Chortitza-Rosenthal, am 28. Februar 1920.

Wäsche aus Taurien! Kindlich freuen sich große Menschen, die sonst Wäscheschränke voll Wäsche hatten, über ein Hemd, auch wenn es gebraucht und geflickt ist. Wenn man in Westeuropa wüsste, wie wir hier ein altes, verwaschenes aber reines Hemd schätzen, wie wir dankbar wären, wenn ein jeder von uns so viel an Wäsche besäße, dass er die Unterkleidung wechseln könnte! Das können immer noch nicht alle tun. Viele haben zu dem keine Oberkleider mehr, weil die Anarchisten viele Kranken auch der letzten Kleider beraubten, ich weiß einen Mann, der im Bett liegen muss, weil er keine Kleider hat.

Wenn man dort ermessen könnte, wie hoch wir ein Paar Stiefel einschätzen! Wir gehen auf Holzsohlen, daran überkreuz Leinen- oder Tuchbänder genagelt sind, sodass wir darauf wie auf Sandalen gehen. Aber die Füße sind nicht bedeckt; man hat keine Wolle, geschweige denn Strümpfe.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ein Tagebuch aus dem Reiche des Totentanzes