Eine Wetterprozession in Bayern

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 5. 1893
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Wetter, Religion, Bittgänge, Wetterprozession, Ente, Misswachs, Trockenheit, Kirche, Pfarrer, Regen, Regengüsse, Not, Dorfkirche, Kirchgemeinde,
Es ist ein uralter Gebrauch der katholischen Kirche, durch Wetterprozessionen oder Bittgänge in Zeiten, wo Dürre und Misswachs droht, den sinkenden Mut der getroffenen Landbevölkerung wieder aufzurichten. Derartige Wetterprozessionen finden noch heutzutage statt, und unser Bild auf S. 125 stellt eine solche im Königreiche Bayern dar.

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Dem Zuge der Landleute wird ein bekränztes Kruzifix vorangetragen, dem der Pfarrer und die Gemeindemitglieder, Lieder singend oder betend, folgen. So geht es durch die Fluren und um die Ländereien des Dorfes herum; an einem Heiligenbilde an der Grenze der Gemarkung wird gewöhnlich Halt gemacht, und noch einmal eindringlich die Hilfe Gottes angefleht zur Abwendung des Schadens. Dann geht es zur Dorfkirche zurück, wo sich die Prozession auflöst. Besonders in trockenen Sommern, wenn der den Feldfrüchten so notwendige Regen zu lange ausbleibt, finden solche Wetter Prozessionen statt, aber auch in Zeiten anhaltender Regengüsse; kurz alle meteorologischen Einflüsse, welche die Ernte zu verderben und dadurch des Bauers wichtigste Lebensinteressen zu bedrohen im Stande sind, können Veranlassung zu solchen frommen Bittgängen werden, um, wo alle menschlichen Mittel versagen, von dem Höchsten Hilfe in der Not zu erflehen.

Eine Wetterprozession in Bayern

Eine Wetterprozession in Bayern