Ein Stein vom Herzen

Aus: Der Müller von Wostevitz. Band 1
Autor: Carl Schmeling (unbekannt), Erscheinungsjahr: 1863
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Kriminalroman, Rügen, Schwedenzeit, Strandräuber, Mühle, Müller, Strickreiter, Bergen, Postmeister, Postkutsche, Gasthaus, Poststation, Kutscher, Postillon, Norddeutschland, Dreißigjähriger Krieg, Pommern, Gustav Adolf von Schweden, Frieden, Mörder,
Kriminalroman aus Rügens Schwedenzeit

Beim Abschuss des Friedens nach dem Dreißigjährigen Krieg, zu Osnabrück 1648, gelang es Schwedens Diplomaten, sich ein hübsches Stück Norddeutschland, nämlich Pommern links von der Oder und die Insel Rügen, in die Tasche zu stecken.

Indessen sollte sich Schweden nicht lange des ungestörten Besitzes der Lande Vorpommern und Rügen erfreuen; es gab verschiedene Männer, die den politischen Fehler der deutschen Staatsweisen nicht allein erkannten, sondern auch zu korrigieren suchten, und zu ihnen gehörten besonders Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg und sein Enkel König Friedrich Wilhelm I. von Preußen.
Als der erste, zugleich kluge und tapfere Herr, die Schweden bei Fehrbellin und in Preußen auf gut deutsch heimgeleuchtet hatte, stand er nicht an, die etwas übermütig gewordenen Nordländer im eigenen Lande anzugreifen und, ihnen die ehedem gemachte Beute einigermaßen zu beschneiden.
In Folge dessen und eines späteren Krieges seines Enkels mit Schweden kam denn der Teil des Landes Pommern, welcher zwischen der Oder und Peene belegen, nach und nach an Brandenburg und Preußen, und Schweden behielt seit 1720 nur das sogenannte Schwedisch-Pommern, — jetzt Neu-Vor-Pommern, — und die Perle der Ostsee, die Insel Rügen.

Obwohl nicht immer ganz ungestört, blieb es doch im rechtlichen Besitz dieser Lande bis zum Jahre 1815, wo sie bekanntlich auf dem Wiener Kongresse, jenem großen Metternich'schen Länder und Völkerschacher, zu Dänemark geschlagen, jedoch wiederum von Preußen, wenn nicht mit dem Schwerte, so doch durch Tausch und Kauf eingelöst wurden. —

Inzwischen waren Pommern und Rügen nie eine einträgliche Akquisition für Schweden gewesen; dieselbe konnte höchstens für eine Art Luxusartikel gelten, der zwar einen herrlichen Nimbus verlieh und ein teures, rühmliches Andenken bildete, aber auch gewaltig kostbar zu unterhalten war.

**************************************************************
Inhaltsverzeichnis
  1. Fortsetzung
Schwedens Heldenkönig, Gustav Adolph, war rechtzeitig für seinen Ruhm als Retter und Schützer des protestantischen Glaubens, sowie für seinen Ruf als gerechter Fürst und rechtschaffener Mann, bei Lützen gefallen.
Der Lohn Schwedens für seine Intervention während der religiösen Wirren Deutschlands fiel daher beim Abschluss des Friedens nach dem dreißigjährigen Kriege, zu Osnabrück, auch keineswegs so reichlich aus, als dies wohl der Fall gewesen wäre, wenn sein König um jene Zeit noch gelebt hätte.
Dem ungeachtet gelang es seinen Diplomaten, für die angeblich in diesem Kriege und im Interesse Deutschlands aufgewendeten Mittel ein recht hübsches Stück des Letzteren, nämlich Pommern links von der Oder und die Insel Rügen, in die Tasche zu stecken.
Die deutschen Herren konnten freilich auch nichts Besseres tun, als statt schnöden Geldes ein Stück Deutschland und so und so viel deutsche Seelen zu opfern, — ein Geniestreich, der sich 1815 zu Wien wiederholte, — und Schweden erreichte deshalb doch seinen eigentlichen Zweck, — nämlich den, einen Fuß in dem ihm so teuer gewordenen Deutschland zu behalten. —

Indessen sollte sich Schweden nicht lange des ungestörten Besitzes der Lande Vorpommern und Rügen erfreuen; es gab verschiedene Männer, die den politischen Fehler der deutschen Staatsweisen nicht allein erkannten, sondern auch zu korrigieren suchten, und zu ihnen gehörten besonders Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg und sein Enkel König Friedrich Wilhelm I. von Preußen.
Als der erste, zugleich kluge und tapfere Herr, die Schweden bei Fehrbellin und in Preußen auf gut deutsch heimgeleuchtet hatte, stand er nicht an, die etwas übermütig gewordenen Nordländer im eigenen Lande anzugreifen und, ihnen die ehedem gemachte Beute einigermaßen zu beschneiden.
In Folge dessen und eines späteren Krieges seines Enkels mit Schweden kam denn der Teil des Landes Pommern, welcher zwischen der Oder und Peene belegen, nach und nach an Brandenburg und Preußen, und Schweden behielt seit 1720 nur das sogenannte Schwedisch-Pommern, — jetzt Neu-Vor-Pommern, — und die Perle der Ostsee, die Insel Rügen.
Obwohl nicht immer ganz ungestört, blieb es doch im rechtlichen Besitz dieser Lande bis zum Jahre 1815, wo sie bekanntlich auf dem Wiener Kongresse, jenem großen Metternich'schen Länder und Völkerschacher, zu Dänemark geschlagen, jedoch wiederum von Preußen, wenn nicht mit dem Schwerte, so doch durch Tausch und Kauf eingelöst wurden. —
Inzwischen waren Pommern und Rügen nie eine einträgliche Akquisition für Schweden gewesen; dieselbe konnte höchstens für eine Art Luxusartikel gelten, der zwar einen herrlichen Nimbus verlieh und ein teures, rühmliches Andenken bildete, aber auch gewaltig kostbar zu unterhalten war.
Denn die größeren Städte hatten früher meistens zur Hansa gehört und sich Freiheiten und Rechte zu erhalten gewusst, wonach sie keine Abgaben zu zahlen nötig hatten.
Die kleineren Städte waren dagegen zum größeren Teile Klöstern, Stiftern oder großen Herren zinspflichtig, die diesen Zins mit der Krone Schwedens zu teilen keineswegs Lust hatten.
Das platte Land befand sich, besonders auf der Insel Rügen, im Besitz des Adels oder in Händen seiner Lehnspflichtigen oder Zinsbauern, und dieser Adel hatte hier, wie überall, nicht die geringste Neigung, Steuern zu zahlen.
Es blieben somit nur einige Städte und wenige bürgerliche Freisassen und Bauern, welche steuerten, und außer diesen Steuern die Gefälle an Zöllen, Brücken, Wege, Stromgeldern usw.
Die Steuern der ersten beiden Kategorien waren indessen so niedrig, dass sie kaum in Anschlag gebracht werden durften, und die Letzteren gingen vollkommen für Verwaltung und Reparaturen auf. Man verstand damals schon so gut zu rechnen und Rechnungen zu belegen wie heute.
Die Abgaben der Lande reichten also nicht hin, die Kosten ihrer Verwaltung zu bestreiten, und es musste alljährlich ein bedeutender Zuschuss von Schweden aus für seine Beamten und sein stehendes Heer herübergeschickt werden. —
Was nun die Bewohner der Lande betraf, so konnten sie mit dem fremden Regimente schon zufrieden sein; denn man hatte ihnen nicht allein ihre Gesetze und Gerechtsame vollständig gelassen, sondern der Wechsel der Regierung brachte ihnen auch so noch bedeutende Vorteile, deren sie früher entbehren mussten.
Von den Seestädten, die durch jenen Wechsel unter einer respektablen und respektierten Flagge handeln durften, ist bei dieser Gelegenheit eigentlich nicht weiter zu reden nötig; sie bildeten aber gleichsam die Pforten, durch welche alle möglichen überseeischen Produkte einen Weg in deutsche Lande fanden.
Jene Lande konnten daher als Stapelorte für diese Produkte gelten, von denen aus auch andere Teile Deutschlands, trotz der strengen Grenzsperren, mit ihnen versorgt wurden und die Vermittlung dieses Handels geschah durch einen großartigen, weit verbreiteten und verzweigten Schmuggel.
Dadurch erblühte ein noch heute bemerkbarer Wohlstand des Landes, und diesen noch mehr zu heben, diente auch der Umstand, dass Schweden, um einer anständigen Repräsentation sicher zu sein, nur Leute für die höheren Verwaltungsstellen sandte, welche bedeutendes Vermögen besaßen.
Dagegen fehlte es nicht an Orden, Titeln und Würden für diese Herren, die darin einen Ersatz für die aufgewendeten Reichtümer fanden, oder deren Zweck jene eigentlich waren, während sie sich mit der Arbeit, welche ihre hohen Stellungen forderten, nicht gerne zu schaffen machten.
Darin lag ein fernerer Vorteil für das Land und seine Bewohner; denn faktisch war die Macht der Ämter jener Herren in ganz andern Händen als in den ihrigen, nämlich in denen von Eingeborenen, die in ihrem Namen die Administration ausübten.
Das Regiment Schwedens in diesen Landen war daher mit einem Worte höchst lau und lässig; man wollte nicht drücken, um sich die fremde Nationalität geneigt zu machen oder zu erhalten, und dies erlaubte dem unabhängigen Manne nach allen Seiten eine freie und natürlich auch vorteilhafte Bewegung.
Was indessen dem friedliebenden tätigen Geschäftsmanne, dem fleißigen Gewerbetreibenden und dem freien Landmanne auf diese Weise zum besonderen Nutzen gereichte, konnte auch dem zu Ausschreitungen geneigten unruhigen Menschen nicht besonders hemmende Schranken setzen.
Der Schmuggel war, wie schon bemerkt, ein Erwerbszweig des Landes und besonders der niederen Klassen der Bevölkerung geworden, welche durch seinen Betrieb allerdings nicht gegen die schwedischen Gesetze verstießen.
Doch meistens stand mit demselben auch Holz- und Wilddiebstahl in den ebenfalls nur lau beaufsichtigten Kronforsten in Verbindung, und wie er Schmuggel häufig der erste Schritt zur Piraterie ist, so darf Jagd- und Holzfrevel als eine Anleitung zu anderen Diebereien und zum Raube gelten. —
Übrigens hatten auch die häufigen feindlichen Invasionen während der kriegerischen Ereignisse des vorigen Jahrhunderts mit Schuld, dass die niederen Klassen der Bevölkerung verwilderten, und da Schweden, in seine ewigen Parteienkämpfe versunken, sich an diesen Umstand nicht kehrte, so wucherte verbrecherisches Treiben nach Beendigung des siebenjährigen Krieges ungestört und in einer seltenen Ausdehnung.

Gustaf IV. Adolf (1778-1837) König von Schweden von 1792-1809

Gustaf IV. Adolf (1778-1837) König von Schweden von 1792-1809

Bauer aus Pommern

Bauer aus Pommern

Bergen, Marktplatz (2)

Bergen, Marktplatz (2)

Bergen, Marienkirche

Bergen, Marienkirche

Mönchguter Bäuerin

Mönchguter Bäuerin

Mönchguter Bauer

Mönchguter Bauer

Mönchguter Bräutigam

Mönchguter Bräutigam

Mönchguter Braut

Mönchguter Braut

Mönchguter Fischer

Mönchguter Fischer

Mönchguter Fischerin

Mönchguter Fischerin

Mönchguter Fischerpaar

Mönchguter Fischerpaar

Pommerische Bauernfrau

Pommerische Bauernfrau

Pommerischer Hochzeitsbitter

Pommerischer Hochzeitsbitter

Pommerscher Landmann

Pommerscher Landmann

Rügen Bauer (2)

Rügen Bauer (2)

Rügen Bauer

Rügen Bauer

Rügen Bauernfrau in Trauerkleidung

Rügen Bauernfrau in Trauerkleidung

Rügen, Frau in Abendmahlkleidung

Rügen, Frau in Abendmahlkleidung

Rügen Hofbesitzer

Rügen Hofbesitzer