Die freiwillige Krankenwärter aller Länder

Man muss deshalb freiwillige Krankenwärter und Krankenwärterinnen haben, welche gewandt, vorbereitet oder eingeweiht sind, um bei einem solchen Hilfswerke tätig sein zu können, und die auch, durch die Anführer der kriegführenden Armeen anerkannt, in ihrer Mission unterstützt und durch jedwede Erleichterung begünstigt werden. Das Personal der militärischen Lazarette ist immer ungenügend, und wenn man es auch verdoppeln und verdreifachen wollte; so würde es dennoch nicht ausreichen; man muß immer wieder zum Publikum seine Zuflucht nehmen, man ist dazu gezwungen, und man wird immerwährend dazu gezwungen werden; denn nur seine Mitwirkung macht die Erreichung des vorgesteckten Zieles möglich. Es handelt sich deshalb darum, einen Aufruf, eine Bitte an die Männer aller Länder und jeden Ranges ergehen zu lassen, von den Mächtigen dieser Welt bis zu den ärmsten Arbeitern; denn Alle können auf die eine oder andere Weise und jeder in seiner Art und nach seinen Kräften bei dieser guten Tat mitwirken. Ein Aufruf dieser Art würde den Frauen ebenso gut als den Männern gelten, der aus den Stufen eines Thrones sitzenden Prinzessin ebenso wohl als der dienenden und ergebenen Waise oder der auf Erden allein stehenden Witwe, kurz Allen, welche ihre letzten Kräfte der Linderung der Leiden ihres Nächsten widmen wollen; man würde ihn sowohl an einen General oder Feldmarschall, als auch an einen Philanthropen und einen Schriftsteller richten, der von seiner Arbeitsstube aus in seinen Veröffentlichungen mit Talent eine Frage aufzufassen im Stande wäre, welche die ganze Menschheit interessiert, und die in beschränkterem Maße jedes Volk, jede Gegend, ja selbst jede Familie berührt; denn nirgends weiß man sicher, ob man sich den Folgen eines Krieges entziehen könne.

Wenn nach der Schlacht von Solferino ein österreichischer und ein französischer General an dem gastfreundlichen Tische des Königs von Preußen neben einander sitzen konnten, um sich in guter Freundschaft zu unterhalten, was würde sie wohl gehindert haben, eine des allgemeinen Interesses und der allgemeinen Aufmerksamkeit so würdige Frage zu prüfen und zu besprechen?



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Eine Erinnerung an Solferino (1859)