Durch die Kalahari-Wüste

Streif- und Jagdzüge nach dem Ngami-See in Südafrika
Autor: Farini, Guillermo Antonio geb. als William Hunt (1838-1929) US-amerikanischer Seiltänzer, Zirkus-Impressario, Forscher, Autor, Maler und Erfinder, Erscheinungsjahr: 1886
Themenbereiche
Enthaltene Themen: Reisen, Südafrika, Schiffsreise, Bahnreise, Jagdreise, Postkutsche, Ngami-See, Kalahari-Wüste, Diamanten, Tafelberg, Kapstadt, Straußenzucht, Elefantenjagd, Giraffenjagd, Kimberley
1. Kapitel

Mit der Eisenbahn von Kapstadt. — Über die Berge. — Dürre in der Großen Karroo. — Kein Regen in drei Jahren. — Eine Straußenzucht. — Gutangelegte Eisenbahn. — Endstation am Oranjefluss. — Eng verpackt. — Über den Oranjefluss. — Gespannfuhren in Südafrika. — „Det is nie Hotel nie.“ — Froudes „biederer Boer“. — Eine Oase. — Enttäuschung „meines Wirts“. — Furt durch den Mud-Fluss. — Zinnbüchsen-Häuser. — „Zinnstadt“, alias Kimberley.

2. Kapitel

Zurüstungen zur Reise. — Die Geschichte des ersten Diamanten. — Entdeckung der Mine. — Bedenkliche Besucher. — Zollbetrügereien. — „Diamant schneidet Diamant.“ — Begrüßung der Damen. — Die „I. D. B.“ — Schwindelgesellschaften. — Übelstände bei der geheimen Polizei. — Märtyrer der Civilisation ...

3. Kapitel

Das Sprengen des blauen Grundes. — Hinab in den Krater. — Untersuchung der Schwarzen. — Die Wäsche. — Reinspülen der Diamanten von Erde. — Sortirtische. — Beurteilung des Gewichts eines Steines. — Wer sind die Diamantendiebe? — Leben in Kimberley. — Klima und moralische Atmosphäre. — Der Pionnier der Minen

4. Kapitel

Ein gefährlicher Versuch. — Ein Vulkan in schauspielerischer Tätigkeit. — Einpacken. — Der Aufbruch nach der Kalahari. — Ein Bastard-Lager. — Ein dicker Packen Patronen. — Freundschaft mit den Boers. — Eine gute Kapitalanlage. — Ein südafrikanischer Robinson. — Holzmangel. — Ermordung Unschuldiger.

5. Kapitel

Ein etwas heißer Tag. — Wie es in Südafrika regnet. — Unsere erste Antilope. — In Campbell. — Eine alte Häuptlingsfrau aus Griqualand. — Der Garten des Herrn Bartlett. — „Müde geboren.“ — Ein Gespräch mit Herrn Virtue. — Landwirtssorgen in Südafrika. — Erlegung eines Koran. — Hinter dem Springbock her. — Ein Sonntagsmorgen in Griqua-Stadt. — Hauswesen eines Boer. — Unterhaltung mit dem Kommissar. — Der frühere Häuptling der Griquas. — Besuch bei dem „ältesten Einwohner“. — Das Land wird trockener.

6. Kapitel

Zwei Steinböcke mit einem Schuss erlegt. — Nochmals der „biedere“ Boer. — Verstärkungen. — Mittagessen à la Bastard. — Tränke bei Abrahams Dam. — Jan ist verloren. — Im Sande festgeraten. — Ein fürchterlicher Weg. — Endlich am Wasser. — Was man in Kheis Rahm nennt. — Wie man einen Ochsenzug anschirrt. — Polizeiliche Pflichten in Koranna-Land. — Am Rande der Kalahari. — Ochsen oder Maultiere. — Ein undankbares Maultier. — Kert unter seinen Verwandten.

7. Kapitel

Die Familie eines Bastards. — Das Zelt eines Buschmanns. — Jan kehrt halbtot zurück. — Erzählung seiner Erlebnisse. — Botanisieren in der Wüste. — Die Sama oder wilde Wassermelone. — Buschmanns-Reis. — Ein gehöriger Mundvoll. — Sammeln von Insekten. — Festgefahren in einer Sanddüne. — Ein Traum von Golkonda. — Diamantensuchen. — Jagd auf Fasanen und wilde Gänse. — Neueste Pariser Moden. — Natürliche Sattelkissen. — Ein Mantalini der Wüste. — Eine urwüchsige Pumpmaschine. — Ausgeschieden. — Farbige Familie.

8. Kapitel

Jan in Ängsten. — Das beste Pferd ertrunken. — Ein Hoch! auf das Leben in der Wüste! — Wieder festgefahren. — Umtausch der Maultiere gegen Ochsen. — Nachrichten aus Chartum. — Ein schlauer Handelsmann. — Ochsenritt. — Besuch von den Gebirgs-Buschmäunern. — Höhle mit Skulpturen. — Tanz und Konzert der Eingeborenen. — Eine Hyäne wird erlegt und verschmaust. — Ein Tag beim wilden Geflügel. — Eine Blumenwüste. — Graben nach Wasser. — Organisieren einer hohen Jagd. — Verirrt auf der Straußenjagd. — Abendessen von Straußenfleisch. — Eine Nacht in der Wüste mit dem Tod als Bettgenossen.

9. Kapitel

Verloren in der Wüste. — Sterbensmüde vor Hunger und Anstrengung. — Giftige Wurzeln gegessen. — Todeskampf. — Eine Beute wilder Tiere. — Aufgegeben als tot. — Vom Rande des Grabes gerettet. — Milch und Wasser. — Kalabari-Kaffee. — Köstliches Wasser. — Gras und Sama in Überfluss. — Kuis. — Der Häuptling „Mache schnell“. — Ein wucherischer Häuptling. — Erlebnisse eines Wüstenhändlers. — Compagniegeschäft mit zwei Bastard-Jägern. — Wie man Sama kocht.

10. Kapitel

Löwenspur. — Kert setzt die Eingeborenen in Erstaunen. — Ein Nacht-Kraal. — Neuartige Krippe. — Eine grasbedeckte „Wüste“. — Sammeln von Grassamen. — Eine Heerde Springböcke (Beisa-Antilope) von Löwen angegriffen. — Dirk und Klaas laufen weg. — Auf der Verfolgung des Löwen. — Mit knapper Not entwischt. — Wir finden den Löwen gespießt auf den Hörnern des Gemsbocks. — Das Abhäuten der Beute. — Einsame Nachtwache. — Ein fremder Eindringling. — Ich werde zu einem geheimnissvollen Zweck abberufen.

11. Kapitel

Einem Sterbenden Hilfe gebracht. — Der kranke Deutsche erzählt seine Geschichte. — Verrat der Hottentotten. — Dem Tode in der Wüste überlassen. — Sama und nichts als Sama. — Eine Wildniss von schönen Blumen. — Behexte Springböcke. — Eine Inventarisation. — Vorräte einlegen. — Ein Grasmeer. — Nächtliche Ruhestörung. — Eine Gesellschaft von Betschuana-Händlern. — Ein phantastischer Zauberdoktor.

12. Kapitel

Die Sitzung beim Wunderdoktor. — Das Orakel verheisst guten Erfolg. — Ein Zauberer übertrumpft den andern. — Der Neger in die Enge getrieben. — Am Rande des K'gung-Waldes. — Ein merkwürdiges Vogelnest. — Schreckliche Enttäuschung. — Versuche das Unglück zum Guten zu wenden. — Graben nach Wasser. — Ein verlassenes Lager der Balala. — Ein Löwe springt mitten in unser Lager. — Eingeborene Wasserträger. — In Lihutitung. — Ein Geschenk von Mapaar. — Unser erstes Bad.

[b[13. Kapitel[/b]

Ein Besuch beim Häuptling. — Ein fürstlicher Bettler. — Leichte Heirat. — Mapaars Garten. — Seltsames Getränk. — Mapaar erfreut sich des Genusses von Eau-de-Cologne. — Hausbauende Spinne. — Mapaar ladet uns zu einer Jagd ein. — Ich beleidige meine „schwarze Schönheit“. — Bereitung von dicker Milch. — Jagd auf Gemsböcke. — Der enttäuschte Fotograf. — Verteilung der Beute.

14. Kapitel

Ein Missverständnis in der Familie. — Ich muss mich auf die Defensive beschränken. — Urteil ,,nicht schuldig“. — Vom Regen in die Traufe. — Verwandlung in einen „Wetterpropheten. — Eine gefährliche Klemme. — Auf der Entenjagd. — „Gewonnen, doch nicht gefreit.“ — Meine Prophezeiung erweist sich als nur zu wahr. — Noch einmal im Verhör. — Meine Logik gegen Mapaar. — Ende gut, alles gut. — Adieu Mapaar! — Im Wald. — Auf der Löwenfährte.

15. Kapitel

Wir überraschen die Löwen im Schlafe. — Ein glücklicher Schuss. — Ein köstliches Regenbad. — Kuhmelken. — Das Vieh säuft bis zum Platzen. — Angriff auf ein Rhinoceros. — Bombardement des Jungen. — Ein wohlriechender Käfer. — Die Wassermelone der Kaffern. — Wohnstätte der Zwerge. — Der M'kabba-Stamm. — Trüffeln à la Zwerg. — Herstellung vergifteter Pfeile. — Besuch im Lager. — Die Zwerge versprechen mit nach England zu reisen.

16. Kapitel

Elefantenjagd. — Ein schöner Baum. — Etwas realistische Musik. — Im Hinterhalt auf Elefanten. — Angegriffen von den Dickhäutern. — Ein sich selbst kurierender verwundeter Elefant. — Eine passende Leiter. — Kert entkommt mit genauer Not. — Abendessen aus Elefantenfüssen. — Wohltuende Erholung. — Büffeljagd. — Mehr erschreckt als verletzt. — Eine einzige große Viehweide. — „Wieder ein Glückskind. — Eine Herde Zebra. — Ein Schatz, der seines Finders wartet. — Verlegenheit eines Antiquars. — Ersatz für Kartoffeln. — Beweis für die allmähliche Hebung des Landes. — Merkwürdige Gebräuche bei den Damara.

17. Kapitel

Durch das Löwenland. — Von Otschimbunde nach Kerses. — Ein anderes Verfahren, dicke Milch herzustellen. — Ein Engländer incognito. — Eine Hüttenstadt. — Dirk Verlander, Häuptling der Bastards. — In einer Verlegenheit. — Wie Verlander „Kapitän“ wurde. — Zeitrechnung und Geldwerte bei den Bastards. — Sitten derselben. — Erfolgreiche Viehzucht. — Zum Gottesdienst. — Hauptbettler. — Der Privatsekretär. — Aufbruch zu einem Jagdzuge. — Träumereien im Zwielicht. — Ein Schakal in der Falle gefangen.

18. Kapitel

Ohne Furcht vor den Giftbeeren. — Ein Ritt hinter einer Giraffe lier. — Ein großes Tier. — Winke für Giraffenjäger. — Mittel gegen Geier und Löwen. — Eine Delikatesse der Wüste. — Ich verbringe eine Nacht allein auf einem Baum. — Niederschweben der Geier mit voller Kraft. — Ein Ungetüm von Geier. — Nächtliche Besucher. — Schmarotzer oder Handlanger des Löwen. — Die Hyäne betritt einen verbotenen Raum. — Im Lande der Träume. — Ein sonderbarer Vogel. — Drei Löwen auf der Bildfläche. — Leo wird zu Hause fotografiert. — Ein tollkühnes Experiment. — Camera oder Büchse. — Tod des Königs.

19. Kapitel

Ein Löwensprung. — Qui s'excuse s'accuse. — Beobachtung der Wildebeests. — Hinter den Giraffen her. — Die Bewunderung der Eingeborenen. — Fotografie einer sterbenden Giraffe. — Fang einer jungen Giraffe. — Zerwirken der Beute. — Wir machen Dörrfleisch. — Jagd auf Strauße. — Eine Festnacht. — Ein zweibeiniger Löwe. — Nächtliches Abenteuer. — Wirkung vergifteter Pfeile.

20. Kapitel

Schmetterlingsfang. — Ein Chamäleon. — Giftmischerei. — Das Beschmieren der Pfeile. — Anfertigung der Pfeile. — Honigbier. — Nester der wilden Bienen. — Sammeln des Honigs. — Bereitung von Honigbier. — Ein Trinkgelage. — Falscher Lärm. — Ein tragisches Ende des Festes. — Freunde, nicht Feinde.

21. Kapitel

Die Vaalpen oder der Katti-Stamm. — Ein „christlicher“ Kaffer. — Die Schwarzen werden weiß gewaschen. — Ein Nektartrunk. — Eine Katti-Jagd. — Unsere Vorräte werden knapp. — Auf dem Sklavenmarkt. — Upington, unser Leitstern. — Von einer Schlange gebissen. — Ein neuer Berg. — Wunderbare Mauer. — Eine archäologische Entdeckuug. — Sammeln von Wasserinsekten. — Eine Vogelnester-Schlange. — Unsere Wäsche. — In Verlegenheit aus Mangel an Lebensmitteln und Wasser. — Eine Mondscheinszene. — Ein frisches Gespann. — Ein glücklicher Fund. — Tod der „Lady Anna“. — Schlangenbiss. — Similia similibus curantur.

22. Kapitel

Wieder in Mier. — Der Privatsekretär wird vertraulich. — Ein Vernichtungskrieg. — Schreckliche Bekenntnisse. — Ein vertrauenswerter Vertrauter. — Ein Garten in Mier. — Fruchtbarer Boden. — Die Krankheit der Müdegeborenen. — Gegengift gegen Schlangengift. — Ein unternehmender Boer. — Eine Bastard-Familie. — Nutzbarmachung der Kälber. — Tauschhandel. — Eine Razzia unter Wasservögeln. — K'abiam-Pfuhl

23. Kapitel

An den Ufern des Oranjeflusses abwärts. — Ein Ansiedler aus Canada. — Der Wagen umgeworfen. — Heilung mit Hindernissen. — Höherer Straßenbau. — Erforschung der Flussufer. — Übergang über die Stromschnellen. — Erster Blick auf die Fälle. — Ein Wassersturz auf solidem Fels. — Ein Stromwirbel. — Schöne Aussicht. — Eine Blumenlaube. — Hochmut kommt vor dem Fall. — Fotografie der Fälle. — Launen der Natur. — Recognoscierung der Hercules-Fälle.

24. Kapitel

Eine akrobatische Leistung. — Fotografie der Hercules-Fälle. — Plötzliches Steigen des Flusses. — Bau eines Flosses. — Fasanen, Perlhühner, Felsentauben. — Vorsicht ist der bessere Teil der Tapferkeit. — Abstieg vom Abhang. — Farini Türme und -Fälle. — Prächtige Aussicht. — Knappe Flucht. — Schlammfinken. — Ein wohlverdientes Abendessen. — Unterirdischer Strom. — Der Diamantenfall. — Von der Hochflut überrascht. — Die „Hundert Fälle.“

25. Kapitel

Yon der Flut gefangen gehalten. — Eine Nacht mitten im Strom. — Ein Pavian zum Frühstück. — Flucht aus dem Gefängnis. — Wir werden mit Lächeln empfangen. — Besuch von einem poetischen Bastard. — Buschmann -Abgrund. — Ungewöhnliches Schießen auf Flusspferde. — Ein zivilisiertes Mittagsmahl. — Ein unternehmungslustiger Ansiedler. — Eine Tabaksfabrik. — Ein Inselstaat. — Hottentotten-Ärzte.

26. Kapitel

In Upington. — Die Annehmlichkeiten der Zivilisation. — Ein schöner Gärtner und eine Gartenfee. — Eine sehenswerte Bewässerungsanlage. — Ein guter Bissen für einen Buschmann. — Glückliche Familie. — Gefährliche Furt. — Geduld und Ausdauer. — Ein entschlossener Händler. — Große Teegesellschaft. — Eine Boer -Hochzeit. — Im Verhör über die Königin. — Prieska. — Schlimme Bestimmungen für die Buschmänner. — Noch einmal Froude's „ehrlicher Boer“. Wieder in Hopetown. — Öffentlicher Verkauf. — „Ehrliche Boers.“ — Besuch von Zeitungsschreibern. — Allgemeine Schlüsse
Vorwort des Übersetzers

Es ist eine den meisten Europäern gewiss völlig unbekannte Gegend im Innern des südlichen Afrika, in die unser Reisender uns führt. Jenseit des Schauplatzes der frühern berüchtigten Kriege zwischen Engländern und Kaffern, seitlich vom Zulu- und Transvaal-Lande, wo die Engländer noch vor wenig Jahren gegen Zulu und Boers fochten, liegt eine Gegend im Norden des Gebiets der Kap-Kolonie, wohin allerdings die Entdeckung reicher Diamantlager seit 1867 beziehungsweise 1870 eine ziemlich zahlreiche, teils wandernde teils sesshafte weiße Bevölkerung zusammengezogen hat. Aber über 29° bis 30° südl. Breite hinaus beginnt selbst auf den neuesten Karten eine nur mit spärlichen Namen und Reiserouten bezeichnete Fläche, welche noch so weiß aussieht, als vor acht Jahren das seitdem durch Stanley aufgeschlossene Zentrum des dunkeln Erdteils. Sie erstreckt sich von 29° bis 16° südl. Breite und von 27° bis 18° östl. Länge und weniger, und war mit ihrem mehr als doppelten Flächenraum des Deutschen Reiches eigentlich bis jetzt mir als Kalahari-Wüste, der Sahara-Wüste vergleichbar, bekannt. Von diesem Wüstencharakter, d. h. der Abwesenheit von Wasser und Kultur aller Art, zeugen am deutlichsten die einfachen Striche, welche um den südöstlichen bis östlichen, und den westlichen bis nordwestlichen Rand herum die Wege einzelner Reisenden andeuten sollen, welche alle es nicht gewagt haben, in das Innere der verrufenen Terra incognita einzudringen. Von Südosten kam der älteste Pionier südafrikanischer Wildnisse, Livingstone, welcher hier die Tochter des Missionars Moffat zur Frau nahm, um mit ihr vereint weiter nach Norden zu ziehen (vgl. S. 57 dieses Werkes), und nach ihm eine Anzahl deutscher und englischer Reisenden; von Nordwesten versuchten Hahn 1866 und mehrere andere in die Wildnis einzudringen, welche Barnes und Andersson schon 1861 und 186o auf direkt östlichem Wege durchquert hatten. Der südliche Teil aber sowie die nordsüdliche Axe des weiten Gebiets blieben so gut wie unbetreten, wenn man einige sporadische Jagdzüge nicht als Explorationen unbekannter Gegenden gelten lassen will.

Diese Lücke ist nun durch Farinis Reise in vorerst genügender Weise ausgefüllt. Mit dem begrenzten Reiseplan ausgerückt, die sogenannte Wüste darauf zu untersuchen, ob sie sich zur Anlage von Viehzüchtereien im großen nordamerikanischen Stil eigne, hat er die Anschauung gewonnen, dass das Land vielfach mit Wald und fast allenthalben mit hohen Büschelgräsern und Melonen bestanden ist, welche von den dortigen Viehrassen gern gefressen werden; ferner dass die Wüste von einer Menge kleiner Volksstämme bewohnt wird, welche von Ackerbau, Viehzucht und Jagd leben, und dass neben und um sie tausende und aber tausende der verschiedenen Vertreter der großen nnd kleinen Antilopenarten, ferner zahlreiche Strauße, Giraffen, Elefanten, Büffel, wie auch Schakale, Hyänen und Löwen sich in dieses Paradies für Jäger teilen. Farinis Darstellung seiner Reiseerlebnisse ist eine überaus lebendige, da er sich und seinen Begleiter und Landsmann — beiläufig den tapfersten Photographen, der den anspringenden Löwen photographiert ohne zu zucken — stets redend einführt, und auch sein Verkehr mit den Eingeborenen und zufällig gefundenen Reisegenossen sich fortwährend in dieser dramatischen Weise abspielt. Da Farini, abweichend von der englischen Sitte, mit allen Leuten auf menschlich vertraulichem Fuss zu verkehren versteht, so kommen ihm alle auch mit Vertrauen entgegen und geben ihm Gelegenheit, Land und Leute in gründlicherer Weise als die bekannten Globetrotter kennen zu lernen und zu studieren. Mit den Afrikander Boers macht er freilich schlechte Erfahrungen, desto bessere mit einem von Hottentotten ausgeplünderten und beinahe totgeschlagenen deutschen Landsmann und Händler, welchen er in der Wüste zufällig findet und seiner Reisegesellschaft als allbereite kundige Hand einverleibt. Unerschütterlicher Humor, selbst in den bedenklichsten Lagen, gesundester Menschenverstand, keckes Draufgehen und Wagen nach vernünftigem Erwägen, klare Auffassung der Verhältnisse zeichnen jede Blattseite des Buches aus. Geschmückt wird die Erzählung durch die hochinteressanten Episoden über die Geschichte der Entdeckung und Ausbeutung der südafrikanischen Diamantenlager, durch welche wir mitten hindurchgeführt werden, über den archäologisch merkwürdigen Fund alter in der Wüste aufgefundener Denkmäler früherer Baukunst und Kultur, über die Anfänge der Kultivation der Wüste durch bereits gegründete Viehzüchtereien im großen, endlich durch die Schilderungen großartiger landschaftlicher Schönheiten, wie der Hundert Fälle des Oranjeflusses, und die mitunter kaum glaublichen und doch so treu und wahr vorgetragenen Erlebnisse auf den verschiedenen Jagdzügen.

Für uns Deutsche knüpft sich an diese Darstellungen ein ganz besonderes Interesse, da Farini Deutschland kennt und weiss, dass die ganze von ihm durchwanderte Gegend das Hinterland unsers Küstenstrichs von Südwest-Afrika, im Norden und Süden von Angra Pequena, bildet, und Farini mit eigenen Ohren hörte, wie erwartungsvoll die Einwohner auf dessen Aufschließung durch unsere Pioniere gespannt sind, deren Einer sich schon in amtlicher Eigenschaft im Herero-Lande eingeführt hat. Es wird hier also von völlig neutraler unparteiischer Seite — denn kein Land und Volk denkt wohl weniger an koloniale Erwerbungen als das der Vereinigten Staaten von Nordamerika — gezeigt, welchen Wert das Hinterland unsers Küstenstrichs hat und mit welchem Maßstab gewisse fortschrittliche Witze im Reichstage zu messen sind.

Zweiflern möchte auch die Lektüre eines Aufsatzes in der Revue maritime et coloniale, 1886, VI, zu empfehlen sein, in welchem der Oberstabsarzt der französischen Marine Dr. Leon Canolle, von Bord des Aviso „Segond“, sich über Angra Pequena selber folgendermaßen ausspricht: „Wenn mir kurz und bündig die Frage gestellt wird, hat die Kolonie eine Zukunft? so antworte ich: „Ich glaube es, ja! weil das Klima gesund und die Zähigkeit des deutschen Charakters bekannt ist; ganz besonders aber, wenn das Vorhandensein von Metalladern bestätigt wird. Es bietet sich hier ein günstiges Klima für eine dauernde Ansiedelung, um so mehr, weil sich hier die europäische Rasse fortpflanzen kann; das Klima ist der beste Bundesgenosse eines jeden Geschäfts, der mächtigste Antrieb zur Ausdauer. Und weil die Deutschen zu ihren Unternehmungen Geduld mitbringen, ihre Waren zu mäßigen Preisen feilbieten und zurückhaltend gegen raschen Gewinn alles von der Zeit zu erwarten verstehen, so wird die Einfuhr und Ausfuhr von Jahr zu Jahr zunehmen, und eines schönen Tags im Hintergrunde von Angra Pequena eines der wichtigern Zivilisationszentren sich erheben,“ u. s. w.

Überhaupt wer lernen will, wie man reale Verhältnisse mit gesunden Augen betrachten, wie man über den kleinen und großen Leiden afrikanischer Reisen nicht die Besinnung, Mut und Laune verlieren, dagegen zufrieden mit seinem Reiseertrage — und dahin rechnet Farini auch einen reichen Vorrat nützlicher Pflanzen und Sämereien — von seiner Reise heimkehren soll, der greife zur „Reise durch die Kalahari-Wüste“, und er wird sich wie selten erfrischt und erheitert finden.

Bonn, im Juli 1886. Wilhelm von Freeden

000. „Lulu“, der Künstler

000. „Lulu“, der Künstler

040. Buch-Fels und Wasserfall

040. Buch-Fels und Wasserfall

031. Das Innere der Diamantengrube

031. Das Innere der Diamantengrube

043. Der Diamanten-Wasserfall

043. Der Diamanten-Wasserfall

037. Dirk Verlander und seine Groot-Mannen

037. Dirk Verlander und seine Groot-Mannen

034. Eine Vaalpen-Familie

034. Eine Vaalpen-Familie

041. Farini-Wasserfälle und Felsentürme

041. Farini-Wasserfälle und Felsentürme

000. Farini, Guillermo Antonio geb. als William Hunt (1838-1929) US-amerikanischer Seiltänzer, Zirkus-Impressario, Forscher, Autor, Maler und Erfinder

000. Farini, Guillermo Antonio geb. als William Hunt (1838-1929) US-amerikanischer Seiltänzer, Zirkus-Impressario, Forscher, Autor, Maler und Erfinder

039. Gorilla-Fels

039. Gorilla-Fels

030. Ansicht von Kimberley

030. Ansicht von Kimberley

033. König Mapaar und seine Gemahlin

033. König Mapaar und seine Gemahlin

036. Löwen eine Giraffe verschmausend

036. Löwen eine Giraffe verschmausend

044. Schermbrücker-Wasserfall

044. Schermbrücker-Wasserfall

042. Scott-Schlucht und Wasserfall

042. Scott-Schlucht und Wasserfall

038. Tränken der Rinder, eine Mondnachtszene

038. Tränken der Rinder, eine Mondnachtszene