Ein Ackergerät, ohne tierische oder motorische Kräfte verwendbar

Aus: Das Buch für Alle. Illustrierte Familienschrift. Zeitbilder. Heft 1. 1921
Autor: Ley, E., Erscheinungsjahr: 1921

Exemplar in der Bibliothek ansehen/leihen
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Kleingarten, Pflug, Spaten, Hacke, Armkraft, Pedalen, Ertrag,
Die Sehnsucht, aus den Städten hinaus in die Natur zu gelangen, ist im letzten Jahrzehnt immer stärker geworden. Vor 1914 erlangte die Schrebergartenbewegung große Verbreitung. Dann kam mit beginnender Not, hervorgerufen durch die Hungerblockade, die Zeit, da jedes Fleckchen Boden zur Anpflanzung von Nutz-und Nährpflanzen ausgenützt wurde. Siedlungsgesellschaften entstanden. „Stadtflucht“ ward zum Schlagwort. Wo es nur einigermaßen möglich ist, sucht man dem Boden Erträgnisse für den Haushalt abzugewinnen. Wenn dabei anfangs auch schwere Fehler begangen wurden und teures Lehrgeld bezahlt werden musste, so sind mit den Jahren doch wertvolle Erfahrungen im Kleingartenbau gesammelt worden. Auch der Stadtbewohner lernte den Sinn der Worte erkennen:

„Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen.“

*********************************************+
Das Umgraben des Bodens mit Hacke und Spaten ist eine schwere, saure Arbeit, und man bemühte sich deshalb seit langem, ein brauchbares Ackergerät herzustellen, durch das man mit eigener Kraft Pflugarbeiten zu verrichten vermag, ohne den Spaten benützen zu müssen. Man benützt ein solches Gerät dort, wo es unwirtschaftlich ist, tierische oder motorische Pflugkräfte zu verwenden, ferner wo beengte Verhältnisse — durch Mauer, Zaun, Bäume oder Hecke gegeben — jede andere Pflugarbeit unmöglich machen, wie beispielsweise in Obst- und Gemüsegärten oder auf Moorböden zu Zeiten, wo Zugtiere dieselben noch nicht betreten können. Im Obstgarten ist der Schreitpflug empfehlenswert wegen seiner Handlichkeit, und weil der damit Arbeitende große Feinfühligkeit gegen Widerstände erlangt und dadurch in der Lage ist, unliebsame Baumwurzelbeschädigungen vermeiden zu können.

Alle bisherigen Versuche, Apparate zu erfinden, die sich zur praktischen Verwendung eigneten, haben wenig oder gar keinen Erfolg gehabt, weil sie meist so beschaffen waren, dass die menschliche Zugkraft für diese Arbeit nicht ausreichte.

Durch den Handhebel-Schreitpflug ist nun die Lösung gefunden. Ein wesentliches Merkmal dieses Pfluges besteht darin, dass Körpergewicht und Armkraft durch Anwendung von Hebeln in gemeinsame Wirkung gebracht werden. Die Art der Fortbewegung ist dem menschlichen Gange angepasst, indem abwechselnd links- und rechtseitig Pedale mit dem darauf ruhenden Körpergewicht einen festen Stützpunkt bieten, gegen den die Armkraft auf die hinten angebrachte Pflugschar fortbewegend wirkt, während das unbelastete Pedal den Schritt nach vorwärts auszuführen ermöglicht. Das Gerät setzt sich aus zwei Pedalen, der beide verbindenden Hebelstange und dem Pflugkörper zusammen. Das Gewicht ist gering; der Schreitpflug wiegt etwa neunzehn Kilo, ist handlich, leicht transportierbar und sowohl zum Pflügen als auch zum Häufeln zu verwenden, wozu er durch Auswechseln gewisser Teile schnell verändert werden kann. Auch der Tiefgang lässt sich nach Bedarf einstellen, und zwar von sechs auf zwölf und achtzehn Zentimeter. Der Schreitpflug leistet auf jedem pflügbaren Boden nicht Spaten-, sondern vollwertige Pflugarbeit. Bei etwa sieben Zoll Tiefe ist eine Tagesleistung von einem halben Morgen erreichbar. Für den Kleingärtner und Siedler dürfte sich die Anschaffung dieses Apparates, der, je nachdem es sich um leichten oder schweren Boden handelt, in verschiedenen Stärken erhältlich ist, empfehlen. E. Ley.

Handhebel-Schreitpflug.

Handhebel-Schreitpflug 01

Handhebel-Schreitpflug 01

Handhebel-Schreitpflug 02

Handhebel-Schreitpflug 02

Handhebel-Schreitpflug 03

Handhebel-Schreitpflug 03