Die Lößnitz

Auf der Hochfläche hinter den Trachenbergen breitet sich sast wagerecht eine Sandebene bis zum Fuß der beim Wirtshause „Zum letzten Heller“ schroff aufsteigenden Syenitberge aus, wo der Sand eine ganz besondere Rolle spielt. Dieser Sand, der sich von dem die Dresdener Heide durchschneidenden Prießnitzgrunde bis in die Lößnitz ausdehnt, ist von hellgrauer und hellgelber Farbe, gleichmäßig seiner Quarzsand und deutlich geschichtet. Er bildet eine etwa 50 m hohe Stufe über der Elbebene. Und hier haben sich unter dem Spiel der Winde typische Dünen gebildet, wie man sie vielleicht im Binnenlande nicht erwartet. Wo eine Pflanzendecke fehlte, ist der Flugsand in langen Höhenzügen aufgeweht, die, den herrschenden Ostwinden entsprechend, meistens eine nordsüdliche Richtung innehalten. Viele dieser Dünen sind durch die neuen Militärbauten in der Albertstadt Dresdens eingeebnet und bedeckt, andere sind noch auf dem weiten Exerzierplatz am Heller, dem unfruchtbarste Gebiet des Heidesandes, zu erkennen.

So weit der Heidesand reicht - und das ist sowohl aus dem vorderen Höhenrande als am Gehänge und auf dem ganzen Talboden bis zum westlichen Strom und zur nördlichen Grenze des Talkessels -, so weit deckte ursprünglich der Kiefernwald fast ausschließlich das Land; aber die steileren Gehänge des Hochlandes zwischen Radebeul und Koswig sind schon seit dem Mittelalter für den Weinbau gewonnen, der allerdings in neuester Zeit durch die Reblaus bedeutende Einbuße erlitten hat und in manchen Weinbergen völlig ausgegeben ist. Dieser Strich mit der angelehnten Sandstufe, die sich langsam in die eigentliche Niederung der Elbaue senkt, in der allein die alten Dörfer liegen, trägt den Namen Lößnitz, durch den Lößnitzgrund (Abb. 17) in Ober- und Niederlößnitz geschieden. Der Name bedeutet eigentlich Waldland, bildet auch keine geschlossene Ortschaft, ist aber wohl als die früheste Kolonie von Dresden anzusehen. Von den gegenüberliegenden Höhen des westlichen Elbufers, vom Osterberge und den nahegelegenen Aussichtspunkten hat man eine mit Landhäusern bedeckte Landschaft vor sich, die sich 6-7 km weit am Fuß der Lößnitzberge ausdehnt. Die Straßen und Wege laufen dem Fuß des Gebirges parallel und die Namen obere, mittlere, untere Bergstraße zeigen, dass die Häuserreihen staffelweise emporsteigen. Nirgends trifft man städtisch aneinander gerückte Häuserzeilen, sondern an diesen Bergstraßen ist jedes Landhaus von Gärten umgeben. Gerade dieser Teil des Elbtales gilt als der wärmste und ist daher wohl am frühesten aufgesucht. Bis auf den Höhenrand stiegen die Winzerhäuser, die zum Teil in Tillen umgewandelt sind, und die Weinbergshäuser empor. Meist durch ihre herrlichen Aussichten berühmt sind sie allmählich in besuchte Restaurauts umgestaltet und auch auf bequemen Pfaden zugänglich gemacht. Zu ihnen gehören die Wilhelmsburg, das Spitzhaus, der Pfeiser, das Paradies und die Friedensburg. Wie man aber das Quadersandsteingebirge eine Schweiz genannt hat, so die Lößnitz das sächsische Italien oder noch seltsamer das sächsische Nizza, doch sind die Namen glücklicherweise nicht volkstümlich geworden. Besonders hervorragende Gipfel hat diefer Teil des Hochlandes nicht. So mögen denn nur der Spitzberg, 206 m hoch, bei Koswig genannt werden, dessen bewaldete Kuppe aus Gneis besteht, und der Himmelsbusch, 210 m hoch, eine Felsklippe am Steilrande bei Kötzschenbroda, die aus Hornblendeporphyr besteht. Diese beiden Höhen gehören also nicht dem eigentlichen Lausitzer Granit an und zeigen bereits, dass außer dem eigentlich typischen hellen oder dunkelblaugrauen Lansitzer Granit auch noch andere verwandte Gesteinsarten und zwar besonders Syenit an der Bildung der Lößnitzberge beteiligt sind.


Abb. 17. Talsiedelungen und Felsformen. Lößnitzgrund.


Dieses Kapitel ist Teil des Buches Dresden und die Sächsische Schweiz
Abb. 17. Talsiedelungen und Felsformen. Lößnitzgrund.

Abb. 17. Talsiedelungen und Felsformen. Lößnitzgrund.

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