Höhen und Aussichtspunkte

Das älteste Gestein des Elbtalgebirges besteht aus Schiefern der filurischen Formation. Jünger ist der Zug von Grauwacke, der sich vorherrschend zwischen der Gottleuba und dem Lockwitzbach ausbreitet, aber vielfach mit Rotliegendem und selbst gneisartigen Gesteinen abwechselt. Ein Felsrücken, der sich quer über die alte Straße hinzieht, die von Dohna südwärts übers Erzgebirge nach Teplitz führt, und der sich unter dem Namen Ziegenrücken südlich von dem altberühmten Gasthof „Zur kalten Ruhe“ bis zu 274 m Höhe erhebt, besteht aus Quarzit. Von seiner Höhe, die durch einen Denkstein bezeichnet ist, genießt man eine herrliche Aussicht ins Elbgelände hinunter und gegen die Sächsische Schweiz. Etwas höher ragt nordwestlich davon bei Burkhardtswalde der Kanitzberg hervor, 342 m hoch. Er bildet eine kleine Kuppe aus Kieselschiefer, die infolge ihres härteren Gesteins der Verwitterung widerstanden hat und ebenfalls eine treffliche Rundsicht bietet. Noch weiterhin nach Nordwesten bildet bei Witgendorf der Sandberg, 336 m hoch, eine kleine, aber auffällige Kuppe von Kieselschiefer. Die durch einen einsamen Baum kenntliche Höhe ist ebenfalls als Aussichtspunkt durch bescheidene Ruhebänke geziert. Jenseit des Lockwitzbaches bedecken jüngere Gesteine, Plänerkalk und Quadersandstein noch die vordere Stufe des Gebirges bis zu ihrer Höhenlinie und erstrecken sich über den Plauischen Grund am Weißeritzbache bis in die Gegend von Cossebaude. Bei Brießnitz tritt der Pläner sogar als niedere Felsenmauer bis unmittelbar an das Elbbett heran, so dass für die über Elsterwerda nach Berlin führende Eisenbahn nur mit Mühe der nötige Raum gewonnen werden konnte, ohne den gepflasterten Leinpfad, noch näher dem Wasser, zu beeinträchtigen. Überall wo in diesem Gebirge die Platten des Plänen mit Leichtigkeit gebrochen und verwendet werden konnten, sind sie zu kunstlosen Mauern zum Schutz der bäuerlichen Gehöfte und Obstgärten ausgeschichtet und bilden in den zahlreichen Dörfern diesem Landstriches eine charakteristische Erscheinung. Auf der Höhenlinie selbst, die zu gleicher Zeit mit der Grenze der jüngeren genannten Gesteinsarten zusammenfällt, liegen wiederum drei aussichtsreiche Höhenpunkte, an der Babisnauer Pappel, 334,5 m hoch, die Goldene Höhe, 345,5 m hoch, und die Prinzenhöhe, 329 m hoch, von denen die Höhe an der Pappel nur mit einem Aussichtsgerüst, die beiden letzteren mit Aussichtstürmen versehen sind. Obwohl in der Luftlinie kanm je 2 km voneinander entfernt, und scheinbar fast dieselbe Aussicht bietend, wird doch die mittlere, die Goldene Höhe, am meisten besucht und bietet wohl auch, sowohl nach der zu Füßen liegenden Residenz Sachsens als gegen die ferneren Felsenberge der Sächsischen Schweiz die berühmteste Aufsicht. Dann aber bietet auch noch näher an Dresden der Hohe Stein oberhalb des Vorortes Plauen von einem Turme aus einen entzückenden Ausblick sowohl in den unmittelbar darunter liegenden Plauischen Grund und über die sich immer mächtiger ausdehnende Hauptstadt, die recht eigentlich den Mittelpunkt des ganzen Talgeländes bildet, als auch auf die hinter ihr sich allmählich erhebenden weiten Nadelwälder der Dresdener Heide, auf das oberhalb der Stadt sich erstreckende Weingelände mit seinen zahllosen Landhäusern von Loschwitz bis Pillnitz, und auf den zunächst gelegenen Teil der Oberlößnitz. Die Felsen des Plauischen Grundes bestehen aus Syenit, der hier die filurische Formation durchbrochen hat (Abb. 5); aber über ihm lagerte, auch am Hohen Steine, Plänerkalk. Der Hohe Stein selbst, auf dem der Aussichtsturm sich erhebt, und die nächste Umgebung bot ehemals eine reiche Fundgrube von Versteinerungen der Kreidezeit, in der Haifischzähne und Austerschalen durch mannhaftes Auftreten besonders ins Auge fielen. Der Syenit des darunter liegenden, ehemals durch feine landschaftliche Schönheit hochberühmten Planischen Grundes schließt sich dann weiter nach Nordwesten an das Syenit- und Granitgebiet von Meißen an.

Nur eines kleinen Hügels auf der untersten Stufe des Gebirges, oberhalb Dresdens, muss noch gedacht werden, nämlich des Gamighügels bei dem Dorfe Torna, weil er eine geologische Merkwürdigkeit bietet. Er besteht oder bestand nämlich aus Lausitzer Granit, wird aber bald ganz verschwunden sein, weil er, bequem in der Nähe eines öffentlichen Weges gelegen, als Steinbruch ausgebeutet wird. Das Meißener Syenit-und Gneisgebiet tritt bereits an der Linie von Dresden westwärts nach Wilsdruff auf und reicht mit dem sich im Nordwesten anschließenden Granit bis an das Triebischtal und bis nach Meißen. Das Pläner- und Syenitgebiet verhalten sich in ihrer Abdachung gegen das Elbtal durchaus verschieden. Der leicht verwitternde Pläner- und Sandsteinboden schafft sanfte Abhänge, über die vom Gebirge im Süden, oder von dem Hochlande im Westen ohne Schwierigkeit bequeme Straßenzüge ins Tal in gerader Linie auf Dresden zu angelegt werden konnten, wodurch die Zugänglichkeit Dresdens von dieser Seite her wesentlich erhöht wurde.


Abb. 5. Die Begerburg im Plauischen Grunde.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Dresden und die Sächsische Schweiz
Abb. 5. Die Begerburg im Plauischen Grunde.

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