Spätere Nachschrift (Mai 1903).

Indem ich meinen Florenzer Zornerguß gegen die in usum der Aoh-yes-Weiblichkeit hergerichteten, durch Blech neutralisierten Marmorstandbilder der Arnostadt überlese, fällt mir eine lustige Geschichte ein, die mir kürzlich aus Rom berichtet worden ist, und die sich wie ein allerliebster Hohn des Zufalls auf diesen Unfug ausnimmt. Unter den zu Ehren des deutschen Kaisers veranstalteten Festen war eines, das in einem mit vielen antiken Statuen geschmückten Prunksaale abgehalten wurde. Irgend ein schlecht beratener Funktionär glaubte ein gutes Werk zu tun, indem er, nach dem Muster von Florenz, die sonst unverhüllten Mittelstücke der antiken Marmorschönheiten verfeigenblätterte, aber, da nun die Finanzen Italiens nicht eben in üppiger Blüte stehen, meinte er: für das eine Mal ist echtes Blech wohl nicht von nöten, und ließ papierenen Feigenblättern nur einen Blech anstrich geben. Diese Sparsamkeit rächte sich grausam lustig, denn, da in diesem Raume getanzt wurde, ließ die tanzbewegte Luft die Pseudobleche mittanzen, und es war zur allgemeinen Heiterkeit ein fortwährendes Blätterrauschen um die antiken Lendengegenden, die bald à l’anglaise verhüllt, bald à la romaine so erschienen, wie es die verruchte Natur nun einmal beliebt hat. Seine Majestät soll sich nicht am wenigsten darüber amüsiert haben. – Übrigens fällt mir nun auch noch ein, daß in Florenz just die ausgesprochensten Männlichkeiten, nämlich alle die, die zur Familie des großen Pan gehören, von jener Verschimpfierung ihres Zentrums ausgenommen sind. Geschieht dies aus Respekt vor ihrer halben Göttlichkeit oder von wegen ihrer halben Zugehörigkeit zur Gattung der Böcke? Die Psychologie der Verschämlichkeit hat einige dunkle Stellen, wie es scheint.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Eine empfindsame Reise im Automobil