Valentine - Aus einem Pariser Frauenleben.

Vor der Lieblings-Kirche der eleganten Pariser Welt, der Madeleine, hielt eine stattliche Reihe von prächtigen Wagen. Die Glocken ertönten, das festlich geschmückte Schiff der Kirche war dicht gefüllt. Am Hochaltar legte der Priester die Hände eines jungen Paares segnend in einander.

Nach beendeter Ceremonie begab sich der Hochzeitszug in die Sacristei. Die schöne Braut, eine schlanke Brünette, trat auf ihre Mutter zu und schaute mit den glänzend schwarzen Augen, an deren Wimpern eine Thräne hing, in das sanfte Gesicht der blonden, anmuthigen Frau. »Ich bin glücklich, Mutter, o so glücklich«, flüsterte sie und die rosigen Lippen preßten einen Kuß auf die mütterliche Hand.


In den schwarzen Fracks der Männer leuchtete das rothe Bündchen der Ehrenlegion. – Die stattliche Versammlung sprach Dr. Leo K. und dessen Gemalin, sowie dem jungvermälten Paare ihre Wünsche aus; es währte lange Zeit, bis sich die zahlreichen Hochzeitsgäste entfernten.

Wenige Stunden später saß Valentine, die Gemalin Dr. Leons, sinnend in ihrem eleganten Boudoir. Das junge Paar war abgereist, die Schwestern der Braut flüsterten miteinander und theilten den Myrthenkranz als gutes Omen in kleine Sträußchen. Valentine fühlte sich etwas ermüdet. Die wechselnden Bilder des Tages zogen an ihrem Geist vorüber. Aus den schönen Zügen strahlte der Ausdruck inniger Zufriedenheit. Da klopfte es leise an die Thüre. »Darf ich eintreten, Valentine?« frug die Stimme des Doctors.

»Gewiß Leo, ich habe dich erwartet.« Der Doctor trat auf seine Frau zu. »Ich freue mich auf eine ruhige Stunde, ich habe dir so viel zu sagen.« »Nicht jetzt Leo,« Valentine schüttelte den Kopf. »Ich muß fort, vielleicht begleitest du mich, es ist ein unaufschiebbarer Weg.« »Du entziehst dich gerne dem, was ich dir sagen will und doch muß es vom Herzen,« meinte der Doctor, indem er seiner Gemalin folgte, die mit elastischem Schritte zu dem Wagen eilte. Der Kutscher schob einen verdeckten Korb vorsichtig neben sich und rasch zogen die kräftigen Pferde an. Dr. Leo blickte verwundert auf seine Frau, als der Wagen durch die Vorstädte von Paris rollte. Valentine griff nach der Hand des Gatten, »Sei nicht ungeduldig,« bat sie. Man war vor der Pforte einer der Pariser Todtenstätten angekommen, der Père-la-chaise lag vor ihnen. »Deinen Arm, Leo,« sprach Valentine, die mittlerweile den Korb ergriffen und diesen von seiner Hülle befreit hatte. Das Brautbouquet der Tochter lag darin. Die weißen Orangenblüthen und der Flieder strömten süßen Duft aus; sie schimmerten so hell wie die weißen Marmorsteine auf den Gräbern. Leo fuhr mit der Hand nach der Stirne, als suchte er eine Erinnerung. Valentine ließ ihm keine Zeit zum Sinnen, sie schritt rüstig vorwärts und eilte jenem Theile des Friedhofes zu, welcher die Gräber der Unbemittelten enthält.

Ein kleines Täfelchen, auf dem sie das Nummer des gesuchten Grabes verzeichnet hatte, diente ihr als Führer. Endlich war sie an Ort und Stelle, sie bog dichtes Gebüsch auseinander.

Der grüne wohlgepflegte Hügel trug ein Steinkreuz, auf dem nur das Wort »Hermine« zu lesen war. »Ich bringe dir den Gruß unseres Kindes,« flüsterte Valentine, indem sie den Strauß auf das Grab niederlegte. »Vergib, du Verklärte, ich habe meine Pflicht gethan, verzeih' mein Glück und verzeih, daß ich dein Geschick unserem Kinde verschwieg. Ich konnte nicht anders, du weißt es.« Dr. Leon war es gewohnt, dem Tod in die Augen zu sehen, er war eines feste Mannesnatur, aber mächtige Erschütterung durchzuckte ihn, als er seine Frau an dem Grabe gewahrte. Er kämpfte die Thräne nieder, seine Lippen bebten.

»Nun wollen wir heimgehen, Leo«, sprach Valentine mild und weich. »Du begreifst, die Todte konnte nicht warten und wollte ihren Antheil von dem heutigen Tage.« Diesmal war es die zarte Frau, welche den Mann führte. Wieder schwiegen die Beiden während der Fahrt.

Als aber Valentine heimgekehrt, mit einem Winke Leo einlud, ihr in das Gemach zu folgen, da hielt sich dieser nicht länger. Er küßte die Hand seiner Gattin. »Ich war vorhin zu dir gekommen, um dir mein Herz auszuschütten und dir zu danken, du edle, gute Frau, lasse mich jetzt das thun, ich fühle mich unwürdig, einen Schatz, gleich dir und deiner Liebe, mein Eigen zu nennen.«

»Sprich nicht so, Leo, du hast mich stets zur glücklichsten Frau gemacht, du hast der Menschheit so unendlich viel Gutes erwiesen, daß eine Schwäche deines Lebens längst im Schuldbuche getilgt ist. Rühme mich nicht, nur die Erfüllung meiner Pflicht ermöglichte unser Glück.

»Ich habe dich nie nach jener schweren Stunde gefragt, in der nur dein Edelmuth mir das Recht gab, weiter zu leben,« sagte Leo. »Wenn du mir aber heute dein Vertrauen schenken wolltest, so würde das mein Herz erquicken.«

Valentine trat zu ihrem Schreibtisch, sie öffnete eines der vielen Fächer und entnahm demselben ein Buch, das sie vor sich hinlegte, eine Kapsel, die sie ihrem Gatten überreichte. Er griff hastig darnach und während hohe Röthe seine Stirne überzog, flüsterte er: »Hermine!«

»Nicht so, diese schönen lachenden Augen findest du in deiner Tochter Antlitz wieder,« bemerkte Valentine. »Leonie gleicht ihr ganz außerordentlich.«

Valentine öffnete das zierliche Buch und schob dieses dem Gatten zu. »Lies,« sagte sie. Die Lampe verbreitete ihren weichen Dämmerschein in dem traulichen Gemache. Valentine war in einen der bequemen Lehnstühle gesunken. Der Doctor zog ein Tabouret an ihre Seite, und begann zu lesen. »Nach der Hochzeit,« heißt das erste Blatt.

»Seit zwei Monaten bin ich Leo's Frau; wie liebe ich ihn. Seit ich denke, schien mir mein Schicksal mit dem seinen verknüpft. Ob er mich wieder liebt? thörichtes Herz, das sich gerne täuschen würde, indeß der kältere Verstand mir zuflüstert, daß Leo's Freundschaft und Aufmerksamkeit mir gehören – wo aber bleibt das heiße Aufleuchten der Liebe?

Mein Leben soll der Aufgabe geweiht sein, ihn glücklich zu machen. Leon ist Arzt einer Abtheilung des Krankenhauses. Ich bin von meiner Mutter daran gewöhnt worden, häufig Arme und Kranke zu besuchen. Leo weiß nichts davon, ich gehe zu seinen Kranken und bringe ihnen ein kühlendes Getränk, eine wohlschmeckende Frucht. Die Kranken wissen nicht, wer ich bin, mir macht es unsägliche Freude, etwas für diejenigen zu thun, um welche Leo sich sorgt.

November. Mir ist ein Schmerz widerfahren. Leo vernahm von meinen Krankenbesuchen und bat mich, diese einzustellen. Auf seiner Abtheilung sind Typhöse, mit denen ich nicht zusammenkommen soll. Er stellte mir frei, einen anderen Saal zu wählen, den einer seiner Freunde versorgt. Ich muß mich fügen, aber die Freude ist mir geraubt.

December. Leo ist gut und liebevoll, zuweilen aber erscheint er, wie Einer, den ein Kummer drückt. Gestern sah er bleich aus und berührte das Diner nicht, er schob das auf Ermüdung, aber ich glaube nicht daran. Ich fahre fort Kranke zu sehen. Seit einigen Tagen interessirt mich eine junge Frau gar sehr, die wohl nicht mehr genesen wird. Das Fieber verzehrt die Arme, sie muß sehr schön gewesen sein und klagt fortwährend um ihr kleines Kind, das mitleidige Nachbarn der Assistance publique übergeben haben.

Januar. Leon verbirgt mir etwas. Er ist schmerzlich bewegt, verweigert aber jede Antwort. »Du siehst Gespenster,« versuchte er mich zu trösten. Ich sehe nur Eines. Den Verlust seiner Liebe. Das aber sage ich ihm nicht. Mich fröstelt. Ich war heute bei meinen Kranken. Die junge Frau, Hermine, geht dem Tode entgegen, sie weiß es. Heute rief sie mich zu sich und bat mich, ihr Bekenntniß anzuhören; sie hat keine Freunde und bangt um ihr Kind. »Sie sind jung und glücklich,« sagte sie zu mir, »nehmen Sie sich des Kindes an.« Morgen will sie mir ihre Geschichte erzählen. Armes Weib!

Am folgenden Tage. Armes, armes Weib – welch eine traurige Geschichte hat mir die Arme, unterbrochen von pfeifendem Husten, zugeflüstert. »Ich bin Waise, und im Waisenhause erzogen. Man nannte mich eine der besten Schülerinnen, doch fehlte es an Geld um mich auszubilden, es galt daher ein Handwerk zu erlernen. Ich ward Blumenmacherin und freute mich, wenn es mir gelang, ein Gebilde der Natur täuschend wiederzugeben. Nach meinem achtzehnten Jahre verließ ich das Waisenhaus, um für mich selbst zu sorgen. Ich miethete ein kleines Kämmerchen und arbeitete sehr fleißig. Bis zu zwanzig Jahren war mir jede Freude fremd, mein Leben war so eintönig, daß ich wie ein gefangener Vogel, der an die Gitterstäbe des Käfigs schlägt, gegen das Schicksal aufbegehrte. In der Fabrik, für die ich arbeitete, schloß ich mich an ein Mädchen an, dessen sprudelnder Frohsinn mir wohlthat. Dieses beredete mich, mit ihm einen Ball zu besuchen. Daher stammt auch mein Unglück. Sie kennen freilich nur die Liebe unter dem Orangenblüthenkranze. Wie viele solcher Kränze habe ich mit bebenden Fingern verfertigt – aber für unser eins ist die Liebe fast immer von der Schande begleitet. Euch Glücklichen erschließt die Liebe das Leben, uns Armen öffnet sie das Grab. Er, den ich liebte, war jung und schön, dabei gut und edel. Wir schwuren einander Liebe und Treue. Die wenigen seligen Tage möchte ich nicht hergeben, nun wußte ich was Leben heißt – ich dämmerte jetzt nicht mehr hin. Mein Geliebter miethete mir ein hübsches Zimmer. Nach wie vor ging ich in die Fabrik und nahm nichts zu meinem Unterhalte an. Nur kleine Geschenke zu meinem Putz konnte ich nicht zurückweisen. Mit einemmale schien es mir, als sei mein Freund verstimmt. Er leugnete, aber ich fühlte doch, daß etwas in seinem Leben vorgehe. Ich fühlte mich Mutter – wir hatten von der Ewigkeit unserer Liebe, aber nie von der Ehe gesprochen. Ich hoffte jedoch zuversichtlich, daß der Mann, den ich anbetete, sein Kind nicht verleugnen und mich zu seinem Weibe machen werde.

Die Ansichten, welche mein Geliebter oft ausgesprochen, konnten keinen Zweifel aufkommen lassen, daß er eine Ehe mit mir als Pflicht anerkannte. Man nannte ihn reich; bitterlich weinte ich darüber. Wäre er arm gewesen, wie gerne würde ich Noth und Kummer mit ihm getheilt, von ihm angenommen haben! Eines Abends erwartete ich zur gewohnten Stunde vergebens den heißgeliebten Mann. Ich wartete Tag um Tag – vergebens.

Die Beschäftigung mit den vielen giftigen Farben griff meine Brust an.

Die kleinen Ersparnisse mußten den Ausfall an Verdienst decken, ich kränkelte, immer näher rückte eine bange Stunde. Von ihm kein Wort, keine Nachricht. Nach einer furchtbaren Nacht lag an einem wundersüßen Morgen mein Kind neben mir. Ich hielt mich nicht länger und schrieb an den Mann meines Herzens. Martha kam mit dem Brief zurück– »abgereist« sagte sie, »kommt erst in vier Wochen wieder.« – Abgereist? ohne mir etwas zu sagen? Ein jäher Schmerz durchzuckte mich. Zum Glück für mein Kind fand ich in meiner Brust keine Nahrung für dasselbe, denn ich fühle, daß ich ihm den Todeskeim vererbt hätte. Ich erholte mich nur schwer und langsam; – da kam ein Brief« – Hermine stöhnte laut auf, mit Anstrengung redete sie weiter. »In dem Briefe stand, daß er mit blutendem Herzen sich von mir losreiße, seine Eltern hätten ihm seit Jahren eine Braut bestimmt, das Mädchen liebe ihn, er könne nicht zurücktreten ohne zwei Familien unglücklich zu machen, er wollte für mich und für das Kind, welches nun geboren sein müsse, sorgen, sein Banquier werde es mir an nichts fehlen lassen, ich möge ihm nicht fluchen, er liebe mich, nur mich, aber er wollte nicht wieder kommen, um uns den Abschied nicht zu erschweren. Ich weiß nicht, was in den nächsten Tagen mit mir geschah. Als mein erstes Weh mich nicht getödtet hatte, verließ ich meine Wohnung, um ein billiges Kämmerchen zu beziehen und die Arbeit für mich und mein Kind aufzunehmen. Es fiel mir nicht ein, von dem Treulosen Geld anzunehmen. Eher den Hungertod sterben. Mein Kind wuchs und gedieh – ich – ward schwächer und schwächer. Als ich nicht mehr arbeiten konnte, mußte ich in das Spital. Wie ein Engel sind Sie mir hier erschienen. Für mich durfte ich nichts von Demjenigen, der mich verließ, annehmen, sagen Sie ihm meine letzten Grüße und meine Verzeihung. Er möge für sein Kind sorgen.« – Das lange Sprechen hatte Hermine furchtbar angegriffen. »Den Namen Ihres Geliebten,« bat ich, »nennen Sie mir seinen Namen und den Ihres Kindes.« Hermine kämpfte mit einem Erstickungsanfall, sie rang vergebens nach Luft, die Krankenpflegerin entsetzte sich über den Zustand. Rasch eilte sie in den nächsten Krankensaal, in welchem eben der Arzt seine Runde machte. Sie kam gefolgt von meinem Manne zurück. Dieser trat an Herminen's Bett. Die Arme gewahrte ihn kaum, als sie einen herzzerreißenden Schrei ausstieß. – Mit äußerster Anstrengung faßte sie nach meiner Hand, die sie krampfhaft umschloß. Er, er, schrie sie, mein Kind – Leon. – Auch ich schrie auf und sah entgeistert in das todtenblasse Antlitz meines Gatten. – Der Arzt in ihm war stärker als der Mensch, er gab rasch einige Anordnungen für Hermine – zu spät. Noch hielt sie meine Hand umschlungen, ich fühlte, wie sie kälter und kälter ward. Von dem Gesichte wich der entsetzte Ausdruck, stiller Friede breitete sich darüber – einige tiefe Athemzüge und dann – dann – das war der Tod. – Ich selbst fühlte mich zerschmettert, ich küßte die Entschlafene und schritt hinaus. Leo war seiner Bewegung Herr geworden, ich sah ihn mit der Krankenpflegerin eifrig reden.

In der diesem Tage folgenden Nacht kam kein Schlaf und keine Ruhe über mich. Ich schloß mein Zimmer ab und ließ Leo sagen, man möge mich nicht stören.

Welche Nacht! – Ich sann und sann über mein zerstörtes Glück, über die arme, bleiche Todte, über das mir unbekannte Kind. In seinem Zimmer wanderte Leo auf und nieder. Am frühen Morgen sandte er mir ein Briefchen.

»Durch die Krankenwärterin von deiner langen Unterredung mit Hermine unterrichtet, nehme ich im vorhinein deine Verfügung über unsere Zukunft an. Beschließe – ich habe nur zu gehorchen.«

Wie ich mit mir rang! Sollte ich der Regung meines Herzens folgen und Leo verlassen? Wie aber konnte ich dann für das Kind sorgen? Liebte Leo mich nicht, so liebte er doch keine Andere, Hermine war todt – – –

Im Spital erfuhr ich, ein Unbekannter habe erklärt, die Kosten von Herminen's Beerdigung zu tragen und ein Fleckchen Erde auf immerdar für sie gekauft. Ich erkannte Leon's Anordnung. Mir blieb nichts für die Todte zu thun übrig. Ich fuhr in das Kinder-Asyl. – Man brachte mir Herminen's Kind. Ein liebliches Gesichtchen lachte mich an. Die Kleine, gar nicht scheu, streckte die Händchen nach meiner Hutfeder aus und zauste mich am Haare. Nach einer eifrigen Besprechung mit der Vorsteherin des Asyls fuhr ich aus, kaufte die niedlichste Kinderwäsche, ein kleines Bettchen, und ließ alles in meine Wohnung schaffen. Ins Asyl zurückkehrend, fand ich die Förmlichkeiten nach Wunsch erledigt. Ich durfte die Kleine mitnehmen. Leo kehrte spät am Abend heim. Ich ließ ihn zu mir bitten, und da er sich meinem Zimmer näherte, bedeutete ich ihm, kein Geräusch zu machen. Am Bett des schlafenden Kindes sprach ich: Unser Kind, Leo, liebe es und liebe auch mich ein wenig um seinetwillen.«

Wie der starke Mann zusammenbrach und weinte, wie er mir um den Hals fiel und mich seinen guten Engel nannte, das war der erste Lohn meiner Pflichttreue und fortan erblühte nur Segen aus dieser Stunde.

Zehn Jahre später. Leonie gedeiht und wird ein reizendes Mädchen. Sie ahnt nicht, daß ihre Mutter in der Erde ruht. Ich konnte dem Kinde nichts erzählen, was einen Zweifel an dem Vater in sein Herz gesenkt hätte.

Herminen's Geist vergibt mir diese Täuschung, die zum Glücke ihres Kindes nothwendig ist.

Als ich mein erstes selbstgeborenes Kind in Leo's Arme legte, da war mir's, als sehe ich Hermine lächeln, als vergebe sie mir mein Glück. – – –

Nach achtzehn Jahren. Mein Werk ist erfüllt. Leonie ist die glücklichste Gattin eines wackeren Mannes – Herminen's Geist wird zufrieden sein – – – –

Das waren die letzten Worte in dem kleinen Hefte.

Dr. Leo blickte ergriffen auf sein Weib. »Du mein Haussegen, laß mich dir danken, tausend und tausendmal. Wie elend hätte ich werden können, wie hätte ich es ertragen müssen, als Consequenz meiner Schuld und wie glücklich hast du mich gemacht. Wer hat dich gelehrt in der furchtbaren Stunde das Rechte zu finden?«

»Die Liebe, Leo. Und diese Liebe hat reiche Frucht getragen, denn sie erwarb mir dein Herz, nicht wahr, Leo, es gehört mir?«

»Mit jedem Schlage, seit ich dich so edel und gut handeln sah. Valentine, komm, wir wollen die Kinder küssen, bevor wir unserer Leonie den ersten Gruß in die Ferne senden.«

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Eine Wienerin in Paris