Kopenhagener Sammlungen.

Wir haben Kopenhagen zu genießen, nicht zu erschöpfen versucht und sind deshalb mit gutem Gewissen geschieden, obwohl wir nur genippt hatten.

Vor hundert Jahren, als schon ziemlich alle Stadtteile standen, die heute der Fremde in Kopenhagen zu besuchen pflegt, gab es dort noch kein einziges Museum. Heute besitzt die Stadt unter allen europäischen Hauptstädten das geschlossenste und folgerichtigste System von Museen aller Art, an Kunst und Kulturmuseen allein so viele, daß man sagen kann, in jedem Jahrzehnt seit 1808 sei ein bedeutendes Museum entwickelt worden, in einigen sogar zwei.


Sammlungen waren vor hundert Jahren freilich schon vorhanden, aber sie steckten noch, wie fast überall in der Welt, an dem Ort, wo sie außerhalb der breiten Öffentlichkeit gebildet waren, im königlichen Schloss. Viel mehr als die bescheidene Sammlung alter Meister, das Kupferstichkabinett und die Ausstattung von Rosenborg war es allerdings nicht.

Von der Kniplingsbro, wo wir unsere Barkasse verließen, gingen wir an der malerischen alten Börse entlang durch die gigantischen Höfe des ausgebrannten Schlosses ins Thorwaldsenmuseum. Der kleine Umweg führte von hinten hinein in die Höfe der Schlossruine, so daß wir den Eindruck der majestätischen Steigerung, des starken Rhythmus nicht empfingen, auf den der Bau berechnet ist — darin vielleicht der großartigste Schlossbau Europas. Kommt man von der richtigen Seite, vom Prinzenpalais aus über die Brücke, so tritt man in einen riesigen ganz geschlossenen Vorhof von hufeisenförmiger Gestalt. An der geraden Seite, dem Eingang von der Brücke gegenüber, ragen die Massen des Schlosses hoch hinaus über die niedrigeren Gebäude, die den Hof einfassen. Das Schloss stößt an den Hof mit zwei Flügeln, die durch eine machtvolle Säulenreihe verbunden sind. Durch diese Säulenhalle sieht man in den zweiten, den eigentlichen Schlosshof hinein. Bei aller Einfachheit eine Anlage von höchstem rhythmischen Reiz.

Das Thorwaldsenmuseum, von dem genialen Bindesböll erbaut, flankiert das Schloss und bildet eine Gruppe mit der frei außerhalb des Grundrisses liegenden Schloßkapelle. Der Platz ist sicher nicht ausgesucht ohne die Absicht, den größten Sohn des Landes dem Könige gleichzustellen, wie er ja auch im Leben königliche Ehren genoss.

Wir stehen Thorwaldsen heute kühler gegenüber, wenn auch immer mit dem Hute in der Hand.

Sein Museum aber als Bauwerk ist für uns schlechthin das Muster von Schönheit und genialer Anpassung an einen gegebenen Zweck.

Von außen ist es nicht ganz in der ursprünglichen Wirkung erhalten, denn die farbigen Fresken sind verblasst. Was man erkennt, erfüllt mit ebensoviel Bewunderung wie der Bau. Vor zwei Menschenaltern hat dort oben ein Künstler gewagt, ein Ereignis wie den berühmten Einzug Thorwaldsens in Kopenhagen monumental zu stilisieren, ohne einen hohen Hut, ein Röhrenbeinkleid, das Umschlagetuch einer Dame, die Strohhüte der Schiffer im geringsten zu ändern. Und es ist ihm diese Monumentalisierung des damaligen Lebens auf einen Hieb gelungen, indem er von der einfachen Silhouette ausging und bei allem Naturalismus dieser in schlichten Farben gefüllten Silhouette auf den Naturalismus des Details verzichtete. Man will diese in farbigem Stuck angelegten Gemälde jetzt erneuern. Möge ein guter Stern darüber walten.

Im Innern haben uns vor allem die Räume angezogen. Mit großem Genuss sind wir namentlich in den Korridoren des ersten Stocks auf- und abgegangen, breiten, nicht eben hohen, aber dafür sehr behaglichen Räumen von großer rhythmischer Schönheit. Auch hier mussten wir uns sagen: so schöne Korridore haben wir nirgends gesehen. Meistens sind sie zu schmal und zu hoch. Wirkung gibt es nur, wenn sie breiter und niedriger sind als die üblichen. Leider hat die Verwaltung in jüngster Zeit an den Fensterwänden kleine Querwände als Hintergründe für einzelne Statuen aufgerichtet und damit den Eindruck zur guten Hälfte zerstört.
Wir haben uns mehr mit dem Bau beschäftigt als mit Thorwaldsen. In den Kabinetten, die seine Kunstsammlungen enthalten, standen wir lange vor dem schönen Bilde von Bendz, die Münchner Künstler um 1830 in einem Bierhaus bei Kerzenlicht. Als Hauptpersonen lösen sich junge Hamburger los, Hermann Kauffmann und die Haeselich, die Schnadahüpfl vortragen. Sie, die Norddeutschen, waren sonderbarerweise die Vertreter des süddeutschen Volksgesanges in diesem Kreis. Auch ein tüchtiges Bild von Kauffmann hat Thorwaldsen in seine Sammlung aufgenommen, was, da es nicht, wie sonst wohl, aus Wohltätigkeit geschah, als eine Ehrung für den Hamburger Meister in Anspruch zu nehmen ist.

Das Thorwaldsenmuseum ist als Tatsache vielleicht noch bedeutungsvoller als durch seinen Inhalt. Ein kleines Volk, das noch kaum ein Menschenalter eigene Kunst besitzt, baut einem angebeteten Künstler — einem Bildhauer noch dazu, wo im neunzehnten Jahrhundert die neue bürgerliche Gesellschaft mit Bildhauern eigentlich nichts anzufangen gewusst hat, als dass sie benutzt wurden, die Architektur mit durch schlechte Ornamente zu ruinieren und die öffentlichen Plätze durch schlechte Denkmäler zu verderben— baut einem Bildhauer noch bei Lebzeiten Wand an Wand mit der Königsburg auf dem heiligsten Stück Erdboden des Landes ein Grabmal, das zugleich als Museum alle seine Werke in Originalen oder Abgüssen vereinigt.

Noch dem siebzehnten und achtzehnten Jahrhundert hätte ein solcher Gedanke ganz fern gelegen. Der Künstler stand im Dienst des Fürsten. War er unabhängig und ein Mann von Welt, wie Rubens, van Dyck und Velasquez, so konnte er im Hofamt oder als Diplomat im Haushalt des Königs eine Rolle spielen.

Volkstümliche Künstler — hat es die schon im Holland des siebzehnten Jahrhunderts gegeben? Mir will scheinen, der erste, der es dahin gebracht hat, wirklich in alle Kreise zu dringen, überall verstanden und genossen zu werden, ist — gemäß der fortgeschrittenen bürgerlichen Entwicklung seines Vaterlandes — der Engländer Hogarth.

Thorwaldsen war, obwohl Bildhauer und obwohl sein Leben lang von Kopenhagen abwesend, zu Hause wirklich geliebt. In seinem europäischen Ruhm, der nur Frankreich kalt gelassen, sonnte sich sein Volk mit. Seine Reliefs, die Lebensalter, Nacht und Morgen, besaßen absolut alles, was dazu gehörte, der Menschheit des neunzehnten Jahrhunderts das Herz zu rühren, und dazu konnten sie vervielfältigt werden wie ein Holzschnitt oder Kupferstich. Für Kopenhagen kam hinzu, daß der Schmuck der Frauenkirche mit dem Christus auf dem Altar in der Geberde: Kommt zu mir, die ihr mühselig und beladen seid — den Enthusiasmus des damals noch streng lutherischen Volkes entzündet hatte.

Wie ich dies schreibe, fällt mir ein, dass ich mich nie erkundigt habe, von wem der Gedanke des Thorwaldsenmuseums ausgegangen ist und in welcher Form der Urheber sein Volk dafür gewonnen hat. Es steckt ein lehrreiches Stück Psychologie in diesen Fragen und ihrer Antwort.

Vom Thorwaldsenmuseum bis zum Museum nordischer Altertümer im Prinzenpalais sind wenige Minuten. Wer es liebt, Kontraste auf sich wirken zu lassen, findet hier Gelegenheit. Wo das Thorwaldsenmuseum einem einzelnen Manne gewidmet ist, breitet sich im Altertümermuseum die Urgeschichte eines ganzen Volkes aus.

Dabei ist es ebenso volkstümlich wie das Thorwaldsenmuseum. Bis in die Schichten der Dorfbewohner geht sein Ruhm und die Sehnsucht, es zu besuchen. Davon habe ich mich gelegentlich in Gesprächen überzeugen können. Bauern stellen das Jahr hindurch einen Hauptteil der Besucher.

Es wird schwer, uns eine Zeit vorzustellen, die solches noch nicht besaß. Und doch liegt sie gar nicht lange hinter uns.

Professor Nyerup, der vielseitig tätige Historiker, hat am Anfang des neunzehnten Jahrhunderts den Grundplan des Museums entworfen, und auf sein unermüdliches Drängen hat der Staat 1807 die Gründung beschlossen. Was aus dieser jungen Anstalt werden sollte, konnte damals niemand ahnen, auch der Urheber nicht, der von französischen Gedanken angeregt war. In Frankreich hatte die Revolution als ein fühlbarer Bruch die ganze Vergangenheit objektiviert. Dort lernte am Ende des achtzehnten Jahrhunderts das Volk sich als eine Einheit fühlen. In der Seele der herrschenden Aristokratie des achtzehnten Jahrhunderts lassen sich antiquarische Neigungen denken, aber sie konnten sich noch nicht auf ein Ganzes erstrecken, solange die Aristokratie die Herrschaft hatte. Was ging den Adel die Kulturgeschichte des Bürgers und Bauern an? Nach der Revolution gehörte die ganze Vergangenheit dem ganzen Volke. Das in der Restauration später wieder aufgelöste große historische Museum, das erste seiner Art, hat durch seine Publikation, in der es fortbesteht, überall in Europa den Anstoß zur Gründung historischer Sammlungen gegeben.

Kopenhagen ging voran, und Dänemark hat dieser Tat Nyerups nicht nur die rationelle Ausbildung seines Systems von Museen zu danken sondern den Ruhm, die Wissenschaft der Vorgeschichte gegründet zu haben.

Man möchte bei Nyerup eine Art Instinkt annehmen, dass er so früh mit dem Plan auftrat. An keiner Stelle hätte die Idee zu denselben großartigen Erfolgen geführt. Es war, als hätte Nyerup geahnt, dass gerade Dänemark in seinen unberührten Mooren und Grabhügeln die Überbleibsel der Kultur vieler Jahrtausende zurück bis zum ersten Auftreten des Menschen wohlerhalten bewahrt hatte, und dass die Schätze nur der Hebung harrten.

Was dort in Kopenhagen gesammelt ist, geht jedoch nicht nur die Dänen an, es gehört zu den großen Heiligtümern der ganzen germanischen Rasse. Die Angelsachsen in Nordamerika, in Australien, in Südafrika und in den asiatischen Reichen werden einst mit dem Bewusstsein, Ahnen zu verehren, zu den Räumen des Prinzenpalais in Kopenhagen wallfahrten, das diese Schätze aufbewahrt.
Für uns Hamburger müsste dies Museum eins unserer großen Bildungsmittel werden. Im benachbarten Altertümermuseum in Kiel haben wir die glücklichste Einführung an der Hand.

Das Museum im Prinzenpalais umfasst die ganze ungeheure Zeit, die in den Tagen der Gründung als abgeschlossene Geschichte empfunden wurde, das heißt die vorgeschichtlichen Zeiten und die katholischen Jahrhunderte. Mit der Reformation fing die neue Zeit an. Man fühlte sich ihr so nahe, dass vom sechzehnten Jahrhundert an die moderne Zeit gerechnet wurde, in der man zu Hause war, und die noch nicht als Geschichte gerechnet wurde. Waren doch damals noch überall die Möbel des fünfzehnten, sechzehnten und siebzehnten Jahrhunderts im täglichen Gebrauch.

Mit nie verminderter Ehrfurcht und immer neuem Staunen durchwandert auch der Fachmann diese magazinartig überfüllten Räume, die nicht als Museum gebaut sind und gerade darum besitzen, was in den neuen Museumsbauten so selten ist, gutes Licht und gute Wände.

Der Inhalt lässt sich kaum andeuten. Ein französischer Fachmann, der alle verwandten Museen Frankreichs kennt, und der durch die Publikationen der dänischen Forscher wohl vorbereitet war, sagte mir, als er mich bei der Rückkehr besuchte: Mais c'est absolument phantastique.

Er hat recht. Das Museum ist Geschichte und Märchen. Wer steht ohne Schauer vor den wohlerhaltenen Gewändern einer germanischen Fürstin der Urzeit, vor den riesigen Lurenhörnern aus Bronze, die die Feier des Gottesdienstes mit Tönen begleiteten, die heute noch in ihnen schlummern, vor einem wirklichen Götterwagen, auf denen das Bildnis des Gottes oder der Göttin über Land gefahren wurde, vor den unbeschreiblichen Schätzen an Gold und Silber, zum Teil in einer technischen Vollendung und künstlerischen Schönheit, dass die sämtlichen Schmuckkünstler unserer Tage davor erröten müssten.

In der mittelalterlichen Abteilung des Museums gibt es auch für uns Hamburger ein ungelöstes Rätsel. Es ist der schöne große Altar aus dem Kloster Preetz, auf dessen bemalten Flügeln Professor Dr. Goldschmidt in Halle, ein geborener Hamburger, eine Kopie der Kreuzigung von unserem großen Meister Francke entdeckt hat. Das Original ist bekanntlich, bis auf die jetzt in unsrer Kunsthalle hängende Gruppe der Frauen unter dem Kreuz, verloren gegangen. Auch der zweite Flügel des Altars ist nach Motiven von Francke ausgestattet. Ist der schöne Preetzer Altar ein Werk hamburgischer Kunst? Stammt er aus Lübeck, und hat man dort das Werk des hamburgischen Meisters benutzt?

Beides ist möglich. Denn die Werke von Meister Francke haben im ganzen Norden gezündet. Bis in die pommerschen Hansestädte habe ich von Stadt zu Stadt Wiederholungen von Meister Franckes Schmerzensmann gefunden.

Als man die drei Jahrhunderte nach der Reformation in Kopenhagen als abgeschlossene Geschichte empfinden gelernt hatte, wurde auch für diese Zeit, in der sich Fürst und Adel, die bis dahin mit dem ganzen Volk auf dem Boden derselben Bildung gestanden, als eine Oberschicht mit klassischer und ausländischer — französischer und deutscher — Kultur abhoben, ein eigenes Museum gegründet. Man wählte dazu das Sommerschloss Rosenborg mit dem schönen stillen Park, jetzt mitten in der Stadt gelegen.

Der Reiz dieses Museums liegt vor allem in dem Umstand, dass es kein abstrakter Museumsbau ist sondern ein wirkliches zu Wohnzwecken errichtetes Schloss.

Es stammt aus dem Jahre 1604, ist aber, da es bis zur Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bewohnt war, im Innern vielfach umgebaut und umdekoriert. Als es erbaut wurde, kannte man im Norden noch keine andern als Wendeltreppen, und die Einrichtung der Korridore war noch nicht bekannt. In den ersten beiden Geschossen führen zahllose kleine Zimmer ineinander, den zweiten Stock füllt ein einziger großer Saal, der im siebzehnten Jahrhundert als Thronsaal eingerichtet wurde und eine überaus anziehende Stuckdecke mit Vertretern aller Stände in Relief erhielt.

Zu diesem Thronsaal führt die eine kleine Wendeltreppe hinauf, deren Maße für ein Zinshaus heute nicht genügen würden. Sie liegt außerhalb des Grundrisses in einem an das Rechteck angefügten Turm. Dieser Turm wird von zwei kleineren flankiert, die im Innern ganz kleine behagliche, völlig abgeschlossene Gemächer enthalten, in denen man das Bedürfnis, aus dem Kreis der durchgehenden Säle und Zimmer in etwas ganz Abgeschlossenes, Ungestörtes zu flüchten, heute noch nachempfindet.

So hat der rechteckige Bau an der einen Langseite drei Türme. Gegenüber hat er an der andern Langseite nur einen, den größten. Im Obergeschoss enthält er, dem Publikum nicht zugänglich, den Kronschatz, darunter die märchenhaft schöne offene Krone der Spätrenaissance, die von einem Goldschmied in der kleinen dänischen Stadt Odense hergestellt worden ist. Soviel Geschmack und Kunst, wie dazu gehört, hat heute kein Goldschmied in Paris, auch der berühmte Lalique nicht.

Man hat in Dänemark immer viel Sinn für Symbolik gehabt. Der Thron des Königs ist ein schönes Beispiel, er ist nicht aus Elfenbein sondern aus Narvalzähnen und Silber hergestellt.

Vor den Thronen des Königs und der Königin halten drei große silberne Löwen Wacht. Man nennt sie den Sund und den großen und kleinen Belt.

Dies Museum reicht vom Ende des sechzehnten Jahrhunderts bis zum Jahre 1863, mit dem für Dänemark eine neue Zeit angebrochen ist.

Das Museum in Rosenborg umfasst nur die fürstliche Kultur, die bürgerliche derselben Zeit hat ihr eigenes Museum erhalten, und ihm schließt sich draußen in Lyngby das landwirtschaftliche Museum an. Diesem beschlossen wir, einen Tag zu widmen.

Das Schloß in Frederiksborg, das nach dem Vorbilde von Versailles als großes, alle Ehren des Volkes umfassendes Museum angelegt ist, haben wir ausgelassen, obwohl wir als Hamburger dem großartigen silbernen Altar der Schlosskapelle, dem Werk des berühmten Hamburger Goldschmieds Mores, einen Besuch schuldig gewesen wären.

Auch das ethnographische Museum, das sehr bedeutend und vorzüglich aufgestellt ist im Prinzenpalais, das Kupferstichkabinett und die schöne Münzen- und Medaillensammlung ließen wir aus.

Und schließlich fehlte es auch an Zeit, den großen Komplex von Museen zu besuchen, durch den der Brauer Jacobsen das wohlgefügte System der nationalen Museen ergänzt hat. Er fand, als er seine selbst gewählte Wirksamkeit antrat, alles vor, was aus dem Gedanken des historischen Museums von Nyerup sich entwickeln ließ, das allen Ständen gemeinsame Altertumsmuseum, das Fürsten- und Adelsmuseum, das Bürgermuseum, das Bauernmuseum und die Ruhmeshalle in Frederiksborg.

Er fügte die große Sammlung moderner, meist französischer Skulptur hinzu, sein großartiges Antikenmuseum und eine Gemäldegalerie, die wohl eigentlich die sonst in Kopenhagen nicht vertretene ausländische Kunst des neunzehnten Jahrhunderts enthalten sollte, aber um allerlei alte Kunstwerke bereichert ist.

Als letzte der Kopenhagener Sammlungen haben wir die Nationalgalerie besucht. Sie enthält die alte königliche Sammlung, vorwiegend holländischer Meister, darunter sehr schöne Rembrandts, und die dänische Malerei des neunzehnten Jahrhunderts.

Für uns Hamburger hat die Sammlung besonderen Wert, weil sie die bescheidenen großen Maler aus den zwanziger und dreißiger Jahren enthält, die unsern Speckter, Oldach, Gensler, Milde und Kauffmann so nahe verwandt sind. Wir lernen uns besser kennen und schätzen, wenn wir diese köstlichen dänischen Meister würdigen gelernt haben.

Freilich hat man sich ihnen in der Nationalgalerie erst ziemlich spät zugewandt. Als ich die Sammlung zuerst kennen lernte, war fast noch nichts von ihnen vorhanden, und ein volles Bild vermag die Nationalgalerie auch heute noch nicht von ihnen zu bieten.

Wir haben die Kopenhagener Sammlungen, soviel wir davon gesehen haben, wirklich genossen, weil wir uns beschränkt haben, das Wesentliche zu sehen und uns dafür behaglich Zeit lassen konnten.

Es ist mir oft aufgefallen, wie wenig man in Hamburg von Kopenhagen wirklich weiß, und dass bei der bequemen Verbindung und dem unendlichen Reichtum der nordischen Nachbarstadt die Sehnsucht bei uns nicht größer ist.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Eine Sommerfahrt auf der Yacht Hamburg