Chortitza-Rosenthal, am 1. März 1920.

Es ist vorbei! Die Hoffnung verblasst. Zwischen jenen Deutschen in Taurien und uns ist die Front der beiden Heere Wrangels und der Bolschewiki entstanden. Wir sind von den helfenden Brüdern abgeschnitten. Wir leben in vollkommener Abgeschlossenheit. Die Bahnen gehen nicht, die Post arbeitet nicht, der Telegraph erst recht nicht, denn während der Willkürzeit, die immer noch andauert in der anarchisch verseuchten Ukraine haben die Telegraphenstangen und -Drähte andere Verwendung gefunden. Am ehesten denkbar wäre jetzt der Verkehr zu Pferde. Allein wir haben keine Tiere behalten. Wenn es noch elende Klepper gibt, so gebraucht man sie, um das eine oder andere Feld notdürftig zu bestellen. Im Herbst konnten die Felder der Anarchien wegen nicht bestellt werden, und jetzt bleiben sie liegen, weil es keine Arbeitskräfte gibt.

Das Reisen ist gefährlicher geworden als im Innern Afrikas. Vorgestern wagten drei Deutsche es, sich auf einen längeren Weg zu begeben. Gestern um die Mittagszeit fand man den Fuhrmann und das junge Brautpaar tot am Wege. Sie waren nur 15 Werst fortgekommen. Des Wagens und der elenden Pferde wegen wurden sie ermordet.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ein Tagebuch aus dem Reiche des Totentanzes