Giebel und Erker

Giebel aus dem 16. Jahrhundert sind in Dresden so gut wie nicht mehr vorhanden; die Giebel der noch fast unberührten Renaissancehäuser Große Brüdergasse Nr. 8 und Nr. 13 sind ganz schlicht gehalten. Etwas mehr bietet das 17. Jahrhundert.

Hervorzuheben ist etwa der Giebel Altmarkt Ecke Frohngasse 1 (Eberstein), das Haus ist im übrigen architektonisch ganz verderbt worden, dann die sehr stattliche Anlage Schlossstraße 34 und das noch spätere Wilsdrufferstraße 14 (anno 1660). Dieses Haus, das sich in seiner ganzen Anlage als ein stattliches Familienhaus des 17. Jahrhunderts kennzeichnet, zeigt auch deutlich den Stilwandel, der nach dem Dreißigjährigen Kriege einsetzte. Niederländische Einflüsse machen sich geltend: reicherer Schmuck an Quaderung, Säulenstellungen, Fruchtgehänge, Kartuschen treten auf, selbst "die Giebel mit ihren breitgelaufenen Voluten erscheinen jetzt lediglich als Schmuckstücke“. Auch die unregelmäßige Anlage der Fenster verschwindet, in allen Geschossen liegen sie in den gleichen senkrechten Achsen. Besonders bezeichnend für das 17. Jahrhundert sind die Erker, die in den Bauordnungen von 166o ausdrücklich als zugelassen bezeichnet werden. Einer der ältesten ist der am "fürstlichen Hause in der Elbgasse“ (Schlossstraße 30) mit edler Ornamentik in Flachrelief und den beiden trefflichen Hochreliefbildnissen des Kurfürsten Christian II. und seiner Gemahlin Hedwig von Dänemark.


Abb. 41 Erker Schlossstraße 30 mit den Bildnissen des Kurfürsten Christian II. und seiner Gemahlin Hedwig von Dänemark von Hans Steyer 1610
Abb. 42 Denkmal der Dorothea Stubing von Christoph Abraham Walther um 1677


Er stammt aus der Zeit um 1612 und rührt von Hans Steyer her. Kragstein, Architrav, Pilaster und Fries sind mit Flachrelief bedeckt; auf dem Kragstein das sächsische Kur-Wappen, das dänische Wappen und zwei Ordenssterne. Der Fürst in Rüstung, das Kurschwert auf der rechten Schulter, trägt über der Brust eine Feldbinde, die Linke eingestemmt; die Fürstin in gewaltigem Reifrock, auf dem beide Hände aufliegen.

Weitere Beispiele für Erker bieten zahlreiche Häuser Wilsdrufferstraße. Große und Kleine Brüdergasse, Schlossstraße, Webergasse, Galeriestraße 9, Rampischestraße, Kasernenstraße 3 und Hauptstraße 22. Diese Erker sind oft nur Ausbauten vor einem Fenster, sie sind fast ausnahmslos älteren Häusern angeheftet und aus Holz hergestellt, oft reich mit Schnitzerei oder mit Stuckornamenten verziert. In den Formen zeigt sich eine große Geschicklichkeit in der Behandlung des Holzes, und die Freude daran zeigt sich in dem immer wachsenden Reichtum der Ornamentik an Akanthusranken, Fruchtgehängen, Masken usw.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Dresden
Abb. 41 Erker Schlossstraße 30 mit den Bildnissen des Kurfürsten Christian II. und seiner Gemahlin Hedwig von Dänemark von Hans Steyer 1610

Abb. 41 Erker Schlossstraße 30 mit den Bildnissen des Kurfürsten Christian II. und seiner Gemahlin Hedwig von Dänemark von Hans Steyer 1610

Abb. 42 Denkmal der Dorothea Stubing von Christoph Abraham Walther um 1677

Abb. 42 Denkmal der Dorothea Stubing von Christoph Abraham Walther um 1677

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