Einige Bemerkungen über den Einfluss der Trockenheit des letzten Sommers [1912] auf die Molluskenfauna.

Aus: Nachrichtenblatt der Deutschen Malakozoologischen Gesellschaft
Autor: Ernst Schermer (1886-1955) Biologe und Pädagoge, Lübeck., Erscheinungsjahr: 1912

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Trockenheit, Wassernot, Hitze, Klima, Sommer, Wetter, Schnecken, Gräben, Bäche, Pfützen, Erdspalten, Rieselbecken, Überschwemmungen, Muscheln,
Die lang andauernde Trockenheit des letzten Sommers ist auch für die Molluskenfauna nicht vorübergegangen, ohne Spuren zu hinterlassen. Ich berichtete im 4. Heft des vorigen Jahrgangs über eine Exkursion durch Schleswig-Holstein, wo die Beute schon infolge der Hitze geringer ausfiel. Noch auffälliger war aber das Ergebnis einer Herbstreise, die ich durch das Fichtelgebirge, die fränkische Schweiz mit einem Abstecher nach Kehlheim, Weltenburg und den nördlichen Teil der Schwäbischen Alb bis Urach machte.

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Fichtelgebirge.

Im Fichtelgebirge brachte ich nur einen Tag zu. Meine Wanderung führte mich von Markt - Schorgast über Lützenreuth nach dem Oelschnitztal, Bernek und nach einer kurzen Bahnfahrt von Bischofsgrün über den Ochsenkopf nach Warmensteinach. Das Wetter war trübe, nachmittags regnerisch. Auf große Beute hatte ich, da das Fichtelgebirge zur Urgebirgsformation gehört, nicht gerechnet. Immerhin blieb das Ergebnis noch weit geringer, als ich gedacht hatte. Die Rieselbecken bei Lützenreuth wurden zunächst untersucht. Die höher gelegenen waren z. T. ausgetrocknet, die unteren waren reichlich gefüllt. Es fanden sich Gulnaria ovata Drap., Limnophysa palustris Müll. f. curta Cless., von der letzteren in den Ablaufgräben eine Hungerform, Tropidiscus planorbis L., Sphaerium corneum L. und Pisidium spec. Während die Limnaeen zahlreich vorhanden waren, fand ich die übrigen nur vereinzelt in einem ausgetrockneten Rieselbecken. Es war unmöglich, die Schalen heil aus dem ausgebrannten Schlamme herauszubekommen. An den Grabenrändern sammelte ich Succinea putris L. und Zonitoides nitida Müll., letztere fand sich auch in Gesellschaft von Vallonia pulchella Mtill. unter angefaulten Brettern, die als Stege über die Gräben gelegt waren. Im oberen Oelschnitztal war außer einigen der genannten nichts zu finden. In der Oelschnitz sammelte ich auch nur Gulnaria ovata Drap. Leider fand ich keine Spur von Margaritana margaritifera L. In Berneck hörte ich, dass diese Muschel infolge schwerer Überschwemmungskatastrophen nur noch im obersten Laufe der Oelschnitz vorkäme. In den Anlagen im Tale bei Berneck, wo außer Fichten auch Buchen, Erlen und einige andere Laubbäume vorkamen, fanden sich Cionella lubrica Müll., Arianta arbustorum L. und Chilotrerna lapicida L. in wenigen Stücken. Die vielen leeren Gehäuse unter dem Laube bezeugten, dass viele Tiere der Trockenheit zum Opfer gefallen waren. Tachea nemoralis L. fand ich nur in jungen Exemplaren. Auf dem Wege zum Ochsenkopf sammelte ich endlich noch Arion empiricorum Fer., die schwarze Varietät mit rotem Sohlenrande und einige junge nicht zu bestimmende Nacktschnecken.

Nacktschnecken

Nacktschnecken