Altan im Großen Schlosshof

Endlich ist noch der Altan zu besprechen, der allerdings bei der Erneuerung des Schlosses im Jahre 1896 wesentlich verändert worden ist, indem er über zwei Meter weiter vorgerückt und auch sonst stark umgestaltet wurde. In vier Geschossen erhebt er sich bis zum Turmansatz: das unterste Geschoß zeigt die toskanische, das zweite die jonische Säulenordnung, die Säulen des dritten und vierten Geschosses sind korinthischer Art. Alle sind wie überhaupt die gesamte Architektur des Altans mit feinem Formgefühl ausgeführt, besonders anmutig die zierlichen korinthischen Säulen. Schöne Verhältnisse zeichnen das Werk durchweg aus und sichern ihm eine wohlgefällige Wirkung. Wesentlich ist das Motiv der flachen Pilaster oder Wandstreifen über den Kapitellen der drei Untergeschosse, gegen welches sich die Bogen totlaufen, ein Motiv, das, wie schon Steche bemerkt, besonders glanzvoll an der Plassenburg bei Kulmbach (1554 — 69) angewandt ist. Die Reliefs an der Brüstung des ersten Obergeschosses stellen Szenen aus der kriegerischen Geschichte der Israeliten nach der Erzählung im Buche Josua dar und mögen in allegorischer Weise die Siege des Herzogs Moritz über den Kurfürsten Johann Friedrich und Kaiser Karl V. verherrlichen. Ob diese Reliefs von Hans Walter herrühren, ob sie derselbe Künstler geschaffen hat, wie das Relief der Auferstehung am Kapellentor, muss dahingestellt bleiben.

Abb. 19 Schmiedeeiserner Türklopfer vom Kgl. Schloss Um 1550
Abb. 20 Großer Schlosshof Nordseite Zustand vor 1896
Abb. 21 Das Denkmal für den Kurfürsten Moritz (nach 1553) (Seit 1895 an der Brühlschen Terrasse)


Außer Juan Maria aus Padua waren damals bei den Arbeiten am Schlosse noch andere Italiener tätig; nämlich der von Vasari gerühmte Maler Francesco Ricchino sowie die beiden Brüder Benedikt und Gabriel de Thola. Von ihnen rührten die Sgraffitomalereien her, mit denen die Schauseiten des Schlosses außen wie nach dem Hofe zu geschmückt waren. Die beiden Thola malten auch 1563 die Decke des steinernen Saales über der Kapelle. Von diesen Malereien ist nichts erhalten; erhalten ist dagegen noch ein Teil von den gemalten hölzernen Decken, die Hans Willkomm und Georg Fleischer mit ihren Gesellen ausführten, nämlich in dem sogenannten Wettinzimmer, neu eingerichtet im Jahre 1892. Erhalten sind auch noch die im zartesten Relief stukkierten Decken des sogenannten Porzellanzimmers sowie des grünen Gewölbes, die (nach Gurlitt S. 363) eng verwandt sind mit genuesischen Werken des 16. Jahrhunderts.

Endlich bewahrt das Altertumsmuseum zu Dresden noch einige Reste aus dem alten Schlosse: eine eiserne Ofenplatte mit der Darstellung eines Ritters, einen Türgriff und einen trefflich gearbeiteten Türklopfer, beide aus Schmiedeeisen.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Dresden
Abb. 19 Schmiedeeiserner Türklopfer vom Kgl. Schloss Um 1550

Abb. 19 Schmiedeeiserner Türklopfer vom Kgl. Schloss Um 1550

Abb. 20 Großer Schlosshof Nordseite Zustand vor 1896

Abb. 20 Großer Schlosshof Nordseite Zustand vor 1896

Abb. 21 Das Denkmal für den Kurfürsten Moritz (nach 1553) (Seit 1895 an der Brühlschen Terrasse)

Abb. 21 Das Denkmal für den Kurfürsten Moritz (nach 1553) (Seit 1895 an der Brühlschen Terrasse)

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