Außer den bisher angeführten Partien gibt es aber noch mehrere sehr angenehme Fußpfade in Doberans nähern Umgebungen, ...

Außer den bisher angeführten Partien gibt es aber noch mehrere sehr angenehme Fußpfade in Doberans nähern Umgebungen, und es ist gewiss nicht zu viel gesagt, wenn der würdige Geheime-Medizinalrat Baron von Vogel in seinem „Handbuche zur richtigen Kenntnis und Benutzung der Seebadeanstalt zu Doberan. Stendal 1819.“ S. 54. behauptet: „dass man wochenlang täglich einen neuen Spaziergang wählen kann.“ Sind dem Wanderer aber die bisher angegebenen und beschriebenen Spaziergänge noch zu nahe, so wende er sich entweder nach Althof, oder nach der Bademühle, oder nach Barenhorst, oder selbst in die Allee, die ans Bad hinabführt.

Auf dem Wege nach Althof hat man links die schönsten Wiesen und Felder, und hinter denselben den Buchenberg, rechts aber anmutige Hügel und Wälder, bis man 1/4 Stunde von Doberan vor der Althöfer Mühle eintrifft, deren freundlicher Wirth und Wirtin, wenn Ermüdung und Esslust, oder Hunger und Durst es verlangen, die gewünschte Equickung und Erfrischung darreichen. Die schönen mit Buchen bewachsenen Hügel und zwischen ihnen der grüne Wiesenplan, der durch die vor einigen Jahren neu eingerichtete Kapelle in seinem Hintergrunde eine neue Zierde erhalten hat, bieten hier sehr angenehme Spaziergänge und Ruheplätze dar. Der hohe dichte Holzwuchs verhindert freilich eine allgemeine Rundaussicht; doch hat man von einigen Punkten freundliche Aussichten auf Doberan, und selbst bis zum Meere hin. Zu Althof haben die ersten Klostergebäude gestanden; sie wurden in spätern Zeiten, wie es von einigen Historikern angenommen wird, zu Wirtschaftsgebäuden verwandt, und die Kapelle hatte das Schicksal, in ein Backhaus verwandelt worden zu seyn, in welchem Zustande sie so lange blieb, bis im Jahre 1822 an einem Sonntage, und zwar den 9. August, Abends gegen 6 Uhr, ein zündender Blitzstrahl selbige wieder aus ihrem Nichts hervorzog. Bei diesem Brandunglücke, wobei nur bloß das Dach ein Raub der Flammen wurde, entdeckte man ganz zufällig, dass dies die Klosterkapelle gewesen sey. Das Gewölbe und die Mauern, die zwar von den Flammen beleckt wurden, blieben völlig erhalten. An den Mauern befanden sich auf Backsteinen noch alte glasierte Inschriften. Klüver nennt in seiner „Beschreibung von Mecklenburg,“ Theil 1. S. 280. dies ehemalige Kloster Oldehove, ohne weitere befriedigende Nachrichten über seine Erbauung usw. zu geben. Der Großherzog ließ diese Kapelle wieder herstellen. Das innere ist gegenwärtig mit einem Altare verziert. Die Sechs Apostel, Matthäus, Markus, Lukas, Johannes, Paulus und Petrus, äußerst brav vom Herrn Professor Suhrland in Ludwigslust gemalt, schmücken den Altar. Zwei Seitenfenster enthalten vortreffliche Glasgemälde, die Dresden gearbeitet wurden. Über der Eingangstüre steht auf zwei kleinen Fenstern das Wappen Doberans, ein Hirsch, Bischofsstab und Schwan, und das, Mecklenburgs. An der rechten Wand, dem Altare zu, liest man unter einem Glasrahmen:


„An der Stätte eines heidnischen Hei-
„ligtums gründete dies Gotteshaus, den
„ersten Beweis Seines Chri-
„stentums, im Jahre Seiner Taufe
„Pribislav II. letzter König der Obo-
„triten 1166. Nach Jahrhunderten der
„Entwürdigung befahl es herzustellen
„Sein erhabener Enkel im 20sten Ge-
„schlechte, Friedrich Franz, Erster
„Großherzog von Mecklenburg-Schwerin
„1823, das Heiligtum, den Ahnherrn
„und Sich Selbst gleich ehrend.“

Eine kupferne Platte oder eine Steintafel würde diese Inschrift vor dem Alles zernagenden und zerstörenden Zahne der Zeit schützen und der Nachwelt aufbewahren. So, wie Sie jetzt ist, muss sie auf kurz oder lang den Motten zur Speise werden.

Dieses Kapitel ist Teil des Buches Doberan und seine Umgebungen.