Neapel, den 19. Juni.

Der Vesuv raucht noch immer nicht, und ich werde mich, sobald ich ausgehen kann, bei Herrn Cook beschweren. Ich verlange ja keinen direkten Ausbruch, aber bloß so dazustehen wie jeder andre Berg, ohne die geringste Rauchsäule, das ist für einen allgemein anerkannten und im Bädeker mit zwei Sternen versehenen Vulkan entschieden zu wenig. Gemma kommt allerdings aller zwei Stunden aufgeregt mit der Neuigkeit ins Zimmer, jetzt rauche er wirklich, und zwar „bedeutend“, aber es sind immer bloß Wolken, und die kann man ebensogut über dem Kreuzberg sehn, der gar keinen Stern hat. Herr Bertolini, den ich interpelliert habe, erklärt, er rauche doch, aber „sehr dünn“. Ein netter Rauch, den man nicht sieht! Auf den Renommierphotographien des Vesuvs sieht man bekanntlich immer sehr dicken Rauch, aber mir scheint, das ist ein Kunststück des Retoucheurs. Kurz, ich werde immer skeptischer. – Trotzdem wollen wir diesen zweifelhaften Vulkan besuchen und zwar unter Übergehung des Herrn Thomas Cook mit dem Automobil.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Eine empfindsame Reise im Automobil