Bildwerke der Frührenaissance

Aus derselben Zeit der Frührenaissance stammen nur noch wenige andere Werke der Architektur und der Plastik. Dahin gehört zunächst eine reich mit Masken und Blattzier belebte Treppentür im Flur des Hauses Schlossstraße 20. Weiter der Aufsatz des ehemaligen Portals am Pflugschen, später Rennerschen Hauses, Altmarkt Nr. 20 aus dem Jahre 1538 (im Altertumsmuseum). Links und rechts je ein Bildnis in rundem Rahmen, darstellend Herzog Georg und seine Gattin Barbara von Polen, offenbar nach älteren Bildnismedaillen gefertigt. In der Mitte ein müder, bärtiger Greis mit einem Totenkopf, dicht an ihn geschmiegt ein Kind, darunter zwei auf Delphinen reitende Jungen. Die Allegorie auf die Vergänglichkeit alles Irdischen ist auch hier bezeichnenderweise mit dem vom Tode so schwer heimgesuchten Fürstenpaar in Verbindung gebracht. Dem gleichen Gedankenkreise gehört ein Türaufbau an, der im Hausflur des Hauses Schlossstraße 1 eingemauert ist und in anderer Umrahmung genau dasselbe darstellt. Nur daß der Greis hier noch deutlicher das Kind auf den Totenkopf hinweist. Die Zwickel der umrahmenden Bogenstellung umschließen zwei Wappen. Die Krönung über dem Fries bildet eine Scheibe mit einem männlichen Kopf zwischen zwei Anläufen. Die Inschrift unten lautet:

Quam cito marcescet flos hie properantibus annis
Praecipiti cursu vita caduca fugit.


Abb. 17 Runderker Frauenstraße Ecke Neumarkt Um 1530

Auf den Tod deutet auch das Relief eines Kindes, das auf einem Totenkopf schläft, im Giebelaufbau des Hauses Schreibergasse 1, Ecke Altmarkt, das allerdings erst Ende des 16. Jahrhunderts entstanden ist. Dagegen finden wir noch ein Rundbildnis des Herzogs Georg an dem Hause Kleine Schießgasse Nr. 3 (katholische Bürgerschule) und besonders bemerkenswert ist der Runderker an dem Hause Frauenstraße Ecke Neumarkt, der über einem reichprofilierten Unterbau einen reizenden Fries mit tanzenden Kindern und darüber mehrfach gegliederte und verzierte Brüstungsgesimse aufweist. Es ist wohl möglich, daß auch diese Werke von dem Meister des Georgenbaues Hans Schickentantz herrühren, doch kommt auch Meister Bastian Kramer in Frage. Jedenfalls ist die Regierung des Herzogs Georg für den künstlerischen Aufschwung Dresdens überaus wichtig gewesen. Er zuerst hat etwas für die Verschönerung Dresdens geleistet, das bezeugt Johann Cochläus, der 1527—1539 Domherr von war, indem er 1533, also noch vor der Vollendung des Georgenbaues, sagt:

"Wo dieser Fürst regiert, da werden Häuser und Güter von Tag zu Tag werter und großgültiger denn zuvor, und seiner Fürstlichen Gnaden Fürstenlager, die feine Stadt Dresden, ist innerhalb 30 Jahren so groß gebessert in Gebäuden und Befestigungen, daß sie mit Gottes Hülfe auch wohl vor den Türken bleiben und sich Jahr und Tag aufhalten möchte, und wer sie in 30 Jahren nicht gesehen, der würde sie jetzt nimmer kennen. Daher gibt auch Gott Glück durch allerlei Zufälle, daß jetzt hier ein Haus gern 1.000 Gulden gilt, welches vor 30 Jahren nicht 300 gegolten hätte. Es werden auch solche Häuser von neuem gebaut, die auf dem Lande und in manchen Städten für herrliche Schlösser wären anzusehen.“


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Dresden
Abb. 17 Runderker Frauenstraße Ecke Neumarkt Um 1530

Abb. 17 Runderker Frauenstraße Ecke Neumarkt Um 1530

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