Chortitza-Rosenthal, am 17. Februar 1920.

Die Sonne wird mit jedem Tage freundlicher. Wir gehen doch dem Frühling entgegen. Aber bis Ende April müssen die Krankenzimmer geheizt werden. Wir sind so empfindlich gegen Kälte. Die Bäume sind bald alle gefällt. Wälder gibt es nicht in unserer Steppe. Das Holz Nord-Russlands liegt für uns ebenso fern, wie der Wald in Zentral-Afrika. Die wenigen Lokomotiven, die es noch gibt, fördern Züge mit Menschen aus dem Norden herbei, um den Krieg gegen den General Wrangel zu führen, der aus der Krim nach Norden vordringt.

Die Getreidemühlen stellen nach und nach den Betrieb ein, denn es gibt keine Kohlen, kein Holz, keine Öle, keine Treibriemen mehr. Die Mehlpreise steigen phantastisch an und wir verkaufen an Spekulanten die unentbehrlichen Möbel und selbst Häuser zum Abbrechen, um Zahlungsmittel in die Hand zu bekommen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ein Tagebuch aus dem Reiche des Totentanzes