Oper und Feste

Mit der Person Johann Georgs II. sind die ersten Anfänge der Oper in Dresden verbunden. "Gesungene oder Opera-Ballette“, wie der Ausdruck lautete, bildeten damals einen wesentlichen Bestandteil der Hoffestlichkeiten, deren Schauplatz das kurfürstliche Schloss war. Für eine solche Hoffestlichkeit verfasste im Jahre 1650 der kurfürstliche Bibliothekar David Schirmer das Ballett „Paris und Helena“, für eine andere 1653 der kurfürstliche Kammersekretär Geller das Ballett „Der Getreue Schäfer“, ein drittes im Jahre 1655 hieß „das Ballett der Glückseligkeit“. Für die Aufführungen bildete sich der Kronprinz aus den Mitgliedern seines Hofstaates eine kleine Hofschauspielertruppe. Im Jahre 1651 schlug der Prinz seinem Vater vor, das Theater für die Ballette und Komödien im Riesensaale des Schlosses zu errichten, als Kurfürst aber erbaute er 1664 das erste Opern- oder Komödienhaus, ein Gebäude mit eigenartiger Inneneinrichtung, über die man bei Gurlitt nachlesen kann. Es stand an das Schloss angebaut gegenüber dem jetzigen Ostpavillon des Zwingers und diente seinem Zwecke bis 1707, dann wurde es für den katholischen Gottesdienst umgebaut, weiter wurde das Komödienhaus oder ein Neubau an seiner Stelle von 1757 an als Ballhaus benutzt, von 1804 bis zu seinem Abbruch 1888 endlich diente es als Hauptstaatsarchiv.

Die sogenannten Ballette, in denen wir die ersten Anfänge der Dresdner Oper zu sehen haben, bildeten nur einen Teil der großartigen Festlichkeiten, die Johann Georg II. im Wettbewerb mit den Höfen Italiens und Deutschlands veranstaltete. So gab er 1662 "zur Vermählung seiner Tochter Erdmuthe mit dem Markgrafen Christian Ernst von Brandenburg-Kulmbach ausgedehnte Festlichkeiten, die sehr große Vorbereitungen erforderten. Sie dauerten vom 18. Oktober bis zum 13. November. Darunter waren verschiedene Karusselle und Ringrennen mit prächtigen Aufzügen, sowie allerhand Jagden und ein viertägiges Stahlschießen. Diese ritterlichen Übungen wechselten ab mit edleren Vergnügungen, Opern, Komödien und einem Feuerwerk, darstellend die Eroberung des goldenen Vließes durch Jason. Großes Aufsehen machte besonders die Oper II Paride, die der Kapellmeister Bontempi eigens für dieses Fest komponiert hatte. Als Nachspiel folgte ihr am anderen Tage die Komödie von der Belagerung der Stadt Troja, „und zwar der erste Teil, bis auf den Tod des Hectors“, sodann zwei Tage später der andere Teil von der Belagerung und endlichen Zerstörung Trojas "in einer Tragödie vorgestellt“. Ähnliche Festlichkeiten wurden in Dresden gefeiert bei der Vermählung des Kurprinzen Johann Georg III. im Dezember 1666 und im Januar 1667 und bei der Geburt seiner Söhne Johann Georg IV. 1668 und Friedrich August 1670. An diese reihen sich die Feiern bei der Zusammenkunft der Mitglieder des Hauses in Dresden“. (Vgl. Hoffeste und Festbauten vor Entstehung des Zwingers von Jean Louis Sponsel.) Das äußerste an fürstlicher Pracht ward geleistet, als im Jahre 1678 die drei Brüder des Kurfürsten, die Herzöge August zu Sachsen-Weißenfels, Christian zu Sachsen-Merseburg und Moritz zu Sachsen-Zeitz mit ihren Gemahlinnen, Prinzen und Prinzessinnen und zahlreichem Gefolge, zusammen 440 Personen mit 382 Pferden, dem Dresdner Hofe einen gemeinschaftlichen Besuch abstatteten. Der Kurfürst mag stolz gewesen sein auf die festlichen Veranstaltungen bei dieser "Durchlauchtigsten Zusammenkunft“, er hat deshalb Sorge getragen, die Kunde davon auf die Nachwelt zu bringen, indem er trotz drückendem Geldmangel eine umfassende Beschreibung mit zahlreichen Bildern in Kupferstich herausgeben ließ. Bearbeitet hat dieses Werk einer seiner Räte Gabriel Zschimmer, der von 1682—1694 Bürgermeister von Dresden war. Die Zeichnungen für die Kupferstiche haben keinen künstlerischen, um so mehr aber Wert für die Kultur- und Städtegeschichte. (Neu herausgegeben und mit Erläuterungen und Einleitung versehen durch Otto Richter für den Verein für Geschichte Dresdens.)


Das Werk mit seinem mehrere hundert Seiten füllenden Text gibt uns die genaueste Auskunft über die Festlichkeiten.



Dieses Kapitel ist Teil des Buches Dresden