Die Burg der Markgrafen

In der ganzen Geschichte Dresdens prägt es sich, wie Otto Richter (Geschichte der Stadt Dresden I. S. 259) richtig bemerkt, aus, daß sie ihr Dasein, ihre Bedeutung dem Landesherrn verdankt; sie behielt immer den Charakter eines fürstlichen Wohnsitzes, dessen Blüte oder Rückgang von der größeren oder geringeren Fürsorge des Herrscherhauses abhing. Willig stellten Dresdens Bürger ihrem Beschützer und Landesherrn zu jeder Zeit Kriegsmannschaft, wie sie auch zu der Befestigung des wichtigen Elbübergangplatzes stets alles Erforderliche bereit stellten. Allerhand Rechte und Vorteile wurden ihnen für diese Dienste zuteil. Die Möglichkeit zu größerem Erwerb lag nicht vor; verheerende Kriege und Feuersbrünste zerstörten namentlich im 15. Jahrhundert immer von neuem den Wohlstand der Stadt. So blieb denn die Abhängigkeit der Stadt von den Fürsten immer weiter bestehen.

Kein Wunder, daß die markgräfliche Burg das wichtigste Gebäude Dresdens im Mittelalter war und blieb, zumal da sie auch als Kopf der Brücke für die Verteidigung von hohem Werte war. Das älteste Modell Dresdens zeigt uns denn auch die Burg als beherrschendes Bauwerk der ganzen Stadt. Die älteste Burganlage erstreckte sich vom Elbtor, dem heutigen Georgentor, längs der Elbe bis zum jetzigen großen Schlossturm, der damals noch nicht vorhanden war. Den nordwestlichen Abschluß nach der Brücke zu bildete der starke Hausmannsturm, d. h. Wächterturm, der festeste Teil der Burg. Der ganze Bau war in einfachen Formen gehalten und hatte nach allem, was wir darüber wissen, keine künstlerische Bedeutung. An den Hauptbau wurden weiter zwei Flügel angesetzt, zunächst der längs der Schlossstraße, sodann 1461 — 76 der westliche Flügel, der vom Hausmannsturm abzweigte und u. a. die Kapelle enthielt, worin Martin Luther am 25. Juli 1517 vor dem katholisch gesinnten Herzog Georg gepredigt hat. Endlich erhielt das Schloss noch seinen südlichen Abschluß durch den vierten Flügel, der mit Erkern und Balkons geschmückt war und das Torhaus enthielt, das nach seiner Gestalt die Laterne hieß. Diese Erweiterungen ergaben sich aus dem erst allmählich sich steigernden Bedürfnis an Wohnräumen. Denn keineswegs haben die meißnischen Markgrafen dauernd in Dresden gewohnt. Zuerst tat dies Heinrich der Erlauchte im letzten Jahrzehnt seines Lebens 1277—1288, dann sein Sohn Friedrich Clemme (†1316), der den Namen Herr von Dresden führte, dann aber nach langen unruhigen Zeiten erst wieder Markgraf Wilhelm L, der von 1387—1407 in Dresden wohnte, und schließlich die beiden Brüder Ernst und Albrecht, die von 1464 an gemeinsam und einträchtig regierten, bis sie 1485 zur Teilung schritten, welche die wettinischen Lande für immer zerriss. Offenbar hat die gemeinsame Hofhaltung der beiden Brüder zur Erweiterung der Burg 1471—76 geführt. Zu gleicher Zeit ließ übrigens Albrecht die Albrechtsburg in Meißen bauen.


Abb. 13 Ältestes Burgmodell

Abb. 14 Teil des Totentanzes vom Georgentor des Kgl. Schlosses 1533 (Tod, Papst, Kardinal, Bischof, Abt, Pfarrgeistlicher)



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Dresden
Abb. 13 Ältestes Burgmodell

Abb. 13 Ältestes Burgmodell

Abb. 14 Teil des Totentanzes vom Georgentor des Kgl. Schlosses 1533 (Tod, Papst, Kardinal, Bischof, Abt, Pfarrgeistlicher)

Abb. 14 Teil des Totentanzes vom Georgentor des Kgl. Schlosses 1533 (Tod, Papst, Kardinal, Bischof, Abt, Pfarrgeistlicher)

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