Ein Regenankündigungsdienst für Landwirte

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 1. 1921
Autor: B. W. L., Erscheinungsjahr: 1921

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Wetter, Witterung, Regenfälle, Niederschläge, Landwirtschaft, Starkregen, Trockenheit, Wettervorhersagen, Hagel, Schnee,
Die Meteorologie oder Witterungskunde gelangt unter außerordentlich schwierigen Verhältnissen zu ihren theoretisch und wichtigen Ergebnissen. Gewissenhafte Zusammenarbeit, die nach einem gemeinsamen Beobachtungsplan und einheitlicher Beobachtungsmethode an verschiedenen Orten der Erde geleistet werden muss, bietet die Voraussetzung erfolgreicher Arbeit. Seit Alexander von Humboldt die Anlage zahlreicher meteorologischer Stationen für nötig erklärte, sind auf diesem verhältnismäßig jungen Forschungsgebiete bedeutende Fortschritte zu verzeichnen. Im September dieses Jahres [1921] sind achtundvierzig Jahre verflossen, seit in Wien die erste internationale Meteorologenversammlung tagte.

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Die Ergebnisse dieser Wissenschaft sind für Handel und Verkehr, Schifffahrt und Landwirtschaft gleicherweise wichtig. Besonders auf See ist auf Grund von Sturmwarnungen durch Wettertelegraphie manches Unglück verhütet worden, und dem Seemann bieten die Wetterkarten eine große Hilfe. Die drahtlose Telegraphie leistet der Witterungskunde ganz unentbehrliche Dienste.

Im Anfang Mai dieses Jahres [1921] ist bei dem Berliner Wetterbüro an der Landwirtschaftlichen Hochschule (Berlin N 4, Invalidenstraße 42), vom Preußischen Landwirtschaftsministerium angeregt, versuchsweise ein neu eingerichteter Regenankündigungsdienst in Tätigkeit getreten. Der Dienstbezirk umfasst die Provinzen Brandenburg und Pommern, das südöstliche Mecklenburg und den nördlich vom zweiundfünfzigsten Breitengrad gelegenen Teil der Grenzmark Westpreußen-Posen. Gegen eine monatliche Gebühr von dreißig Mark zuzüglich der Portoauslagen werden die im Laufe des Tages bei dem Wetterbüro durch Fernspruch, Drahtungen oder Briefe eingehenden Anfragen, ob in nächster Zeit mehr oder weniger ergiebige Niederschläge zu erwarten seien, beantwortet. An Wochentagen erfolgt die Auskunft in der Regel sofort, an Sonn- und Festtagen ohne größeren Verzug. Sooft es geboten erscheint, namentlich dann, wenn sich starke Regengüsse oder Hagelfälle oder die ersten nennenswerten Niederschläge nach längeren Trockenzeiten einigermaßen bestimmt voraussehen lassen, werden die Ankündigungen den regelmäßigen Nachrichtenbeziehern auch ohne vorherige Anfrage erteilt.

Um für diese Vorhersagen feste Grundlagen zu gewinnen, soll das Berliner Wetterbüro neben den auch den anderen öffentlichen Wetterdienststellen täglich aus ganz Europa zugehenden reichhaltigen Witterungsnachrichten auch noch von einer großen Anzahl deutscher meteorologischer Stationen über alle bei ihnen vorkommenden starken Niederschläge besondere Drahtmeldungen erhalten, da sich im norddeutschen Flachlande die bedeutenderen Regenfälle auf langen Strecken ziemlich regelmäßig von einer Stelle zur anderen in bestimmten Richtungen fortzupflanzen pflegen, die man nach den neueren Untersuchungen gewöhnlich aus den allgemeineren Witterungsverhältnissen mehr oder weniger genau entnehmen kann. Hoffentlich trügt diese Einrichtung, erste ihrer Art in Deutschland, dazu bei, der Zufällen stark ausgesetzten Landwirtschaft erwünschte Dienste zu leisten.


Phot. Atlantic, Berlin.
Die Apparate des Berliner Wetterbüros zur Messung von Wind, Regen und Wärme.
Aufnahme der drahtlosen Wettertelegramme aus ganz Europa.

Wetterkarte 01 Seite 14 vom 2. Januar 1907 8 Uhr morgens

Wetterkarte 01 Seite 14 vom 2. Januar 1907 8 Uhr morgens

Klima, Aufnahme der dratlosen Wettertelegramme aus ganz Europa

Klima, Aufnahme der dratlosen Wettertelegramme aus ganz Europa

Klima, Die Apparate des Berliner Wetterbüros zur Messung von Wind, Regen und Temperatur

Klima, Die Apparate des Berliner Wetterbüros zur Messung von Wind, Regen und Temperatur