München im Jahre 1796. Von Adrian von Riedl.

Oberst Adrian von Riedl, eine Autorität auf dem Gebiete der Kartographie, gab im Jahre 1796 einen bayerischen Reiseatlas heraus, der außer den Karten auch textliche Anmerkungen enthält; ihnen ist diese topographische und kulturelle Studie über das München des ausgehenden achtzehnten Jahrhunderts entnommen:

München, die Haupt- und Residenzstadt von Bayern, liegt unter dem 29. Grade 10 Minuten der Länge und dem 48. Grade 8 Minuten der nördlichen Breite an dem Isarfluss, welcher in Tirol entspringt, beinahe die Mitte des Landes von Mittag gegen Nordost durchströmt und sich 38 Stunden unterhalb der Hauptstadt mit der Donau zu Isargmünd vereinigt.


In der Schwabinger-Gasse. Radierung von F. Bollinger

Die Lage der Stadt ist 320 Toisen, 1920 Pariser oder 2136 bayerische Schuhe über die Meeresfläche erhaben; das Klima ist etwas rau, die Luft scharf, aber sehr gesund, die Witterung wegen des Gebirges, welches südwärts in einer Entfernung von 16 Stunden den Gesichtskreis von München begrenzt, sehr abwechselnd, doch so, dass gewöhnlich 6 Monate (vom Mai bis Oktober) zu der schönen Jahreszeit gerechnet werden können.

Die mittlere Höhe des Barometrum ist hier 26 Zoll und 4 Linien. Die Inclination des Magnets ist bei uns in Bayern zwischen 70 und 72 Graden; die Declination hier in München zwischen 18 und 19 Graden bis 20 Minuten westwärts. Der höchste Grad der Wärme war bisher in München im Jahre 1782 den 27. Juli nachmittags um 2 Uhr 28 Grad Reaumur und der höchste Grad der Kälte war im Jahre 1788 den 31. Dezember früh 7 Uhr 24 Grad Celsius.

Die herrschenden Winde sind Südwest oder West; der längste Tag hat 15 Stunden und 54 Minuten.

Am Färbergraben. Radierung von F. Bollinger

Die Gegend umher zeichnet sich durch ihre schöne, große Fläche aus; denn wiewohl sich ostwärts jenseits der Isar und westwärts, eine Viertelstunde von der Stadt entfernt, zwei Anhöhen (vermutlich das ehemalige Ufer des Flusse) erheben und fast in paralleler Richtung fortlaufen, so ist ihre Höhe doch so unbeträchtlich, dass man die Gegend um München mit Recht eine Ebene nennen darf. Die Fruchtbarkeit dieser Gegend ist an sich schlecht. Kies und Flusssand sind die Hauptbestandteile des Bodens. Allein der Fleiß und die Industrie, durch die Hauptstadt aufgemuntert, gewinnen der Natur so viel Überfluss ab, dass man hier im Ackerbau sowohl als in der Gartenkunst kein deutsches und nur wenige europäische Produkte ganz vermisst.

In dem Umkreise einer starken Stunde liegen 14 Dörfer, ohne die Vorstädte, kurfürstliche und Privat-Landhäuser, einzelne Ökonomiegebäude etc. zu rechnen.

Eigentliche Vorstädte (obschon man sie hier nicht so nennt) sind die Au und das Lechel. Die Au liegt jenseits der Isar und erstreckt sich aufwärts in einer beträchtlichen Entfernung gegen Süden. Sie hat viele artige Gebäude, sehr gewerbsame Einwohner, ein schönes Mönchs- und zwei Nonnen-Klöster.

Das Lechel liegt zwischen dem südöstlichen Teile der Stadt und dem linken Isarufer; es besitzt nebst manchen ansehnlichen Wohnhäusern auch ein Mönchskloster.

An den anderen Seiten der Stadt liegen sehr viele Wohn-, Land- und Gartenhäuser, welche teils einzeln, teils in verschiedenen Gruppen zerstreut sind.

Der Umfang der Stadt, die man ungefähr in 3/4 Stunden umgehen kann, wird durch eine zweifache, mit Türmen versehene Mauer bezeichnet, in deren Zwischenraum (Zwinger genannt) sehr schöne Gärten angelegt sind.

Vier Haupttore führen in die Stadt. Von Nordost das Schwabinger Tor (von einem in dieser Gegend sehr nahe liegenden Dorfe, Schwabing, so genannt). Von Westen das Karls-Tor, welches vormals Neuhauser-Tor hieß und nun zum Dank für die von Karl Theodor erhaltene Verschönerung und Bequemlichkeit diesen Namen erhielt. Von Südwest das Sendlinger-Tor, welches zuerst nach Sendling führt, und von Südost das Isar-Tor, welches über zwei von Steinen sehr schön erbaute Brücken nach dem jenseitigen Ufer dieses Flusses leitet.

Nebentore sind zwei, davon eines, zwischen dem Schwabinger- und Isar-Tor gelegen, nach dem Lechel führt; das andere, zwischen dem Isar- und Sendlinger-Tor, wird der Einlas genannt, weil man ehedem nur hier allein zur Nachtzeit in die Stadt eingelassen wurde.

Von den vier Haupttoren kommen auch vier Hauptstraßen, die den Namen der Tore beibehalten, beinahe in der Mitte der Stadt zusammen. Ihr Vereinigungspunkt ist der Marktplatz, den man, seiner Schönheit und Größe halber, auch nur geradehin den Platz nennt. Diese glückliche Richtung der Hauptstraßen, die man sich aber nicht gradlinig denken darf, erleichterte schon im Jahre 1271 die Abteilung der Stadt in zwei Pfarreien, St. Peter und Unsere Frau genannt, die auch jetzt noch bestehen. Durch die Polizei wurde diese Abteilung in der Folge geändert, indem jede Pfarre in zwei Viertel, jedes Viertel wieder in vier Distrikte geteilt und jedes Haus nach seinem Viertel und Distrikte nummeriert wurde.

Außer dem Marktplatze, auf welchem sieben Straßen zusammenlaufen, und der ringsumher mit hohen, sehr bevölkerten Gebäuden umgeben und mit Bogengängen, Gewölben und Krambuden bis zum Überflusse versehen ist, hat München noch verschiedene öffentliche Plätze, deren jeder wieder mehrere Straßen vereinigt. Doch keiner, außer dem Paradeplatz, wo ehemals die Salzstädel (Salzniederlagen) waren, ist merkwürdig. Einige dieser öffentlichen Plätze oder vielmehr Straßen führen den Namen von gewissen Märkten, die aber nicht mehr darauf gehalten werden. So wird z. B. eine Gegend der Stadt der Rindermarkt genannt, wiewohl dort kein Rindvieh, sondern geschlachtetes Geflügel und Brot aus der Au verkauft wird.

Dagegen sind auf anderen Plätzen und Straßen ordentliche Märkte, ohne dass man sie darnach benennt, wie z. B. auf dem Anger, wo Heu und Trödelware verkauft wird, sodann auch in der Neuhausergasse, Sendlingerstraße und im Tal, wo Brennholz zu Markte kommt.
Alle übrigen Bedürfnisse des Lebens und des Luxus sind täglich auf dem großen Platze zu bekommen, der auch noch in einer andern Hinsicht Markt genannt zu werden verdient. Hier wird nämlich in jeder Woche ein Fruchtmarkt (Schranne) gehalten, worauf im Durchschnitte jedes Mal 50 bis 60.000 Gulden umgekehrt werden. Zu den Märkten gehören auch die Fleischbänke, deren München zwei unter dem Namen die obere und untere hat.

Die zwei Jahrmärkte oder Messen (hier Dulten genannt) werden in verschiedenen geräumigen Gassen, im Sommer um Jakobi und im Winter um Drei König, jedes Mal 14 Tage lang gehalten und von den benachbarten, wie auch von den italienischen und schweizerischen Kaufleuten sehr stark besucht.

Die Zahl der Straßen mit Inbegriff der öffentlichen Platze und Markte ist 85, und die Zahl der Häuser im Bezirke der Stadt mit Einschluss des Lechels, aber unter Ausschluss der Au beläuft sich auf 1756.

Über die Reinlichkeit ist im Ganzen hier nicht zu klagen. Die Straßen müssen alle Sonnabende von den Hauseigentümern abgekehrt und im Sommer täglich zweimal, zur Verhütung des Staubes, mit frischem Wasser bespritzt werden. Das Pflaster ist durchaus gut. Das schnelle Fahren und Reiten ist verboten, und wenn an einem Hause das Dach oder sonst etwas in der Höhe ausgebessert wird, so muss zur Warnung der Vorübergehenden eine Stange an das Hans gelehnt werden.

Bei der Nacht, wenn der Mond nicht scheint, werden alle Straßen sehr schön beleuchtet, und man geht überall, auch in den abgelegensten Gassen, ganz sicher; denn Schlägereien auf den Straßen, Bettel, Auflauern oder Anfälle sind hier unbekannt. Was den friedlichen Wanderer zur Nachtzeit etwa hindern könnte, sind die manchmal in Mitte der Gasse sehr übel gestellten Wägen.

Wer hier durch die Strafen wandelt, dem fällt, vielleicht noch ehe er sich um die herrlichen Gebäude umsieht, der seltene Reichtum an Wasser auf.

In der Sendlingergasse. Radierung von F. Bollinger

Die Isar ist ein reifender Gebirgsstrom, der seine Ufer manchmal fürchterlich durchbricht. Allein unsere Vorfahren wussten ihm so Meister zu werden, dass er ihre Hauptstadt nur zu ihrem Nutzen und Vergnügen berühren durfte. Was an der Stadt im natürlichen Flussbette vorüberrinnt, ist beinahe nur der geringere Teil des Flusses. Die Isar selbst wurde durch künstliche Erhebungen, Schleusen und Dämme um und durch die Stadt geleitet. Hier treibt sie Kupfer- und Eisenhämmer, Wasserwerke, Pulver-, Papier- und andere Mühlen; sie nimmt vielen Unrat (da meistens die unsäuberlichen Gewerbe in den Kanalstraßen betrieben werden) mit sich fort, und wie immer dieser wilde Fluss toben, einreißen und überschwemmen mag, so leidet dadurch kein Kanal der Stadt eine Veränderung. Wahrhaftig, das Werk eines hohen Geistes und einer seltnen Wohltätigkeit.

Diese Kanäle, welche hier offen durch die Straßen, dort unter den Häusern und Gewölben, bald langsam, bald schnell und mächtig strömen, werden alle Jahre im Herbste an einem bestimmten Tage abgelassen und sodann ausgeräumt und gesäubert, welches man die Auskehr nennt. Nach Vollendung dieser Arbeit treten die Gewässer wieder ein.

Nebst diesen Kanälen, welche schon im vierzehnten Jahrhundert vorhanden waren, hat beinahe jedes Haus in München seinen eigenen Rohrbrunnen; viele Plätze und Straßen sind auch mit steinernen Brunnensäulen, aus welchen das Wasser durch mehrere Rohre in seine Behältnisse stürzt versehen. Überdies befindet sich fast an jeder Straßenecke ein von inländischem Marmor geschmackvoll gearbeiteter Pumpbrunnen, aus dem vermittelst der horizontalen Bewegung einer eisernen Stange das Wasser geschöpft wird.

Diesen reichen Vorrat an vortrefflichem Brunnenwasser erhält man größtenteils von der Anhöhe jenseits der Isar und vermutlich aus einem durch das Dorf Haching fließenden Mühlbache, der sich außerhalb Perlach in der Ebene verliert und wahrscheinlicher Weise durch Quellen an der Stadt-Anhöhe wieder hervorkommt. Von hier wird das Wasser in hölzernen Deichen über die Isar in die Stadt geleitet und durch unzählige Äste verteilt. Es lässt sich leicht denken, daß bei diesem großen Wasserreichtum in den vielen Privatgärten an herrlichen Springgewässern kein Mangel sei.

Die kurfürstliche Residenz, von Maximilian I. im vorigen Jahrhundert erbaut, verspricht nach altbayerischer Sitte von außen sehr wenig, leistet aber bei näherer Ansicht von innen desto mehr. Sie liegt an dem östlichen Ende der Stadt, mit welcher sie ganz ohne Prätension, ohne ängstliche Absonderung, gleichsam wie ein Bürgerhaus durch Gänge, Straßen und Tore zusammenhängt. Sie ist jedermann offen, und nirgends ist eine Spur von Zwang zu sehen; der geringste Landmann in seinem schlechten Arbeitskittel wandelt durch die prächtigen Hallen eben so ungehindert und behaglich wie der Hofbediente.

Reichtum und Pracht, mit solidem Kunstgeschmacke verbunden, sind der herrschende Charakter im Innern dieses großen Gebäudes, das nicht nur für den neugierigen Beschauer Stoff genug zur Bewunderung, sondern auch für den Kenner einen Schatz von vortrefflichen Gemälden, herrlichen Münzen, prächtigen Antiken und modernen Kunstwerken enthält.

Der zweite landesfürstliche Palast ist die sogenannte Herzog-Maxische oder herzogliche Residenz welche an dem westlichen Ende der Stadt vom Herzog Wilhelm V. erbaut wurde.

Endlich ist noch die ehemalige Residenz der bayerischen Herzöge unter dem Namen des alten Hofes vorhanden.

Das Rathaus, wo der bürgerliche Magistrat und die dazugehörigen Ämter ihren Sitz haben, schließt von einer Seite den großen Marktplatz ein; gegenüber (der Länge des Platzes nach) befindet sich die Hauptwache. In der Stadt selbst sind nur zwei Kasernen; noch eine dritte ist außerhalb des Isartores, sowie auch das schöngebaute und angenehm gelegene Militär-Lazarett. Auf dem Anger steht das bürgerliche Zeughaus und nicht weit davon das neue, öffentliche Gebäude der Aufbewahrung der Feuerlösch-Gerätschaften, welche, gleich den Löschanstalten, ganz vortrefflich sind.

Unter den öffentlichen Stadtgebäuden verdienen für Fremde noch angemerkt zu werden: die Briefpost auf dem Rindermarkt, das Mauthaus am Paradeplatz, die Stadtwaage am Rathause, die Trinkstube auf dem Platze und die Gasthöfe, worunter der schwarze Adler, der goldne Hahn, der goldne Hirsch, der schwarze Bar, die goldne Ente, der römische König und der Londonerhof die berühmtesten sind.

Für Fremde und Durchreisende, welchen diese topographische Skizze gewidmet ist, kann nichts bequemer sein, als die Lage der Kirchen und Klöster genau zu kennen. Ich will es also versuchen, die Kirchen in der Ordnung, wie dieselben in den Haupt- und Nebenstraßen gefunden werden, kurz anzuzeigen.

Bei dem Eingange durch das Schwabingertor ist das erste Gebäude zur Rechten die Theatinerkirche und das Kloster. Dies schöne Gotteshaus ließ der Kurfürst Ferdinand Maria und seine Gemahlin Adelheid erbauen.

Oberhalb des Klostergebäudes führt die, unter einem Gewölbe durchgehende, Straße rechter Hand nach der St. Salvatorskirche und weiterhin nach einem kleinen, alten Kirchlein, dem heiligen Rochus geweiht. Verfolgt man die Schwabingerstraße weiter aufwärts, so kommt man durch eine links liegende Gasse, wo sich ein Nonnenkloster und die dazu gehörige Kirche befinden, nach der Franziskanerkirche.

Blick auf München von der Bogenhausener Höhe. Aquarell von Joh. Jakob Dorner.

Ansicht von München mit der Giesinger Höhe. Lithographie von Karl Friedrich Heinzmann (1838)

Am Färbergraben. Radierung von F. Bollinger.

Weiter oben an der Hauptstraße liegt zur Linken das Haus der englischen Fräuleins nebst einer kleinen Kirche und unter derselben, im nämlichen Gebäude die sogenannte Gruft. Hier in dieser Gegend, wo vormals ein Tor der Stadt stand, verliert der noch übrige Teil der Schwabingerstraße nach dem Platze zu seinen Namen und wird Weinstraße genannt. Man trifft hier auch zwei enge Gässchen, welche nach der gotisch-prächtigen, 328 Jahre alten Pfarr- und Stiftskirche zu U. Frau führen, in welcher Maximilian I. im Jahre 1622 dem Kaiser Ludwig dem Bayern ein vortreffliches Mausoleum errichten ließ.

Bei dem Eingange durch das Karlstor in die Neuhauserstraße kommt man linker Hand zuerst an den sogenannten Bürgersaal, eine mittelmäßig große, aber sehr schöne Kirche, und rechts etwas schief gegenüber ist eine kleine, zu dem Seminarium gehörige Kirche. Auf dieser nämlichen Seite stößt man bald auf eine ziemlich enge Gasse, die nach dem Damenstift und der dazu gehörigen Kirche, sowie auch rechts in die berühmte Herzog-Spitalkirche und gerade aus nach der Kreuzkirche führt.

Beim Rückwege durch die erwähnte Gasse in die Neuhauserstraße hat man das ehemalige Jesuiten-Kollegium und die daran befindliche jetzige Garnisons- und Malteserordenskirche, ein herrliches Gebäude, vor Augen. An der rechten Seite dieses schönen Gotteshauses, nur durch eine Nebengasse getrennt, steht die Augustinerkirche samt dem Kloster; folgt man dieser Nebengasse zwischen der Malteser- und Augustinerkirche, so gelangt man gerade zu der Barfüßer-Karmeliterkirche und dem Kloster; auch nicht weit davon an ein Nonnenkloster desselben Ordens, wobei gleichfalls eine Kirche ist. Da, wo die Augustinerkirche in der Neuhauserstraße aufwärts endet, steht der mit Unrecht so genannte schöne Turm, der auch den ehemaligen Umfang der Stadt bezeichnet. Hier verliert der noch übrige Teil der Neuhauserstraße seinen Namen und wird die Kaufingergasse genannt. An der linkem Seite der Kaufingergasse kommt man bei einigen engen Gässchen vorüber, die wieder in die Pfarr- und Stiftskirche zu U. Frau hinführen. Auch von hier hat man nur eine kleine Strecke auf den Platz.

Am Parade-, jetzt Promenadeplatz. Radierung von F. Bollinger.

Der Schöne Turm. Radierung von F. Bollinger.

Das Kapuzinerkloster. Radierung von F. Schießl.

Beim Eingange durch das Sendlingertor in die ebenso genannte Straße ist die erste Kirche auf der linken Seite dem heiligen Johannes gewidmet; sie ist nicht groß, aber sehr schön. Wenn man im Fortgange dieser Strafe rechter Hand der ersten Nebengasse folgt, so gelangt man auf den Anger, wo ein Nonnenkloster mit einer Kirche und nicht ferne davon auch noch ein kleines Kirchlein, der heiligen Dreifaltigkeit gewidmet, sich befinden. Kehrt man in die Sendlingerstraße zurück, so leitet sie uns zu einem Turm, der Rufini-Turm genannt, welcher auch vormals ein Stadttor von München ausmachte. Sobald man den Turmbogen hinter sich hat, kommt man auf den Scheidepunkt dreier neuer Straßen, wovon die mittlere Rosengasse genannt, auf den Platz, die rechtsgehende aber, der Rindermarkt mit Namen, nach der 620 Jahre alten St. Peters-Pfarrkirche führt, von welcher man sodann durch eine sehr kurze Gasse wieder auf den Platz kommen kann.

Bei dem Eingange durch das Isartor in die Hauptstraße, das Tal genannt, trifft man erst am Ende derselben auf die, von ihrer Entstehung an 525 Jahre alte Heilige Geist-Pfarrkirche, welche an der linken Straßenreihe steht; von hier sind nur ein paar Schritte zum Rathausturm, der auf dieser Seite den Platz begrenzt.

Es ist kaum eine unter den hier genannten Kirchen, welche sich nicht, entweder durch ihre schönen Gemälde oder vortreffliche Bauart, durch ihre kostbaren Schätze oder eine andere vorzügliche Eigenschaft besonders auszeichnet.

Die Kapuzinerkirche mit dem Kloster befindet sich außerhalb der Stadt zwischen dem Schwabinger- und Karlstor. In der Nähe dieses letzten trifft man auch die Kirchen und Kloster der barmherzigen Brüder und Schwestern an.

Von der Straßenpolizei und den Feueranstalten ist bereits Erwähnung geschehen. Die Schildwachen sind zahlreich in und um die Stadt verteilt; häufige Patrouillen zu Pferd und zu Fuß helfen den Einwohnern Ruhe, Sicherheit und Ordnung erhalten. Aus dieser Ursache werden auch die Stadttore zu der hier bestimmten Zeit gesperrt:

Im Januar vom 1. bis 15. um 5 Uhr, vom 16. bis zum letzten um 5½ Uhr
„ Februar „ 1. „ 15. „ 6. „ „ 16. „ „ „ „ 6½ „
„ März „ 1. „ 15. „ 6½ „ „ 16. „ „ „ „ 7 „
„ April „ 1. „ 15. „ 7½ „ „ 16. „ „ „ „ 8 „
„ Mai „ 1. „ „ „ „ 8½ „
„ Juni „ 1. „ „ „ „ 9 „
„ Juli „ 1. „ 15. „ 9 „ „ 16. „ „ „ „ 8½ „
„ August „ 1. „ 15. „ 8½ „ „ 16. „ „ „ „ 8 „
„ September „ 1. „ 15. „ 7½ „ „ 16. „ „ „ „ 7 „
„ Oktober „ 1. „ 15. „ 6½ „ „ 16. „ „ „ „ 6 „
„ November „ 1. „ „ „ „ 5½ „
„ Dezember „ 1. „ „ „ „ 5 „

Eine Hauptvorkehrung zur Sicherung der Stadt ist das vor fünf Jahren errichtete Armeninstitut, durch welches allem Straßen- und Hausbettel abgeholfen und der wahren Dürftigkeit eine fortwährende Unterstützung verschafft wurde.

Gegen den Aufenthalt gefährlicher Fremden sind auch zweckmäßige Anstalten getroffen worden, indem eine besondere Kommission sich mit der Beobachtung und Untersuchung aller Fremden, die hier wohnen, beschäftigt.

Das Zeughaus, der Pulverturm und viele andere sowohl öffentliche, als Privatgebäude sind, der Sicherheit wegen, mit Blitzableitern versehen worden.

An Gräben, Kanälen oder, wo sonst ein Unglück der Vorübergehenden zu befürchten wäre, sind Brustmauern oder hölzerne Geländer angebracht. Nur wäre noch zu wünschen, daß man auch gegen die Gefahr, welche an den Schrannentagen wegen der ungeheuren Menge von Wägen und Pferden den Einwohnern drohet, eine den bürgerlichen Gewerben unnachteilige Vorkehrung treffen könnte oder vielmehr, da es an Gelegenheit nicht fehlt, wollte.

Auch die übermäßige Anzahl von Hunden ist bei einer ausgebrochenen Wut schon öfters der öffentlichen Sicherheit gefährlich geworden und könnte es noch mehrmals werden. Da die Grundsätze der Regierung zu edel sind, als daß sie jemals einen allgemeinen Mord oder gänzliche Verbannung dieser nützlichen und angenehmen Tiere befehlen und dem an sich unschuldigen Vergnügen der Einwohner hierin gerade entgegengehen sollte, so wäre es doch gewiß sehr gut, wenn solchen Leuten, welche von dem Armeninstitute ein Almosen beziehen oder sonst ihren eigenen Lebensunterhalt kaum bestreiten können, die Anschaffung eines Hundes für die Zukunft verboten würde; denn gerade wo diese Tiere am schlechtesten genährt und am ärgsten mißhandelt werden, bricht die Wut am ersten aus und wird am spätesten wahrgenommen.

Die Apotheken stehen unter der Aufsicht des medizinischen Kollegiums. Es werden auch keine medizinischen Charlatans, Quacksalber und dergleichen Pfuscher geduldet; bei Geburten werden nur geprüfte Hebammen zugezogen, zu deren Unterricht ein eigenes Lehrinstitut vorhanden ist.

Maß und Gewicht werden durch obrigkeitliche Anstalten beobachtet. Fleisch, Bier, Wein und andere Nahrungsmittel sind einer eigenen Beschau und Prüfung unterworfen.

Selbst für die Toten ist die Regierung besorgt. Auf dem allgemeinen Kirchhofe vor dem Sendlingertor befindet sich ein Leichenhaus, welches mit Öfen und Wächtern versehen ist, die das Wiedererwachen der scheinbar Toten nach Möglichkeit unterstützen. Endlich verdient noch unter den öffentlichen Sicherheitsanstalten das Zuchthaus bemerkt zu werden, wiewohl dieser Strafort, gleich manchen anderen hier befindlichen Gefängnissen, nicht nur für die Verbrecher in der Stadt, sondern auch für die Beleidiger des Staates bestimmt ist.

Keine Stadt wird so viele und so reichlich gestiftete Hilfsanstalten für Kranke, für Arme und für Waisen besitzen wie München. Es ist hier ein kurfürstliches Herzogspital, ein Josefspital, ein Krankenhaus zu Giesing, ein militärisches Lazarett und ein Krankenhans bei den barmherzigen Brüdern. Dieses Krankenhans erhielt erst kürzlich eine merkwürdige Verbesserung, indem ein herrlicher Genesungssaal ganz nach den bewährtesten diätetisch-physischen Grundsätzen darin erbaut und eingerichtet wurde. Ferner befindet sich hier ein Spital bei den Elisabetherinnen, ein städtisches Heilig-Geistspital, ein Stadtbruderhaus, ein Stadtkrankenhaus, ein sogenanntes Siechenhaus auf dem Gasteig, nebst einem zu Schwabing (beide für die Stadt bestimmt) und ein Armen-Verpflegungshaus. Zu diesen unvergleichlichen Anstalten kommt noch hinzu ein kurfürstliches Hofwaisenhaus, ein Waisenhaus in der Au, ein Stadtwaisenhaus, ein Findel- und Gebärhaus, auch ein vortreffliches, man darf sagen, reiches Armeninstitut und eine sogenannte mildtätige Gesellschaft usw.

Der Max Joseph-Platz. Radierung von F. Schießl.

Alle diese Stiftungen sind nicht nur nach der Verschiedenheit der Stände unter den Hilfsbedürftigen, sondern auch nach den verschiedenen Krankheitszuständen eingeteilt und bestimmt. Sie sind meistens recht gut sondiert, denn manches Spital bezieht jährlich bei 20.000 Gulden Einkünfte.

Noch verdienen unter den Hilfsanstalten besonders angerühmt zu werden:

Das militärische Arbeitshaus in der Au. Jeder Arbeitsuchende findet hier Lohn und Unterhalt, jeder Hungernde eine gesunde Mahlzeit und jeder reisende Handwerksgesell entweder Arbeit oder Zehrgeld.

Weil bei so vielen Kanälen das Ertrinken nicht selten ist, so wurden verschiedene bürgerliche Wundärzte, die zunächst an Kanälen wohnen, auf öffentliche Kosten mit den besten Rettungswerkzeugen versehen, und selbst auf die Rettung eines Ertrunkenen wurde ein Preis gesetzt.

Der Staat besoldet geprüfte Augen- und Zahnärzte, welche in der Hauptstadt wohnen und der ärmeren Volksklasse unentgeltlich Hilfe leisten müssen. Bei Krankheiten des Viehes ist dem hilfesuchenden Stadt- oder Landbewohner die Veterinärschule offen. Endlich müssen wir hier auch noch anmerken die zwei öffentlichen Badehäuser, deren eines im Lechel, das andere vor dem Sendlingertor sich befindet, wiewohl sie ebenso gut zur Erholung, als zur Gesundheit und Hilfe dienen. Für so viele schöne Anstalten zum Besten der leidenden Menschheit wird einst noch die späteste Nachwelt das gute bayerische Volk und dessen edle Regenten dankbar segnen.

Kurfürst Maximilian III. hat eine Akademie der Wissenschaften hier errichtet, welche immer noch ihr Dasein behauptet.

Die Hofbibliothek, die in mancher Rücksicht seltene Bücherschätze einhält, befindet sich in dem ehemaligen Jesuitenkollegium und steht auf Befehl Seiner kurfürstlichen Durchlaucht jedem Freunde der Literatur offen, der auch in einem Nebensaale alle Bequemlichkeit zum Lesen und Exzerpieren hier findet.

Die kurfürstliche Gemäldegalerie in dem Hofgarten bietet dem jungen Künstler Unterricht und Belehrung an. Es sind öffentliche Ausstellungen für die Werke junger Künstler veranstaltet und Preise zu ihrer Aufmunterung gesetzt.

Ansicht von München vom Norden; im Vordergrund links die Freisinger Landstraße. Steinzeichnung von Gustav Kraus (1837)

Ansicht von München vom Osten. Steinzeichnung von Joseph Carl Ettinger.

In dem kurfürstlichen Gymnasium und Lyceum werden die Wissenschaften von der Grammatik bis zur Theologie in verschiedenen Klassen von den Benediktinern gelehrt; es sind auch mehrere Sprachmeister aufgestellt, deren öffentliche Lektionen jeder frei besuchen kann.

Die kurfürstliche Militärakademie verpflegt ganz unentgeltlich alle Jahre 80 Jünglinge und nimmt nebst diesen auch noch andere sowohl Aus- als Inländer in ihren Schoß auf. Jene bezahlen monatlich 20, diese aber nur 12 Gulden; dafür erhalten die Zöglinge eine sehr gute Verpflegung und einen gründlichen Unterricht in der deutschen, lateinischen und französischen Sprache, in der Geschichte und Erdbeschreibung, in der Mathematik, Philosophie und Religion, im Zeichnen, Tanzen, Fechten, Reiten usw.

In der kurfürstlichen Forstschule werden junge Leute in der, dem waldreichen und doch bald holzarmen Bayern so wichtigen Forstkultur gebildet.

Das kurfürstliche Oberst- Münz- und Bürgermeisteramt hat seine eigenen Zöglinge und Praktikanten.

Für die architektonischen Zeichnungen ist eine eigene unentgeltliche Schule vorhanden, worin sich jeder Maurer-, Zimmer- oder andere Handwerksgesell für sein Fach ausbilden kann. Bürgerliche Vorbereitungs- und andere Schulen sind bei jeder Pfarre. Eine eigene Sonntagsschule ist zum unentgeltlichen Unterricht der Lehrjungen bestimmt. Auch jedes hier garnisonierende Regiment hat seine Schule für Soldatenkinder, wo sie unentgeltlich Unterricht im Lesen, Schreiben, Rechnen, wie auch im Nähen, Stricken usw. erhalten.

Für Taubstumme wurde erst neulich eine vortreffliche Anstalt gemacht.

Die weibliche Jugend hat zu ihrem Behufe außer einigen bürgerlichen Schulen
und Privatpensionsanstalten auch die Nonnenklöster, unter denen sich besonders das Institut der englischen Fräulein auszeichnet, worin einige Mädchen auf kurfürstliche und andere auf eigene Kosten erzogen werden. Auch in dem sogenannten Püttrichkloster erhalten die Mädchen freien Schul- und Arbeitsunterricht. Ferner hat jedes Waisenhaus seinen eigenen Lehrer.

In dem Militärlazarett wird die Chirurgie und Anatomie, in dem Heilig-Geistspital die Geburtshilfe unentgeltlich gelehrt.

In der kurfürstlichen Veterinärschule werden 16 Schüler gegen eine Pension und ebensoviele unentgeltlich verpflegt.

Auch für das Vergnügen des Publikums ist hier sehr gut gesorgt.

In dem kurfürstlichen Hoftheater wird dreimal in der Woche repräsentiert. Es werden abwechselnd Trauer-, Lust-, Sing- und Tanzspiele (Ballets) gegeben. Mehrere von dem dortigen Personal sind in kurfürstlichen Diensten. Die Karnevalszeit hindurch sind im Redoutenhause maskierte Bälle, sogenannte Akademien und Vauxhalls gewöhnlich. Für die Liebhaber der Musik sind häufige Konzerts veranstaltet.

Eine sehr angenehme Schußstätte, welche der hiesigen Schützenkompanie zugehört, befindet sich vor dem Karlstore.

Der Hofgarten, ein mit Linden- und Kastanienbäumen dicht und regelmäßig besetztes, mit 4 Springbrunnen und einem Fischteiche versehenes und an zwei Seiten von einer bedeckten Halle eingeschlossenes großes Viereck, ist jedermann zum Lustwandeln offen.

Auch der englische Garten, ein öffentlicher Erholungsort von seltenem Umfange
und reich an mannigfaltiger Schönheit, bietet jedem Freunde der Natur und Kunst
die angenehmsten Promenaden an.

An Kaffeehäusern, Billards, Wirtshäusern, Tanzplätzen usw. ist Überfluss in allen Straßen und vor allen Toren.

Von der Schranne, als dem wichtigsten Kommerzialgegenstande für München und für Bayern ist bereits kurze Erwähnung geschehen.

Die Zufuhr aller anderen Lebensmittel ist bei dem strengen Verbot des Vor- und Alleinverkaufs immer so hinreichend, daß die Preise in gewöhnlichen Zeiten allemal sehr erträglich sind.

Die Isar führt auf Flößen Bauholzer, Marmor und andere Steine, Kalk und Kohlen usw. zu. Die Ziegelsteine, womit alle Gebäude der Stadt aufgeführt sind, werden in mehreren um die Stadt liegenden Ziegelhütten aus der daselbst befindlichen Erde gebrannt. Es wäre zu wünschen, daß bei der so außerordentlichen Zunahme neuer Gebäude zur Ersparung des Holzes, der in dem Isarstrom häufig vorrätige gute Nagelfluh wenigstens zu den Fundamenten der Häuser anstatt der Ziegelsteine verwendet würde, wozu die zum Gefängnis verurteilten Verbrecher, die in Untätigkeit und müßigem Elend dahinschmachten, nützlich gebraucht werden könnten. Mit Brennholz wird die Stadt von den Landleuten versehen; vieles kommt auch auf der Isar, und hier ist die sogenannte Trift besonders merkwürdig.

Alles Holz für den Hof wird im Winter teils an der Tiroler Grenze, teils in den Tiroler Wechselwäldern geschlagen, sodann vermittels der Bergrisse, worin man das Wasser durch Klausen sammelt, auf die Isar gebracht und auf derselben im Monat September nach München geflößt. Hier werden nun die Gewässer durch Niederlassung der Schleusen an dem Abrechen (einer hölzernen Isarbrücke, über welche die Brunnen-Wasserleitung in die Stadt geht) so sehr angeschwellt, daß sie mit dem Holze durch besondere, sehr künstlich dazu eingerichtete Kanäle nach dem kurfürstlichen Holzgarten ihren Lauf nehmen müssen. Der Holzgarten, ein sehr großer, regelmäßig mit Dämmen umgebener Platz, gleicht nun einem See, in welchem sich viele Tausend Klafter Scheitholz in seltsamen Massen anstürmen. Wenn nun auf diese Art alles Holz aus der Isar und den Kanälen eingeflößt ist, so erhält das Wasser durch besondere Ablaufkanäle seinen Ausgang; der Holzgarten verwandelt sich in eine trockene Ebene, und das Holz wird ordentlich aufgeschichtet. Dieses ist die Trift, ein allerdings sehenswürdiges Schauspiel.

An dem erwähnten Abrechen sind zwei Joche zur Durchfahrt für die Flöße, welche im Frühling und Sommer regelmäßig von hier bis nach Wien fahren, bestimmt. Diese Joche werden aber nur zu einer bestimmten Zeit des Tages geöffnet, weil man zum Gange der Mühlen und anderer verschiedener Triebwerke eine genau berechnete Wassermasse nötig hat.

Zu den öffentlichen Kommerzialanstalten gehören auch vorzüglich die trefflichen Landstraßen, welche von hier aus nach allen Richtungen das Land durchkreuzen und dasselbe mit den benachbarten Staaten verbinden.

Für den Salzhandel, einen der vorzüglichsten Kommerzialgegenstände in Bayern, ist eine eigene Niederlage vor dem Karlstore erbaut.

Es befinden sich hier auch mehrere Fabriken, unter andern das Militärarbeitshaus in der Au, welches mit dem Armeninstitute in einer besonderen Verbindung steht. Es liefert alle Monturstücke für die kurfürstlichen Truppen und hat auch sonst einen sehr ausgebreiteten Verkehr zum Vorteil der Militärkassen. Ferner sind hier eine Pers- (d. h. eine Zitz- oder Kattun-) Fabrik, eine Leder-, Tabak-, Gold- und Silberdraht-Fabrik, wie auch eine Seidenzeug-Fabrik.

Unter den öffentlichen Waren-Niederlagen sind die von Porzellangeschirren, Eisen und Leimwand die merkwürdigsten.

Das Intelligenzblatt und das sogenannte Mittwochblatt dienen dem Kommerzialstande zur Bekanntmachung seiner Produkte, Vorräte, Wünsche und Angelegenheiten. Sie enthalten auch von Woche zu Woche die Getreidepreise auf allen Schrannen des Landes und zeigen monatlich den Preis aller Lebensmittel auf dem Hauptmarkte zu München an.

Den englischen Garten schien die Natur zu seiner jetzigen Bestimmung schon lange zu begünstigen, denn er empfing bei ehemaligen Überschwemmungen der Isar, die neben ihm vorbeiströmt, den Samen mancher herrlichen Gebirgspflanzen, die in der Gegend von München eigentlich nicht zu Hause sind. Nur durch Dämme gesichert und durch Kultur verschönert, prangt er mit Bäumen von mehr als siebzig verschiedenen Arten und ebenso mannigfaltigen Staudengewächsen.

Die Gartenlust in München könnte ausschweifend genannt werden, wenn es möglich wäre, in einer Leidenschaft, wobei der Staat gewinnt, die Religion und gute Sitten aber wenigstens nichts verlieren, auszuschweifen.

Es lässt sich leicht denken, daß an einem Orte, wo in einem einzigen Jahre, z. B. wie in dem letztverflossenen (1795) gleich zwölf Gärten neu angelegt und wo für ein Tagwerk (40.000 Quadratfuß) eines solchen Gartengrundes 4 bis 500 Gulden bezahlt werden, an Gartengewächsen und an eifriger Kultur kein Mangel sein kann.

Durch dieses schöne Beispiel aufgemuntert, wird auch der Feldbau in einiger Entfernung von der Stadt sehr fleißig betrieben. Besonders ist man auf guten Graswuchs bedacht. Der Kleebau wird daher nicht vernachlässigt. Auch zieht man vortrefflichen Hopfen, und das Getreide belohnt immer noch reichlich den angewandten Fleiß und Mühe.

Die umher liegenden Waldungen dienen nicht nur allein, manchem Holzbedürfnisse abzuhelfen, sondern sie verschönern auch die Gegend, reinigen die Luft und nähren mannigfaltig Tiere, unter denen sich sehr viele und schöne Fasanen befinden, die auch noch in anderen, eigens hierzu bestimmten Gärten zum Vergnügen der gnädigen Landesherrschaft gehegt werden.

Zum Schlusse dieses Fragments setze ich, um dem politischen Rechnungsliebhaber nicht vorzugreifen, hier nichts bei, als das Verzeichnis der zu München (mit Ausschluß der Au)
in den Jahren Getauften Begrabenen Getrauten
1785 1203 1349 312
1786 1234 1531 278
1787 1203 1343 309
1788 1244 1334 283
1789 1247 1515 291
1790 1117 1364 246
1791 1231 1284 226
1792 1170 1366 223
1793 1080 1506 264
1794 1046 1366 236
1795 1381 1494 356
in 11 Jahren 1 3206 1 5452 3 024

Was man nun immer für eine Zahl nach der Proportion der Getauften oder Verstorbenen für die Bevölkerung annehmen mag, so darf sie, um richtig zu sein, sich nicht weit von 45.000 Menschen entfernen.

Die Umrechnung der Höhenlage Münchens in das Maß unserer Zeit ergibt 520 m über dem Meeresspiegel.

Die Anhöhen jenseits der Isar im Stadt-Osten und ,,westwärts, eine Viertelstunde von der Stadt entfernt“ sind identisch mit den Hügelzügen, die einerseits von Harlaching über Giesing bis Bogenhausen und Föhring die Stadt begleiten, andererseits von Obersendling, am Westrand der Theresienwiese hinziehen und sich in der Gegend des Oberwiesenfeldes verlieren.

Das Rathaus am Marktplatz ist das heutige ,,Alte Rathaus“. Die ,,Hauptwache“, die später ins ,,Neue Rathaus übergeführt und vor einem Jahrzehnt ganz eingezogen wurde, befand sich in dem Eckhause der Kaufinger- und Weinstraße, dem heutigen Juwelier Thomas-Haus.

Von den erwähnten Kirchen und Klöstern bestehen mit Ausnahme der Hauptkirchen die meisten nicht mehr. Die Salvator-Kirche wurde der griechisch-orthodoxen Gemeinde überlassen, nachdem sie vorübergehend bis zur Errichtung der St. Matthäuskirche der protestantischen Gemeinde gedient hatte. Die Garnisons- und Malteserordenskirche ist die heutige St. Michaelskirche. Die Augustinerkirche wurde gelegentlich der Säkularisation aufgelassen, später in eine MauthalIe umgewandelt und bildet jetzt ein mit Rücksicht auf seine städtebildliche Wichtigkeit erhaltenes Anhängsel des Polizeigebäudes. Die Karmeliterkirche ist gegenwärtig Studienkirche des Erziehungsinstitutes Albertinum (Hollandeum).

Das Militär-Lazarett wurde später ein Gymnasialgebäude (Luitpold-Gymnasium an der Müllerstraße).


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Ein Jahrhundert München 1800-1900