Wellenschläge des Tiroler Feldzuges 1809. Von Lorenz von Westenrieder.

Aus den Tagebüchern Lorenz von Westenrieders.

Den 12.Iuli 1809 wurde wegen der neuen Siege der Franzosen über die Österreicher ein feierliches Te Deum in der hiesigen Michaelskirche gehalten.


Den 15. August. Heute Nacht wurde Graf Maximilian Arco, welcher von den Tirolern erschossen wurde, nach dem Totenzimmer des äußern Gottesackers gebracht; er wird den 17. Abends 5 Uhr militärisch begraben.

Im vorigen Monat erschien eine Verordnung, welche enthielt, daß auch die Geistlichen bis zum zurückgelegten sechzigsten Jahre schuldig sein sollten, Soldatendienste zu machen. Da dieses vandalische Mandat, wie leicht zu erachten, von keinem Menschen gebilligt wurde, so erschien wieder eine Verfügung, daß man. die persönlichen Dienste in Geldbeiträge verändern und mithin den präbendierten Geistlichen zumuten wollte, solche Beiträge zu leisten. Den 12. August erließ die Polizei ein
Patent an die hiesigen Pfarrer und vermittels angesonnener Mitteilung an die sämtlichen hiesigen präbendierten Priester, daß sie auf der Polizei beim Polizeikommissär Roth sich stellen und wegen ihrer Geldbeiträge erklären sollten.

Den 25. August 1809. Heute sind aus Tirol ein paar Hände voll unserer Soldaten, Überbleibsel von verschiedenen Regimentern, angekommen in einem erbärmlichen Zustand, mit zerrissenen Monturen, die meisten ohne Monturen, barfuß und ohne Hut, viele ohne Musketen. Diese angekommenen Soldaten waren in Tirol gefangen, dann von den Österreichern, als diese beim Eintritt des Waffenstillstandes aus Tirol zogen, mitgenommen und nunmehr losgelassen worden.

Den 29. Heute nach 9 Uhr kam ein kleines Kommando französischer Reiter. - Nach elf kamen sechzig Wagen alter, den Tirolern abgenommener Gewehre, welche von den Cordonisten begleitet wurden. Auch trugen sie voraus etwa sieben Fahnen, und auf dem ersten Wagen sah man große Knittel und Lanzen mit eisernen Spitzen.

Den 3. Oktober, an einem Dienstag, erhielt der König die Nachricht, daß der Friede geschlossen sei.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ein Jahrhundert München 1800-1900