Einleitung vom Landstallmeister Hartmut Platzek

Den Pferdezüchtern Mecklenburgs gewidmet

Einleitung.


Wohl kaum ein Pferdezüchter hat sich so intensiv, so umfassend und tiefgründig, so gewissenhaft mit dem Englischen Vollblutpferd befasst wie anfangs des 19. Jahrhunderts Baron Gottlieb von Biel auf Weitendorf.

Auf seinen ausgedehnten, zahlreichen „Erkundungsreisen“ durch England, bei denen er viele Gestüte und Rennbahnen aufsuchte, betrieb er Studien, die wir mit großer Bewunderung aufnehmen.

Bewunderung auch deshalb, weil er es nicht bei Dokumentationen und theoretischen Abhandlungen beließ, sondern seine Erkenntnisse auch praktisch anwendete und zwar mit Erfolg und großen Auswirkungen auf die Landespferdezucht in Mecklenburg und auf die Entwicklung des Pferderennsports in Deutschland und Europa.

Gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm von Biel, in dem nahe gelegenen Zierow, baute er eine Vollblutzucht auf, die der des Ursprungslandes in keiner Weise nachstand, was durch zeitgenössische Hippologen immer wieder bestätigt wurde! Die Gebrüder von Biel galten als die Verkünder der neuen Lehre, dass nur durch das Englische Vollblut die Landeszucht veredelt und verbessert werden kann.

An den Produkten ihrer Halbblutzucht zeigten sie, in welcher Weise der Vollblüter zur Veredlung des Mecklenburger Pferdes beitragen kann. Eine Veredlung, die bei unüberlegter Verfahrensweise auch verderbliche Folgen haben kann, wie man wenige Jahrzehnte später feststellen musste.

Eindeutig sind die Verdienste Gottlieb von Biels um die Entwicklung des Rennsports. Vollblutzüchter und Rennstallbesitzer sind sich sicherlich darin einig, dass es ohne Gottlieb von Biel und sein begeistertes Engagement diesen Werdegang des deutschen, des europäischen Pferderennsportes nicht gegeben hätte. Er inszenierte in exzellenter Weise, in seiner durchdachten und umsichtigen Art 1822 das erste Rennen in Doberan, das erste Rennen nach englischem Muster auf dem europäischen Kontinent.

Wir haben eine interessante Lektüre aufgeschlagen! Und während wir uns in sie vertiefen, nehmen wir mit Respekt wahr, wie sich vor nunmehr 180 Jahren bedeutende Pferdeleute mit den Problemen der Pferdezucht auseinander setzten. Gründlich und umfassend wurden Informationen eingeholt und Nachforschungen betrieben, nachdrücklich und patriotisch wurden Standpunkte und Meinungen vertreten. In qualifizierter Weise werden Auseinandersetzungen geführt, Auseinandersetzungen, die in ganz erstaunlicher Weise den heutigen ähnlich sind.

Auch damals gab es also in der Pferdezucht sehr unterschiedliche Auffassungen. Natürlich standen diese immer im Zusammenhang mit dem jeweiligen Verwendungszweck des gewünschten Pferdes, und gerade hierbei gab es ja seinerzeit eine wesentlich größere Vielseitigkeit.

In Bezug auf die Veredlung des Mecklenburgers in die Richtung eines Sportpferdes, finden wir jedoch wesentliche Parallelen und hochinteressante Darlegungen. Und bei dem „Studium“ dieser Lektüre stellen wir fest, dass wir immer öfter zum Nachdenken oder auch zum Vergleichen angeregt werden.

Eine interessante und aufschlussreiche Arbeit wurde also hiermit vorgelegt, eine Arbeit, die Bestandteil der Einleitung einer neuen Epoche der Pferdezucht Mecklenburgs war - und der Verfasser nannte sie schlicht und einfach: „Einiges über edle Pferde“!

Hartmut Platzek
Landstallmeister
Redefin, im April 2005
Dieses Kapitel ist Teil des Buches Einiges über edle Pferde