Eigenartige Verwendung von Schiffen.

Autor: K. Kru., Erscheinungsjahr: 1922

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Themenbereiche
Enthaltene Themen: Schiffe, Boote, Dampfer, Theaterschiff, Schwimmende Ausstellung, Dampfer, Warenmesse,
Vor fünfundzwanzig Jahren ist der weltbekannte Erfinder des Dynamits, Alfred Nobel, gestorben. Als er sich mit den Eigenschaften des von ihm dargestellten Nitroglyzerins beschäftigte, befand er sich in ständiger Lebensgefahr. Ein Laboratorium, das er in der Nähe von Stockholm errichtet hatte, wurde am 3. September 1867 durch eine gewaltige Explosion zerstört. Mehrere Personen fanden dabei ihren Tod, unter anderen auch der Chemiker Hertzmann und der jüngere Bruder Alfred Nobels. Unter dem Eindruck dieser Katastrophe kam es zu einem Verbot, Nitroglyzerin in der Stadt herzustellen. Nobel fand in der Nähe Stockholms keinen geeigneten Platz. Da er aber seine Arbeiten fortsetzen wollte, kam er auf den Gedanken, seine Arbeitsräume in einem größeren Boot unterzubringen, das er in einiger Entfernung vom Ufer vor Anker legen ließ. Durch dieses bewegliche Laboratorium war er in der Lage, den Ort zu wechseln. Sobald irgendwo Einspruch gegen das gefährliche Schiff erhoben wurde, fuhr Nobel damit an eine andere Stelle. Nach Verlauf von einigen Jahren konnte er seine schwimmende Arbeitsstätte aufgeben und eine Fabrik auf dem Lande bauen.

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In New York ist kürzlich eine Gesellschaft gegründet worden, die den großen Dampfer „St. Louis“ gekauft hat, der gegenwärtig lediglich zu Ausstellungszwecken umgebaut wird. Nach Fertigstellung der Arbeiten wird auf diesem Schiff eine großangelegte Warenmesse eingerichtet. Es handelt sich dabei um eine wohlüberlegte Ausstellung von amerikanischen Erzeugnissen, die zur Ausfuhr als besonders geeignet angesehen werden. Etwa vierhundert Artikel sollen auf dem Dampfer untergebracht werden, für welche man neue Absatzgebiete zu erschließen sucht. Diese „schwimmende Ausstellung“ soll über die „gesamten Meere der Erde“ ihren Weg nehmen, um ihre Waren in der ganzen Welt den Käufern vorzuführen. Selbstverständlich wird dieser Dampfer vor allem in den großen Hafenstädten anlegen, doch will man auch an anderen — dem Verkehr mehr entlegenen, aber zur Landung günstigen — Stellen anlegen. Das ganze Unternehmen steht auf einer bis ins kleinste durchgeführten Propaganda, und man erhofft einen großen geschäftlichen Erfolg. Die erste Fahrt des Dampfers „St. Louis“ beginnt am 25. Januar 1922. Sein Ziel sind zunächst die Haupthäfen in Südamerika. Dann schwimmt die Warenmesse nach Südafrika, Australien und Ostasien. Die weitere Reise soll durch den Suezkanal nach Europa und hierauf nach Amerika zurückgehen. Hat das Unternehmen den erhofften Erfolg, dann dürften in Zukunft die „schwimmenden Ausstellungen“ öfter wiederholt, vielleicht auch in europäischen Ländern eingeführt werden.

Dass man Schiffe auch anderen, sonst ungewohnten Zwecken dienstbar machen kann, bezeigt eine weitere amerikanische Neuerung. Es ist das „schwimmende Theater". In den Vereinigten Staaten gibt es jetzt mehrere dieser für Theaterzwecke besonders umgebauten Schiffe. Diese schwimmenden Theater befahren die großen amerikanischen Ströme und legen je nach Bedarf auf kürzere oder längere Zeit an einem für geeignet gehaltenen Platze an. Sie fordern mit der dort üblichen stark aufbauschenden Reklame zum regen Besuch auf. Die Bewohner der kleineren an den Flüssen gelegenen Ortschaften, in denen es kein Theater gibt, besuchen auch gern die an Bord des Schiffs stattfindenden Vorstellungen.

Maritimes, ein schwimmendes Theater

Maritimes, ein schwimmendes Theater