deutsche Mythologie, p. 29.

265 Auch der heilige Gallus war von solchen Erscheinungen dämonischer Weibergestalten nude ad litus stantes, quasi ad balneum ingredi volentes, turpitudinemque corporis sui ei monstrantes, heimgesucht. Vita S. Galli bei Pertz, Mon. II. 9.

266 ... In nomine Domini mei Jesu Christi, recede ab hac valle. Sint tibi montes et colles communes nec tamen hic pecus laedas aut homines. Vita S. Galli bei Pertz, Monum. II, 9. Die Bären waren in jener Zeit häufige Besucher der Appenzeller Alpen und einige Plätze tragen noch jetzt den Namen zur Erinnerung an sie, z.B. Bärenbach, Bärental, Bärenalp. Seit die Touristen in jenen Revieren zahlreicher geworden, haben sie sich indes gänzlich zurückgezogen. – Die Geschichtsquellen liefern, Bären betreffend, eine so reiche Ausbeute, daß es einem fleißigen Mann nicht schwer fallen würde, sie in einer Abhandlung „über die Bedeutung und soziale Stellung der Bären im Mittelalter“ zu verwerten. Wir erinnern an den Bären des heiligen Gallus, der ihm wie ein getreuer Diener Scheiterholz beitrug und Brot aus der Hand fraß, – an die kunstreichen Tanzbären, die im Ruodlieb Fr. III, 85 u. ff. besungen sind und mit ihrem aufrechten Eimertragen und Reihentanz im Verein mit singenden Spielweibern den Zuschauern ein Vergnügen geboten haben mögen, von dem man begreift, daß die Geistlichkeit in besonderen Synodalbeschlüssen dawider eiferte. (Regino de eccles. disciplin. II, 213.) Die lex Alamannor. tit. 99, 12 schlägt das Wehrgeld eines zahmen Hausbären auf 6 solidi an – alles Beweise, daß man die Bären in Deutschland zu schätzen wußte, auch ehe ihr Stammverwandter aus den Pyrenäen zum Helden epischer Dichtung erhoben ward.

267 Flutterschnee, ein lockerer, leichter, nicht kompakter Schnee. S. Tobler, Appenzell. Sprachschatz, 196.

268 Tubas alio quam ceteri villani clanctu inflare didicerant. Ekkeh. IV, casus S. Galli, c. 3 bei Pertz, Monum. II, 103. Ein echter kanonischer Kuhreigen ist übrigens trotz der Untersuchungen der Gelehrten nicht festgestellt und im Gebirge schwanken die Ansichten derer, die als geborene Sachverständige ein festes Urteil haben sollten, so, daß die einen behaupten, der Kuhreigen werde gar nie mit Worten begleitet, während andere einen – jedenfalls alten und eigentümlichen Text mit dem Refrain „loba! loba!“ zu geben wissen. Dem Verfasser wurde am Säntis auf die Frage nach dem Kuhreigen dadurch geantwortet, daß man das Alphorn vom Rücken nahm und ihn blies, ohne ein Wort dazu zu singen oder zu jodeln.

269 Ekkehardus autem, notularum peritissimus, paene omnia haec eisdem notavit in tabula verbis etc. Ekkeh. IV, casus S. Galli, c. 16. Pertz, Mon. II, 140. Die sanktgallische Handschrift 270 gibt nähere Auskunft über die verschiedenen Arten von Geheimschrift, deren man sich allgemein bediente. S.W. Grimm, Über deutsche Runen, und Hattemer, Denkmale etc. I, 417, wo auch als Beilage in Steindruck mehrere genaue Faksimile mitgeteilt sind. Es ist auf fallend, wie eine gewisse Ähnlichkeit zwischen diesen Charakteren und denen etruskischer Inschriften stattfindet.

270 Procop. bell. Vand. II, 6.

271 Die noch ganz an antike Gymnastik erinnernden Ergötzungen der sanktgallischen Schuljugend, wozu u.a. auch Wettrennen, Ringen mit gesalbten Händen, Stockfechten etc. gehörte, beschreibt Notker Labeo in seinem lateinischen Vakanzlied, mitgeteilt von J.v. Arx, Geschichten etc. I, 259.

272 Ev. Joh. III, 8.

273 Die sehr ins Auge fallende innerrhodische Kleidungsart ist unzweifelhaft die alte des appenzellischen Volkes. Tobler, Appenzell. Sprachschatz, p. 25.

274 „Der Zaur ist ein einzelnes kurzes Gejauchze, das mit uhó oder u bu hu hui hui! bezeichnet werden kann.“ Tobler a.a.O., p. 453.

275 Appenzellischer Landbrauch. Noch vor wenig Jahrzehnten war die große Haustüre des Amtmann Tanner von Herisau voll der Köpfe von Gewild, wodurch das Volk ihm Liebe und Achtung erzeigen wollte.

276 „Gumpen, gombela = hüpfen, mutwillig springen, ruggûßa (ru-jauchzen) = den Ruggüßler singen, ein landeseigentümliches Hirtenlied in holperigen Reimen, aber mit einer um so angenehmeren weicheren Weise, die zwischen den Worten aus dem Gaumen bisweilen üppig spielt und ergötzt.“ S. Tobler a.a.O., p. 233 und 373.

277 Panem Gallus bestiae mirandae dat modestiae, mox ut hunc voravit, in fugam festinavit usw. Ratperts Lobgesang auf St. Gallus in der lateinischen Übersetzung Ekkehards des Vierten bei Hattemer, Denkmale etc. I, 342.

278 Eigentümlich heißt Attilas Gemahlin „Ospirin“, was „göttliche Bärin“ bedeutet und in altdeutscher Form Anspirin lauten sollte. Der Name ist echt, alt und auch sonst vorhanden. Grimm und Schmeller, Lat. Gedichte etc., p. 119, wo auch eine Reihe anderer mehr auf sprachliche Gründe gestützter Konjekturen über die Aufnahme des Namens Ospirin ins Waltharilied nachzulesen ist.

279 S. den Text des Waltharius bei Grimm und Schmeller, Lateinische Gedichte des zehnten und elften Jahrhunderts, Göttingen 1838, p. 3 u. ff. Verdeutschungen von anderen anders, Kommentar und Anmerkungen bei San-Marte, Walther von Aquitanien, Magdeburg 1853.

280 Libro completo saltat scriptor pede laeto! Randbemerkung einer sanktgallischen Handschrift, mitgeteilt von J.v. Arx, Berichtigungen und Zusätze etc., p. 30.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ekkehard