Nach der Abreise der Gräfin Landsfeld. Aus der „Augsburger Postzeitung“

Aus der „Augsburger Postzeitung“

Sobald die Gräfin Landsfeld gestern schon vor 11 Uhr abgefahren war, drang die so lange zurückgehaltene Menge von dem obern Ende der Barerstraße in das Hans ein und zertrümmerte Möbel und was sie fand, um die Spur der Unheilstifterin so viel wie möglich zu vernichten. Während sie hierbei beschäftigt war, erschien Se. Majestät der König am Hause und redete die Leute an: „Ich habe euch alles gewährt. Ich habe die Gräfin Landsfeld fortgeschickt und die Universität wieder eröffnet; wenn ihr euern König liebt, so betragt euch nun ruhig. Das Hans muß geschont werden.“ Solches war der Inhalt der königlichen Worte, auf welche die Menge mit lautem Lebehochruf erwiderte und „Heil unserm König, Heil“ anstimmte, was jedoch wegen des sich fort und fort erneuernden Lebehochrufens nicht ausgesungen werden konnte. - Es ist schwer zu beschreiben, wie sehr die ohnehin stets hohe Verehrung und Liebe für die Prinzessin und den Prinzen Luitpold sich während der letzten Begebenheiten gesteigert hat; denn die Prinzessin und der Prinz Luitpold waren es, welche die Deputation der Bürger vorgestern bei Seiner Majestät einführten und deren Bitten auf das wärmste unterstützten. Man muß die Bürger reden gehört haben, um die Innigkeit der Gefühle für dieses herrliche fürstliche Paar zu würdigen. Dem Vernehmen nach wird eine entsprechende Dankadresse an Höchstdieselben gerichtet und von sämtlichen Bürgern Münchens unterzeichnet werden. In dem gedachten Hause hat man außer zahlreichen Visitenkarten und Briefen auch eine ungeheure Masse von Bittschriften, darunter solche voll Personen, von denen niemand dergleichen geahnt hatte, vorgefunden. Wie es heißt, hat die verwiesene Gräfin Pässe nach England erhalten.


Graf Arco-Valley hat, wie öffentliche Blätter melden, dem Armenpflegschaftsrate zu München zur Verherrlichung der Ausweisung der Gräfin Landsfeld die Summe von 5000 fl zur Verteilung an die Armen übermacht.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ein Jahrhundert München 1800-1900